AW: Die unerträgliche Leichtfertigkeit der Ignoranz
Dass das Bessere der Todfeind des Guten ist, gilt nicht nur für den Wissenschaft betreibenden Menschen, sondern überhaupt als Grundeigenschaft in der Biosphäre.
Das Bessere ist der Todfeind des Guten? Wer bemisst denn, was besser ist, wenn der Mensch mit der Forschung das Bessere und das Gute selbst bemisst und erschafft? Der Mensch. Wenn der Mensch gut ist, ist er dann sein eigener Todfeind wenn er besser sein will als gut?
Oder meinst du "the survival of the fittest"?
Ebenso arbeitet jeder Mensch (auch derjenige außerhalb der Wissenschaft) stets und ständig an der Optimierung seiner Umstände.
Das würde ich so nicht sagen. Nicht jeder strebt stets und ständig nach einer Optimierung. Es gibt genug Menschen die den Status Quo einfach nur erhalten wollen, was aber durchaus auch als eine Optimierung verstanden werden kann.
Aber die Wissenschaft, die Du nach eigenem Bekunden am liebsten zum Stillstand bringen willst...
Ich sehe die Wissenschaft mit kritischen Augen, was jedoch nicht impliziert, dass ich sie zum Stillstand bringen möchte, oder gar abschaffen wollte. Es darf doch wohl die Frage erlaubt sein, warum sie mit durchgetretenem Gaspedal mitten durch eine über sechs Milliarden zählende Menschenmenge fährt und im Wege Stehenden auch noch Ignoranz vorwirft.
Du bist hier bis jetzt jede Erklärung für Deine Aversion gegen die Naturwissenschaften schuldig geblieben.
Nochmal, ich habe keine Aversion gegen die Naturwissenschaften. Ich habe, wenn überhaupt, eine Aversion gegen die Kritikresistenz, die sich mir bei derlei Fragen präsentiert.
Was Du aber aufgeschrieben hast, ist wohl dies:
Das Leben soll durch Metaphern "geistig erledigt" werden, konkretes Verstehen, daraus abgeleiteter Technologiefortschritt etc. sind
Dir hingegen zuwider.
Unser aller Denken findet zu einem großen Teil über Metaphern statt, wenn nicht sogar gänzlich. Das erkenne ich lediglich und nutze es.
Und wenn Dir die Argumente ausgehen, dann holst Du spitzfindige Wortklaubereien anhand einzelner Sätze hervor, ohne zu argumentieren.
Die meisten Argumente haben die Leute doch schon selbst dabei. Das ergibt sich durch den Umstand, dass Begriffe immer in einer Beziehung stehen. Die Beziehung zum Benutzer des Begriffs und die zum Interpretierer. Ein für sich alleine stehender Begriff ist wahrlich hohl. Daher kann man schon mal aneinander vorbei reden, wenn dem Anderen vorgeworfen wird nichts zu sagen zu haben. Ich frage mich manchmal in welcher Beziehung der Begriff zum Benutzer steht und manchmal auch in welcher Beziehung er zu mir steht, will ich ihn für mich interpretieren um für mich dabei eine Erkenntnis zu gewinnen.
Du möchtest dich am Liebsten mit allem Persönlichen außen vor lassen, so interpretiere ich jedenfalls deine Aussagen, doch das funktioniert bei einer auf Beziehung basierenden Begriffswelt nicht so wie du dir das vielleicht vorstellen magst. Jeder benutzte Begriff erhält seine Bedeutung nicht durch die Beziehung die ihm inne wohnt, sondern durch die Bedeutung die ihm gegeben wird. Einer reinen Fachsimpelei kommt daher aus meinen Augen eine fast kollegiale Bedeutung zu, da sie, wie in der Dichtkunst eben Metaphern, Begriffe verwendet, die zwar auf eine Transzendenzebene gehoben, aber erst dann zu deuten sind, wenn sie wieder in eine Beziehung übersetzt wurden. Bei mir ist diese Beziehung der Mensch, bei der Wissenschaftsterminologie habe ich manchmal das Gefühl, dass die Sache selbst diese Beziehung ersetzt. Auf diese Weise entsteht eine Systemimmanenz aber auch größtenteils die Abneigung der Laien was die Wissenschaften betrifft, besonders wenn die Wissenschaft sich auf das Wohl der Menschheit zwar argumentativ bezieht, diese Beziehung jedoch durch die sich präsentierende Begriffswelt in gewisserweise ad absurdum geführt wird. Das Bewusstsein mag dies nicht unmittelbar erfassen, das Unterbewusstsein sehr wohl.
Gerade die nüchterne Betrachtung der Welt und die Suche nach einer Bedeutung die die Welt in sich selbst trägt, und sich dabei nicht als Teil, als beeinflussender Beobachter, zu integrieren, birgt eben den Raum für Missverständnisse, aber auch die Gefahr, in der Welt keinen Sinn zu sehen und über einen Rückschluss sich selbst (oder Anderen) den Sinn zu entziehen. Gerade die Sprache ist ein wesentliches Element zur Sinngebung und des Sinnbeziehens, dessen sollte sich eine Wissenschaft des 21. Jahrhunderts bewusst werden. Von Intelektuellen kann da meiner Meinung nach mehr abverlangt werden, als jenen ängstlichen Laien, die schon allein in dem Begriff "schwarzes Loch" etwas bedrohliches, düsteres erahnen. Das dieses kein Loch darstellt, sondern nur einen berechneten Effekt beschreibt ist wohl der Begriffswelt der Forscher entsprungen und zeigt auch dadurch deren Nähe zur Dichtkunst, zumal es in einem schwarzen Loch auch noch sehr verdichtet zuzugehen scheint
