'Depressionen' entstehen im allgemeinen dadurch, dass man seine kleinen und großen Ziele nicht erreicht und sogar schon 'vergessen' oder aufgegeben hat:
Ja, das ist einer der Aspekte, der aber m.E. noch lange nicht alles abdeckt. Die möglichen Ursachen sind so vielfältig und manchmal weit zurückreichend, dass ich mir keine abschließende Einschätzung erlauben würde.
Nehmen wir den grandiosen Menschen, der in heldenhafter Weise, ein Ziel nach dem anderen erreicht. Man staunt als Betrachter, doch der Mensch ist evtl. so stark damit beschäftigt, einer drohenden Depression auszuweichen, dass er im Gegenteil zwar seine Rettung sieht, nicht aber seine Zufriedenheit. Sein ständiges Suchen hingegen könnte zu seinem Wohlergehen beitragen, wenn er im Suchen ein Lebensziel sieht...das kommt aber auf den einzelnen und sein „warum“ an. Die Grandiosität schlägt mitunter blitzschnell in Depression um...und keiner weiß warum (nicht nur beim burn-out-S.).
Die Ziele erreichen ist sicher ein wichtiger Aspekt, aber eben nur einer. Selbst wenn man die Ursachen einkreisen kann, darf sich m.E. der Mensch nicht nur auf Ziele stützen, sondern muss unter anderem eine innere und äußere integre Persönlichkeit entwickeln, die ihre erlebte und verstandene Vergangenheit integrieren kann und daraus, dann vielleicht irgend wann mal Ziele ableitet. Der „technische“ Umgang mit negativen Gefühlen (so abgedroschen das Thema auch sein mag) spielt aber auch eine Rolle, zumindest in der Phase vor der Depression.
In meinen Augen kann man dieses Phänomen nicht rein philosophisch betrachten, das würde im Übrigen dem Menschen auch seine Würde nehmen, wogegen ich mich aussprechen möchte.
Sie verschwinden auf der Stelle, wenn man Wege findet
a) seine alten, verschütteten Ziele wieder auszugraben und wiederzubeleben und
b) sie tatsächlich schrittweise zu erreichen!!!
Mitunter ist es den Betroffenen garnicht möglich, eigene Ziele wiederzubeleben oder zu entwickeln, oft sieht man das Funkeln in ihren Augen beim durcharbeiten neuer Pläne erst, wenn die eigentliche Depression schon einige Wochen/Monate abgeklungen ist. Eine tiefe D. verhindert m.E. das „Ausgraben“, die endlosen Grübeleien und die innere Getriebenheit lassen es nicht zu, die Gedanken zu ordnen.
Trotzdem würde ich zustimmen, dass ab einem bestimmten Stadium Ziele ein schönes Fundament bilden können und von Angehörigen und professionellen Helfern unterstützt werden sollten. Die Zerstörung von Illusionen bei der Analyse alter Ziele spielt auch eine Rolle. Ein altes unerreichbares Ziel, sollte der Realität angepasst werden, damit die Erwartung nicht all zu schnell wieder enttäuscht wird. Wie es irgendwo so schön formuliert wurde, spielt die „mittlere Entfernung eines Menschen zu seinen Zielen“ eine Rolle, deren Ursachen bis in die ersten Lebensjahre zurückreicht...naja...es ist schwierig, find ich.
Viele Grüße
Bernd