• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Fünf populäre Irrtümer über Heiligsprechungen

Zitat von Frischling: Ansonsten ist nach meiner Meinung klar, dass Religionen wie das Judentum, das Christentum und der Islam, die in ihren „Heiligen Büchern“ einen absolut giftigen Feind der Religionsfreiheit behaupten, nicht die Basis für ein tolerantes Miteinander aller Menschen sein kann.

Das Problem dieser Schriften - und ihre Stärke - besteht darin, dass sie sich selbst laufend widersprechen und dass sie vielseitig interpretierbar sind.

Deshalb bezeichne ich die Bibel, aber auch den Tanach und den Koran, oft als „Buch der Widersprüche und Universalausreden, in dem man für Vieles sowohl ein Pro als auch ein Kontra finden kann ;-)

Es ist leicht, einen einzigen Satz oder auch einen Absatz zu zitieren, ihn aus dem Zusammenhang zu reissen und daraus ein Dogma zu machen.

Wenn ich etwa Bibelaussagen als völlig ungeeignet für ein friedliches Miteinander aller Menschen kritisier, zitiere ich diese Bibelstelle. Etwa, dass laut diese Bibelstelle:

„Jedoch von den Städten dieser Völker, die der HERR, dein Gott, dir als Erbteil gibt, sollst du nichts leben lassen, was Odem hat. Sondern du sollst an ihnen unbedingt den Bann vollstrecken: an den Hetitern und an den Amoritern, den Kanaanitern und den Perisitern, den Hewitern und den Jebusitern, wie der HERR, dein Gott, dir befohlen hat, damit sie euch nicht lehren, nach all ihren Greueln zu tun, die sie ihren Göttern getan haben, und ihr so gegen den HERRN, euren Gott, sündigt.“ (5. Mos. 20, 16-18)

….das totale Abschlachten auch aller Säuglinge und Kinder von 6 Völkern, um die wohlhabenden Länder deren Eltern rauben und deren Religion zu 100% auszulöschen, als gottgefälliges Handeln behauptet wird. Für mich wären das, falls diese erfundenen Eroberungsgeschichten des „Heiligen Landes“ denn stimmen würde, Verbrechen gegen die Menschlichkeit gewesen.

Kommt hier für Dich nicht die Gott nach meiner Meinung mit Berechnung unterstellte absolute Feindschaft gegen die Religionsfreiheit zu Ausdruck? Ich nannte Dir schon andere Belege dafür, aber darauf eingegangen bist Du auf keine. Warum?

... und selbst die Probleme von Übersetzungen werden oft unzureichend, ja falsch dargestellt. Halbgebildete Zeitgenossen reden von "falschen" oder gar "gefälschten" Übersetzungen, aber das ist überhaupt nicht der Punkt.

Für die Bibel gibt es mindestens sechs verschiedene Systeme der Übersetzung.

Diese Problematik ist sicher für bestimmte Theologen interessant. Für die „einfachen“ Gläubigen, die von der von Dir angesprochenen Problematik nichts wissen, ist einzig das, was im JETZT in der Bibel steht, das, was Wirkung im Denken von Menschen erlangen kann.

Der Islam, der noch mehr am Text allein klebt als das Christentum, hat eigene Systeme der "Schrifttreue" entwickelt.

Kannst Du das näher begründen? Ich weiß nicht, ob islamische Religionsmacher so unverschämt wie die Macher des Katechismus der kK vorlügen, dass die Schriften “sicher, getreu und ohne Irrtum die Wahrheit lehren, die Gott um unseres Heiles willen in heiligen Schriften aufgezeichnet haben wollte“ (Katechismus der Katholischen Kirche, Art 107, siehe http://www.vatican.va/archive/DEU0035/_PV.HTM)

Tatsächlich hat auch der Koran eine durchwachsene Entstehungsgeschichte gehabt. Und zieht man historische und archäologische Belege hinzu, dann wird aus dem Frühislam eine christliche Sekte, aus dem Koran eine Art Erbauungsbuch, das über Jahrhunderte entstand und Mohammed hat es als historische Person so nie gegeben.

Aber wer das behauptet, ob Muslim oder nicht, ist bekanntlich ein Todeskandidat und deshalb konnten die westlichen Orientalisten, die das behaupten (und belegen) das auch nur unter Pseudonym tun.

Der frühe Islam hatte seine Wurzeln im Judentum und Christentum. Auch deren „Heilige Bücher“ wurden nicht direkt nach den darin geschilderten Ereignissen niedergeschrieben, wie Du weißt. Dass es Mohammed nie gegeben hat, darf glauben, wer will – ich tue das nicht. Ich habe auch keine Angst, auch den Koran als von berechnenden Machtmenschen konstruiertes Buch der Widersprüche und Universalausreden zu bezeichnen.

Zitat von Frischling: „Meint nicht, dass ich gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn wahrlich, ich sage euch: Bis der Himmel und die Erde vergehen, soll auch nicht ein Jota oder ein Strichlein von dem Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist. Wer nun eins dieser geringsten Gebote auflöst und so die Menschen lehrt, wird der Geringste heißen im Reich der Himmel“ (Matth. 5, 17-19)

Tja ... nur sagt er uns leider nicht, welche Gebote. Meint er nur die 10 Gebote? Oder alles, was in der Bibel gefordert wird?

So wie ich Matth. 5, 17-19 sinngemäß verstehe, meinte Jesus alle Gesetze und alle Gebote, die Gott den Propheten gegeben haben soll. Also besonders die, die in der Thora stehen, die der Gesetzgeber-Mose verkündet haben soll und das sollen nicht nur die „Zehn Gebote“ gewesen sein. Wieso zweifelst Du daran?

Gemeint sind also auch die Gesetze, die das Töten der Menschen fordern, die am Sabbat gearbeitet oder anderen Göttern gedient haben oder homosexuell sind oder Ehebruch begangen haben, denn keines dieser Gesetze hat Jesus als falsch bezeichnet! Diese Gesetze mögen bei ihrer Entstehung einen gewissen Sinn gehabt haben, heute sind sie voller Unmenschlichkeit.

Zitat von Frischling: Richtig, aber die Weltreligionen werden nach meiner Meinung mit der Zeit zumindest in ihrer jetzigen Ausprägung mehr und mehr verschwinden, weil viele ihrer Aussagen für immer mehr Menschen nicht mehr glaubhaft sind. Aber belassen wir den Menschen, die sie brauchen, ihre Heiligen, wenn sie nicht erkennen können, wie unheilig es ist, einen Menschen als Heiligen Vater zu verherrlichen ;-)

Das halte ich für eher unwahrscheinlich, wobei es natürlich darauf ankommt, was man unter "mit der Zeit" verstehen will. Solange es noch immer Ungleichheit, Armut, Bildungsferne und Unfreiheit gibt, solange werden die Weltreligionen Bestand haben, sogar Zulauf. Und Fanatiker werden leichtes Spiel haben.

Wenn Du eine Zeitvorstellung haben willst: vor einem Jahrhundert waren fast alle Deutsche Christen, heute sind es weniger als 50 %. ;-)

Beim Koran etwa wird es leider länger dauern, bis die Schäfchen erkennen, dass er vor Allem als Angsterzeugungs-Instrument mittels angedrohten Höllenstrafen konstruiert wurde. Aber in ihm stehen nicht so unrealistische Forderungen, wie das Lieben der Feinde (Matth. 5, 43-44) oder das Teilen allen Besitzes mit den Armen (Luk. 12, 32-34) oder den gewaltsamen Unterdrückern zu geben, was diese abpressen wollen (Matth. 22, 18-21).

Was hältst Du denn von solchen Forderungen, die von fast allen Christen verhöhnt werden und dadurch m.E. die Wurzeln sind für die enorme Scheinheiligkeit der Christlichen Gesellschaft?
 
Werbung:
Antwort zu lang, daher in 2 Teilen:

Teil 1:

„Jedoch von den Städten dieser Völker, die der HERR, dein Gott, dir als Erbteil gibt, sollst du nichts leben lassen, was Odem hat. Sondern du sollst an ihnen unbedingt den Bann vollstrecken: an den Hetitern und an den Amoritern, den Kanaanitern und den Perisitern, den Hewitern und den Jebusitern, wie der HERR, dein Gott, dir befohlen hat, damit sie euch nicht lehren, nach all ihren Greueln zu tun, die sie ihren Göttern getan haben, und ihr so gegen den HERRN, euren Gott, sündigt.“ (5. Mos. 20, 16-18)

….das totale Abschlachten auch aller Säuglinge und Kinder von 6 Völkern, um die wohlhabenden Länder deren Eltern rauben und deren Religion zu 100% auszulöschen, als gottgefälliges Handeln behauptet wird. Für mich wären das, falls diese erfundenen Eroberungsgeschichten des „Heiligen Landes“ denn stimmen würde, Verbrechen gegen die Menschlichkeit gewesen.

Kommt hier für Dich nicht die Gott nach meiner Meinung mit Berechnung unterstellte absolute Feindschaft gegen die Religionsfreiheit zu Ausdruck? Ich nannte Dir schon andere Belege dafür, aber darauf eingegangen bist Du auf keine. Warum?

Muss ich auf alles eingehen? Ich denke nicht, zumal wir vom eigentlichen Thema schon deutlich abgewichen sind.
Ich möchte auch vermeiden, auf Dauer einen Thread zu entwickeln, in dem man sich nur noch gegenseitig Zitate anderer (in diesem Fall Zitate der Bibel) um die Ohren haut - und deren Interpretation. Man landet dann schließlich in einer reinen Zitateschlacht, ein dritter schreit "Belege, Belege" und ein vierter brüllt "falsche Übersetzung, falsche Übersetzung". Das hielte ich für ein Forum wenig zielführend und persönlich bin ich auch nicht so bibelfest.

Aber nun denn:

Ja, was da beschrieben wird, das ist nicht nur eine Missachtung der Religionsfreiheit, sondern etwas viel Schlimmeres, nämlich Völkermord.
Ich bezweifle auch nicht, dass es in irgendeinem israelischen Hinterhof radikale Juden gibt, die solche und ähnliche Texte als Rechtfertigung nähmen, die Palästinenser platt zu machen und deren Land einzunehmen.
Allerdings könnte ich mich auf die formale Ebene zurückziehen und sagen: Weder gibt es heutzutage die Hetiter, Amoriter, Kanaaniter, Perisiter, Hewiter und Jebusiter überhaupt noch. Noch ist es mein Erbteil, denn ich gehöre ja nicht zum auserwählten Volk der Israeliten.

Es gab eine Zeit, da habe ich die "historischen" Texte der Bibel mehr oder weniger ganz gelesen. Das AT lässt einen so ziemlich ratlos zurück, denn es stehen brutale Dinge darin: Mord und Totschlag, Brudermord, Inzest, Raub, Schutzgelderpressung, Verrat, Sklaverei, Krieg und Völkermord inklusive der Nutztiere. Und je nachdem auf welcher Seite man steht, sind das alles ganz abscheuliche Schandtaten oder göttlicher Wille.
Dann liest man an einer Stelle etwas in dem Sinne wie: Wenn jemand etwas Böses getan hast, dann sollst du den umbringen, aber nicht seine Frau, Nachkommen und Tiere. Und alle stimmen zu. Aha, denkt man sich! Wunderbar! Jetzt sind sie endlich mal an einem winzigen Eckchen der Grundbausteine einer Zivilisation angekommen! Aber schon 2 Seiten weiter geht der Völkermord wieder von vorn los, alle werden abgemetzelt und zum Beweis werden 265 Vorhäute geliefert. So geht es weiter, 50 Seiten lang ... und dann steht einer auf, der sagt: Hat nicht Prophet XYZ gesagt, man darf die Frauen und Kinder nicht umbringen? Und alle nicken brav mit dem Köpfchen ... dann wird wieder gemetzelt ...

Was soll ich davon halten? K.A., ich kann das nicht erklären. Interessant fände ich eher, was Leute im Zusammenhang mit der PC-Debatte um Kinderbücher sagen würden, wenn man ihnen empfähle: Na, dann lies deinem Kind doch mal was aus der Bibel vor, z.B. dem Alten Testament.
Aber es stehen auch andere Dinge darin.
Ich bin Christ, aber kein Dogmatiker. Ob das eines der einzuhaltenden "Gebote" ist, von denen Jesus spricht, das ist die Frage. Meiner Meinung nach nein, denn es ist keines. Es wird Fanatiker geben, die das anders sehen, aber deshalb sind sie auch Fanatiker. Es geht am Sinn des Werks vorbei, diesen Absatz für sich allein als gültig anzusehen.
Jesus beschreibt auch - in meinen Augen in weit größerem Ausmaß - andere Sichtweisen oder sie werden dargestellt. Der barmherzige Samariter (eine Art "Heide", der sich aber uneigennützig um einen Notleidenden kümmert, während die "Frommen" ihn im Stich lassen), Jesus und die Ehebrecherin (= Prostituierte. Jesus selbst bricht das Mosaische Gesetz, mittels rhetorischer Mittel).

Insbesondere letzterer Fall ist doch spannend: Zwar fordert Jesus die Einhaltung aller Gebote - formal sogar in dem Prozess der Ehebrecherin - es gibt aber niemanden, der dieser Forderung nachkommen kann. Sprich: Fordern kann man immer vieles, aber wir sind eben auch alle nur Menschen. Ob man solche Forderungen auch erfüllen kann, das steht auf einem anderen Blatt.
(Anm.: Verschiedene moderne Autoren haben die Historizität dieser Geschichte angezweifelt, denn sie kann so eigentlich kaum stattgefunden haben. Dem Dogmatiker/Fanatiker sei aber hier versichert, dass sie so in der Bibel steht).

Diese Problematik ist sicher für bestimmte Theologen interessant. Für die „einfachen“ Gläubigen, die von der von Dir angesprochenen Problematik nichts wissen, ist einzig das, was im JETZT in der Bibel steht, das, was Wirkung im Denken von Menschen erlangen kann.

Was steht den JETZT in der Bibel? Welche AKTUELLE Übersetzung wollen wir den wählen? Luther 1912? Elberfelder 1905? Interlinearübersetzung? Schlachter 1951? Neue Evangelistische? - um nur einige zu nennen.
Oder Luther 1545 (letzte Hand)?
 
Teil 2:

Kannst Du das näher begründen? Ich weiß nicht, ob islamische Religionsmacher so unverschämt wie die Macher des Katechismus der kK vorlügen, dass die Schriften “sicher, getreu und ohne Irrtum die Wahrheit lehren, die Gott um unseres Heiles willen in heiligen Schriften aufgezeichnet haben wollte“ (Katechismus der Katholischen Kirche, Art 107, siehe http://www.vatican.va/archive/DEU0035/_PV.HTM)

Der Vergleich Christentum-Islam bleibt schwierig, weil es ein paar grundsätzliche Unterschiede gibt. Einer dieser Unterschiede ist, dass es (bis zum Schisma und der Reformation) im Christentum eine zentrale "Religionsbehörde" gab, die für die Auswahl und Auslegung der heiligen Texte allein zuständig war: Die katholische Kirche mit dem Papst als deren Oberhaupt (und die es bis heute für sich beanspruchen).
Das hat es im Islam so nie gegeben.
Aber das ist ja "nur" die eine Seite der jeweiligen Religion, das Berufspriestertum.
Die andere Seite ist der Volksglauben, der jeweilige Konsens der Gläubigen.

Nach christlichem Verständnis ist die Bibel zwar göttliches Wort, aber von Menschen geschrieben. Von "göttlich inspirierten" Menschen, aber von Menschen. Hinzu kommt, dass es sich unzweifelhaft um Kopien von Kopien von Kopien von Kopien ... handelt. Daher kann es Fehler im Text geben, denn Menschen sind fehlbar. Die wesentlichen Dispute um den Test drehen sich dann darum, wo die "Fehler" zu finden sind und wo nicht.

Nach islamischen Verständnis wurde der Koran Mohammed persönlich vom Erzengel Gabriel als göttliches Wort diktiert, wobei der Engel ihn (sogar körperlich) zwang, den Text auswendig zu lernen (denn nach klassischem Verständnis war Mohammed Analphabet).
Die ganze Schiene mit dem Auswendig lernen zieht sich in der Konstruktion (denn um nichts anderes handelt es sich) im Anschluss konsequent weiter. Mohammed hält seine Reden vor seinen Anhängern, die als historische "Gedächtniskünstler" einer zunächst analphabetischen Kultur gesehen werden (man könne sich heute nicht mehr vorstellen, zu welchen Gedächtnisleistungen die Menschen in einer analphabetischen Kultur damals fähig gewesen wären, und ...). Schließlich kommt die arabische Schrift auf, und nach Mohammeds Tod entstehen die ersten schriftlichen Fassungen des Korans, zunächst Fragmente vieler Gläubiger, mit einer Schrift, die eher eine Art Merkhilfe zum Rezitieren war (reine Konsonantenschrift).
Und es kursieren viele "Fälschungen". Der dritte Kalif, Uthman Ibn Affan (574-656) soll die Texte gesammelt haben, die noch lebenden Zeitgenossen Mohammeds nach deren Echtheit befragt haben und soll eine Redaktion der Texte veranlasst haben. Er lies dann (wohlgemerkt: nach islamischem Verständnis, nicht zwingend historisch) fünf Kopien von dem Text anfertigen, die anderen Texte, die "Fälschungen" lies er verbrennen. Die fünf Kopien lies er in die damalige islamische Welt versenden. Zwei Kopien soll es heute noch geben, eine in Usbekistan, eine soll sich bis heute im Topkapi-Museum befinden.
Und daher ist der Koran bis heute wortwörtlich diktiertes Wort Gottes (und nicht etwa nur von göttlich inspirierten Menschen geschrieben) und genießt daher den allerhöchsten Rang über allen Büchern überhaupt.

Die wahre, historische Geschichte ist, wie immer, profaner.
Die "Kopie Uthmans" in Usbekistan wird immer behauptet, nur hat sie uns noch kein Usbeke vorzeigen können, kein Geistlicher, kein Kurator eines Museums. Bei dem Drang zur Selbstdarstellung der Muslime muss man daher annehmen, das es sie schlicht nicht gibt.
Die "Kopie" im Topkapi-Museum gibt es, und sie wird auch gezeigt. Nur lässt sich zweifelsfrei beweisen, dass sie nicht vor dem 9. Jh. entstanden sein kann und außerdem ist sie nicht "vollständig". Sie kann daher auch keine "Kopie Uthmans" sein, denn sie entstand erst knapp 300 Jahre später. So gesehen handelt es sich zumindest bei dieser Geschichte um eine fromme Lüge, die dadurch nicht besser wird, dass sie unentwegt nachgeplappert wird, selbst in "seriösen" Sachbüchern für Laien.

Die Entstehungsgeschichte des Korans ist, wie für alle historischen Texte, kompliziert (und auf Nachfragen werden das selbst islamische Theologen im persönlichen Gespräch zugeben, aber eben auch erst und nur dann).
Er hat eine Entstehungsgeschichte gehabt, es hat Kopien und Fassungen gegeben, die verloren gegangen sind. Die ersten schriftlichen Fassungen basierten auf einer Konsonantenschrift, die heutige arabische Schrift entstand erst später. Die späteren Fassungen des Korans entstanden erst, als das Arabisch Mohammeds bereits nicht mehr gesprochen wurde, die jüngeren Fassungen sind aufgrund dessen und der Konsonantenschrift also bereits eine Interpretation der "Originale".

Die heutige, für die Gläubigen allgemein gültige Fassung des Korans ist eine Fassung der Universität von Kairo aus dem Jahr 1927.
Auch die Nummerierung und die Reihenfolge der Texte beruhen auf dieser Fassung.
So viel also mal zum Thema: Wortwörtlich und in absoluter Kontinuität überlieferter Koran.

Der frühe Islam hatte seine Wurzeln im Judentum und Christentum. Auch deren „Heilige Bücher“ wurden nicht direkt nach den darin geschilderten Ereignissen niedergeschrieben, wie Du weißt. Dass es Mohammed nie gegeben hat, darf glauben, wer will – ich tue das nicht. Ich habe auch keine Angst, auch den Koran als von berechnenden Machtmenschen konstruiertes Buch der Widersprüche und Universalausreden zu bezeichnen.

Es gibt - natürlich nur von westlichen Orientalisten geäußert - ganz berechtigte Zweifel an der Existenz einer historischen Person Mohammeds.
Vor allem deshalb, weil sich auch die behauptete, sog. Islamische Expansion, die kriegerische Einnahme großer Teile Arabiens, Persiens und Nordafrikas in historisch kurzer Zeit im Handstreich nicht beweisen lässt. Denn auch für die islamische Welt ist das eine "dunkle Zeit" mit nur wenig überlieferten Texten.
Aus dem genannten Zeitraum haben die Herrscher der "eroberten" Gebiete eigene Münzen heraus gegeben, z.T. mit christlichen Symbolen. Die (wenigen) überlieferten Texte aus den Regionen und der Zeit berichten über alles Mögliche, Klatsch und Tratsch - aber nicht über eine gewaltige Invasion und auch nicht über eine neue Religion mit Massenbewegung.
Aus dieser Sicht heraus lassen sich auch Parallelen zum AT ziehen (die Israeliten erobern im Handstreich große Gebiete ohne Rückschläge), was wenig glaubwürdig ist. Es sieht eher, in beiden Fällen, nach einer nachträglichen Legitimierung einer Religion aus, die zum Zeitpunkt der Verfasser der Texte noch auf wackeligen Füßen stand.

Die Inschriften an der Felsendom-Moschee in Jerusalem lassen sich glaubwürdig anders interpretieren, als der Islam das seinen Schäfchen erzählt. Als Lobpreisung Jesu ("der Gepriesene") und "Mohammed" wird zu einer Art Ehrentitel, den mehrere historische Personen innehatten (die jeweiligen Warlords ihrer Zeit).
Der Koran wird in Folge dadurch zu einer nach und nach entstandenen Sammlung religiöser Texte, einer Art Erbauungsbuch.

Die heutige Situation des Verständnisses des Korans und der islamischen Frühgeschichte aus eigener Sichtweise heraus ist in etwa vergleichbar mit dem christlichen Selbstverständnis von vor rund 200 Jahren. Es handelt sich um göttlich geoffenbartes Wort, daran kann es keinen Zweifel geben, basta.
In der westlichen Welt begann danach die sog. kritisch-historische Textanalyse (wobei "kritisch" = auf Kriterien beruhend) der Bibel. Textvergleiche, historische Analyse der Texte, welche Fassung kann vorher oder nachher entstanden sein, usw. usf.
In der islamischen Welt hat eine kritisch-historische Textanalyse nie stattgefunden. Allein schon eine solche Tätigkeit kann nach dem zugrunde liegenden Textverständnis nicht stattfinden, sie allein wäre ein Sakrileg. Ein Sakrileg, der mit dem Tode bestraft wird - und sei es als Lynchmord irgendwelcher Fanatiker.
Wenn überhaupt, dann hat dieser Prozess, in Ansätzen, im Westen stattgefunden und wurde von westlichen Orientalisten betrieben. Im 19. Jh., denn damals gab es noch mehr Orientalisten, während in unserer Zeit deren Anzahl sehr überschaubar ist.
 
Zum Genozidbefehl Gottes in 5. Mos. 20, 16-18 an sein Eigentumsvolk

Ja, was da beschrieben wird, das ist nicht nur eine Missachtung der Religionsfreiheit, sondern etwas viel Schlimmeres, nämlich Völkermord.

Ich bezweifle auch nicht, dass es in irgendeinem israelischen Hinterhof radikale Juden gibt, die solche und ähnliche Texte als Rechtfertigung nähmen, die Palästinenser platt zu machen und deren Land einzunehmen.

Und: Noch ist es mein Erbteil, denn ich gehöre ja nicht zum auserwählten Volk der Israeliten.

Es geht um den Genozidbefehl der Christen-Gottes! Da Jesus laut Matth. 21, 42-44 den Juden abgesprochen hat, länger das Gottesvolk zu sein und ihnen das Reich genommen und einer Nation (den Christen) gegeben haben soll, wurde dieses „gottgefällige“ Handeln von vielen Christen ohne Gewissensbisse ausgeführt, die die Kontinente Amerika und Australien unterjocht und deren Bewohner „gottgefällig“ weitgehend ausgerottet haben. Die Forderung Jesus aber, selbst die Feinde zu lieben, wurde dabei verhöhnt.

Das AT lässt einen so ziemlich ratlos zurück, denn es stehen brutale Dinge darin: Mord und Totschlag, Brudermord, Inzest, Raub, Schutzgelderpressung, Verrat, Sklaverei, Krieg und Völkermord inklusive der Nutztiere. Und je nachdem auf welcher Seite man steht, sind das alles ganz abscheuliche Schandtaten oder göttlicher Wille.

Die Rachsucht des Gottes im AT endet mit dem Tod der Betroffenen, die Rachsucht des vorgeblichen Sohnes Gottes, der laut seinem Weltmissionsbefehl alle Menschen verdammt, die sich nicht zu seinem Gott bekehren und den Menschen, die nicht die ultimative Nächstenliebe geübt und allen Besitz mit den Armen geteilt haben, laut Matth. 25, 41-46 die Ewige Pein im Feuer androht und der laut seiner Offenbarung den Menschen, die aus seiner Sicht einen falschen Gott angebetet haben, laut Off. 14, 9-11 für alle Ewigkeit die Marterung mit Feuer und Schwefel androht, soll wesendlich sadistischer sein. Doch diese sadistische Rachsucht wollen Christen nicht wahrhaben ;-)

Ich bin Christ, aber kein Dogmatiker. Ob das eines der einzuhaltenden "Gebote" ist, von denen Jesus spricht, das ist die Frage. Meiner Meinung nach nein, denn es ist keines.

Die Kernforderungen Jesus sind:

Liebe Gott aus ganzem Herzen und mit ganzem Verstand und ganzer Seele und liebe deinen Nächsten wie dich selbst.

Liebe selbst deine Feinde.

Teile allen Besitz mit den Armen

Das sind nach meiner Meinung Forderungen eines gescheiterten Weltuntergangs-Propheten, die NUR dann einen gewissen Sinn ergeben hätten, wenn das noch zu Lebzeiten einiger seiner Jünger angekündigte Letzte Gericht auch eingetroffen wäre. Das ist es nicht und deshalb verhöhnen fast alle Christen diese Forderungen. Oder befolgst Du sie?

Zwar fordert Jesus die Einhaltung aller Gebote - formal sogar in dem Prozess der Ehebrecherin - es gibt aber niemanden, der dieser Forderung nachkommen kann.

Richtig, es ist auch kaum ein Christ bereit, seine Feinde zu lieben und allen Besitz mit den Armen zu teilen. Schon gar nicht sind sie bereit, zu glauben, dass Jesus sie laut Matth. 25, 41-46 mit der Pein im Feuer bestraft, wenn sie nicht allen Besitz mit den Armen teilen ;-)

Ich bezweifle auch nicht, dass es in irgendeinem israelischen Hinterhof radikale Juden gibt, die solche und ähnliche Texte als Rechtfertigung nähmen, die Palästinenser platt zu machen und deren Land einzunehmen.

Im Tanch gibt es keinen Weltmissionsbefehl! Die Juden selbst, die eher Abgrenzung zu anderen Religionen betrieben, haben deshalb keine Weltmission betrieben, wie die Christen und die Moslems, in deren „Heiligen Büchern“ die Weltmission gefordert wird!

Zitat von Frischling: Diese Problematik ist sicher für bestimmte Theologen interessant. Für die „einfachen“ Gläubigen, die von der von Dir angesprochenen Problematik nichts wissen, ist einzig das, was im JETZT in der Bibel steht, das, was Wirkung im Denken von Menschen erlangen kann.

Was steht den JETZT in der Bibel? Welche AKTUELLE Übersetzung wollen wir den wählen? Luther 1912? Elberfelder 1905? Interlinearübersetzung? Schlachter 1951? Neue Evangelistische? - um nur einige zu nennen.

Oder Luther 1545 (letzte Hand)?

Du solltest mir schon zutrauen, zu wissen, dass es unterschiedlichste deutsche Bibelübersetzungen gibt. So habe ich hier schon angeprangert, dass in der Lutherbibel und sinngemäß in mehreren anderen in Lukas 14, 26 diese für einen Forderer der Liebe an Schwachsinn unüberbietbare Forderung steht:

„Wenn jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater, Mutter, Frau, Kinder, Brüder, Schwestern, dazu auch sein eigenes Leben, der kann nicht mein Jünger sein.“

In der Neuen Genfer Übersetzung etwa seht das wesentlich vernünftiger:

„Wenn jemand zu mir kommen will, muss er alles andere zurückstellen – Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein eigenes Leben; sonst kann er nicht mein Jünger sein.“
 
Teil 2:

Nach christlichem Verständnis ist die Bibel zwar göttliches Wort, aber von Menschen geschrieben. Von "göttlich inspirierten" Menschen, aber von Menschen. Hinzu kommt, dass es sich unzweifelhaft um Kopien von Kopien von Kopien von Kopien ... handelt. Daher kann es Fehler im Text geben, denn Menschen sind fehlbar. Die wesentlichen Dispute um den Test drehen sich dann darum, wo die "Fehler" zu finden sind und wo nicht.

Nach islamischen Verständnis wurde der Koran Mohammed persönlich vom Erzengel Gabriel als göttliches Wort diktiert, wobei der Engel ihn (sogar körperlich) zwang, den Text auswendig zu lernen (denn nach klassischem Verständnis war Mohammed Analphabet).

Du darfst mir zutrauen, brauchbar gut zu wissen, wie die Bibel als auch der Koran entstanden ist ;-)

Es gibt - natürlich nur von westlichen Orientalisten geäußert - ganz berechtigte Zweifel an der Existenz einer historischen Person Mohammeds.

Vor allem deshalb, weil sich auch die behauptete, sog. Islamische Expansion, die kriegerische Einnahme großer Teile Arabiens, Persiens und Nordafrikas in historisch kurzer Zeit im Handstreich nicht beweisen lässt.

An solchen Spekulationen, die es übrigens auch bezüglich des Jesus der Christen gibt, beteilige ich mich nicht. Mir kommt es darauf an, die giftigen Stellen bezüglich der vorgeblich von Höllenstrafen bedrohten „Ungläubige“ aufzuzeigen und die giftige Feindschaft des Gottes Abrahams gegen das Grundrecht auf Religionsfreiheit, dass nach meiner Meinung JEDEM Menschen zusteht.

Die heutige Situation des Verständnisses des Korans und der islamischen Frühgeschichte aus eigener Sichtweise heraus ist in etwa vergleichbar mit dem christlichen Selbstverständnis von vor rund 200 Jahren. Es handelt sich um göttlich geoffenbartes Wort, daran kann es keinen Zweifel geben, basta.

In der westlichen Welt begann danach die sog. kritisch-historische Textanalyse (wobei "kritisch" = auf Kriterien beruhend) der Bibel. Textvergleiche, historische Analyse der Texte, welche Fassung kann vorher oder nachher entstanden sein, usw. usf.

Für mich ist wichtig zu wissen, dass für einen Moslem Koran-Forderungen wesentlich leichter zu glauben sind, als die Forderungen Jesus, die von fast allen Christen verhöhnt werden. Oder teilst Du allen Besitz mit den Armen und liebst Deinen Nächsten wie Dich seilst und liebst sogar Deine Feinde?

In der islamischen Welt hat eine kritisch-historische Textanalyse nie stattgefunden. Allein schon eine solche Tätigkeit kann nach dem zugrunde liegenden Textverständnis nicht stattfinden, sie allein wäre ein Sakrileg. Ein Sakrileg, der mit dem Tode bestraft wird - und sei es als Lynchmord irgendwelcher Fanatiker.

Oder eines aus ehrlichem Herzen gläubigen Moslem, der glaubt, eine gute Tat für die Sache Allahs zu begehen, wenn er sich und andere Menschen in die Luft sprengt? Das Fatale daran ist, dass Selbstmord laut Koran eine Todsünde ist, denn nur Allah steht es zu, über Leben und Tod zu entscheiden. Doch daran denkt ein islamistischer Selbstmordattentäter nicht, denn bei ihm wirkt vorrangig nur der „Irr“-Glaube, dass einzig die Hingabe des eigenen Lebens für die Sache Allah mit Sicherheit den Zugang ins Paradies öffnet. Im Koran wird nämlich nicht wie in der Bibel suggeriert, dass der Zugang zum Ewigen Leben einzig vom Glauben abhängt, dass der Christus auch für seine Sündenerlösung leiden und sterben musste und dann und danach auferstanden ist. So leicht wird es den Moslems nicht gemacht ;-)
 
Für mich ist wichtig zu wissen, dass für einen Moslem Koran-Forderungen wesentlich leichter zu glauben sind, als die Forderungen Jesus, die von fast allen Christen verhöhnt werden. Oder teilst Du allen Besitz mit den Armen und liebst Deinen Nächsten wie Dich seilst und liebst sogar Deine Feinde?

Wer kann das schon? Besitz habe ich eh praktisch keinen, was kann ich da schon teilen? Und dennoch habe ich manches von meinem bescheidenen Besitz verschenkt, wenn auch nicht in vordergründig christlicher Absicht. Und was die Nächstenliebe betrifft, habe ich oft mehr getan als viele andere - und dafür auch Opfer bringen müssen. Bilde ich mir darauf etwas ein? Nein eher nicht.
Es bleibt eben ein Ideal.
Ob die Koran-Forderungen so viel einfacher sind, das möchte ich bezweifeln.
Die oft kolportierte "Klarheit und Einfachheit des Islam" halte ich für eine Illusion (oft auch von den westlichen Medien kritiklos bedient). Eine Fülle von Vorschriften ist mit dem Islam verbunden, die sich mit einer unüberschaubaren Menge an Hadith-Literatur diskutieren lassen - Gültigkeitsdiskussionen schwach-stark inklusive. Während im Christentum - mehr oder weniger - der Grundsatz gilt "alles, was nicht verboten ist, das ist erlaubt", hat die islamische Rechtsprechung von Anfang an versucht, alles zu reglementieren, was erlaubt zu sein hat. Dementsprechend ist die Theorie dazu über die Jahrhunderte angewachsen und dauert bis zum heutigen Tage an.
Mindestens vier verschiedene Schulen verkomplizieren die Sachlage - und tatsächlich werden diese Fragen z.B. auch in deutschen Islamforen in einem Umfang diskutiert, dem man als Außenstehender nicht mehr folgen vermag.

Oder eines aus ehrlichem Herzen gläubigen Moslem, der glaubt, eine gute Tat für die Sache Allahs zu begehen, wenn er sich und andere Menschen in die Luft sprengt?

Auch das lässt sich sicher aus dem Koran herauslesen, wenn man bestimmte Teile des Korans entsprechend interpretiert. Auch der Koran ist widersprüchlich, und es wird nach den "älteren" und den "jüngeren" Teilen des Korans unterschieden (wobei die jüngeren Teile im Zweifelsfall die älteren widerlegen sollen) - nur kann niemand sagen, welche Teile denn die "älteren" und welche die "jüngeren" sind.
Denn der Koran ist nicht chronologisch sortiert, sondern nach der Länge der Texte (die Längsten zuerst und der Länge nach abnehmend bis hin zu den Kürzesten und endet bei mehrzeiligen Versen).
Also auch hier genug Potential, viel darüber zu streiten.

Eine andere Frage ist, wie bestimmte Begriffe definiert werden, z.B. der eines "Ungläubigen". Ist ein "Schriftbesitzer" (Juden, Christen) bereits ein Ungläubiger, sondern nur ein Polytheist oder Anhänger einer Naturreligion? Ein Yeside? Ein Nicht-Sunnit (Schiit, Ismaelit, Alevit)?
Auch das werden Radikale anders sehen als gemäßigte Anhänger.
 
Zitat von Frischling: Für mich ist wichtig zu wissen, dass für einen Moslem Koran-Forderungen wesentlich leichter zu glauben sind, als die Forderungen Jesus, die von fast allen Christen verhöhnt werden. Oder teilst Du allen Besitz mit den Armen und liebst Deinen Nächsten wie Dich seilst und liebst sogar Deine Feinde?

Wer kann das schon? Besitz habe ich eh praktisch keinen, was kann ich da schon teilen?

Es ging darum, dass diese Forderungen Jesus nach meiner Meinung NUR dann einen gewissen Sinn ergeben hätten, wenn damals das zu Lebzeiten noch einiger seiner Jünger angekündigte Letzte Gericht auch eingetroffen wäre. Was hätte es da noch Sinn gemacht, gegen Feinde zu kämpfen oder sich für eigenen Wohlstand abzuschuften?

Ob die Koran-Forderungen so viel einfacher sind, das möchte ich bezweifeln.

Es ging darum, ob solche Forderungen Gottes, die über Menschen verbreitet wurden, für einem selbst glaubhaft sind. Zumindest wird im Koran nicht verlangt, sogar seine Feinde zu lieben und allen Besitz mit den Armen zu teilen und gewaltsamen Unterdrückern freiwillig zu geben, was diese abpressen wollen und die andere Backe hinzuhalten, wenn man geschlagen wurde und sich selbst schlimmsten Diktatoren unterzuordnen.

Zitat von Frischling: Oder eines aus ehrlichem Herzen gläubigen Moslem, der glaubt, eine gute Tat für die Sache Allahs zu begehen, wenn er sich und andere Menschen in die Luft sprengt?

Auch das lässt sich sicher aus dem Koran herauslesen, wenn man bestimmte Teile des Korans entsprechend interpretiert. Auch der Koran ist widersprüchlich, und es wird nach den "älteren" und den "jüngeren" Teilen des Korans unterschieden (wobei die jüngeren Teile im Zweifelsfall die älteren widerlegen sollen) - nur kann niemand sagen, welche Teile denn die "älteren" und welche die "jüngeren" sind.

Dass ich auch den Koran als Buch der Widersprüche und Universalausreden verstehe, um durch Angsterzeugung mittels Höllenstrafen die Schäfchen zum „rechten“ Glauben zu zwingen, sagte ich schon. Aber im Koran stehen keine Befehle Allahs, auch Säuglinge und Kinder abzuschlachten und fremde Länder zu rauben. Dass aber der Selbstmord nach islamischem Verständnis nicht zulässig ist kann man etwa hier nachlesen:

„Für einen Menschen, der Selbstmord begeht, gilt die Drohung mit dem Feuer der Hölle: «Wer sich von einem Berg hinabstürzt und Selbstmord begeht, wird im Feuer der Hölle sein und sich auf immer und ewig hineinstürzen. Und wer Gift trinkt und Selbstmord begeht, der behält sein Gift in der Hand, er trinkt es im Feuer der Hölle auf immer und ewig. Und wer mit einem Eisen Selbstmord begeht, der behält sein Eisen in der Hand, er sticht sich damit in den Bauch im Feuer der Hölle auf immer und ewig» (nach Abu Huraya, bei Bukhari, Muslim u.a.). Das Vorgenannte legt eindeutig klar, dass der Terrorismus jeder Form sowie Selbstmordattentate usw. ausserhalb jeder legalen Aktivität des Islam angesiedelt, und das Produkt irrer, radikaler, extremer, falschfundamentalistscher Fanatiker in bezug auf falschinterpretierte religiöse und politische Lehren sind.“ (http://www.figu.ch/ch/verein/periodika/sonder-bulletin/2005/nr-22/leserfragen?page=0,10)

Aber religiöse Machtmenschen legen bekanntlich religiöse Verbote und Gebote oft willkürlich so aus, dass sie zu ihren Machtzielen passen. So wurde bei der Unterjochung Amerikas und Australien und weitgehenden Ausrottung deren Bewohner durch Christen auf diese biblischen Forderungen regerecht gepisst: „Du sollst nicht morden“ und „Liebt eure Feinde“ ;-)

Denn der Koran ist nicht chronologisch sortiert, sondern nach der Länge der Texte (die Längsten zuerst und der Länge nach abnehmend bis hin zu den Kürzesten und endet bei mehrzeiligen Versen).

Also auch hier genug Potential, viel darüber zu streiten.

Ich sagte schon, dass ich auch über die Entstehung des Korans ein gutes Wissen habe. So stimmt nicht durchgehend das mit der Anordnung der Suren nach abnehmender Textlänge, denn eine der kürzesten steht am Anfang und etwa der Text der Sure 104 „Al-Humaza“ ist länger als der Text der Sure 103 „Al-‘Asr“.

Eine andere Frage ist, wie bestimmte Begriffe definiert werden, z.B. der eines "Ungläubigen". Ist ein "Schriftbesitzer" (Juden, Christen) bereits ein Ungläubiger, sondern nur ein Polytheist oder Anhänger einer Naturreligion? Ein Yeside? Ein Nicht-Sunnit (Schiit, Ismaelit, Alevit)?

Auch das werden Radikale anders sehen als gemäßigte Anhänger.


Auch das ist mir bekannt, aber aus Sicht des Jesus der Christen wären alle Juden und Moslems „Ungläubige“, denn sie bekennen sich nicht zu dem Gott der Evangelien, der seinen Sohn am Kreuz sterben ließ, dass damit nach seiner Auferstehung die Vergebung der Sünden gepredigt werden kann:

„Dann öffnete er ihnen das Verständnis, damit sie die Schriften verständen, und sprach zu ihnen: So steht geschrieben, und so musste der Christus leiden und am dritten Tag auferstehen aus den Toten und in seinem Namen Buße und Vergebung der Sünden gepredigt werden allen Nationen, anfangend von Jerusalem.“ (Luk. 24, 45-47)
 
Es ging darum, dass diese Forderungen Jesus nach meiner Meinung NUR dann einen gewissen Sinn ergeben hätten, wenn damals das zu Lebzeiten noch einiger seiner Jünger angekündigte Letzte Gericht auch eingetroffen wäre. Was hätte es da noch Sinn gemacht, gegen Feinde zu kämpfen oder sich für eigenen Wohlstand abzuschuften?

So ist es. Im Frühchristentum war für die Gläubigen der Weltuntergang noch nah, aber als der dann auf sich warten lies, veränderte sich die Sichtweise. Auch wenn es heute noch einige wenige gibt, die sich mit "Das Ende ist nah!" - Pappschildern vor einen Kaufhauseingang stellen.

Mal anders:
Würde Jesus heute nach Europa kommen, dann wäre er sicher mit einigem unzufrieden. Anderes würde er - aus der Sicht seiner Zeit und im Vergleich mit der Situation seiner Zeit - aber als vorbildlich ansehen. Nicht in dem Sinne vllt., wie er es gewollt und gefordert hat, aber so, was in der Summe dabei herausgekommen ist: Unser Umgang mit Gewalt, unsere Justiz, unser Sozialsystem - die in vielem über das hinausgehen, was er gefordert hat. Zwar teilt der einzelne nicht direkt seinen Besitz mit dem Armen, aber indirekt über seine Abgaben und der Bedürftige wird unterstützt, und zwar auf einem Mindeststandard, den man zu Jesu Zeiten als ziemlich luxuriös angesehen hätte. Und dies nicht als freiwilliges Almosen eines Wohltäters (was jederzeit, aus welchen Gründen auch immer, auch wieder entzogen werden kann), sondern als Rechtsanspruch an einen Staat.
Gewalt ist auf den Staat beschränkt, denn der hat das Gewaltmonopol. Natürlich gibt es sie noch immer, aber sie ist illegal, und kein Arbeitgeber darf seinen Mitarbeiter verprügeln, weil der einen Teller zerbrochen hat - zu Jesu Zeiten hätte sicher kein Hahn danach gekräht, ob ein Patron seinen Sklaven verprügelt und aus welchem Grund.
 
Zitat von Frischling: Es ging darum, dass diese Forderungen Jesus nach meiner Meinung NUR dann einen gewissen Sinn ergeben hätten, wenn damals das zu Lebzeiten noch einiger seiner Jünger angekündigte Letzte Gericht auch eingetroffen wäre. Was hätte es da noch Sinn gemacht, gegen Feinde zu kämpfen oder sich für eigenen Wohlstand abzuschuften?

So ist es. Im Frühchristentum war für die Gläubigen der Weltuntergang noch nah, aber als der dann auf sich warten lies, veränderte sich die Sichtweise. Auch wenn es heute noch einige wenige gibt, die sich mit "Das Ende ist nah!" - Pappschildern vor einen Kaufhauseingang stellen.

Bleibt die Frage offen, weshalb Christen im Jetzt noch glauben, ein gescheiterter Weltuntergangs-Prophet wäre nach dem Willen eines Allmächtigen Schöpfers der Himmel und der Erden am Kreuz gestorben und danach auferstanden, damit die Erlösung der Sünden gepredigt werden kann.

Würde Jesus heute nach Europa kommen, dann wäre er sicher mit einigem unzufrieden.

Wenn der Mann, der keine Bleibe hatte, wo er sein Haupt niederlegen konnte, die protzigen Bischofspaläste und Angeber-Dome sehen würde, er würde sich schämen, dass die von ihm NICHT legitimierten Verkünder seiner Lehre ihn so verarschen, weil er unfähig war, eine Lehre zu verkünden, die solches Verarschen verhindert.

Anderes würde er - aus der Sicht seiner Zeit und im Vergleich mit der Situation seiner Zeit - aber als vorbildlich ansehen. Nicht in dem Sinne vllt., wie er es gewollt und gefordert hat, aber so, was in der Summe dabei herausgekommen ist: Unser Umgang mit Gewalt, unsere Justiz, unser Sozialsystem - die in vielem über das hinausgehen, was er gefordert hat. Zwar teilt der einzelne nicht direkt seinen Besitz mit dem Armen, aber indirekt über seine Abgaben und der Bedürftige wird unterstützt, und zwar auf einem Mindeststandard, den man zu Jesu Zeiten als ziemlich luxuriös angesehen hätte.

Man kann frühere Zeiten kaum mit den heutigen vergleichen. Aber eines ist klar: diese Fortschritte, etwa auch die Meinungs- und Religionsfreiheit, wurden gegen den blutigen Widerstand der Kirchenbossen bewirkt oder der Fürsten von Gottes vorgelogenen Gnaden. Das wurde von Menschen mit mehr Menschlichkeit und Verantwortungsbewusstsein für alle Menschen bewirkt!

Gewalt ist auf den Staat beschränkt, denn der hat das Gewaltmonopol. Natürlich gibt es sie noch immer, aber sie ist illegal, und kein Arbeitgeber darf seinen Mitarbeiter verprügeln, weil der einen Teller zerbrochen hat - zu Jesu Zeiten hätte sicher kein Hahn danach gekräht, ob ein Patron seinen Sklaven verprügelt und aus welchem Grund.

Auch diese Fortschritte werden weniger von den Bossen der Kirche und von Staaten durchgesetzt. Deshalb ist es verantwortungslos, noch im Jetzt vorzulügen, dass das GG der BRD aus Verantwortung vor einem Gott erarbeitet wurde, für den das Töten auch von Säuglingen und Kindern und Landraub genauso gottgefällig gewesen sein soll, wie das Verdammen der Menschen, die sich nicht zu diesem Gott bekehren.

Erst wenn die Religionsmacher zugegen, dass alle Forderungen und Drohungen in der Bibel (und im Tanach und Koran), die nicht vereinbar sind mit der Charta der Menschenrechte, nicht von Gott stammen, wird das in diesen Bücher der Widersprüche und Universalausreden stehenden Gift, welches die Religionsfreiheit als gegen Gott gerichtet vorlügt, nicht mehr das Denken von Menschen vergiften. So aber erkenne ich in der BRD einen zunehmenden Antisemitismus und Antiislamismus, der seine Wurzeln auch in bestimmten Bibelaussagen hat.

Wer sich aber als Christ so wie Du, der sich auch um die Not armer Menschen kümmert, was nur von Dummdödel als Angebertum ausgelegt werden kann, und wer sich zumindest bemüht, andere so zu behandeln, wie das Jesus so formuliert hat:

„Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun sollen, das tut ihr ihnen auch!“ (Matth. 7, 12)

... der hat meinen höchsten Respekt.
 
Werbung:
Wer sich aber als Christ so wie Du, der sich auch um die Not armer Menschen kümmert, was nur von Dummdödel als Angebertum ausgelegt werden kann, und wer sich zumindest bemüht, andere so zu behandeln, wie das Jesus so formuliert hat:

„Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun sollen, das tut ihr ihnen auch!“ (Matth. 7, 12)

... der hat meinen höchsten Respekt.

Ach, Danke.
Aber sooo christlich bin ich gar nicht und war es auch nie. Große Teile meines Lebens habe ich mich als Atheist bezeichnet. In den letzten Jahren aber bin ich, sagen wir: meinen christlichen Wurzeln wieder näher gekommen. Mehr aus kulturell-ethisch-sozialen Gründen, als aus religiös-spirituellen. Ohnehin bin ich mein ganzes Leben mehr rational und pragmatisch orientiert gewesen als philophisch oder spirituell - und bin es noch.

Für den Orden, für den ich gearbeitet habe, haben Menschen aus den verschiedensten Motiven heraus gearbeitet und nur bei wenigen war das Motiv religiös bestimmt. Es gibt auch eine "sozialistische" Herangehensweise an diese Thema und im Grunde sind das sozialistische und das christliche Motiv, für jemanden etwas zu tun, nah beeinander.
Das ist fast wie bei "Don Camillo und Peppone". Da ist der eine ein Stalinist und der andere ein Papist (um es mal extrem zu sagen) und formal liegen zwischen ihren jeweiligen Argumenten und ddem, was sie sich auf ihre Fahnen gechrieben haben, Welten und sie streiten unentwegt. Am Ende ziehen sie aber doch beide an denselben Hebeln und drehen dieselben Rädchen.
 
Zurück
Oben