Objektive, faire und nachvollziehbare Benotung wird nur bei faktenbasierten Unterrichtsfächern wie Mathematik, Deutsch und Sachkunde möglich sein, da hier die Lösungen von Aufgaben nur richtig oder falsch sein können.
Bei musischen Fächern ist Benotung schon problematischer, schwierig bis unmöglich, da hier die Subjektivität der Lehrerschaft mit einfließt, besonders bei Schülern mit Begabungen für musikalische, bildliche, textliche Akzentuierung/ Abstraktion, also „Regelverstöße“ in Form origineller „schräger“ Töne, Formen, Farben oder Texte die durchaus bereichern/ faszinieren können.
Vererbte Begabung („Naturtalent“, Rohdiamant), ist natürlich keine persönliche Leistung und kann deshalb schwerlich benotet werden. Eher Fleiß und Bereitschaft, sich zum brillanten Diamanten „schleifen“ zu lassen.
Hier wäre sinnvoll, wenn dies nicht schon z.T. geschieht, bei solchen Schülern eine Art „Gutachten“/ „Empfehlung“ zu erstellen, damit sich weiterführende Bildungsstätten, ein umfassenderes Bild der jungen Bewerber machen können.
In den Bildungsstätten findet jedoch ein z.T. unguter Wertewandel statt, ein verschieben von Prioritäten.
Die einst benotete jedoch heute je nach Bundesland umstrittene oder gar als unwichtig erachtete „Schönschrift“ generiert auch Erfolgserlebnis und Leistungsansporn, was in alle Unterrichtsfächer/ Betätigungsbereiche positiv hinein wirken kann.
„Schönheit“ ist relativ, eine Handschrift die den Betrachter wenig stresst, weil leicht lesbar, wird dann wohl auch als „schön“ empfunden.
Solche „Schönschrift“ könnte jedoch nur eine Art Schreibschrift-Geometrie-Messgerät objektiv bewerten, in wie weit die Handschrift typografisch den vorgegebenen Standards (Lateinische- oder Schulausgangs-Schrift) nahe kommt.
Deshalb sollte bei der Handschrift nicht deren „Schönheit“ sondern deren Lesbarkeit bewertet werden, was individuellen Handschriften gerechter wird und die dann auch als „Persönlichkeitsmerkmale“ (Handschrift ist wie Fingerabdruck) akzeptiert werden können (oder gilt hier die allseits geforderte/ bejubelte „Vielfalt“ nicht?).
Fraglich ist, ob die bestimmt schon angedachte Bewertung/ Benotung schulischer Leistungen durch zwar „gefühlskalte“ dafür aber objektive Benotung mittel „KI“ den gleichen Erfolgserlebnis- und Ansporn-Effekt auf Schüler hat wie die naturgemäß zwar subjektiv benotende Lehrerschaft, deren „Menschlichkeit“ aber Schülern ein anspornendes Gefühl vermitteln kann, ihrer guten Leistungen wegen vom Lehrer „gemocht“ zu werden und Schüler dann gute Leistung erbringen, um dem Lehrer zu „gefallen“.
Eltern-Kind-Beziehungen kommen ohne Benotungen (1 bis 6) aus, bauen auf Emotion, Geborgenheit, „Vorleben“ von Tugenden, Kontinuität, Verlässlichkeit, aber auch Grenzen setzen.
Immerhin können schon von Natur aus agile, wissensdurstige, aus freien Stücken die Welt entdecken wollende Kinder (also „Autodidakten“), „plötzlich“ sprechen.
Ein von der Schule „eingebläutes“ Wissen wird ein Erwachsener kaum verinnerlicht haben, dagegen ein durch interessiertes freiwillig autodidaktisch erlangtes Wissen schon, worauf dann bauende Erkenntnisgewinne (ein „Mehrwert“), eher möglich ist.
Im „Vorschulalter“ können manche Kinder schon mehr oder weniger gut lesen/ schreiben/ rechnen. Verfügen also ohne Lehrplan, Noten, Zeugnisse über freiwillig erlangte Fähigkeiten, die dadurch nachhaltig in Erinnerung bleiben als effektive Grundlage zur Erlangung weiterer Fähigkeiten und Wissenspools.
Vielleicht haben deren Eltern mit ihnen richtigerweise zwar „kindgerecht“ aber normal gesprochen und nicht, wie ich es zuweilen mitbekomme, in der Baby-Brabbel-Sprache mit ihnen „geredet“.
Wer weiß, vielleicht denken sich derart angesprochene Babys ihren Teil und sagen in ihrer Sprache („Brabbel“ genannt, wohl noch vor Englisch oder Chinesisch die mit Abstand verbreitetste Weltsprache..) zu ihren Eltern „ihr Vollidioten, könnt ihr mit mir nicht normal reden, wie soll ich sonst eure Sprache lernen“. Vielleicht protestieren sie in dem Moment auch mittels Körpersprache (Windel füllen).
In solchen suboptimalen Fällen (auch wenn Eltern sich lieber mit Smartphone/ Spielkonsole beschäftigen als mit ihren vor der „Glotze“ geparkten Kindern..) müssen Schulen, bevor sie ihren „Lehrauftrag“ erfüllen, bei betroffenen Kindern dann wohl erst reparieren, was deren Eltern „verkorkst“ haben.
Ein maßvoll autoritäres Auftreten („Charisma“) der Pädagogen ist m.E. unabdingbar für effektives lehren/ lernen.
Weniger hilfreich ist der jüngere Zeitgeist, bei dem sich so manche Pädagogen den Schülern gegenüber heterarchisch als „einer von euch“ darstellen, also eine Art „einschmeicheln“ in der Hoffnung, aus den Schülern mehr Leistungsbereitschaft zu „kitzeln“.
Das ist fragwürdig im Hinblick auf nun mal effektive hierarchische Firmenstrukturen („Basta“-Chef vs. Mitarbeiter), worauf Schüler realistisch vorbereitet werden sollten.
Der heutige Zeitgeist, (Schön-) Schrift, Rechtschreibregeln oder gar Musik- und Malunterricht als fast schon nebensächlichen Firlefanz zu erachten (dafür so Scherze wie etwa Schreiben lernen nach Gehör oder händische „Druckschrift“ etablieren wollen..), nebst die um sich greifende Begriffs-, Symbol- und Werte-Beliebigkeit, empfinde ich als Katastrophe, da nun mal Lernen, Denken, Emotion, Erinnern, eine Körperlichkeit (Greifen, also „Begreifen“, „Begrifflichkeit“) wie auch menschliche Interaktionen und verlässliche Kontinuität bedingt.
Wohl nicht wenigen Menschen wird es schwerfallen, spontan auswendig etwa die Codenummer ihres Smartphones oder Bankkontos zu nennen.
Dieses Problem haben sie bei manueller Eingabe mittels Tastatur oder Touch-Display nicht, weil jegliche Erinnerung als Mischung aus Bild-/ Geräusch-/ Geruch-/ Körper-Daten abgespeichert sind.
Ich bezweifle dass diese bleibende Erinnerung auch bei einem Mausklick unter vielen möglich ist, weil hierbei diese Mental-Körperlichkeit-Symbiose weitgehend fehlt (ohne solche Symbiose ist auch die Beherrschung eines Musikinstrumentes undenkbar..).
Ein lediglich in Sekundenbruchteilen getätigter Mausklick oder Display-Fingertip kann schwerlich an solcher Symbiose teilhaben zudem auch unzählige andere Dinge auf gleiche Art und Weise initiiert werden..von der Onlinebestellung einer Packung Klopapier bis zum Start der neunten Symphonie per Mausklick bei immer gleichem Umfeld (glotzen in den Bildschirm, festhalten der Maus, festkleben am Stuhl..).
Was ist das für eine „Gefühlskultur“, wenn kein schön eingepacktes Buch mehr verschenkt wird, woran sich Schenker und Beschenkte gerne zurückerinnern, sondern nur eine Zettel, eine E-Mail oder SMS mit Netzadresse oder „2D-Barcode“, die man dann eintippt/ anklickt/ scannt um den Buchtext im Display anzuzeigen.
Vernehmlich haben nicht wenige Zeitgenossen durch bargeldlose Zahlung mangels der Körperlichkeit, Geld aus der Börse nehmen, abzählen und hinlegen, das Gefühl, den Überblick verloren, mit ihrem Geld vernünftig umzugehen und häufen hohe Schulden an.
Wohin führt das, wenn so manche heutigen Pädagogik-Experten praktizierte Körperlichkeiten als Denk-/ Erinnerungs-Hilfe (wozu auch händisches Schreiben zählt) als nicht mehr so wichtig, oder gar als verzichtbar erachten und somit die für Denk-/ Erinnerungsprozesse wichtige Materiell-Virtuell-Symbiose fehlt?
Dies könnte mit ein Grund für die schlechter gewordene „PISA“-Bewertung sein.
Beim Schul-Sport ist bei Leichtathletik-Disziplinen zwar eine objektive Benotung naturgemäß möglich (Zeit- oder Längenmessung), dagegen spielt bei Turn-Disziplinen bei denen auch Bewegungsfluss oder „Choreographie“ zu bewerten ist, schwieriger, weil auch hier der persönliche „Geschmack“ des Lehrers einfließt.
Wohl deshalb wird bei Turn-Wettbewerben nicht von Einzelrichtern sondern Teams (Juroren, Preisrichtern) bewertet, um eine „gemittelte“ und dadurch etwas objektivere/ gerechtere Bewertung zu erlangen.
Wenn ich sehe, wie zunehmend junge Leute, sogar (unzulässig) Kinder ständig E-Skooter nutzen, kann ja die Intention, durch Schulsport junge Menschen neben dem Wettbewerbsgedanken auch ein Körper-/ Gesundheits-Bewustsein zu vermitteln, nicht sonderlich gefruchtet haben, denn diese jungen E-Skooter-Fans werden wohl die kränklichen Übergewichtigen von morgen sein.
Also kann doch auf Sport als Schulfach ohne sonderlichen Nachteil verzichtet werden.
Jedes meist schon von Natur aus bewegungsaffine Kind kann ja privat in seiner Freizeit Sport betreiben oder gar einem Sportverein beitreten, warum sollte dies ein Schulpflichtfach sein.
Jedenfalls ist eine möglichst objektive gerechte Benotung jeglicher Schulfächer nicht nur von der jeweiligen Subjektivität der Lehrerschaft sondern auch noch vom jeweiligen Bundesland und dessen Kulturpolitik abhängig.
Ein teurer „Spaß“: 16 Kultusministerien inkl. Ministern und Personal, was einer bundesweit einheitlichen, dadurch gerechteren, miteinander vergleichbaren Schulbenotung entgegensteht.
Es darf einfach nicht sein, dass das Schicksal, die mentale Verfasstheit, die berufliche Zukunft junger Menschen davon abhängt, in welchem Bundesland sie aufwuchsen und sie ihre Schulnoten erhielten.
Beim kürzlich mal wieder gefeierten “Tag der deutschen Einheit“ kann ja dann eine Einheit im Bildungswesen nicht gemeint sein.
Vernehmlich scheinen neben Deutschland nur noch die Schweiz und Malaysia ähnlich dezentralisierte Bildungssysteme zu haben; Warum wohl?