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Und da war NICHTS

das nichts ist nur eine form des sein.

Damit das sein eine Form annehmen kann muss doch etwas existent sein. Also Nichts ist das Gegenteil von sein. Wenn man vom "Nichts" spricht dann definiert man es für sich durch die Negation des Seins, unserer sinnlichen Erfahrung. (?)
 
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In meinem ersten Beitrag zum Thema, habe ich auch kurz den "horror vacui", also das Entsetzen oder die Angst vor dem Nichts erwähnt.

Dies scheint aber eher der westlichen Mentalität zu entsprechen, während das Nichts, das Vacuum, einen ganz anderen Stellenwert in den fernöstlichen Kulturen hat.
So ist zum Beispiel nach indischer Auffassung das Nichts die Bedingung des Enstehens aller Dinge. Mit anderen Worten beinhaltet das Nichts auch eine unendliche Zahl von Möglichkeiteiten, beinhaltet in sich den Anfang, das Entstehen. So findet sich die Quelle der geistigen Kraft im Eintauchen ins Nichts.

Es gibt aber vielleicht eine Erklärung für den oben erwähnten horror vacui. Das Existente, das Bestehende, können wir mit unseren Sinnen erfassen. Wir können es sehen, tasten oder schmecken. Doch das Nichts kann man nicht sehn, kann man nicht identifizieren, wir können es uns nur vorstellen. Das Existente, Konkrete, können wir identifizieren, benennen, ordnen.
Das Nichts aber verhält sich in Bezug auf Wahrnehmung ganz anders, und verunsichert dadurch.
Doch auch Töne können wir eigentlich nur wahrnehmen durch die Stille in der sie erzeugt werden. Und das Existente, das Gegenständliche können wir auch nur durch das Nichts in dem es besteht, wahrnehmen.
 
Miriam schrieb:
Doch auch Töne können wir eigentlich nur wahrnehmen durch die Stille in der sie erzeugt werden. Und das Existente, das Gegenständliche können wir auch nur durch das Nichts in dem es besteht, wahrnehmen.
full ack!
und dann stellt sich die frage: was war zuerst, henne oder ei?

Trist schrieb:
Damit das sein eine Form annehmen kann muss doch etwas existent sein. Also Nichts ist das Gegenteil von sein. Wenn man vom "Nichts" spricht dann definiert man es für sich durch die Negation des Seins, unserer sinnlichen Erfahrung. (?)
so sehe ich es auch.
das nicht vorhandensein von etwas, z.b. das fehlen eine stuhles in einem raum, setzt vorraus das das "sein" des stuhles vorhanden ist, wir dieses "sein" in dem moment in dem raum vermuten, an den stuhl denken, der stuhl aber physisch nicht im raum steht, an dessen stelle aber "nichts" ist, die negation des sein.

scilla schrieb:
stell Dir einen Text vor,
der ganz normal beginnt, (nicht der Rede wert: actio - keine reactio)
sich dann aber steigert (es wird gefolgert: actio - reactio)
und sogar Fehler im System aufzeigt.
Doch anstatt jetzt richtig auf den Putz zu hauen (actio - Katastrophe)
liefert der Autor nur noch Satzfetzen
und wirre Gedankensprünge (hä?: actio - chaotisches Durcheinander)
ab
das chaos leuchtet mir ein.
warum dann dieses chaos aber das "nichts" sein soll, das versteh ich nicht.
wenn das "nichts" unabhängig vom "sein" ist, ich das chaos aber feststellen kann, anhand des "seins" des chaos, was ist dann wieder das "nichts" wenn es nicht gleich "nicht-sein" ist?
wie miriam ja schon geschrieben hat, drückt sich die stille durch die fehlenden töne aus (welche aber nur fehlen, weil wir sie in diesem moment vermuten würden anwesend zu sein), die töne wiederrum drücken sich durch die fehlende stille aus.
wenn die stille das nichts ist, die töne das sein, so definiert sich beides anhand des anderen, es bestehen abhängigkeiten der beiden zueinander.
deshalb leuchtet mir das nicht ein:
das nicht-Sein ist ein Sein
(die leere Menge ist eine Menge)

das Nichts ist dagegen kein Sein
(das Nichts steckt also in einer ganz anderen Philosophie-Schublade)

ciao
 
was ich mit der Philosophie-Schublade für das Nichts meine,
ist der NIHILISMUS

(nihil = nichts)

natürlich ist der Nihilismus eine Philosophie-Schublade
und gehört damit zum SEIN der Philosophie,

aber andererseits leugnet der Nihilismus das SEIN
und daher wäre es falsch,
die Errungenschaften des Denkens im Sein
(bspw. etwas definieren, um dieses Etwas anderswo diagnostizieren zu können)
auf den Nihilismus zu übertragen

es gibt keine Diagnose im Nihilismus
die nihilistische Logik kennt nur die Verallgemeinerung
ein Schwan - alle Schwäne
 
Mir scheint es, dass tatsächlich die westliche Kultur nicht die Leichtichkeit und auch nicht die Sprache besitzt, um das Nichts auszudrücken.

Zufällig finde ich heute Laotse's Erklärung zum Nichts, und seit wir uns hier mit dem Thema befassen, ist es das erste mal dass ich mir denke: damit erfasst er dieses Unfassbare:

Das Sein des Nichts. Dreißig Speichen treffen die Nabe, die Leere dazwischen macht das Rad. Lehm formt der Töpfer zu Gefäßen, die Leere darinnen macht das Gefäß. Fenster und Türen bricht man in Mauern, die Leere damitten macht die Behausung. Das Sichtbare bildet die Form eines Werkes, das Nicht-Sichtbare macht seinen Wert aus.

Laotse, eigentlich Laozi (6. oder 4. oder 3. Jahrhundert v. Chr.), chinesischer Philosoph, Begründer des Taoismus
 
Mir scheint es, dass tatsächlich die westliche Kultur nicht die Leichtichkeit und auch nicht die Sprache besitzt, um das Nichts auszudrücken.


Miriam
mein SEIN und Dein NICHTS meinen in unserem Fall offensichtlich dasselbe!

der Materialist sieht nur das, was er gemessen hat.
ich würde sagen:
'er hat keine Sprache für das Sein'
Du würdest sagen:
'er hat keine Sprache für das Nicht-Materielle'

der Materialist kann nicht zwischen den Zeilen lesen.
ich würde sagen:
'er entwickelt kein Verständnis für das Sein'
Du würdest sagen:
'er entwickelt kein Verständnis für das Nicht-Gedruckte'
 
"NICHTS"...die Fortsetzung für jedermann!

Es tut mir leid ,dass ich erst so spät wieder ins Geschehen eingreife....
hab mir aber alle Beiträge sorgfältig durchgelesen und finde das bisher
Zusammengetragende sehr interessant.

Ein Gedanke, der stets im Wiederspruch aufgegriffen wurde, kam in fast allen Beiträgen vor ,wie Parmenides es schon ausgeführt hat:
" Das Sein ist.Das Nicht-sein(gleichbedeutend mit dem Nichts)
kann nicht sein."

Hier ist eine Abbildung mit einem Schiebespiel, welches jeder wohl kennt:
http://www.spielofino.de/spielofino_shop/media/6520000_schiebespiel_k.gif

Wem spontan entfallen ist,wobei es sich handelt, kann sich das unter dem
Link anschauen.

In dem Schiebespiel können sich nur die einzelnen Teile bewegen, wenn
es einen Platz gibt,der nicht besetzt ist.Ansonsten kann nichts verändert
werden.

Dieses Beispiel übertragen auf unsere Frage,ob ein
Nichts existiert, lässt den Satz:
"Das Sein ist.Das Nicht-sein kann nicht sein"
doch wieder auf wackligem Boden stehen.

Stellen wir uns vor es würde kein Nichts geben, dann könnte keine Bewegung
und keine Veränderung stattfinden,denn alles IST und es gibt nichts was NICHT IST.
Weiter gedacht würde dies auch heissen,dass alles eins wäre und Unterschiede
durch alles Seiende nicht mehr gemacht werden könnten.
Der Blick in die Welt zeigt,dass sich Unterschiede feststellen lassen.

Gibt es also doch ein Nichts?

Weitere Ansätze und Gedanken schließen sich euren Reaktionen auf
diesen Beitrag an.

Mfg SBS
 
scilla schrieb:
Miriam
mein SEIN und Dein NICHTS meinen in unserem Fall offensichtlich dasselbe!

Scilla,

deine Zusammenfassung bzw. das Aufzeigen der Parallelen unserer Standpunkte, finde ich vortrefflich. Leider bin ich diesem Thread etwas "fremdgegangen". Deswegen meine späte Reaktion auf deinen schönen Text.
Und auch, dass Sir zurück ist, freut mich.
Weiter über das Nichts (welches sich als sehr inhaltsreich erweist) nachdenken.

Gruß an Euch

Miriam
 
Hier ist eine Abbildung mit einem Schiebespiel, welches jeder wohl kennt:

haha :)
ja, das habe ich früher gern gespielt

den Vorschlag,
daß Nichts als Voraussetzung dafür anzusehen,
daß sich das Sein verschieden ausbilden kann,
höre ich heute das erste Mal

(wenn ich mich nicht irre,
müsste die Lücke den Zahlen Fakultät 16 verschiedene Kombinationen ermöglichen:
die erste Zahl hat 16 Möglichkeiten, sich ihr Plätzchen auszusuchen,
die zweite Zahl hat 15 Möglichkeiten ...
alles miteinander mutipliziert ergibt 20920000000000)

einen dualistischen Herleitungsversuch des NICHTS habe ich erst letzte Woche durch Zufall gelesen

Jose Sanchez (1986): Der Geist der deutschen Romantik.-

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Es ist einem vergänglichen Wesen nicht gegeben,
das Geheimnis des Seins zu lüften ...
Wenn nun das Sein an sich unfaßlich ist,
so muß auch Seiendes,
soweit es Seinserscheinung ist,
an sich unfaßlich sein

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im Prozeß des Menschen sind Interpretationen (wie überhaupt Handlungen) wesenhaft IRR-sinnig.
Das heißt: sie stiften in ihrem IRREN Sinn.

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Das Wesen des Seins ist das Nichts
 
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warum handelt es sich bei Jose Sanchez' Argumentation nur um einen Herleitungsversuch?

1) ganz einfach, weil es die Möglichkeit des Jagens und des Sammelns gibt

jagen bedeutet methodisches Vorgehen
sammeln bedeutet systematisches Vorgehen

2) wenn jemand behauptet,
daß das,
was die Menschen im Laufe von Generationen gelernt haben,
nur oberflächliche Täuschungen sind,
während dagegen das wahre Sein in seiner Tiefe unergründlich bleibt,
dann
unterscheidet dieser Jemand zwischen ZWEI Ebenen

und das macht ihn zum Dualisten
 
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