Plotin's Gedanken

[plotin]

Die Gedanken reisen durch dich hindurch
hinterlassen Chiffren
an der Erinnerungswand.
Jene… die es nirgendwohin eilig haben
stelzen in dir herum…
schlagen eine Landschaft auf
wie ein Buch… dein Buch.
Augenblick um Augenblick
überschreiten sie die Schwelle
mustern und werten…
schreiben die Vergangenheit ins Reine
und nehmen dir den Atem
weil sie ungefragt
überflüssiges Gepäck zurücklassen…
dass solange bleibt
wie du es der Zeit abkaufst.
Vielleicht verbirgt sich in der Tiefe
ein Vorsatz der niemanden… auch dir nicht
etwas schuldig bleibt.

plotin​

 

[plotin]

Und dann...

mitten in
polierter Zufälligkeit
ein Funke...
geschlagen aus der Herzsphäre

...ist ein Riss
im Licht.

plotin​

 

[plotin]

Noch stelle ich mich in den Wind
auch wenn meine Räder ächzen…
Zähne sich im Drehkranz sperren.

Noch lohnt es sich Leinen zu flicken
und Streben zu erneuern…
wenn Böen sie brechen und zerreißen.

Doch bald schon werde ich das Korn
nicht mehr mahlen können…
wenn Stein und Flügel stillstehen.

plotin​

 

[plotin]

Gib mir diesen Atemzug
dich zu verlassen...
zu lange war ich unfassbar
lag schwankend
zwischen den Schläfen.

Doch nun da ich Wort geworden…
befrei mich
und lass mich…
die Stimme soll nicht versagen
...ausgesprochen
werden was ich bin.

Hörst du...
du kannst mich... das Wort nicht halten
denn einmal entmündet
bin ich frei.

plotin​

 

[plotin]

Im Land der Verzauberung...

...wenn die Winde sich legen
und Salz nicht mehr in den Augen brennt
beginnt die Reise durch die Nacht...
durch leise Töne
milchgetränkte Silhouetten
folgen wir den alten Pfaden.

Aus dem Abend...
unter sterngeprange...
über ausglühenden Sand
in's Morgen...

In Momenten des Innehaltens dann
an jenem sagenhaften Ort
lagern wir
im flackernden Schein
und schweigen...
löschen der Stille Durst…

...im Land der Verzauberung.

plotin​

 

[plotin]

Von Haus...

Wie schabende Nachtfalter an den Wänden
hängen Staubtropfen von den Gedanken.

Ein Blick zur Decke
die schützend über uns liegt
zieht die Gedanken an den Boden...

lass endlich die Schreie
auf ihrer Suche… aus dem Mund.

Vom gefressenem Staub
gefalteter Tropfen
der gebliebenen Gedanken
wird das Licht gelöscht.

...aus.

plotin
​

 

[plotin]

In nachtwachen Stunden
richtet sich der Blick
unbemerkt nach Innen.

Hinter der Fassade…
die Gedanken
Trapezkünstlern gleich
schwingen sie sich auf
fliegen davon...
frei blättern sie
zum Klang leiser Tönen
im Fotoalbum.

Kraft des Willens
kreiseln sie beschwingt
durch türkisblaue Weiten...

bis hinter geschlossenen Lidern
warmes Orange sich zeigt
und sie zurückbeordert
während die Zeit…
der Uhr entwunden
wie Honig
durch die Finger tropft.

plotin​

 

[plotin]

Im Bauch
Körner, Kekse und Kaffee
in den Tränensäcken
noch der Schlaf
die ersten Pollen...
vor mir
das nachtbefleckte
Trottoir..

Hastende auf Verschleiß
gedrängt...
blickdicht
die Fassaden fahler
Busgesichter.

Graffiti... feilbietende
Ziegelbrachen
wild verwachsene
Schädelstätten...
unterbrochen
vom eigenen Spiegelbild...
huschen am Fenster
vorbei.

Kulturschlängeln an
Frustsammelstellen
frisch zusammengesetzte
Göttinnen stöckeln
ohne Bodenhaftung…
andere mit
freisprech und
Displaynacken.

Endstation...
Döner und Bratverwurstetes
dazwischen Barbiere
auf Abruf...
blätternder Putz
alternder Operndiven…

und morgens schon heiß...
der Gedanke an den Abend.

plotin​

 

[plotin]

Ich warte darauf
dass das Leben seinen Lauf nimmt
und zeichne in der
über Monate
angesammelten Staubschicht...
auch die Uhr steht.

Wie lange schon?

Wenn jetzt ein Wind aufkäme
den Staub aufzuwirbeln und...
eine Tür in ihren Angeln quietschte
könnte ich Geschichten schreiben.

Aber es ist still…
windstill.

Ich wage kaum zu atmen
könnte doch die ganze Welt
in Bewegung geraten.

Im Staub auf dem Tisch vor mir...
Zeichen und Wörter
die mir fremd sind.

plotin​

 

[plotin]

Mehr Weite gibt es nicht
der Blick ist ufernah…
schweift hinüber
sucht und findet
seinen Halt im Sehnsuchtsbild.

Hier wie dort...
begreifst du?

Räume kannst du überbrücken
und an manchen Orten
zu gewissen Stunden...
wenn von den Gestaden
fremde Stimmen
herüberklingen...
so überbrücken diese Töne
auch die Zeit.

Hier ist dort...
begreifst du?

plotin​