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Über die Selbstreflexion

Selbstreflexion: was für ein Thema!

Hallo erstmal....

nach sehr sehr langer Zeit kann ich es nicht lassen, mal wieder hier etwas zu schreiben... denn das Thema Selbstreflexion hat mich vor Jahrzehnten intensivst beschäftigt. Über die vielen Möglichkeiten, über sich selbst nachzudenken, dabei entstand ein Kategoriensystem mit insgesamt 149 Kategorien der Selbstreflexion. Wie das genau war... steht irgendwo in alten Notizen. Aber das Wichtigste, das Schlimmste... die Hoffnung auf eine irgendwie abzuschließende Selbsterkenntnis, die habe ich aufgegeben. Beginne ich also, über mich nachzudenken, erreiche dabei gar etwas, das sich auch nur annähernd als "Erkenntnis" bezeichnen lässt, dann bin ich schon ein anderer geworden... und zu viele Dinge entziehen sich dem Blick auf sich selbst, sagen wir: das Selbst, nun doch recht erfolgreich. Fragment also wird alles bleiben. Verblüffend dennoch, dass sich gewissermassen für alle 16 Muster, die im Myers-Briggs-Typenindikator dargestellt sind, auf eine bestimmte Art so etwas wie eine "Gebrauchsanleitung" formulieren lässt.
Mit den Buchstaben INFP ist dann auch schon sehr viel über mich gesagt...
aber mehr verrate ich jetzt im Moment nun wirklich nicht.

Betrachte statt dessen lieber die zusammen getragenen Fragmente der anderen...

Liebe Grüße
Methusalem
 
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AW: Über die Selbstreflexion

Lieber raphael,
ist nicht leicht, sich selbst im Spiegel zu sehen und dabei das äußere ignorieren. Fangen wir mal an:

Ich strebe nach Anerkennung, in welcher Form auch immer. außer durch den Erwerb von Staussymbolen. Die beeindrucken mich in keinster Weise, auch nicht die von anderen. In dem Streben nach Anerkennung kann ich sehr besessen sein, in positiver Form, ich kniee mich in eine Sache rein, bis ich sie beherrsche. Beispiel: meine Musik. Bis vor drei Jahren wusste ich mal gerade, wie eine Gitarre ungefähr aussieht und Noten waren irgendwelche Flecken auf dem Papier.
Innerhalb von Sekunden wurde ich durch ein einschneidenes Erlebnis mit dem Bazillus "musizieren" infiziert. Inzwischen zähle ich mich als Fortgeschrittener und habe auch schon einige kleine Auftritte hinter mir und bekam meine Anerkennung.

Der Hintergrund für meine Suche nach Anerkennung: Als Kind (8 jahre alt) wurde ich von meinen geschiedenen Eltern in ein Heim abgeschoben, fühlte mich also unerwünscht.

Zudem bin ich sehr harmoniebedürftig, jetzt zur Weihnachtszeit die vielen Lichterketten in den Wohnungen und natürlich auch bei mir, Teelichter usw. liebe ich einfach nur.

Ich streite sehr ungern und gebe auch meistens nach, außer in Diskussionen, wenn ich von meiner Sache überzeugt bin. Dann kann ich doch sehr stur sein. Zudem hab ich den Wunsch zu helfen, und wenn es nur ein Gespräch mit anderen ist, wenn er oder sie sich mal aussprechen möchte, einfach mal zuhören.

PÜnktlich bin ich auch, mir macht es auch gar nichts aus, wenn ich auf andere warten muss.

Ich langweile mich mit mir selbst nie, in keinster Weise, dazu hab ich zu viele Interessen (musizieren, joggen, lesen, schreiben, auch Musik hören, mich in Foren herumtreiben (vielleicht auch um zu helfen...).

In die Glotze schaue ich ungern, ab und zu gibt es ja doch auch etwas interessantes, aber sehr selten. Wissenschaftssendungen hab ich mal gerne geschaut, aber diese Berichte gehen immer mehr über in die Häppchenkultur (Informationen werden als kleine Häppchen verabreicht) und das sit mir zu oberflächlich. Genau wie Geschichtssendungen, in denen schlechte Schauspieler die Handlung nachspielen. Kein Bedarf dafür.
(Gehört das noch zum Thema?)

ich kann witzig sein, schlagfertig und bin, leider, obrigkeitshörig (der richtige Ausdruck?), ich habe Respekt vor den Chefs und werde in deren Nähe unsicher, wobei mich diese Tatsache ärgert.

Ich lernte nie, meine Gefühle auszudrücken, obwohl ich sehr sensibel und verletzlich bin. Doch durch meinen Gesang bin ich jetzt auf dem besten Weg, meine Gefühle aus mich heraus zu bringen, während des singens kommen mir schon mal die Tränen.

Das Gefühl Neid ist mir unbekannt, ich anerkenne, wenn jemand talentierter oder auch meinetwegen vermögender ist als ich.

Und oft bin ich albern wie ein Kind.

So, das reicht erst einmal mit dem Selbstentblätterung.

meint
Der Saitenhexer
 
AW: Über die Selbstreflexion

Ihr Lieben!

Danke für eure Beiträge, ich kann euch leider jetzt darauf nicht antworten, denn ich habe mir heute zuviel zugemutet, bloß 11 Tage nach meiner letzten Operation. Ich bin ziemlich geschlaucht nach einem Tierarztbesuch, einem Elternsprechtag und zwei Kleingruppen, die ich lernmäßig betreut habe.
Morgen ist ja auch noch ein Tag!

Es ist für mich schön zu lesen, wie verschiedenfarbig wir sind und dass ich doch nicht alleine bin in meinem Anderssein.

Liebe Grüße
Raphael
 
AW: Über die Selbstreflexion

Den ganzen Tag schon streich ich um dieses Thema herum, beschnupper es ein wenig, es riecht interessant, aber irgendwie auch ein bisschen unklar.

So nähere ich mich meistens auch anderen Themen, die mir in meinem Umfeld begegnen, denn nicht umsonst hab ich als Tiersymbol für mich die Leopardin gewählt. Die Katze, die auf weichen leisen Pfoten erst einmal ihr Umfeld erkundet, unhörbar und vorsichtig. Wo es schlecht riecht, dort verschwinde ich ungesehen wieder.

Ich bin gern dort, wo es warm und freundlich ist. Zuerst bin ich skeptisch, wie grad beschrieben, aber langsam fasse ich Zutrauen, öffne mich, lasse mich auch streicheln. Wenn mich jemand grob anfassen will, dann fauche ich und schlage mit den Tatzen, fahre in schlimmen Fällen sogar meine Krallen aus.

Es fällt mir schwer, mich in einer Hierarchie unterzuordnen. Ich befehle zwar niemandem gern, aber ich lasse mir auch nicht befehlen. Ich bin eine Einzelgängerin, die sich manchmal einer kleinen Schar anschließt, aber meistens nur für die Dauer eines gemeinsamen Projekts.

Wer mein Vertrauen gewonnen hat, für den tu ich sehr viel. Dem kann ich auch meine Liebe zeigen, aber erst, wenn es mir als sicher erscheint, dass diese Liebe auch angenommen wird. Wenn ich jemandem meine Liebe schenke, dann total.

Nur wer mein Vertrauen missbraucht, wer mir Zuneigung vorspielt um mich zu manipulieren, dem gehe ich für den Rest meines Lebens aus dem Weg. Hier habe ich eine sehr schmerzhafte alte Wunde, die bei Berührung sofort zu schmerzen anfängt. Mein wunder Punkt.

Ich mag Musik, vor allem Gesang gemeinsam mit anderen Menschen. Das Zusammenstimmen und den gemeinsam erzeugten Klang. Darin möchte ich mitschwingen, das erfüllt mich mit Freude.

Ich liebe Kinder und da vor allem meine Enkel. Es entzückt mich, sie zu erleben wie sie die Welt entdecken. Ich liebe es mit ihnen zu spielen und mich selbst dabei als Kind zu fühlen.

Ich weiß nicht so genau, wer ich bin. Ich bin gern ein weiblicher Mensch, weil ich endlich erleben darf, wie es sich anfühlt, im Arm eines geliebten Mannes einzuschlafen und dabei das Gefühl zu haben, endlich zu Hause zu sein.

Den größten Teil meines Lebens habe ich leider nicht wirklich gelebt. Den hab ich zuerst in Angst und Schrecken verbracht und danach in einer Art Angststarre.
Jetzt fühle ich mich jeden Tag anders. Einmal stark und sicher, dann wieder sehr unsicher und verloren, orientierungslos und klein.

Insgesamt empfinde ich mich jedoch sehr lebendig und neugierig.

Seit ich mit mir freundlich umgehen gelernt habe, wagen es so manche meiner Anteile, in Erscheinung zu treten.
Ich bin schon gespannt, was ich alles noch an und in mir entdecke. Ich glaube nämlich, dass da noch einige Überraschungen vergraben sind, tief drin in mir.

Glücklicherweise bin ich ja noch sehr jung, nichteinmal noch 60. Ich hab also Zeit um mich noch besser kennenzulernen.

:blume1:
 
AW: Über die Selbstreflexion

Anderssein...
Also da kann ich wirklich ein Wörtchen mitreden.
Aber ich zäume das Pferd von hinten auf - fange ich lieber von vorne an.

Erste Station Selbstreflexion: Ich stelle fest, dass ich extrem leicht durchschaubar bin. Meine Hobbies, Interessen und Werte entsprechen zu ungefähr 90% dem Klischee "ruhiges Mädchen". Ich hasse diesen Umstand - kann aber nichts dagegen tun.
Ich habe zu den meisten Dingen eine gut begründete, überlegte eigene Meinung - sie auszusprechen fällt mir aber sehr schwer, zudem bin ich immer unsicher und nehme eher an, dass ich Unrecht habe, und nicht der andere.
Über Gefühle rede ich ungern, ich bin ziemlich verletzlich und kann darüber nur sprechen, wenn der Gegenüber mich nicht kennt (also zB hier...)

Schon allein aus diesen Umständen heraus erscheine ich Mitmenschen uninteressant und langweilig. In der Öffentlichkeit besitze ich meist eine beachtliche Transparenz.
Wenn ich aber tiefer gehe, erlebe ich mich doch selber als ziemlich undurchschaubar. Ich habe schon oft über mein eigenes Wesen nachgedacht und bin zu folgender Zusammenfassung gekommen:

Ich bin praktisch zweigeteilt. Entweder glücklich oder traurig - dazwischen gibt's nix (auch wenn ich auf die Frage wie es mir geht stets leise und knapp "gut" antworte und Gefühle so gut wie nie zeige)
Als wäre das nicht schon genug, ist es sehr leicht mich von einem Zustand in den anderen zu katapultieren. Dazu reicht eine von mir falsch beantwortete Frage, ein Lob, eine schlechte Note oder ein wunderschöner Sonnenuntergang.
Das war früher noch viel Schlimmer, ich habe mich jetzt ziemlich gut im Griff.
(Dazu: Dunkle Weiten in "Eigene Gedichte", entstand etwa zu der Zeit)

Übrigens, Raphael, du bist ganz und gar nicht in deinem Anderssein alleine, ich gehe selber komplett am Mainstream vorbei. Gerade bei Jugendlichen ist das schwer, da gibt es eine sehr große Spannweite gleicher Interessen die ich jedoch alle nicht teile...
 
AW: Über die Selbstreflexion @ flying dreams

Anderssein...
Erste Station Selbstreflexion: Ich stelle fest, dass ich extrem leicht durchschaubar bin. Meine Hobbies, Interessen und Werte entsprechen zu ungefähr 90% dem Klischee "ruhiges Mädchen". Ich hasse diesen Umstand - kann aber nichts dagegen tun.

Tja... da muss ich dann wohl doch mit meinen Kategorien anfangen... die erste Station ist eine Beschreibung, eine Selbsteinschätzung aus der Perspektive anderer (also eigentlich: metaperspektivische Selbstreflexion). Dann kommt eine Bewertung (also: bewertende Selbstreflexion): "ich hasse diesen Umstand". Und jetzt hätte ich gern (oder finde es sinnvoll), nach einer zweiten Station zu fragen. Das nenne ich dann "kritisch-konstruktive Selbstreflexion": welche Hobbies, Interessen oder Werte hätte ich denn gern? Oder auch: ist das eigentlich schlimm, einem Klischee zu entsprechen? Ich vermute, dass sich die Hobbies, Interessen und Werte noch klären ("klärende Selbstreflexion") und weiterentwickeln. Über die Bewertungen kann man auch nachdenken: ist "ruhig" denn nicht auch etwas Positives? Zeigt es etwas Wertvolles, Nachdenkliches, in dem auch ein gewisses Potential zur Überlegenheit steckt? Das Bedürfnis, zu reifen und zu wachsen, das eigene Anderssein bewusst wahrzunehmen, sich nicht einfangen zu lassen von dem, was "normal" ist oder als normal gilt? Ich denke, jedes Individuum ist irgendwo anders, nur eben anders anders als Andere. Das eben macht Persönlichkeit aus - auf eine bestimmte Art so zu sein wie niemand sonst auf der Welt... soviel erstmal...

Liebe Grüße
Methusalem :blume1:
 
AW: Über die Selbstreflexion @ flying dreams

Tja... da muss ich dann wohl doch mit meinen Kategorien anfangen... die erste Station ist eine Beschreibung, eine Selbsteinschätzung aus der Perspektive anderer (also eigentlich: metaperspektivische Selbstreflexion). Dann kommt eine Bewertung (also: bewertende Selbstreflexion): "ich hasse diesen Umstand". Und jetzt hätte ich gern (oder finde es sinnvoll), nach einer zweiten Station zu fragen. Das nenne ich dann "kritisch-konstruktive Selbstreflexion": welche Hobbies, Interessen oder Werte hätte ich denn gern? Oder auch: ist das eigentlich schlimm, einem Klischee zu entsprechen? Ich vermute, dass sich die Hobbies, Interessen und Werte noch klären ("klärende Selbstreflexion") und weiterentwickeln. Über die Bewertungen kann man auch nachdenken: ist "ruhig" denn nicht auch etwas Positives? Zeigt es etwas Wertvolles, Nachdenkliches, in dem auch ein gewisses Potential zur Überlegenheit steckt? Das Bedürfnis, zu reifen und zu wachsen, das eigene Anderssein bewusst wahrzunehmen, sich nicht einfangen zu lassen von dem, was "normal" ist oder als normal gilt? Ich denke, jedes Individuum ist irgendwo anders, nur eben anders anders als Andere. Das eben macht Persönlichkeit aus - auf eine bestimmte Art so zu sein wie niemand sonst auf der Welt... soviel erstmal...

Da ist wohl noch etwas Klärungsbedarf.
Ich mag es nicht, (oberflächlich) leicht durchschaubar zu sein. Das heißt nicht, dass ich mich selbst in derm Klischee schlecht fühle. Es ist nicht in dem Sinne negativ.

Ich hasse Parties, Alkohol und laute Musik. Zigaretten sowieso. Discos haben mich nie interessiert, genausowenig wie Mode. Stattdessen lese ich lieber, male, schreibe Geschichten und Gedichte, diskutiere aufgrund fehlender Diskussionspartner auf einem Forum über Politik und Gesellschaft...

Sehen tu ich nur ein Problen darin: Diese Interessen bzw Nicht-Interessen machen ziemlich einsam.
 
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AW: Über die Selbstreflexion

Hallo, ihr Lieben!

Ich finde es spannend zu lesen, wenn und wie ihr euch öffnet.
Mir ist klar, dass zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung gewaltige Unterschiede herrschen können. Aber darüber will ich nicht befinden.

Ich finde mich selbst nie gut genug.
Das ist Ausdruck eines zwanghaftes Verhaltens, bin ja eher Zwangs- denn Angstneurotiker.
Wer je als Kind sich ein optisches Ziel gesetzt hat, das man in einer bestimmten Zeit zu erreichen hatte, einen Baum vielleicht, bevor man bis 50 gezählt hat, sonst holt einen der Sensenmann, oder wer zwanghaft (und sei es nur wiederholt in spielerischer Art) auf das Weiß der Zebrastreifen gelatscht ist, peinlich die dunklen Stellen vermeidend, ... willkommen im Klub der Zwängler!

Außerdem bin ich ungemein schnell. Ich stopfe in die Zeit hinein, was nur geht. Den ganzen lieben Tag versuche ich mir so Lust zu bereiten, als ob es kein Morgen gäbe.

Übrigens, ich bin der geborenen Verschleierer, das habe ich schon mehrfach geschrieben, ich reiße mir die Brust auf, um zu zeigen: Hier bin ich, so schaut´s in mir aus und das Endergebnis ist, dass ich kaum wirklich in mein Inneres blicken lasse. In der Überfülle meiner Geständnisse geht der Blick auf den wirklichen Kern verloren.
So übe ich mich lieber in Gemeinplätzen, um eine gute Stimmung zu schaffen, z.B. mit Sprüchen, wie: raue Schale, geiler Kern oder ähnlichen Schwachsinn.

Ich sauge Menschen aus, die ich kennen lerne und wenn ich glaube, ich habe sie erfasst, wende ich mich dem nächsten Spielzeug zu.
Dieses Verhalten kann auf die Betroffenen recht schroff wirken.
Böse bin ich aus Schwäche, nicht aus Überzeugung.

Liebe Ela:
Habe ich dich richtig verstanden? Du möchtest manchmal so sein wie ich?!
Bitte nicht, ich mag dich, so, wie du bist!
Zart, fast schon zerbrechlich, sensibel, kreativ und leise.
Marktschreier gibt es schon genug auf dieser Welt.

Mit lieben Grüßen
Raphael
 
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