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trauer beim tod eines nahestehenden

jhi `or

New Member
Registriert
22. April 2003
Beiträge
26
warum trauern menschen beim tod...
...eines nahestehenden (geliebten)? warum "muss" ich auf beerdigungen weinen?

- eigentlich...egoismus, oder?
 
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Alles hat seine Zeit.
Es gibt die Zeit der Freude,
eine Zeit der Stille,
eine Zeit des Schmerzes,
der Trauer und
eine Zeit der dankbaren Erinnerung

Tod und Trauer gehören leider zu den großen Tabu-Themen unserer Zeit. Im allgemeinen Schönheits- und Jugendwahn unserer schnellen Gesellschaft, haben Verfall und Sterben wenig Raum, denn sie erinnern uns nur zu deutlich, dass viele von uns einer Illusion nachjagen. Weil dies so ist, treffen Trauernde oft auf wenig Verständnis für ihren Schmerz. Eine gewisse Trauerzeit - in der Regel ein paar Tage - wird den meisten zwar zugestanden. Dann aber bitte schön soll derjenige doch loslassen, das Leben geht schließlich weiter...
Schmerz, die Gefühle und Tränen sind in Ordnung - und das unabhängig davon, wie weit der tatsächliche Verlust zurück liegt. Akzeptieren von Trauer Schmerz, sie sind einfach da. Verdrängt wird schon genug.
 
Original geschrieben von -Akelei-
Tod und Trauer gehören leider zu den großen Tabu-Themen unserer Zeit. Im allgemeinen Schönheits- und Jugendwahn unserer schnellen Gesellschaft, haben Verfall und Sterben wenig Raum, denn sie erinnern uns nur zu deutlich, dass viele von uns einer Illusion nachjagen. Weil dies so ist, treffen Trauernde oft auf wenig Verständnis für ihren Schmerz. Eine gewisse Trauerzeit - in der Regel ein paar Tage - wird den meisten zwar zugestanden. Dann aber bitte schön soll derjenige doch loslassen, das Leben geht schließlich weiter...
Schmerz, die Gefühle und Tränen sind in Ordnung - und das unabhängig davon, wie weit der tatsächliche Verlust zurück liegt. Akzeptieren von Trauer Schmerz, sie sind einfach da. Verdrängt wird schon genug.
???
mein eingangsbeitrag war weder besonders lang, noch schwer zu verstehen - umso unverständlicher ist es mir, wie man derartig am thema vorbeireden kann.
sicher, was sie sagen ist durchaus berechtigt und längst nicht falsch (auch wenn ich komplett anderer meinung bin), hat aber mit MEINER fragestellung nicht viel zu tun.

die frage nochmal: ist die trauer um den tod eines geliebten menschen nicht nur ausdruck des menschlichen egoismus?

sie können ja erläutern, WARUM sie den menschen mehr zeit zum trauern zugestehen möchten.
wäre interessant, wenn eine der als am menschlichsten geltenden "eigenschaften" (s.o.//emotionen im allgemeinen) auf blanken egoismus beruhen würde
 
Original geschrieben von jhi `or
die frage nochmal: ist die trauer um den tod eines geliebten menschen nicht nur ausdruck des menschlichen egoismus?
Ja. Irgendwie schon. Aber Egoismus ist ein uns gegebener Lebensstandpunkt, der Lebenstrieb. Dagegen ist nichts zu sagen. Man weint, trauert UM einen Menschen. Er ist plötzlich fort. Er, der dein Leben - mehr oder weniger - gespeist und bestückt hat. Der Tod eines Menschen erinnert auch daran, dass man eines Tages selber abzutreten hat. Schau, jetzt liegt er in der Erde, und bald du. Trauert man beim Ableben eines geliebten Menschen darum, dass er sein Leben nicht vollenden darf? Ja, auch. Wenn er jung stirbt, gewiss. Aber in erster Linie beweint man den eigenen Verlust. Glaube ich schon.

Gysi
 
Original geschrieben von Gisbert Zalich
Ja. Irgendwie schon. Aber Egoismus ist ein uns gegebener Lebensstandpunkt, der Lebenstrieb. Dagegen ist nichts zu sagen. Man weint, trauert UM einen Menschen. Er ist plötzlich fort. Er, der dein Leben - mehr oder weniger - gespeist und bestückt hat. Der Tod eines Menschen erinnert auch daran, dass man eines Tages selber abzutreten hat. Schau, jetzt liegt er in der Erde, und bald du. Trauert man beim Ableben eines geliebten Menschen darum, dass er sein Leben nicht vollenden darf? Ja, auch. Wenn er jung stirbt, gewiss. Aber in erster Linie beweint man den eigenen Verlust. Glaube ich schon.

Gysi
vor allen dingen greift beim letzten aspekt wieder, was du auch schon am anfang anführtest ("gespeist und bestückt hat")

ist der mensch überhaupt in der lage zu trauern, weil ein anderer sein leben nicht vollenden "darf"? aus einem ganz selbstlosem motiv? - ich denke nicht. da mag der "profit", den man aus dieser person geschlagen hat, das was man selber verliert (geborgenheit, sicherheit usw. usf) ausschlaggebend sein
 
Original geschrieben von jhi `or
vor allen dingen greift beim letzten aspekt wieder, was du auch schon am anfang anführtest ("gespeist und bestückt hat")

ist der mensch überhaupt in der lage zu trauern, weil ein anderer sein leben nicht vollenden "darf"? aus einem ganz selbstlosem motiv? - ich denke nicht. da mag der "profit", den man aus dieser person geschlagen hat, das was man selber verliert (geborgenheit, sicherheit usw. usf) ausschlaggebend sein
Deine Position hat was. Aber wie ist das bei der Kindesliebe der Mutter? So wie wir die Inhalte unserer Egos nicht rein von anderen Menschen abgrenzen können, so ist die Liebe möglicherweise nicht zu 100 % aus dem Quell des Egoismus. "Die Grenzen in Natur und Gesellschaft sind nicht scharf zu ziehen." (Lenin. War nicht alles falsch, was der alte Hund von sich gegeben hat... :D )

Gysi
 
hallo Gysi,
Original geschrieben von Gisbert Zalich
Deine Position hat was. Aber wie ist das bei der Kindesliebe der Mutter? So wie wir die Inhalte unserer Egos nicht rein von anderen Menschen abgrenzen können, so ist die Liebe möglicherweise nicht zu 100 % aus dem Quell des Egoismus. "Die Grenzen in Natur und Gesellschaft sind nicht scharf zu ziehen." (Lenin. War nicht alles falsch, was der alte Hund von sich gegeben hat... :D )

Gysi
also die kindesliebe würde ich vor allem biologisch erklären (die tatsache, dass diese gerade in den ersten jahren besonders ausgeprägt ist würde dafür sprechen). die MUTTER verliert etwas - und wenns nur die gene sind, die nicht weitergegeben werden können (aber der einwand ist nicht schlecht...die mutter "bekommt" vom baby ja eigentlich nichts - liebe vielleicht *grübel*)

*gesicht verzieh*

naja: an gewissen stellen kommt man schon ins hadern - man müsste sich hier fragen, in wie weit der mensch noch von seinen instinken gelenkt wird, wie groß die optionen des freien willen sind, ob es diesen überhaupt gibt (gibt da ja ganz interessante wissenschaftliche erkenntnisse) usw. usf.

mit der liebe an sich verhält es sich ähnlich. eigentlich ist diese doch auch nur ein trick der natur?!
 
Original geschrieben von jhi `or
warum trauern menschen beim tod...
...eines nahestehenden (geliebten)? warum "muss" ich auf beerdigungen weinen?

- eigentlich...egoismus, oder?

auch!
Aber vor allem Wut über die Ungerechtigkeit des Lebens (als mein Vater starb, der wirklich ein herzensguter Mensch und Vater war und "mitten im Leben" mit 57 JAhren völlig unerwartet und ohne jede Vorwarnung starb!
Ich habe geweint, weil ihm einfach mehr zu gönnen war!
...und natürlich weil ich ihn für immer verloren habe...
 
Re: Re: trauer beim tod eines nahestehenden

Hallo Haiku,
Original geschrieben von Haiku
auch!
Aber vor allem Wut über die Ungerechtigkeit des Lebens (als mein Vater starb, der wirklich ein herzensguter Mensch und Vater war und "mitten im Leben" mit 57 JAhren völlig unerwartet und ohne jede Vorwarnung starb!
Ich habe geweint, weil ihm einfach mehr zu gönnen war!
...und natürlich weil ich ihn für immer verloren habe...
ich möchte expliziet erwähnen, dass ich dir auf keinen fall zu nahe treten möchte.
da ich aber durchaus ein interesse an dem thema habe, werde ich einfach meine meinung diesbezüglich wahrheitsgemäß kund tun (nimm es -wenns geht- nicht persönlich)

du schriebst:
Ich habe geweint, weil ihm einfach mehr zu gönnen war!
<----
<---- das ist so der kernsatz, der für die fragestellung am interessantesten ist.
die frage ist, ob es dem menschen an sich möglich ist wirklich tiefe/aufrichtige trauer aus oben genannten grund zu empfinden (und weinen ist ausdruck für intensives empfinden), du also geweint hast, weil du ihm gegönnt hast, dass er noch weiterlebt...
......oder ob das alles ein "vorgeschobenes argument" ist, die eine egoistische handelsweise überdecken "soll" (erläuterte ich bereits - und trifft beim vater sicherlich im besonderen maße zu)

andere herangehensweise:
der tod beraubt dem menschen jedwede empfindung. fürs leben, gegen tod - oder umgekehrt...in dieser "position" spielt es überhaupt keine rolle mehr, OB man evt. noch hätte weiterleben können

gesetz dem fall man könnte aufrichtig und auf altruistische weise den tod eines nahestehenden betrauern, so bedeutete dies, dass man das leiden eines toten - aber in gedanken weiterlebenden- menschen auf sich projeziert --> und so quasi für ihn leidet. diese "würde aber nur dann sinn machen" (der mensch ist eh irrational - egal), wenn die person leben würde. wenn man es überspitzt formulieren möchte, dann ist ihr es jetzt aber komplett egal (ich hoffe du verstehst wie ich das meine - kann das nicht so gut ausdrücken), ob sie weiterlebt oder nicht.

so gesehen ist trauer entweder grob unsinnig oder egoistisch
___________________________________________________

ich hoffe, ich habe die grenze des aktzeptablen damit nicht überschritten. wie gesagt: es interessiert (*1) mich...und ich kann mir darauf nicht anders einen reim machen

(*1) vor allem daher, weil damit auch ein teil meines menschenbildes steht und fällt.ich deutete ja bereits an, dass ich das trauern für einen lieben immer für einen tiefen menschlichen wesenzug hielt
 
Zuletzt bearbeitet:
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so gesehen ist trauer entweder grob unsinnig oder egoistisch
korrekt!
und nicht zu vergessen auch ne sache des glaubens und der erziehung!

wenn ich glaube, dass er "heim darf" oder kommt und tod nur ein anderer bewusstseinsstand ist, müsste ich mich freuen wenn ein mensch den ich bedingungslos lieb den löffel abgibt!

alles andere ist wie du schon sagtes der eigene egoismus - ein mensch den ich geliebt hab ist einfach weg, nicht mehr zu erreichen!


gruss binchen:)
 
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