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Gibt es ein Dankbarkeit ohne ein vorangehendes Schuldgefühl ?

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Die Frage verstehe ich nicht. Bin für sehr Vieles in meinem Leben unendlich dankbar, warum aber sollte ich Schuldgefühle haben? Müsste ich mich schuldig fühlen, weil es vielen nicht so gut geht wie mir? Wenn ich kann, helfe ich, aber schuldig fühle ich mich deshalb nicht. Ist das irgendwie verwerflich?

:dontknow:
 
Jemandem Dank schulden, oder zu Dank verpflichtet sein hat irgendwie einen negativen Beigeschmack.

Wenn einem ein Mensch einen Gefallen tut, etwas Gutes tut oder bei einem Problem irgendwie weiter hilft ist man natürlich dankbar. Selten tun es Menschen, ohne einen Dank zu erwarten, das sind die ganz selbstlosen. Die anderen erwarten eine Gegenleistung.

Im Leben kann man, wie Céline schon schrieb, für vieles dankbar sein. Für das Leben selbst zum Beispiel und für alles Schöne, was wir im und durch das Leben erfahren, jetzt einmal alles nur ganz positiv betrachtet.

Ich kann also für Gegebenheiten dankbar sein, die mir zuteil wurden, ohne dass ich etwas dazu aktiv beigetragen habe – insoferne ist Dankbarkeit etwas Elementares.
Wenn Menschen im Spiel sind, durch die ich etwas für mich "dankenswertes" erfahre, wird normalerweise ein Ausdruck des "Dankes" als Gegenleistung erwartet, in welcher Form auch immer.

Ob der Dankbarkeit ein Gefühl vorausgeht? Man sagt ja, man will nicht in der Schuld eines anderen stehen!? So wären wir schon wieder beim Schuldgefühl!

Vielleicht sind wir schon so weit, dass wir gar nicht mehr glauben können, dass jemand etwas ganz uneigennützig für einen anderen tut, ohne dafür etwas zu erwarten – eigentlich schrecklich, oder?

Danke (ohne Schuldgefühle)!
-Heumond-
 
Ich glaube, es gibt verschiedene Arten der Dankbarkeit. Eine ganz grundsätzliche, elementare, die einfach schon bedeuten kann, dass man allgemein dankbar für das ist, was man im Leben hat oder erfahren darf.

Die andere ist die konkretere Dankbarkeit für eine Hilfeleistung o. ä., die aber m. E. auch nicht mit einem Schuldgefühl verbunden sein muss. Hängt ganz davon ab, wie das Verhältnis zu denjenigen ist, denen man dankbar ist und ob es sich um eine Situation handelt, in der man lieber nicht von der Hilfe anderer abhängig wäre. Dann ist es nämlich so, dass man eigentlich auch nicht dankbar sein möchte und sich das Ganze mit einem Schuldgefühl verquickt... Wie gesagt, muss aber nicht so sein. Die "natürliche" Dankbarkeit kann für sich allein ohne andere Gefühle existieren.
 
Vielleicht sollte man schon dafür dankbar sein, dass man das Gefühl der Dankbarkeit überhaupt empfinden kann und nicht soweit abgestumpft ist, alles als selbstverständlich hinzunehmen.

Ich glaube nicht, dass mit dem Gefühl der Dankbarkeit auch ein unmittelbares Schuldgefühl einhergehen muss.
Schenkt mir jemand etwas Schönes, weil ich Geburtstag habe oder zu Weihnachten, bin ich dafür dankbar, habe aber kein Schuldgefühl. Anders wäre es, wenn ich wüsste, dass sich meine Eltern oder derjenige, der mit das Geschenk macht, deswegen finanziell verausgaben, oder deswegen pers. auf etwas verzichten müssen.
Bekomme oder erreiche ich etwas, das eigentlich einem Anderen zustünde und das ich nur durch Egoismus oder Skrupellosigkeit geschafft habe, dann wären Schuldgefühle sicher angebracht. Aber derjenige, der egoistisch oder skrupellos ist, empfindet sicher keine Schuld deswegen.


Rhona
 
Rhona schrieb:
Vielleicht sollte man schon dafür dankbar sein, dass man das Gefühl der Dankbarkeit überhaupt empfinden kann und nicht soweit abgestumpft ist, alles als selbstverständlich hinzunehmen.

Ich glaube nicht, dass mit dem Gefühl der Dankbarkeit auch ein unmittelbares Schuldgefühl einhergehen muss.
Schenkt mir jemand etwas Schönes, weil ich Geburtstag habe oder zu Weihnachten, bin ich dafür dankbar, habe aber kein Schuldgefühl. Anders wäre es, wenn ich wüsste, dass sich meine Eltern oder derjenige, der mit das Geschenk macht, deswegen finanziell verausgaben, oder deswegen pers. auf etwas verzichten müssen.
Bekomme oder erreiche ich etwas, das eigentlich einem Anderen zustünde und das ich nur durch Egoismus oder Skrupellosigkeit geschafft habe, dann wären Schuldgefühle sicher angebracht. Aber derjenige, der egoistisch oder skrupellos ist, empfindet sicher keine Schuld deswegen.
Bin ich mit allem einverstanden, wobei, glaube ich, noch ein Aspekt zu beleuchten wäre. Wenn ich etwas aus Dankbarkeit mache, muss ja schon etwas vorausgegangen sein, wofür ich eben dankbar bin. Ehrlich gesagt, möchte ich ja, dass es zu beweisen ist, dass sich hier kein Schuldgefühl dazwischen schiebt, frage mich dann aber immer wieder, warum man in der (katholischen) Kirche immer wieder "Durch meine Schuld, durch meine Schuld" von sich geben soll; auch bei manchem Zwangsbeglücker in der Politik, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass man sich schuldig fühlen soll.

Liebe Grüße

Zeili
 
Wenn man es so wie du siehst, Zeilinger, dann bekommt man das Gefühl, dass es keine Dankbarkeit ohne Schuldempfinden gibt.
Vielleicht liegt es auch an der Redewendung, dass "man in jemandes Schuld steht", wenn der einem geholfen hat oder einen Gefallen tat.
Dankbarkeit ist für mich eher ein Gefühl der Freude, während das "Revanchieren", das aus einem Schuldgefühl heraus resultiert, eher einer Wiedergutmachung gleicht.
Dass der Katholizismus den Menschen ein permanentes Schuldgefühl mit der Taufe injiziert, das ist bekannt. "Du hast etwas erhalten, was dir, als Sünder, eigentlich nicht zusteht. Also empfinde Schuld!" Der Getaufte wird schon bei dieser Handlung von seiner ersten Schuld befreit - von der Erbsünde. Alles weitere empfängt er allein "durch Gottes Gnade", die er eigentlich nicht verdient, also empfindet er Schuld. Gott hat seinen Sohn geopfert, um uns "reinzuwaschen", also empfinden die Menschen Schuld. So will es die kath. Kirche.
Für mich kommt echte Dankbarkeit aus der Freude oder der Liebe, und Schuldgefühle haben da überhaupt nichts bei verloren.

Rhona
 
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erwarte ich Dankbarkeit, wenn ich helfe?

eigentlich nicht

..........

warum bete ich?

weil ich Gott dankbar bin
(ich stehe in seiner Schuld)

........

erreiche ich durch das Gebet Gott?

nur dann, wenn ich Gott als etwas anderes als mich ansehe

wenn aber Gott in mir ist,
dann spreche ich beim Gebet letztendlich mit mir selbst
es wäre womöglich besser, mit anderen Menschen zu kommunizieren
ich könnte ihnen bspw. helfen
es gibt keinen Grund, daß ich mich schuldig fühle

fordere ich dagegen Hilfe an,
dann bin ich bereit,
für die Hilfe, die mir gewährt wurde,
einen Preis zu zahlen

..........

wer betet, dankt Gott für die Hilfe, die er bekommen hat
(sofern es keinen Preis für die Hilfe gibt)
 
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