AW: ein simpler Gedanke...
Hallo affeeafe,
Hemmt eine intensive Beschäftigung mit fremden Gedanken unsere eigenen?
Deine Frage würde ich mit einem klaren
Ja beantworten, sofern derjenige, der sich intensiv mit fremdem Gedankengut beschäftigt, dieses sich lediglich als Blankwissen aneignet und dabei ein Prozess der kritischen Auseinandersetzung - fußend auf einem eigenen Meinungsbild - unterbleibt, resp. nicht umfassend und konsequent genug erfolgt.
Dass das - nämlich sich ein eigenes Meinungsbild schaffen - alles andere als einfach ist und oftmals die reinste Qual darstellen kann, das sei unbestritten; man muss fortwährend die Gedankengänge anderer Menschen nachvollziehen, deuten und verwerten, wobei der letzte Schritt zugleich eine Bewertung einfordert.
Das heißt also: man ist dazu genötigt, Meinungen anderer zu verwerfen, resp. als unwahr/unrichtig einzuschätzen. Und nun in jenem Prozess trotz aller Kritik, die man anderen Gedanken zukommen lässt, selbstkritisch zu bleiben und den Willen wie das Vermögen, sich also selbst belehren zu lassen, zu behalten, das ist für mich hierbei die ärgste Gratwanderung.
Viel ungefährlicher und leichter ist es, wenn man sich - nach guter alter Bildungsbürgermanier - die Meinungen von Autoritäten aneignet und bei Gelegenheit damit hausieren geht. Sehr philosophisch und weise anmutend ist es allemal, wenn man sich selbst mit Urteilen eher zurückhält und behutsam verhält: alles ist schließlich irgendwie verwertbar und wertvoll, Schande über den, der sich einbildet, er wisse es besser als die großen Vordenker.
Es grüßt Dich,
Philipp