• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Vegetarische Ernährung

Der weltgrößte Nahrungsmittelhersteller ist das Schweizer Unternehmen Nestlé. Ohne Frage ist Nestlé skandalumwittert und umstritten, aber darum geht es mir jetzt ausnahmsweise nicht. Denn eines muss ich Nestlé lassen: An (in meinen Augen) fragwürdigen Produkten im Bereich Lebensmitteln machen sie sich nicht die Hände schmutzig.
Anders sieht es mit der ewigen Nr. 2 bei Nahrungsmitteln aus, und das ist das Unternehmen Danone.

Wie so oft in der Industrie, setzt Danone als Nr. 2 alles daran, die Nr. 1 zu werden. Und dafür stürzt sich Danone gern aggressiv auf Produkte, in denen sie ein Potential sehen, an denen Nestlé aber vorbeigeht, weil man sie wohl für abwegig hält. For einigen Jahren waren das dieses "functional food", kleine Drinks mit Kulturen von Mikroorganismen, die uns gesünder machen sollten.
Danach waren es Pflanzendrinks.

Danone übernahm vor einigen Jahren die Firma Alpro, den Marktführer in Sachen Pflanzendrinks

In allen Fällen geht es um die Folgen, die so ein Handeln bzw so eine Aussage herbeiführt.
Im Falle der Milch geht es, wie ich schon einmal schrieb, dass ein Marktteilnehmer vom "guten Ruf" seiner Konkurrenz
profitieren will. Daher versucht die sogenannte "Milchlobby" sich dagegen zu wehren, und es ist an den Gerichten, hierbei
Recht zu sprechen. Eine Privatmeinung darf jeder haben, diese hat aber auch nur private Bedeutung.

Mittlerweile sind die Hersteller der Pflanzendrinks umsichtiger geworden, aber am Anfang dieses Trends war genau dies der Fall.
Da wurde auf der HP von Alpro (= Danone) in Bildern die junge, unkonventionelle Landfamilie thematisiert. Ein wenig, "die netten Hippies von nebenan", doch auch bürgerlich und gutsituiert. In Folge Bilder, in denen ihre Kinder diese Plörre saufen, und in den Begleittexten wurde das explizit "als Milchersatz" propagiert.
Im Grunde suggerierte, auch wenn es so offen nicht ausgesprochen wurde, der Inhalt der HP: Gib Deinen Kindern diese Nullnummer, dann tust Du ihnen etwas Gutes. Denn schau her: Selbst die ansonsten so öko und konsumkritischen Hippies, die tun das auch. Weil sie ihre Kinder lieben.
(Offenbar gab es da aber schnell Ärger, und dann haben sie das wieder gelassen).

Ohne Frage gibt es Menschen - Erwachsene - die Kuhmilch aufgrund von Laktoseintoleranz nicht gut vertragen.
Gleichwohl ist Milch aber aus ernährungswissenschaftlicher Sicht ein hervorragendes Nahrungsmittel, insbesondere für Kinder, besser geht es überhaupt nicht mehr.
Milch enthält 3% Protein, also etwa 30g Protein pro Liter. Darüber hinaus ist Milchprotein das hochwertigste Protein überhaupt, gefolgt vom Protein des Eies. Die Aminosäure-Zusammensetzung des Milchproteins entspricht fast exakt der Zusammensetzung des menschlichen Proteins, weswegen der Körper dieses Protein ohne Verluste nutzen kann. Die biologische Wertigkeit beträgt daher 100% oder um die neuere (umfassendere, genauere) Skala der Beurteilung von Proteinen zu bedienen: PDCAAS = 1.0.

An diesem Qualitätsmaßstab kann, mit Ausnahme von Soja, kein pflanzliches "Milch"erzeugnis und letztlich auch kein pflanzliches Protein mitstinken. Ein Pflanzendrink ist kein Milchersatz, und wird es auch nie sein. Bei der Ernährung von Erwachsenen sind solche Fragen, außer bei einschränkenden Diäten, praktisch bedeutungslos. Bei der Ernährung von Kindern und Jugendlichen ... Schwangeren und Stillenden ... kann dies aber ganz anders aussehen.

Die Pflanzendrinks mögen wie Milch aussehen, inhaltlich sind sie aber nicht mehr als Getreidemehl, welches man mit Wasser aufgeschlämmt hat - und mutmaßlich entstehen sie in dieser Industrie auch so (Alpro, Danone ...). Ihr Proteingehalt liegt im Promillebereich, dafür haben sie viele Kohlenhydrate, wie alle Getreide, sprich: Zucker.

Anders sieht es mit Soja und Sojaprotein aus, dem einzigen wirklich vollwertigen Pflanzenprotein. Nicht ohne Grund (seit den 1940er Jahren) wird es in der Tierzucht eingesetzt (vorher und währenddessen war es Fischmehl ...).
Allerdings hat Soja andere Nachteile. Es enthält Phyto-Östrogene, gilt als hochgradig allergen und blockiert nach einem noch unbekannten Mechanismus die Aufnahme von mineralischem Eisen. Wobei letzteres ausgerechenet jene betrifft, die es eigentlich essen sollten (Vegetarier, Veganer).
 
Werbung:
.....Auf den aus "E-Nummern zusammengepantschten Dreck", der die Bezeichnung... Nahrungsmittel "in kleinster Weise" verdient verzichten! Der "Wochenmarkt" bietet Vegane Produckte in "Hülle und Fülle"!.....

meint plotin
Der Dreck nährt zumindest das Börserl der Hersteller.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die hohe Wertigkeiten der Proteine von Milch und Eiern überrascht nicht, da es nur diese beiden Lebensmittel sind, deren natürliche Aufgabe es ist, zumindest auf Zeit die einzige Proteinquelle eines Lebewesens zu sein.
 
Die hohe Wertigkeiten der Proteine von Milch und Eiern überrascht nicht, da es nur diese beiden Lebensmittel sind, deren natürliche Aufgabe es ist, zumindest auf Zeit die einzige Proteinquelle eines Lebewesens zu sein.

So ist es.
Betrachten wir die drei Grundsäulen der menschlichen Ernährung, Kohlenhydrate (KH), Fette und Proteine, so sind KH und Fette für die Energiezufuhr des Körpers notwendig und (in Grenzen) austauschbar. Anders sieht es mit den Proteinen aus.
Aus Protein gewinnt der Körper nur im Ausnahmefall Energie; es ist für ihn aufwändig, belastet den Stoffwechsel und die Nieren.
Proteine sind vielmehr für den Aufbau, Erhalt und Austausch körpereigenen Proteins notwendig.

Protein ist für den Menschen lebensnotwendig, sie sind essenziell: Der Körper kann sie nicht aus anderer Nahrung synthetisieren. Es findet auch keine Stoffwechselanpassung statt, der Körper kann sich nicht an fehlende essenzielle Nährstoffe anpassen.
Fehlen essenzielle Nährstoffe, dann folgt immer dasselbe Schema:
1. Die Körperwerte verändern sich.
2. Es wird pathologisch.
3. Der Tod tritt ein.

Proteine bestehen aus Aminosäuren, acht von ihnen sind essenziell, die Acht essenziellen Aminosäuren. Der menschliche Körper benötigt nicht nur Proteine an sich, vielmehr müssen die acht essenziellen Aminosäuren auch in einem bestimmten Verhältnis zueinander vorliegen. Die Aufnahme von Protein wird immer durch das, gemessen am Bedarf, kleinsten Anteil einer der acht Aminosäuren bestimmt. Der Körper "komplettiert" die anderen sieben Aminosäuren und nur so kann er körpereigenes Protein aufbauen. Überschüssige Aminosäuren kann er nicht speichern und scheidet sie wieder aus. Die Aminosäuren sind auch nicht austauschbar, der Körper kann nicht aus einer Aminosäure eine andere synthetisieren.

Der aktuelle Bewertungsfaktor PDCAAS gibt genau dies wieder, unter der zusätzlichen Berücksichtigung eines Faktors, wie gut er das Protein aus dem Nahrungsmittel in der Verdauung überhaupt aufnehmen kann. Die Ermittlung dieses Faktors kann nur durch aufwändige Experimente am Menschen ermittelt werden (Untersuchung der Nahrungsmittel und der menschlichen Ausscheidungen) und ist daher nur für wenige Nahrungsmittel genau bekannt.

Ernährt sich ein Vegetarier ovo-lacto-vegetarisch, also mit Milch & Eiern, so ist die Aufnahme an notwendigem Protein überhaupt kein Problem. Die Proteine sind in Milch & Eiern ausreichend vorhanden und besitzen die höchste Wertigkeit. Anders sieht es bei Veganern aus.
Es gibt nur wenige pflanzliche Nahrungsmittel mit höheren Proteingehalten: Hülsenfrüchte, Getreide und Pseudogetreide, Nüsse & Pilze.
Allerdings ist es, mit praktisch der einzigen Ausnahme Soja, mit der Wertigkeit dieser Proteine nicht gut bestellt. Man landet da schnell bei 50% oder darunter.

Theoretisch kann man verschiedene, proteinreiche pflanzliche Nahrungsmittel kombinieren, um so die Wertigkeit zu erhöhen. Letztlich kann einem aber niemand so genau sagen, ob es sich dabei vielleicht auch nur um reine Zahlenspielereien handelt. Denn zum Faktor der Aufnahme der Proteine ist wenig bekannt und keiner weiß, ob die Proteine aus verschiedenen pflanzlichen Nahrungsmittel nicht auf verschiedenen Mechanismen der Aufnahme unterliegen und überhaupt so aufgenommem werden, wie sie vorliegen.

Beim Thema Nüsse & Protein landet man gleich auf schwierigen Gleisen. Zwar ist der Proteingehalt von Nüssen mit bis zu 25% ganz ordentlich, deren Fettgehalt (Haselnuss: 49%, Erdnuss: 50%, Mandel: 60%, Macadamia: 73%) aber auch. Die Wertigkeit dieser Proteine liegt dann so um die 50%. Gedenkt man also, einen nur kleinen Bedarf von etwa 50g Protein z.B. durch Erdnüsse zu decken ...
... dann landet man bei 400g Erdnüssen, die dann aber eben auch 200g Erdnussöl enthalten.
Mal zum Vergleich: Es käme wohl kaum jemand auf die Idee, ein ganzes Glas (220 ml) Erdnussöl zu trinken, oder ein ganzes Glas (250g) Mayonnaise, angerührt mit Erdnussöl, zu essen.
Und bei einem Fettgehalt von min. 50% bei Nüssen nimmt sich eine "fette" Leberwurst mit ihrem Fettgehalt von 30% geradezu "mager" aus.

Denkt man das mit den Nüssen mal weiter, dann könnte man natürlich auch auf ein Produkt aus Nüssen kommen, denen das Fett weitestgehend entzogen wurde, so eine Art ölfreier Nussschrot o.ä. Allerdings wäre das eben auch wieder ein hochprozessiertes Produkt, mit allen Nachteilen, die das so mit sich bringt.

Getreide ... da gibt es dieses Produkt aus Weizenprotein, Saitan, in der veganen Küche durchaus populär. Und was ist Weizenprotein? Es ist ... Gluten. Saitan ist also nichts anderes als mehr oder weniger reines Gluten. Persönlich habe ich nichts dagegen. Abgesehen davon, dass ich Saitan geschmacklich ziemlich langweilig finde, so würde ich auch Gluten essen. Nur bleibt es mir rätselhaft, warum einerseits so ein Eiertanz ums Gluten gemacht wird, und beim Saitan, da geben sie sich das dann alle pur.
Den Vogel abgeschossen hat dann mal eine Burgerstation im Nachtleben, die einen Vegan-Burger mit "glutenfreiem Brötchen" anbot, mit einem Bratling drinnen aus Saitan. Also ich denke, da hat da jemand etwas im Kern nicht verstanden.
 
Doch, kann er wohl. Daher sind nicht alle 21 für den Menschen proteinogene Aminosäuren auch essenziell.

Auch das ist richtig, auf die 8 essenziellen Aminosäuren trifft dies aber nicht zu. Und über die schrub ich.
Selbst für die 8 essenziellen Aminosäuren trifft dies nicht ganz zu, zwei von ihnen sind vice-versa umwandelbar. An der grundsätzlichen Problematik des Themas Proteine & menschliche Ernährung ändert dies aber nichts.
 
Werbung:

Die größte Schwachstelle vegetarischer Proteine. Will man das Manko der Aminosäure Lysin durch vegetabile "Gamechanger" ausgleichen, so gibt es nur wenige Nahrungsmittel, die daran reich wären. Kürbiskerne etwa ... nur wieviele Kürbiskerne kann man denn essen? Und selbst wenn, was für eine Fettbombe - Stichwort Steirisches Kürbiskernöl - gibt man sich dann gleich mit?

In der Konsequenz landet man da, wie mein Lehrer in der Berufsschule einst postulierte - und damals war "vegan" ein mehr theoretischer Standpunkt: Als Veganer kommt man um die Sojabohne nicht herum. Kann man schon machen, nur: Mit was für einer langweiligen Eintönigkeit will man denn Soja essen?
 
Zurück
Oben