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Prepper

Ein bisschen Prepper ist jeder, der einen vollen Kühlschrank hat. Die Grenzen sind da fließend. Bei uns auf dem Land ist es sowieso noch viel mehr üblich, Vorräte zu haben und einen eigenen Garten, Brennholz für den Holzofen, falls die Heizung ausfällt etc.. Hier sind eh alle Prepper, ohne es zu wissen.
Meine Öltanks im Keller sind gefüllt und reichen für zwei Jahre heizen und für Warmwasser. Mein Gefrierschrank ist auch gefüllt und die Äpfel und Birnen aus meinem Garten sind auch im Keller gelagert. Ich habe einen Kaminoffen in Wohnzimmer und Holzbriketts im Keller, weil ich es mir manchmal abends gemütlicher machen kann, wenn es draußen sehr kalt ist. Ich habe auch einen Gaskocher im Keller mit zwei Gaskartuschen.

Das alles habe ich, um eine kurze Zeit zu überbrücken, wenn beispielsweise mal schnell aus dem Gefrierschrank was aufgetaut werden soll, weil die Zeit zum Kochen knapp geworden ist oder unerwartet eins der Kinder zu Besuch gekommen ist. Sollte es mal einen Stromausfall geben, dann sind der Kaminofen und der Gaskocher eine Hilfe, um die Zeit zu überbücken, bis der Strom wieder da ist.

Bin ich jetzt ein Prepper? Natürlich nicht, denn ich gehe von keinem Katastrophenszenario aus, sondern ich betreibe eine rein rational begründbare Vorsorge.

Die Selbstversorger aus der Vergangenheit, die hier mit Preppern verglichen werden, haben für den Winter vorgesorgt, eine ganz rationale Vorgehensweise und keine Spinnerei wie die der Prepper. Die Prepper projizieren ihre innere Welt nach außen und sehen dadurch nur Gefahren und aufkommende Katastrophen um sich herum. Gesund ist das nicht und rational begründbar schon gar nicht.
 
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Eine Waffe ist nur dann gut, wenn man auch die Kraft hat, sie zu benutzen. Und damit meine ich nicht die technischen Fähigkeiten.

Auf jeden Fall. Wenn man glaubt, dass man einfach losballern könnte, auf alles was sich bewegt, ist man naiv. Ich habe zu diesem Thema mal gehört, dass sogar Soldaten, die ja genau darauf trainiert wurden, in echten Kriegseinsätzen absichtlich am Gegner vorbei geschossen haben, weil sie es nicht fertig brachten, jemanden zu töten. Und das waren wohlbemerkt waffengeile Amerikaner, denn das kam in einem Sam Harris Podcast. Also natürlich sind wir, die wir noch niemals eine Waffe abgefeuert haben, da völlig ahnungslos. Wahrscheinlich könnten wir es nicht, außer in einer absoluten akuten Notwehrsituation. Es ist sowieso völlig paradox, dass wir im Bereich der Gewalt mittlerweile einerseits so abgestumpft sind, weil wir im TV schon zig Tausend gewaltsame Tode gesehen, ja diese in Videospielen sogar selbst verübt haben, andererseits aber im echten Leben noch nie etwas mit Gewalt zu tun hatten. Das ist natürlich verallgemeinernd gesprochen, ich zumindest hatte in meinem Leben noch nie etwas mit Gewalt zu tun, was über einen Spaßkampf oder leichtes Gerangel und Geschubse hinausgegangen wäre.

Die mentale Vorbereitung besteht darin, sich Fähigkeiten und Kenntnisse anzueignen, die nützlich sein können. Herauszufinden, wie man mit anderen Menschen kooperieren kann und wie man ihre Kenntnisse und Fähigkeiten nutzen und fördern kann. Wie man flexibel auf sich ändernde Situationen reagiert, anstatt starrer Pläne. Es geht vor allem auch um Softskills und weniger um Hardskills. Denn i.d.R. sind die eintretenden Situationen anders, als man sie sich vorgestellt hat, man muss flexibel auf sie reagieren.

Das stimmt natürlich. Du tust den Preppern aber unrecht, wenn du denkst, diese würden das alles übersehen und nur Waffen horten. Natürlich geht es beim Prepping auch um die Frage, wie man eine sichere Gruppe aufbaut, wen man rein lässt, wen nicht, ob demokratisch abgestimmt wird oder einer den Leitwolf macht... Man kann sich alleine mit diesem Thema endlos befassen, es ist hochspannend und selbst wenn man es niemals in einem Katastrophenfall brauchen wird, ist es keine Zeitverschwendung. Das gilt ganz allgemein fürs Preppen. Im Zweifelsfalle war es eben ein Hobby, das man zum Selbstzweck gemacht hat. Es gibt sicherlich unproduktivere Hobbies als das.
 
Bin ich jetzt ein Prepper? Natürlich nicht, denn ich gehe von keinem Katastrophenszenario aus, sondern ich betreibe eine rein rational begründbare Vorsorge.

Und doch werden dir diese Dinge sehr behilflich sein, wenn es einmal zu einem Katastrophenszenario kommen sollte. Und im Übrigen muss man da gar nicht unbedingt von einer Naturkatastrophe oder dem dritten Weltkrieg ausgehen, was ja die meisten wohl im Kopf haben, wenn man von Katastrophen redet. Es reicht auch eine Wirtschaftskrise und noch nicht mal die ist wirklich nötig - denn die Supermärkte werden heutzutage mit dem sogenannten Just in Time Delivery System beliefert, was bedeutet, dass sie den Nachschub ziemlich genau dann bekommen, wenn sie ihn brauchen, um die Regale wieder aufzufüllen. Ein Lager gibt es da nicht mehr, das ist jetzt in den LKWs auf der Straße. Was aber, wenn dieses System mal aus irgend einem Grund gestört wird. Dann ist der Supermarkt nach spätestens drei Tagen leer. Das ist alles mittlerweile vollautomatisiert und es ist ja andererseits faszinierend, wie berechenbar die Menschen sind. Denn wenn in in einer Großstadt alle gleichzeitig einkaufen gehen würden, wären die Supermärkte innerhalb eines halben Tages leergefegt.

Die Selbstversorger aus der Vergangenheit, die hier mit Preppern verglichen werden, haben für den Winter vorgesorgt, eine ganz rationale Vorgehensweise und keine Spinnerei wie die der Prepper. Die Prepper projizieren ihre innere Welt nach außen und sehen dadurch nur Gefahren und aufkommende Katastrophen um sich herum. Gesund ist das nicht und rational begründbar schon gar nicht.

Aus unserer heutigen Sicht kann man das vielleicht so sehen, nicht aber aus historischer Sicht. Im Gesamtbild sind die vergangenen 70 Jahre die absolute Ausnahme, die totale Anomalie. Der Regelfall ist Instabilität und Zyklen des Aufschwungs und des Zerfalls. Aber das kann man in der Theorie noch so begreifen, in der Praxis vergesse auch ich das immer wieder, weil ich seit meiner Geburt ununterbrochen Strom, fließend Wasser und ausreichend Nahrung hatte. Dann denkt man halt naturgemäß, es sei normal, dass das Licht angeht, wenn man den Schalter drückt, dass Wasser aus dem Hahn kommt, wenn man ihn aufdreht, dass der Kühlschrank voll ist und unbegrenzt Nachschub im Supermarkt wartet. Historisch betrachtet ist das aber wie gesagt eine absolute Anomalie.
 
Für alle, die es interessiert, fällt mir zum Thema Zivilisationszusammenbruch gerade ein dokumentarisches Meisterwerk ein, und ich benutze dieses Wort nicht leichtfertig. Diese Doku hat mich beim ersten mal so mitgerissen, dass ich sie mir am nächsten Tag direkt nochmal geben musste. Eine interessante Story, sehr gute Interviews, hervorragend editiert und mit sehr passender Musik unterlegt. Es geht nicht direkt um das Thema Prepping, sondern mehr um das Ende des amerikanischen Imperiums, welches die Welt für immer verändern wird. Dazu ein Kommentar unter dem Video:

The apocalypse isn't going to happen suddenly and swiftly. It's already happening, one step at a time. The Roman Empire fell over the course of 200 years. We see it as a set of dates. But if we could go back in time and ask them what it's like to be living in Rome's last days, they would think we were crazy, or begrudgingly agree but feel hopeless and shrug. Now imagine a time traveler from the future asking us what it's like to be living in our civilization's last days... There is no sudden apocalypse. We're already in the apocalypse. This is the apocalypse. One step at a time.

What A Way To Go: Life at the end of Empire


 
Im Zweifelsfalle war es eben ein Hobby, das man zum Selbstzweck gemacht hat. Es gibt sicherlich unproduktivere Hobbies als das.

Ein Hobby braucht bekanntlich keine Rechtfertigung - und es gibt schönere Hobbies, als sich in seiner Freizeit nur noch mit dem Weltuntergang zu beschäftigen. Ein Hobby, was sich in diesem Zusammenhang bringen lässt und das ich akzeptieren würde, wäre Bogenschiessen (mit einem mittelalterlichen Langbogen etwa).

Dann denkt man halt naturgemäß, es sei normal, dass das Licht angeht, wenn man den Schalter drückt, dass Wasser aus dem Hahn kommt, wenn man ihn aufdreht, dass der Kühlschrank voll ist und unbegrenzt Nachschub im Supermarkt wartet. Historisch betrachtet ist das aber wie gesagt eine absolute Anomalie.

Diese "Anomalie" ist uns nicht als historische Zufallsschwankung in den Schoß gefallen. Sie ist das Ergebnis aus Rationalismus, Wissenschaft, Technik, Demokratie, Völkerverständigung, Sozialsystem und nicht zuletzt aus Disziplin und Fleiß.
Und diejenigen, die den baldigen Totalausfall herbei fantasieren, sind i.d.R. dieselben, die diese Rädchen zudrehen wollen.
 
... Diese "Anomalie" ist uns nicht als historische Zufallsschwankung in den Schoß gefallen. Sie ist das Ergebnis aus Rationalismus, Wissenschaft, Technik, Demokratie, Völkerverständigung, Sozialsystem und nicht zuletzt aus Disziplin und Fleiß.


Und das Ergebnis von Gewalt, Ausbeutung und diese Sachen ... es ist ja niemanden eine heile Welt in den schönen Schoß gefallen.
 
Und das Ergebnis von Gewalt, Ausbeutung und diese Sachen ... es ist ja niemanden eine heile Welt in den schönen Schoß gefallen.

Sicher, auch der Kolonialismus zuvor hatte daran seinen Anteil. Wie hoch der ist, das ist umstritten. Aber Chris M erwähnte ja schließlich die letzten 70 Jahre.

Wenn ich mir aber auch nur die persönliche Familiengeschichte meiner direkten Vorfahren und Verwandten anschaue, dann sehe ich Flüchtlinge, die am Hungertuch nagend mit einem Handkarren in ein zerstörtes Land kamen - und das ist nicht einmal eine romantische Übertreibung. Sie haben nicht nur das Land wieder aufgebaut, sondern es auch zu einem vergleichsweisen Wohlstand gebracht.
Die deutsche Wiedervereinigung liegt nunmehr 30 Jahre zurück, und es hat in diesem Prozess Gewinner wie Verlierer gegeben. Es ist sicher Einiges, wenn nicht Vieles nicht so schnell vonstatten gegangen, wie man sich das in West wie Ost erhofft hat. Insgesamt ist sie aber ein Gewinn gewesen, und zwar für die Mehrheit der Bevölkerung.

Dennoch ist dieser historisch so einmalige Prozess - in einer durchwachsenen deutschen Geschichte - einer ohne größere politische und soziale Verwerfungen geblieben. 1. und 2. Weltkrieg, Zerstörung und Wiederaufbau, Teilung und Wiedervereinigung - ein paar kleinere Krisen seit den 90er Jahren (die alle anderen Länder deutlich in die Knie gezwungen haben und Deutschland praktisch überhaupt nicht, so sieht es jedenfalls die UN) ... welches Land konnte das denn alles stemmen?
Kann man sich das alles für ein anderes Land vorstellen, ohne das deren Einwohner sich gegenseitig massakrieren?
 
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