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Beweis - Begründung - Fundamentalismus

Zeilinger

Well-Known Member
Registriert
22. Mai 2004
Beiträge
16.499
Was mich schon längere Zeit beschäftigt:

Ist ein Beweis und eine Begründung dasselbe ? Wenn nicht, was ist der Unterschied ?

Hängen nicht beide Begriffe mit Fundamentalismus zusammen ? Wenn ja, warum wird der Fundamentalismus (mehrheitlich) als schlecht angesehen, wo wir doch weder in der Wissenschaft noch in der Rechtssprechung ohne Beweise auskommen ?

Unverständliche und zugleich wissbegierige Grüße

Zeili
 
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Beweis und Begründung müssen nicht zwangsläufig identisch sein. Ein Beweis ist der Nachweis, daß ein Satz zu 100 % wahr ist. Eine Begründung kann ein Beweis sein, aber kann auch schwächer sein, z.B. nur eine Art Indiz.

Was den Fundamentalismus grundlegend von der Wissenschaft unterscheidet, ist, daß in der Wissenschaft Falsifizierbarkeit gewährleistet sein muß. Wissenschaftliche Theorien müssen also theoretisch auf irgendeine Art und Weise widerlegbar sein, wenn sie falsch sind. Das ist bei religiösem Fundamentalismus nicht der Fall, hier versucht man sich, um es mit den Worten von Karl Popper auszudrücken, "gegen sämtliche Kritik zu immunisieren".

Daß die Justiz ohne Beweise auskommt, ist mir neu.
 
hallo,
ich denke, am kürzesten kann man die beiden so unterscheiden:
ein beweis beantwortet die frage "ob...?"
eine begründung die frage "warum...?"

lg,
Muzmuz
 
Ich meine:

Beweis ist stets rational. Eine Beweisführung muss im Prinzip von jedem, der sich derselben Mittel bedient wie der Beweisende, nachvollziehbar und ergo nachprüfbar sein.

Begründung gibt eine Ursache für einen Vorgang, ein Verhalten an. Eine solche kann auch im emotionalen Bereich liegen, z.B. Mord aus Eifersucht.

Fundamentalismus liegt auf einer ganz anderen Ebene - ohne Wikipedia vorher zu befragen - gehört dazu immer eine Kompromisslosigkeit, ein (stures?) Beharren auf bestimmten Grundsätzen. Das muss nicht von vornherein negativ sein; denn in manchen Glaubensfragen ist z.B. fast jeder Papst ein Fundamentalist, wie es im Politischen partiell auch George W Bush ist. Problematisch wird der F. erst dann, wenn er zu intolerantem Verhalten gegenüber Andersdenkenden führt.

Ziesemann
 
Na, Zeili, da hast Du ( mir) ja wieder einmal ein Denkei gelegt.


Ich versuchs.....


Begründen/ Begründung hat die Grundbedeutung von eine Grundlage schaffen für etwas

Allgemein wird es auf etwas Abstraktes bezogen: ( Beispiele)

es wir begründet jemandes
Ruhm,Reichtum,Ansehen,

eine Theorie
eine Herrschaft
eine Schule( Denkrichtung)

Das geht sprachlogisch so:

Ich stelle also mal eine Theorie auf: sie sei: Im Denkforum schreiben User aller Alterstufen, Frauen und Männer. ( These)
Begründung
eine mögliche: das ist aus den Profilen ersichtlich
Beweis
die allen Usern einsichtigen Profile
die männlichen oder weiblichen Formen der Nicks


Der Beweis für die Richtigkeit der These ist erbracht, wenn die Beweismittel überzeugend sind.
Die Begründung ist erfolgreich, wenn der Beweis so erbracht ist, dass er von jedem User als richtig nachgeprüft werden kann, sie ist erfolglos, wenn sie aus dem Profil nicht ersichtlich ist.

die Begriffe Begründung und Beweis sind nicht deckungsgleich, werden in der Alltagssprache aber oft verwechselt


Wie Du diese Begriffe mit dem Begriff Fundamentalismus zusammendenken kannst, ist mir nicht so nachvollziehbar.

Am meisten kann ich mich den Worten Lloyds anschließen.
Jede These, Behauptung verlangt ( an sich nicht nur in den Wissenschaften) argumentative Begründung mittels Beweisführung.

Ich würde das als fundamentalistische Beweisführung ansehen, wenn der Handlungsanweisungen Aufstellende als Begründung z.B. angibt: das steht in der Bibel, im Koran usw - das sind Worte Gottes, deshalb sind sie wahr...

oder in der autoritären Kindererziehung: Du musst das und das machen, denn der Papa/ die Mama hat es so verlangt ....

also: fundamentalistische Beweisführung lässt als letzten Grund nur eine unhinterfragte Autorität zu - die mittelalterliche Scholastik kannte nur diese Art der Beweisführung -


freundliche Morgengrüße
mit rauchendem Kopf

Marianne
 
1. Eine Frage steht im Raum.
2. Ich beantworte die Frage und stelle damit eine Behauptung auf.
3. Diese Behauptung versehe ich mit einer Begründung.
4. Diese Begründung unterstütze ich mit Beweisen.

Die Behauptung ist eine These, eine Antwort auf eine aktuelle Frage. Thesen sind komprimiert und bedürfen einer Erklärung, Ausführungen, die geeignet sind, dem Leser die Hintergründe zu erläutern, die zu diesem Schluss, dieser These geführt haben. Bis dahin bedienen wir uns der Theorie.

Der Beweis ist der Bezug zur Realität, zu Dingen, die messbar sind oder gefühlt, gesehen oder gehört werden können. Dabei werden bestimmte Regeln aufgestellt, nach denen Beweise erfolgen können, um Betrug und Täuschung auszuschließen.

Fundamentalismus betreibt im Grunde genau das gleiche, nur dass der gesamte Prozess im Fundamentalismus wesentlich stärker durch Regeln und Normen eingeschränkt wird, die bereits auf die Zulässigkeit einer Behauptung und einer Begründung zugreifen. Hierin liegt die Untauglichkeit des Fundamentalismus begründet.
 
Mathematiker vor!
(wikipedia)

LEMMA
in der Mathematik hauptsächlich ein Satz, der Bedeutung vor allem als Hilfssatz im Beweis eines wichtigeren Satzes hat.

DILEMMA
Das positive Dilemma (auch konstruktives Dilemma) führt bei jeder gewählten Entscheidung zu demselben Ergebnis.
Das negative Dilemma (auch destruktives Dilemma) zerstört sich durch die Unmöglichkeit einer Entscheidung selbst.

AXIOM
nennt man eine Aussage, die grundlegend ist und deshalb nicht innerhalb ihres Systems begründet werden kann bzw. muss.

............

mit anderen Worten:

1) dilemma/lemma (Beweis) sind dualistisch

ein Dilemma ist paradox
ein Lemma ist orthodox (politisch korrekt im Sinne des Beweises)
von orthodox zu fundamentalistisch ist es kein großer Sprung​

2) Axiom (Begründung) ist nichtdualistisch

3) Ursache ist umgangssprachlich dualistisch (Vorstellung eines Prototyps)
oder nichtdualistisch (Ahnung eines Axioms)
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo, Freund Scilla!

ich bin glücklich, eine bekennende Nichtmathematkerin zu sein.


Schönes Wochenende


Ich denke allerdings, dass ich meine ( und Louiz) Worte in Deiner Erklärung wiederfinde - na ja: ansatzweise...
 
Hallo, Freund Scilla!

ich bin glücklich, eine bekennende Nichtmathematkerin zu sein.


Schönes Wochenende

auch mir ist erst später ein hoffentlich passendes Beispiel eingefallen

fünfe gerade sein lassen

wenn ich die ungerade Zahl 5 gerade sein lasse,
dann möchte ich,
das der Beweis funktioniert
ich bin offen für den entsprechenden Hilfssatz (LEMMA) und sehe über Ungereimtheiten (DILEMMA) hinweg

aus Sicht eines Systematikers ist und bleibt die Zahl 5 solange ungerade,
bis nicht ein AXIOM das Gegenteil vorschreibt

kann man nun mit jemand,
der etwas nicht so genau nimmt
(aber dieses verschweigt)
oder
mit jemand,
der alles sehr genau nimmt
(und nichts verschweigt)
besser diskutieren?​

wer von beiden ist der größere Fundamentalist?
 
Zuletzt bearbeitet:
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Scilla, ist die Zahl 5 nicht gerade deshalb ungerade, weil die Mathematik sie als ungerade definiert hat. In einem anderen System würde sie vielleicht gar nicht existieren. Und, da du sie als solche definiert hast, kann sie nach deinem fundamentalen Verständnis der Mathematik auch nicht als ungerade nachgewiesen werden, es sei denn, deine Regeln sind in sich unschlüssig.

Das ganze funktioniert aber in Bereichen nicht mehr, wo du die Regeln nicht aufstellst, weil du die Regeln gar nicht kennst. Wie steht es dann mit dem Beweis?
 
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