AW: Sprüche, Weisheiten, Zitate
Beginn der Lehre, die ein Mann für seinen Sohn verfasst hat:
(aus der Zeit Cheti, um 2000 v. Ch., 11. Dyn. MentuhotepII.)
Er sagt:
Höre auf meine Stimme,
missachte nicht meine Worte,
wende dein Herz nicht ab von dem, was ich dir jetzt sagen werde:
Werde musterhaft ohne zu übertreiben.
Erschlaffung kommt (ohnedies) nicht auf bei einem Weisen.
Vertrauenswürdig ist der Schweiger, der die Schulter beugt;
Trefflich ist das Herz dessen, der sein Wort hält.
Schöpfe erst die Kraft der Worte aus,
bevor du Gewalt anwendest.
(denn) Kein Gewalttäter wird zugelassen (bei der Ratsversammlung).
Wer eindringt in die Rede,
der eröffnet (anderen) das Gehörte.
Es gibt keinen Unbesonnenen, von dem man Rat erbittet.
Deute die Worte aus, ohne dabei (den Inhalt) zu verdrehen.
Ein böser Ausspruch schadet dem, der ihn ausspricht.
Wende dein Herz nicht ab von Gott (= der König),
liebe ihn als seinen Untertan.
Glücklich macht er den, der seine Macht verkündet,
doch wer ihn vernachlässigt, für den gibt es keinen Erfolg.
Gewichtiger als eine Million Menschen ist es für den, den er schätzt.
Ein Damm ist es für den, der ihn zufrieden stellt.
Wer ihm dient, wird reich werden.
Sein Herz wendet er dem zu, der ihn hochschätzt ..... (Textteil fehlt)
Wird dann auch nur ein einziger Tag der Renenut (einer Göttin) übertreten?
Wird ein (einziger) Tag der Renenut hinzugefügt?
Oder wird etwas von ihr abgezogen?
Mesechnet ist so wie in der Urzeit,
niemand kann ändern, was ihm (an Lebensspanne) bestimmt ist.
Gewichtig ist die Gunst des Gottes (=des Königs),
sehr gewaltsam seine Strafen,
wirksam seine Macht.
Ich habe seine Majestät gesehen:
Ein (vorzeitiges) Todesgeschick wird nicht über ihn kommen.
Er macht aus dem Unwissenden einen Wissenden,
der Ungemochte wird zu einem Beliebten.
Er erreicht, dass der Kleine den Großen übertrifft,
der Letzte wird der Erste ist.
Wer nicht das nötige hatte, ist jetzt (Herr) eines Vermögens.
Wer nur ein dürftiges Stück Land hatte, ist jetzt (Herr) von Gesinde.
Er lässt Erfolg haben, den der keinen hatte,
wer Not litt, besitzt jetzt ein Dorf.
Er lehrt den Stummen sprechen,
und öffnet die Ohren des Tauben.
Das alles ereignet sich innerhalb einer Lebensspann,
unabhängig von der Renenut;
Mesechnet kann nichts dagegen bestimmen,
nur Lebenszeit muss sie schenken.
Groß wird dein Besitz sein,
wenn du deine Lebenszeit im Rahmen der Pläne deines Gottes
(= dem König) verbringst.
Verehre den König von Oberägypten,
preise den König von Unterägypten.
Wer keinen Namen hat, wird zu einem Geehrten werden.
.................. (Text fehlt ein Stück)
Seine (des Königs) Macht fährt über das Meer.
Die Bewohner des Nordens leben in Furcht vor ihm.
Der Schrecken vor ihm durchzieht Punt (eine Ortschaft)
und die Gestade der Inseln.
Die Gottheit (= der König) bändigt sie für ihn.
Wer sich nicht mit ihm anlegt, findet ein Begräbnis,
wer ihm nicht flucht, ruht in einer Pyramide.
Sprich nicht nachträglich die Unwahrheit
bei einer abgeschlossenen Sache,
es ist vom Übel, dann noch Zeugnis ab zu legen.
Eine Rede ist wie ein Feuer,
eine unbedachte Antwort wie eine Flamme.
Sie (öffnet) den Mund des Schweigers,
sie bringt Kühlung für den Schwätzer.
Nützlich ist Gelassenheit, gut ist Geduld.
Antworte dem Wissenden, diene dem Unwissenden.
Keiner der hastig spricht, ist frei von (Übereilung).
Sie beherrscht gegen einen, den du nicht magst.
Höre keine verleumderische Rede an,
verlass dich nicht auf das was man kolportiert.
Es gibt keinen Egoisten, der sein Ziel erreicht hätte,
aber der Opferbereite bedenkt das Ergebnis.
Kein Ungeduldiger ist frei von Feinden,
doch wer freundlich ist, dem wächst ein Kreis von Anhängern zu,
und niemand wird seine Rede zerstampfen.
Wenn du besonnen bist, wirst du das Ziel erreichen.
Antworte also mit Bedacht.
Ein einziges (klares) Wort ist es, was die Menge wünscht.
Suche nicht den Streit auf,
sei zurückhaltend bei einer Zusammenrottung.
Trenne nicht zwei Männer, die wütend (gegen einander sind);
Ihr Zank wendet sich gegen den, der ihn schlichten will.
Er will einem anderen (freundlich) sein
Und wird (dann) selbst als Gegner behandelt.
Seine Ruhe hat, wer sich taub stellt
und keine Aussage macht.
Der Mensch selbst ist es, der Feindschaft gegen sich heraufbeschwört.
Dagegen gedeiht, wer seinen Mund beherrscht.
Aus heftiger Rede erwachsen Klagen.
-----------------------------------------------------------
(Die Weisheitsbücher der Ägypter, übersetzt von Hellmuth Brunner, bei Artemis)