Das ist die altbekannte CDU/CSU-Propaganda. Und leider hat der sogenannte "real existierende Sozialismus" sehr viel dazu beigetragen, dass das Schreckgespenst "Kommunismus" immer noch die Kinder erschreckt.
Eins ist wahr: wenn Menschen zutiefst davon überzeugt sind, auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen, ist die Gefahr nicht weit, dass sie andere auch mit Gewalt beglücken wollen. Aber das ist kein Kennzeichen des Kommunismus. Das erleben wir auch fortwährend im religiösen Kontext. Der Weg vom Humanisten zum Terroristen ist manchmal erstaunlich kurz.
In den 1970er Jahren gab es unter Linken im Westen eine beliebte Argumentation: Der Kommunismus sei eine gute Sache, würde aber überall schlecht ausgeführt. Ein Argument im Übrigen, dass ähnlich manchmal von Muslimen zum Islam geäußert wird.
Damals habe ich das auch geglaubt, heute bin ich anderer Meinung.
Denn wenn ein System überall schlecht ausgeführt wird, dann ist es für die Praxis untauglich.
Vielleicht könnten mit den heutigen technischen Möglichkeiten, insbesondere der Digitalisierung und der Kommunikation, manche Probleme überwunden werden.
Es bleibt aber das grundlegende Problem des Mangels an bürgerlichen Freiheiten, die alle sozialistischen Systeme aufwiesen.
Allerdings bedarf auch der Kapitalismus grundlegender Veränderungen und Reformen. Der Kapitalismus ist auf ein stetiges Wachstum angewiesen, erfolgt es nicht, so kommt das einer Rezession gleich. Arm und Reich gab es früher auch schon, aber der ökonomische Unterschied zwischen wenigen Reichen und vielen Armen ist seitdem auf ein Mehrfaches angestiegen. Und im Unterschied zu früher hat eine Art neue Armut längst die Mittelschicht erreicht.
In den 1970er Jahren war die 35-Stunden-Woche noch ein gesellschaftliches Thema, aber darüber redet heute keiner mehr. Die neuen Technologien Computer und Internet versprachen uns eine neue Welt mit weniger und effizienterer Arbeit, ja ökonomischer Gleichheit für alle. Aber die meisten von uns arbeiten noch immer 40 Stunden und mehr die Woche. Das Internet hat die Menschen nicht gleicher gemacht. Stattdessen sind Unternehmen entstanden, deren Marktmacht noch größer geworden ist, und die nicht einmal von Nationen kontrolliert werden können. Es braucht vielmehr ganze Staatenverbände wie etwa die EU, um sie wenigstens noch einigermaßen in die Schranken verweisen zu können. In einer Liste der 10 reichsten Menschen weltweit sind 7 oder 8 in oder um das Digitale groß geworden. Und wenn ein Elon Musk Spaß-Raumflüge für Superreiche anbietet, dann klatscht die Welt auch noch hirnlos Beifall.
Das Internet hat den Kapitalismus ohne Frage verändert, aber nicht in der Weise, in der man das uns versprach. Es hat den Kapitalismus verschärft, zu einer Monopolisierung weniger Großer, während für alle anderen bestenfalls die Krümel übrig bleiben, die vom Tortentisch auf den Boden gefallen sind.