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Textfragment von mir: "Philosophie der Sexualität"

Deine Aussagen erscheinen ziemlich sexualfeindlich - entspricht dies dein eigenens Empfinden oder gibst du nur klassisches Aussagen "neutral" wieder ?

Es war mehr Schopenhauer welcher in seiner "pessimistischen" Sichtweise das bewusste ich als Sklaven der darunterliegenden Biologie darstellte. Anfangs übernahm Nietzsche diese aber besann sich dann schnell einer anderen eigenen Ansicht. Er sieht bewusstes ich und die daruntrstehende Biologie nicht als Konkurrenten sondern eher als Team welches gemeinsam für sich und seinen gemeinsamen Willen gegenüber Hindernissen durchsetzt.
Die Aufgabe der rationalen Vernunft ist nicht die eigene Biologie zu unterdrücken sondern im Gegenteil diese vor überschnellten Fehlern zu schützen und ihre Ansprüche in sichere Bahnen zu leiten. Die Wollust ist das erhabenste aller Empfindungen.

Die erhabenste aller Empfindungen ist für mich die Kontaktaufnahme mit Personen, die man mag und denen man vertraut und wenn diese erwidert wird und zwar auf eine Weise, die einem gut tut.
 
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Du meinst, der wollüstige Mensch versteckt sein Begehren, gell? Und viel eigentümlicher als auf zu schreien ist diesem dann das Gezeter vom Verführtwordensein...;)
nö - warum soll er das verstecken ? er geniest es einfach ! der apollinisch-moralische Mensch versteckt sein Begehren weil er in der Regel darauf konditioniert ist dass lust etwas böses ist...
 
Die Wollust ist das erhabenste aller Empfindungen.

Das klingt beim ersten Lesen etwas befremdlich, beim Nachdenken darüber nicht mehr ganz. Vielleicht habe ich eine Vorstellung davon, was du damit meinst, aber wie kommt es, dass du Wollust mit Erhabenheit assoziierst? Für mich ist Erhabenheit in erster Linie mit Wahrnehmungen verknüpft, die mir eine Ahnung von einer höheren Wirklichkeit vermitteln, meist visueller, emotionaler oder intellektueller Art. Natürlich kann Wollust, sofern sie keine Erfüllung findet und sich nicht allein auf körperlicher Ebene vollzieht, bzw. die körperliche Ebene lediglich Ausdruck einer geistigen Lust ist, von der Sehnsucht nach dem "Eigentlichen" künden, das doch (noch) unerreichbar ist. Trotzdem würde ich sie nicht als erhabenste aller Empfindungen bezeichnen. Das ist dann eher die Liebe
 
Das klingt beim ersten Lesen etwas befremdlich, beim Nachdenken darüber nicht mehr ganz. Vielleicht habe ich eine Vorstellung davon, was du damit meinst, aber wie kommt es, dass du Wollust mit Erhabenheit assoziierst? Für mich ist Erhabenheit in erster Linie mit Wahrnehmungen verknüpft, die mir eine Ahnung von einer höheren Wirklichkeit vermitteln, meist visueller, emotionaler oder intellektueller Art. Natürlich kann Wollust, sofern sie keine Erfüllung findet und sich nicht allein auf körperlicher Ebene vollzieht, bzw. die körperliche Ebene lediglich Ausdruck einer geistigen Lust ist, von der Sehnsucht nach dem "Eigentlichen" künden, das doch (noch) unerreichbar ist. Trotzdem würde ich sie nicht als erhabenste aller Empfindungen bezeichnen. Das ist dann eher die Liebe
Den Begriff der Erhabenheit sollten wir abstimmen
Siehe bitte unter das erhabene in der wiki

Schiller

Das Erhabene als „Ausgang aus der sinnlichen Welt“

Friedrich Schiller schließt an Kant an und unterscheidet das Erhabene (Sublime) vom Schönen dadurch, dass letzteres innerhalb der menschlichen Natur Ausdruck der Freiheit sei; das im Gegensatz dazu von der sinnlichen, berührbaren Welt unabhängige Erhabene erhebe ihn über seine Natur. Das Schöne binde uns an die sinnliche Welt, das Erhabene hingegen befreie uns davon. Schiller zufolge besteht das Erhabene „einerseits aus dem Gefühl unserer Ohnmacht und Begrenzung, einen Gegenstand zu umfassen, anderseits aus dem Gefühle unserer Übermacht, welche vor keinen Grenzen erschrickt und dasjenige sich geistig unterwirft, dem unsere sinnlichen Kräfte unterliegen“. Beim Erhabenen fühlten wir uns frei, „weil die sinnlichen Triebe auf die Gesetzgebung der Vernunft keinen Einfluss haben, weil der Geist hier handelt, als ob er unter keinen anderen als seinen eigenen Gesetzen stünde“. Das Erhabene „verschafft uns einen Ausgang aus der sinnlichen Welt“ und sei gleichzeitig „ein gemischtes Gefühl. Es ist eine Zusammensetzung von Wehsein... und von Frohsein...“ – Beim Erhabenen „stimmen Vernunft und Sinnlichkeit nicht zusammen, und eben in diesem Widerspruch zwischen beiden liegt der Zauber, womit es unser Gemüth ergreift“:





„Der erhabene Gegenstand ist von doppelter Art. Wir beziehen ihn entweder auf unsere Fassungskraft und erliegen bei dem Versuch, uns ein Bild oder einen Begriff von ihm zu bilden; oder wir beziehen ihn auf unsere Lebenskraft und betrachten ihn als eine Macht, gegen welche die unsrige in Nichts verschwindet. Aber ob wir gleich in dem einen wie in dem anderen Fall durch seine Veranlassung das peinliche Gefühl unserer Grenzen erhalten, so fliehen wir ihn doch nicht, sondern werden vielmehr mit unwiderstehlicher Gewalt von ihm angezogen. Würde dieses wohl möglich sein, wenn die Grenzen unsrer Phantasie zugleich die Grenzen unsrer Fassungskraft wären?“


Wollust wird oft mit sexueller Gier gleichgesetzt... Ist es aber nicht. Gier ist Mangel während Wollust Erfüllung impliziert.
Wollust ist für mich mehr ein Zustand der Seele der in den seltenen Fällen auftritt wenn Sein und Ziel zusammenfällt als ozeanisches Gefühl der vollen Erfüllung mit dem Wunsch diesen Zustand in die Ewigkeit auszudehnen. Sie muss sich auch nicht auf das sexueller beschränken. Es kann sich auf alles sinnliche und geistige Erleben ereignen zb beim hören von Musik, betrachten von Bildern..... Gedanken... Sich wollüstig Regeln......
 
nö - warum soll er das verstecken ? er geniest es einfach ! der apollinisch-moralische Mensch versteckt sein Begehren weil er in der Regel darauf konditioniert ist dass lust etwas böses ist...

Mir ging es an dieser Stelle lediglich um die Formulierung von ichbinderichwar, die Wollust sei es, die sich verstecke: Wo jemand nicht im Reinen mit ist sich und seinen Lebenskräfte ist werden diese gerne personifiziert, abgespalten und im anderen bekämpft und verantwortlich gemacht.

Inhaltlich habe ich bei oben stehender Definition nichts hinzuzufügen, im ozeanischen Gefühl des Einsseins mit der Welt erfüllt sich alle Sehnsucht im Augenblick:
 
Den Begriff der Erhabenheit sollten wir abstimmen
Siehe bitte unter das erhabene in der wiki

Ohne nun die Tiefen und Differenzierungen des ganzen Artikels zu berücksichtigen, fasst es die eingangs gegebene Definition ja ganz gut zusammen: "Als ästhetische Kategorie hingegen bezeichnet das Erhabene etwas Wahrnehmbares, dessen wesentliche Eigenschaft eine Anmutung von Größe, gegebenenfalls sogar Heiligkeit ist, die über das gewöhnlich Schöne hinausreicht. Das Sublime bzw. Erhabene ist daher stets auch mit dem Gefühl von Unerreichbarkeit und Unermesslichkeit verbunden. Es löst Erstaunen aus, das mit Ehrfurcht und/oder Schrecken verbunden ist." (Quelle Wiki)

Von daher geht mein Verständnis von Unerfülltheit der Wollust als Kriterium für ihre Einordung in das Erhabene ja gar nicht so an der allgemeinen Definition vorbei.

Wollust wird oft mit sexueller Gier gleichgesetzt... Ist es aber nicht. Gier ist Mangel während Wollust Erfüllung impliziert.
Wollust ist für mich mehr ein Zustand der Seele der in den seltenen Fällen auftritt wenn Sein und Ziel zusammenfällt als ozeanisches Gefühl der vollen Erfüllung mit dem Wunsch diesen Zustand in die Ewigkeit auszudehnen. Sie muss sich auch nicht auf das sexueller beschränken. Es kann sich auf alles sinnliche und geistige Erleben ereignen zb beim hören von Musik, betrachten von Bildern..... Gedanken... Sich wollüstig Regeln......

Wenn Wollust Erfüllung impliziert, dann geht sie aber doch nicht mit der Erhabenheit konform, die ja vom Gefühl der Unerreichbarkeit lebt. Ich verstehe wohl was du mit Wollust meinst und kenne dieses Gefühl auch, frage mich jedoch, ob dieses Gefühl und auch der von Schiller beschriebene Zustand von Erhabenheit mit jener Wollust gleilchzusetzen ist.
Strauss' freie Interpretation von Nietzsches "Also Sprach Zarathustra" enthält in der Arie "Oh Mensch" allerdings auch den Satz : Alle Lust will Ewigkeit". Überhaupt drückt dieses Stück sowohl musikalisch wie auch inhaltlich jenes oben beschriebene Gefühl aus. Von daher kann man deine Definition, Wollust sei das erhabenste aller Empfindungen vielleicht so stehen lassen. Allerdings kommt dieser Satz nicht ohne Erklärungen aus, zumal er in einer Diskussion über Sexualität erwähnt wird. Da kann leicht der Eindruck entstehen, es gehe allein um die libidinöse, triebhafte, niedere Lust, die im Katalog mittelalterlicher Todsünden eben als Wollust bezeichnet wird.
 
Ja - genau da liegt das Problem - alle Lust will Ewigkeit - und dies besonders die Wollust.... Geht aber nicht :-(
Die Erfüllung ist zwar in der Wollust enthalten aber im weiteren Werden nicht konsistent - sie ist ihr eigener Mörder. Ich halte Sie zwar für die erhabenste aber deswegen ist sie noch nicht absolut Erhaben - trägt sie doch den Makel der Sterblichkeit in sich weswegen in jeder Wollust auch immer ein Hauch von Wehmut und Trauer mitschwingt - die Erwartung ihres Todes...
 
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Aus dem Gasthaus von platon
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Diotimas Lehre vom Aufstieg zum Schönen

Die erotische Anziehungskraft, die sich zunächst bei der Begegnung mit Körperschönheit geltend macht, erlangt eine neue Qualität, wenn sich der Erotiker den Bereich seelischer Schönheit erschließt. Von solcher Erweiterung des Blickfelds ausgehend entwickelt Diotima ihre Lehre von der rechten philosophischen Lenkung des erotischen Drangs. In der Jugend soll man sich schönen Körpern zuwenden und dabei erkennen, dass es nicht um die Vorzüge eines bestimmten Körpers geht, sondern um die körperliche Schönheit an sich, die in allen schönen Körpern dieselbe ist. Später wird man sich der seelischen Schönheit zuwenden, die man zunächst in einer bestimmten Person wahrnimmt. Daher richtet sich nun die Liebe auf diese Person, auch wenn sie äußerlich unansehnlich ist. Das führt zu einer Ausrichtung auf die Ethik. Dann entdeckt der Liebende auch das Schöne in schönen Lebensweisen und Einrichtungen. Später wird auch die Schönheit von Erkenntnissen für ihn wahrnehmbar. Dabei erhält er Gelegenheit zu entdecken, dass auch im geistig-seelischen Bereich die Schönheit nicht an etwas Einzelnes gebunden ist, sondern das Allgemeine ist, das sich jeweils im Besonderen zeigt. Von da aus gelangt der Liebende zur höchsten Erkenntnisstufe. Dort kommt es nicht mehr auf einzelne Tugenden oder auf einzelne schöne Taten oder Einsichten an, sondern auf Schönheit im allgemeinsten und umfassendsten Sinne: die vollkommene und unwandelbare Schönheit schlechthin, die allen Erscheinungsformen des Schönen letztlich als deren Quelle zugrunde liegt. Dieses Urschöne ist keine bloße Abstraktion, kein gedankliches Konstrukt, sondern für den, der die letzte Stufe erreicht hat, eine wahrnehmbare Wirklichkeit. Erst deren Betrachtung macht das Leben lebenswert. [44]

Abschließend bekennt sich Sokrates zur Lehre der Diotima, die er sich ganz zu eigen gemacht hat. Er fügt hinzu, dass Eros auf dem philosophischen Erkenntnisweg, der zum absolut Schönen führe, der beste Helfer des Menschen sei. Daher solle man alles, was zur Erotik gehört, ehren und sich auf diesem Gebiet übend betätigen.
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