AW: Die unerträgliche Leichtfertigkeit der Ignoranz
Wenn ich jemanden frage, was ich tun muss um ein Haus zu bauen und er sagt mir, ich solle es beim Universum bestellen, dann ist das möglicherweise ein Hinweis, der nicht ganz von der Hand zu weisen ist.
Das hilft mir aber nicht dabei, wenn ich das Haus jetzt wirklich bauen will und herausfinden will, was dazu alles nötig ist, welche Baumaterialien ich brauche und wo ich alles bekomme.
Infos, wie ich das alles auch noch zu einem stabilen Gebäude errichten kann, wären mir auch noch willkommen.
Mir scheint, das ist den Verfechtern der spirituellen Dauerberieselung nicht klar. Es führt nämlich keineswegs zu mehr Klarheit, wenn andauernd die Bereiche vermischt werden.
Die einen reden von den Gesetzen in der Natur, davon, wie alles was ist miteinander reagiert und funktioniert. Die anderen reden davon, WARUM das so sein könnte und wer das alles geschaffen haben könnte.
Natürlich überschneiden sich diese Bereiche an manchen Stellen, aber nicht überall. Und vor allem trägt es nichts zur Klarheit bei, wenn betont wird, dass es ja schon seit Jahrtausenden Erklärungen gibt, die den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen nur wenig gleichen.
Dass da möglicherweise etwas ergänzt werden könnte, das wird erst ganz vorsichtig in Erwägung erzogen. Das wird aber auch nur dann möglich sein, wenn auch die Wissenschaft gezielt in eine solche Richtung forscht. Ich denke, das geschieht ja jetzt auch schön langsam. Und manches wird da genau zu hinterfragen sein.
Warum die Anhänger der rein spirituellen Erklärung hier überhaupt mitreden, das ist mir aber ein großes Rätsel. Denn für alles gibt es schon lang Erklärungen, die eine Entsprechung in den sog. "Heiligen" Schriften finden. So wurde lang genug der Lauf der Welt erklärt. Als Annahme, die in uns ein Gefühl von "stimmiger Möglichkeit", also ein sehr gutes Gefühl, hervorrufen kann. (Deswegen sind Menschen auch gläubig, wegen dieses Gefühls!)
Hier ist nun der dritte Bereich, neben dem spirituellen und dem naturgesetzlichen: der persönliche Bereich. Denn es ist nunmal wichtig für uns, was wir fühlen. Jeder sucht die Erklärungen der Welt, die ihm ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit bieten. Ein Gefühl von Angenommen-Sein und von Dazugehören. Welche Umstände dieses Gefühl erzeugen, das ist wahrscheinlich bei jedem Menschen anders. Da muss ein ganz spezielles Gemisch von Informationen und Erklärungen zusammenkommen, damit wir uns so fühlen können. Und das hängt auch sehr stark mit den Erfahrungen zusammen, die wir bisher im Lauf unseres Lebens gemacht haben.
Ich merke, auch in unseren Diskussionen, dass es oft sehr schwierig ist, diese drei Bereiche, die ich hier erwähnt habe, auseinanderzuhalten. Und daraus entsteht ein großer Teil der Missverständnisse.
Ich nehme mich davon nicht aus. Ich kann mich auch in meinen eigenen Widersprüchen oft nicht orientieren. Es fällt mir aber zunehmend schwerer, mich hier an Diskussionen zu beteiligen, weil oft gar nicht deutlich wird, von welcher Sichtweise nun jemand ausgeht.
Eine ganz persönliche Anmerkung zum Schluss: Die Penetranz der "spirituellen" Fraktion hier ist mir unangenehmer als das Insistieren der "wissenschaftlichen" Fraktion. Einerseits wegen meiner persönlichen Erfahrungen, andererseits deswegen, weil die "Spirituellen" immer wieder einfließen lassen, schon einen gewissen Durchblick durch die Geheimnisse des Lebens zu haben. Im Umgang mit Menschen, die auf ihrem spirituellen Weg "noch nicht so weit" gelangt sind, merkt man bei manchen allerdings kaum etwas davon.
