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Rollenspiel in unserer Gesellschaft?

T

Tara Lane

Guest
Rollenbilder

Wir alle leben ein Rollenbild! Eines im trauten Kreis unserer Familie, ein anderes, im engen Kreis unserer Freunde. Der eine Mensch, bemüht sich zum Beispiel, ein offenes und vorurteilsloses Wesen zu präsentieren! Ein Anderer möchte seine Gefühle immer und auf der Stelle zum Ausdruck bringen, da er sich selbst in der Gesellschaft, als ehrlichen und authentischen Menschen bezeichnet.

Wir können aber auch als ein Mensch, verschiedene Rollen haben. Eine Person ist demnach vielleicht in der Familie der schüchterne und zurückhaltende Typ, während Freunde ihn als enorm redselig und offen beschreiben. Es kann auch sein, dass dieser Mensch in der Familie eine sehr wichtige Rolle spielt. Möglicherweise ist er der „Streitschlichter“ und „Vermittler“. Wohingegen, diese Person sich im Freundeskreis eher raus hält, wenn es zu Konflikten kommt.
Das jedoch sind alles nur Beispiele.
Jeder weiß doch, wie fassettenreich allein schon ein Mensch ist!
Dann wäre es so, dass wir uns in verschiedensten gesellschaftlichen Konstellationen, unterschiedlich zu präsentieren wissen.
Also Künstler auf dem Gebiet sind?
Im Schauspiel spricht man doch von Rollen!
Ist es jedoch ein angenehmer Gedanke, das Leben als ein einziges Schauspiel zu definieren?
Einerseits ja, denn dann könnten wir diese Welt, nicht allzu ernst nehmen und uns über die zwischenmenschlichen Streitigkeiten, die uns oft so Nahe gehen, dass wir gar nicht verstehen warum, keine Sorgen mehr machen.
Andererseits ist das natürlich kein angenehmer Gedanke! Was ist denn dann real? Mit welcher Person, habe ich es wirklich zutun und wo fängt ihr Rollenbild an?

Und es stellt sich die Frage, wie wir unsere Rollen kennen gelernt haben?
Woran kann man das besser erkennen, als an einem neugeborenen Baby?
Kommt dieses Baby auf die Welt und hat eine eigene Persönlichkeit?
Prägen Wünsche und Vorstellungen der Familie, das Neugeborene nicht schon sehr früh?
Manche Fachleute sagen, dass das Kind schon im Mutterleib durch die Emotionen des Umfeldes und dessen Lebensweise, ausschlaggebend beeinflusst wird.
Wenn wir diese Theorie in Gedanken einmal als gültig annehmen, müsste das ja schon seit Adam und Eva, also über alle Generationen der Menschheit, so sein.
Und wir sprechen doch auch vom Temperament, das so unterschiedlich sein kann.
Stellen wir uns also eine Temperatur vor, welche von Mensch zu Mensch anders ist. Nehmen wir die Extreme her. Hier haben wir auf der einen Seite, die hitzige Person, die wir wahrscheinlich eher als emotional bezeichnen würden, und auf der anderen, die Person die immer einen kühlen Kopf bewahrt!
Also ist nur die Temperatur sprich das Temperament jedes Menschen ausschlaggebend für die Unterschiede?
Es ist wohl wirklich nicht zu negieren, dass die Erfahrungen und unser Umfeld uns stark prägen! Ist es also dann das Temperament, welches uns unterschiedlich reagieren lässt und daher unsere Rollenbilder in verschiedener Intensität zum Ausdruck bringt?

Sei es wie es wäre, wir leben und lieben unsere verschiedensten Rollen! Macht es nicht auch Spaß zu wissen, dass ich mich genau in diesem Moment verstelle? Vielleicht um an mein Ziel zu kommen? Ein Vorstellungsgespräch zum Beispiel läuft immer nach einem ähnlichen Prinzip ab, aber sind wir, wir wenn es um einen Job geht? Will mein Gegenüber, also der Personalbeauftragte überhaupt wissen, wer ich bin? Werden wir nicht darauf trainiert, die Vorstellungsgespräche souverän über die Bühne zu bringen? Das fängt doch schon beim Handdruck an! Jeder von uns weiß auch, seinen Kollegen, wenn er den langersehnten Job hat, nicht zu viel zu erzählen. In diesem Fall wäre es dann so, von seinen anderen Rollenbildern nichts preiszugeben, denn im Beruf präsentieren wir wiederum ein neuerliches anderes Rollenbild. Da gibt es natürlich auch Unterschiede. Der eine Mensch spielt die Rolle des helfenden Mitarbeiters perfekt. Ein Anderer die, des smarten, aufstrebenden Arbeiters.

In einem ganz Anderen Bereich des Lebens, lieben wir unsere Rollenverteilung auch sehr.
Das wäre dann die Partnerschaft. Immer schon waren die Männer die Jäger und die Frauen die Sammler. Ist es nicht so, dass wir Frauen, so emanzipiert wir auch sein möchten, unser Rollenbild der Schutzbedürftigen und der oft auch schwachen Frau lieben?
Während der Mann, auf seinen Akt der anfänglichen Eroberung stolz ist und der Frau fast immer die starke Seite zeigt?
Ist ein Mann nicht ein „Softie“, wenn er das weibliche Bedürfnis nach Sicherheit und Schutz nicht befriedigt?

Rollenverteilung aber, ist nicht immer etwas Schönes! Gehen wir von der Annahme aus, ich bin ein, in der Gesellschaft schüchterner Mensch, wohingegen lasse ich in meiner geliebten Familie, all den Zorn und die Frustration aus, die ich habe, wenn ich mich nicht „traue“ zurück zu reden.

In diesem Fall gehen uns vielleicht die Rollenbilder furchtbar auf die Nerven und wir beginnen uns zumindest vorzustellen, wie es wohl wäre jemand Anderer zu sein. Ein Hollywood- Star, ein heiß geliebter Musiker, ein toller Künstler, vielleicht ein reicher Banker, vielleicht ist es auch manchmal unser großer Traum einfach nur zu sein. All die Zwänge abzulegen und das wahre ich raushängen zu lassen.

Aber, da gibt es eine Frage, die sich dann wohl jedes Ich stellen müsste.
Wer bin ich denn eigentlich? Was mag ich? Wo liegen meine Stärken? Was ist mein Ziel für die Zukunft? Was halte ich von Werten? Wo liegen meine Wertvorstellungen?

Legen wir in Gedanken unser Rollenspiel ab…
Bin ich, ich? Ist es wirklich so, dass ich es mag, ins Kino zu gehen? Liegen meine Stärken eigentlich wirklich in dem, was ich jetzt gerade mache? Was ist wirklich mein Ziel? Freunde von mir unternehmen Reisen! Ist das auch mein Ziel? Auf jeden Fall würde es meinem Ansehen gut tun, wenn ich in der Pension reise. Immerhin machen das viele! Jetzt rutsche ich wieder in das Rollenbild Muster zurück! Wir fragen uns nun, warum wir so schnell in unser altes Denken zurück fallen.
Liegt es daran, dass unsere Wertvorstellungen und unsere Lebensweise wirklich so stark geprägt sind?
Eine Person, welche in einer Familie aufwächst, in der Religion eine massive Rolle spielt, denkt zum Beispiel anders, als eine die durch ihr, von Religion enttäuschtes, Umfeld erfuhr wie schrecklich und fanatisch religiöses Denken ist.

Dennoch sind wir alle der Meinung Individuen zu sein. Sind wir mit Sicherheit auch! Denn die Rollenbilder in unserer Gesellschaft sind sehr unterschiedlich! Will ich aber ein Rollenbild sein? Ist es nicht viel eher so, dass sich der Mensch schlicht und einfach nach Echtheit sehnt? Nach Akzeptanz? Sowohl in freudigen als auch schwierigen Momenten? Nehmen wir die schwierigen Zeiten her! Verstellen wir uns hier immer noch? Haben wir überhaupt noch die Kraft uns zu verstellen und somit unser Rollenbild aufrecht zu erhalten? Wahrscheinlich kommt es darauf an, was jedes Individuum als schwierige Zeit betrachtet. Für einige, sind es Beziehungsprobleme, für Andere das Innenleben. Sind jetzt die Probleme des Innenlebens massiver als das Beziehungsthema?
Ein gläubiger Mensch sagt nun vielleicht, es käme auf jeden Menschen an. Für jedes Individuum ist sein Maß an Problemen genug und vorherbestimmt! Jemand Anders ist der Meinung, dass ihm so viel Ungerechtigkeit in diesem Leben widerfährt, dass er an keinen Gott glaubt.

Wie auch immer, bleiben wir in unserem Denken, bei den schlechten Zeiten.

Wer ist noch da von meinen Freunden, wenn es mir so schlecht geht, dass ich mein Rollenbild nicht mehr aufrecht halten kann? Was denkt meine Familie über mich, wenn ich dies nicht mehr schaffe?
Stehen all diese geliebten Menschen zu mir, oder haben sie schlicht und einfach, mein Rollenbild geliebt?
Eines ist Sicher, man hört oft Menschen sagen, sie standen ganz alleine da, als sie am Boden waren.

FAZIT wäre dann, Gesellschaft macht Rollenbilder und Rollenbilder machen die Gesellschaft!
 
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AW: Rollenspiel in unserer Gesellschaft?


@ Tara Lane

Dieser Text steht zwar in der Rubrik "Eigene Werke",
sodass nicht sicher ist, ob darüber auch diskutiert werden soll,
er enthält aber deutliche Anstöße für Diskussionen.

Als zentraler Punkt erscheint mir:
Tara Lane schrieb:
[...] vielleicht ist es auch manchmal unser großer Traum
einfach nur zu sein. All die Zwänge abzulegen und das wahre ich raushängen zu lassen.

Aber, da gibt es eine Frage, die sich dann wohl jedes Ich stellen müsste.
Wer bin ich denn eigentlich?
Was mag ich?
Wo liegen meine Stärken?
Was ist mein Ziel für die Zukunft?
Was halte ich von Werten? Wo liegen meine Wertvorstellungen?

Die Antwort auf diese Fragen sind sehr viel schwieriger, als es auf den ersten Blick
vielleicht erscheinen mag, weil sowohl unser Selbstbild als auch unser Trachten und Sehnen
durch Einflüssse aus dem sozialen Umfeld sehr stark mitgeprägt bzw. verzerrt werden.

Das bringt bei der notwendigen Unterscheidung,
was entspricht tatsächlich meinem Naturell, und was wurde mir übergestülpt,
die Schwierigkeit der Ergründung des eigenen Naturells mit sich,
das ja nicht nur durch die Erbanlagen bestimmt wird, sondern auch durch frühkindliche Prägungen.

Wo ist da die Grenze zwischen frühkindlichen (irreversiblen?) Prägungen,
und späteren (reversiblen?) Umwelteinflüssen zu ziehen?

Erfolg oder Misserfolg dieser Expedition ins eigene Ich hängen sehr stark von der Fähigkeit ab,
Umwelteinflüsse auch als solche zu identifizieren und gegebenenfalls zu hinterfragen.
Die Entwicklung dieser Fähigkeit kann aber wiederum von Umwelteinflüssen abhängen.

Ab welchem Lebensalter übernimmt denn eine Person die Verantwortung für die eigene
Persönlichkeitsentwicklung und damit die Entscheidung für bestimmte Rollenspiele?

Kann dafür das Alter von 11-13 Jahren angenommen werden,
das ungefähr mit dem Eintritt in die Pubertät übereinstimmt?


 
AW: Rollenspiel in unserer Gesellschaft?

Ich denke von mir, dass ich keine Rollenspiele spiele.

Ich halte nichts davon, mich anders zu geben als ich bin.
 
AW: Rollenspiel in unserer Gesellschaft?

"rollenspiele spielen"und das "ausfüllen von rollen" ist für mich was verschiedenes.
wenn ich für meinen sohn die "mutter" bin, dann spiele ich mit ihm kein rollenspiel.....dann bin ich es tatsächlich.
auch wenn ich mich als weit mehr als nur als mutter sehe.
für das kind bin ich in der mutterrolle und aus-schluss-basta......das ist alles, was es will (zumindest in jungen jahren!).

so kann es passieren, dass man auch ohne rollenspiele spielen zu wollen, in rollen hineingerät, die mit leben erfüllt werden wollen/sollen. und zwar mit dem leben, das für mich stimmig und authentisch ist.

und dann fängt sie wieder an, die gratwanderung.
und all die fragen, die neugier aus tara lanes text herausgehoben hat, tauchen auf.
und noch viele mehr.

ein wunderbar tiefsinniges thema.
 
AW: Rollenspiel in unserer Gesellschaft?



Benjamin schrieb:
Ich denke von mir, dass ich keine Rollenspiele spiele.

Benjamin, geht das denn überhaupt?

Paul Watzlawick hat aufgezeigt,
dass Menschin in Gesellschaft garnicht nicht kommunizieren kann,
weil selbst wenn sie stumm und teilnahmslos in einer Runde verharrt,
das eben auch eine Form von Kommunizieren ist.

Analog dazu kann auch gesagt werden,
dass Menschin in Gesellschaft garnicht keine Rolle spielen kann.
denn irgendeine Rolle spielt sie in jedem Fall.

Keine Rolle spielen wird also nicht gespielt,
Menschin kann sich bestenfalls jene Rolle aussuchen, die sie auch authentisch spielen kann.

Benjamin schrieb:
[...] Ich halte nichts davon, mich anders zu geben als ich bin.

Aber um eine Rolle authentisch spielen zu können, müssen zuerst Antworten auf jene Fragen
gefunden werden, die Tara Lane schon aufgeworfen hat.

Erst nach einer erfolgreichen Expedition in das Dickicht des eigenen Ichs
ist eine notwendige Voraussetzung erfüllt, um sich so geben zu können, wie ich bin.

Solange diese Hausaufgaben nicht gemacht sind,
ist die Phrase "mich anders zu geben als ich bin" inhaltsleer.


Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden.


 
AW: Rollenspiel in unserer Gesellschaft?

Aber um eine Rolle authentisch spielen zu können, müssen zuerst Antworten auf jene Fragen
gefunden werden, die Tara Lane schon aufgeworfen hat.

Erst nach einer erfolgreichen Expedition in das Dickicht des eigenen Ichs
ist eine notwendige Voraussetzung erfüllt, um sich so geben zu können, wie ich bin.

Ein sehr spannendes Thema, das Du anbietest. Leider habe ich im Moment nicht mehr genügend Zeit, daher nur ganz kurz. Tara Lane vermischt vieles, das für mich nicht oder nur am Rande zusammengehört. Rollenbilder, Rollen, Rollen spielen aber auch Kompromisse schliessen u.a.

Ist es wirklich notwendig, zuerst die Frage nach dem Naturell zu beantworten?

Ich kann auch anders argumentieren: Ich bin die Summe, der von mir 'erfüllten' Rollen. Zuerst meine Rolle des Mannes, die des Partners, die des Vaters, aber auch des Sohnes, des Berufstätigen bzw. Selbständigen... ich sehe darin kein Spielen, obwohl ich sie durchaus spielerisch erfüllen oder 'auffüllen' kann. Sie bilden meine Identität. Ich identifiziere mich nicht über eine einzige Rolle, wie es früher eher der Fall war, über die tradierten Rollen, die zunehmend an Bedeutung verloren, wie Ehemann, Ernäher... sondern über eine ganze 'Palette'. Der Rollen beraubt, wäre ich orientierungslos.
Was bliebe ohne diese Rollen? Der Charakter, ein paar Fähigkeiten oder Talente, Prädispositionen. Schon das Wissen beginnt mit einer Rolle, die des Kindes, des Schülers etc.

Über das Frühkindliche, das Bewusstwerden und die Verantwortung werde ich beim Skifahren nachdenken ;).

Schöne Festtage und guten Start ins 2010 wünscht nochmals
Jérôme
 
AW: Rollenspiel in unserer Gesellschaft?

Ist es wirklich notwendig, zuerst die Frage nach dem Naturell zu beantworten?

Ich kann auch anders argumentieren: Ich bin die Summe, der von mir 'erfüllten' Rollen. Zuerst meine Rolle des Mannes, die des Partners, die des Vaters, aber auch des Sohnes, des Berufstätigen bzw. Selbständigen... ich sehe darin kein Spielen, obwohl ich sie durchaus spielerisch erfüllen oder 'auffüllen' kann. Sie bilden meine Identität. Ich identifiziere mich nicht über eine einzige Rolle, wie es früher eher der Fall war, über die tradierten Rollen, die zunehmend an Bedeutung verloren, wie Ehemann, Ernäher... sondern über eine ganze 'Palette'. Der Rollen beraubt, wäre ich orientierungslos.
Was bliebe ohne diese Rollen? Der Charakter, ein paar Fähigkeiten oder Talente, Prädispositionen. Schon das Wissen beginnt mit einer Rolle, die des Kindes, des Schülers etc.

Über das Frühkindliche, das Bewusstwerden und die Verantwortung werde ich beim Skifahren nachdenken ;).
für mich erhebt sich die frage, ob ich aus meiner innensicht an das thema herangehe oder reflektierend von außen.

aus meinem inneren heraus bin ich ICH.....egal in welcher rolle ich (für die außenwelt) gerade bin.
dabei kann ich mich noch darüberhinaus an der außenwelt orientieren und die jew. rolle bewusst noch mehr dahingehend einnehmen, dass das außen "zufrieden" mit mir (oder mit meiner rolle?) ist.

ich kann mich aber auch von außen nach innen entwickeln und vorerst "unbewusst" die diversen rollen bedienen, um irgendwann fest zu stellen, dass ich mehr als diese rollen bin.

ich meine, die annäherung an das thema hängt von der zugangsweise ab.

ich persönlich fand mich schon als kind unpassend in dieser beschränkenden rolle.....empfand mich als viel mehr.....dieses mehr nicht verstehen und benennen könnend.

heute würde ich es "mensch" nennen.
 
AW: Rollenspiel in unserer Gesellschaft?


@ Jérôme

[...]
Ist es wirklich notwendig, zuerst die Frage nach dem Naturell zu beantworten?

Um sich authentisch zu verhalten, ist das nicht unbedingt notwendig,
aber um eine Gewissheit über die Authentizität seines Rollenspieles zu gewinnen.

Ski Heil!

Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden.
 
AW: Rollenspiel in unserer Gesellschaft?

@NEUGIER:
ich wollte zum Diskutieren anregen, bin allerdings noch nicht sehr lange in diesem Forum, daher wusste ich nicht so genau, wo ich meinen Text hineinstellen sollte. Danke, für den Beginn!

Ab welchem Lebensalter übernimmt denn eine Person die Verantwortung für die eigene
Persönlichkeitsentwicklung und damit die Entscheidung für bestimmte Rollenspiele?


Ich glaube, es geht um das bewusste Wahrnehmen! Wenn ich wirklich alles bewusst mitbekomme, und ich glaube, dass dies eine der schwierigsten Aufgaben ist, dann schaffe ich es, mich für bestimmte Rollen zu entscheiden oder aber auch mein Rollenbild in einer bestimmten Situation oder Konstellation zu verändern! Eigentlich denke ich, dass das nicht so sehr mit dem Alter zusammenhängt, wie mit einer gewissen "Erforschungslust" und Reife.


@Jèrôme:
Was bliebe ohne diese Rollen?

Wir lieben diese Rollen! Sie sind meiner Meinung nach, schlicht und einfach notwendig, wie zum Beispiel die Rolle der Mutter, die kathi beschreibt!
Ich glaube wirklich, dass wir Menschen uns nach Wahrheit sehnen, was aber nicht unbedingt bedeutet, dass das was wir herausfinden schlecht ist.


Ist nicht alles, was wir wissen, leichter zu verdauen?
 
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Gurufizierungsalarm?


@ Tara Lane

Tara Lane schrieb:
Ich glaube, es geht um das bewusste Wahrnehmen! ...

Das bewusste Wahrnehmen kann in der Tat der Authentizität förderlich sein,
vorausgesetzt natürlich, dass auch das Richtige wahrgenommen wird.
Also, die wahren Stärken und Schwächen,
die wahren Entwicklungspotentiale,
die wahren Wünsche und Sehnsüchte,
die wahren Neigungen und Abneigungen,
die wahren Quellen von Lust und Frust,
die wahren Quellen von Stolz und Schamgefühl,
usw..

Die Herausforderung bei dieser Expedition in den Dschungel des eigenen Ichs
liegt aber nicht so sehr in dem Vokabel "bewusst"
(ein unbewusstes Reflektieren über das wahre Ich ist ohnehin nur schwer vorstellbar),
sondern eher in dem Vokabel "unvoreingenommen".

Unsere Kybernetikdrüse spielt uns bei diesen Wahrnehmungsversuchen so manchen Streich,
der von Außenstehenden dann zumeist mühelos als Selbstbetrug erkannt wird.


Der Einwurf von Jérôme, dass Authentizität auch völlig unreflektiert gegeben sein kann,
einfach als Resultat einer naturbelassenen Echtheit (bspw. schätzen Hundeliebhaber die Echtheit
der Gefühlsausdrücke ihres vierbeinigen Gefährten), kann auch als ein zarter Hinweis auf die
Gefahr einer Überproblematisierung trivialer Lebensaufgaben und selbstverständlicher Lebensäußerungen
gedeutet werden;
als Hinweis auf eine lauernde Überpsychologisierung und Übergurufizierung;
als Distanzierung von einer Ratgeberschwemme, mit der allerlei Psycho-Gurus ihrer Klientel
am liebsten suggerieren möchten, dass auch das Einatmen-Ausatmen ohne den weisen Ratschlag des Gurus nicht gelingen kann. Zuguterletzt führen diese Gurus ihre Klientel an der Nase
im Kreise herum, mit der Frage:

Was bin ich, und wenn Ja, warum nicht?



Tara Lane schrieb:
[...]
Eigentlich denke ich, dass das nicht so sehr mit dem Alter zusammenhängt,
wie mit einer gewissen "Erforschungslust" und Reife.
In den so Vieles entscheidenden ersten 15 Lebensjahren dürfte allerdings
die Reife sehr wohl ziemlich stark mit dem Alter korrelieren.


Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden.
 
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