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Gott ist tot, Gott ist tot!

Sunnyboy

New Member
Registriert
10. März 2005
Beiträge
542
Gott ist tot, Gott ist tot!
Habt ihr es schon gehört?

Gestern in der Stadt,
Da standen wir zusammen.
Gott und ich.

Wir haben uns unterhalten,
Über das Leben.
Gott hat gelächelt,
Er hat gesagt:
Vertrau mir,
Ich werde dir helfen.
Und nun ist er tot.

Gott ist tot, Gott ist tot!
Habt ihr es schon gehört?

Gestern in der Stadt,
Da standen wir zusammen.
Gott und ich.

Da kam eine Meute
Von aufgebrachten Menschen.
Mit scharfen Messern.
Mit dicken Knüppeln.
Aufgebracht schreiend.
Sie warfen Gott nieder.
Und nun ist er tot.

Gott ist tot, Gott ist tot!
Habt ihr es schon gehört?

Gestern in der Stadt,
Da lag Gott da.
Ich schaute zu.

Sie prügelten ihn tot.
Sie erstachen ihn.
Sie bespuckten ihn.
Sie verhöhnten ihn.
Ohne Gnade.
Sie johlten und gröhlten.
Und nun ist er tot.

Gott ist tot, Gott ist tot!
Habt ihr es schon gehört?

Gestern in der Stadt,
Da verblutete er hilflos.
Ich schaute zu.

Sie brüllten laut herum:
"Der Tyrann verreckt!"
"Nieder mit ihm!"
"Lasst ihn krepieren!"
"Tötet ihn!"
So ist Gott gestorben.
Jawohl, nun ist er tot.

Gott ist tot, Gott ist tot!
Habt ihr es schon gehört?

Gestern in der Stadt,
Da töteten sie ihn.
Vor meinen Augen.

Doch was ist das?
An meinen Füßen?
Weiße Turnschuhe, blutverschmiert.
Das Blut Gottes
Klebt dran.

Ohne es zu merken
Trat ich auf ihn.
Und nun ist er tot.

Gott ist tot, Gott ist tot!
Habt ihr es schon gehört?

Gott ist tot!
Gott ist tot!
Gott ist tot!
 
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Wie sagte doch Nietzsche in der Fröhlichen Wissenschaft, §125 -

Der tolle Mensch. - Habt ihr nicht von jenem tollen Menschen gehört, der am hellen Vormittage eine Laterne anzündete, auf den Markt lief und unaufhörlich schrie:

"Ich suche Gott! Ich suche Gott!"

Da dort gerade viele von denen zusammenstanden, welche nicht an Gott glaubten, so erregte er ein großes Gelächter. Ist er denn verlorengegangen? sagte der eine. Hat er sich verlaufen wie ein Kind? sagte der andere. Oder hält er sich versteckt? Fürchtet er sich vor uns? Ist er zu Schiff gegangen? ausgewandert? - so schrien und lachten sie durcheinander.

Der tolle Mensch sprang mitten unter sie und durchbohrte sie mit seinen Blicken. "Wohin ist Gott?" rief er, "ich will es euch sagen! Wir haben ihn getötet - ihr und ich! Wir alle sind seine Mörder! Aber wie haben wir dies gemacht? Wie vermochten wir das Meer auszutrinken? Wer gab uns den Schwamm, um den ganzen Horizont wegzuwischen? Was taten wir, als wir diese Erde von ihrer Sonne losketteten? Wohin bewegt sie sich nun? Wohin bewegen wir uns? Fort von allen Sonnen? Stürzen wir nicht fortwährend? Und rückwärts, seitwärts, vorwärts, nach allen Seiten? Gibt es noch ein Oben und ein Unten? Irren wir nicht wie durch ein unendliches Nichts? Haucht uns nicht der leere Raum an? Ist es nicht kälter geworden? Kommt nicht immerfort die Nacht und mehr Nacht? Müssen nicht Laternen am Vormittage angezündet werden? Hören wir noch nichts von dem Lärm der Totengräber, welche Gott begraben? Riechen wir noch nichts von der göttlichen Verwesung? - auch Götter verwesen! Gott ist tot! Gott bleibt tot! Und wir haben ihn getötet!


Wie trösten wir uns, die Mörder aller Mörder? Das Heiligste und Mächtigste, was die Welt bisher besaß, es ist unter unsern Messern verblutet - wer wischt dies Blut von uns ab? Mit welchem Wasser könnten wir uns reinigen? Welche Sühnefeiern, welche heiligen Spiele werden wir erfinden müssen? Ist nicht die Größe dieser Tat zu groß für uns? Müssen wir nicht selber zu Göttern werden, um nur ihrer würdig zu erscheinen? Es gab nie eine größere Tat - und wer nur immer nach uns geboren wird, gehört um dieser Tat willen in eine höhere Geschichte, als alle Geschichte bisher war!"

Hier schwieg der tolle Mensch und sah wieder seine Zuhörer an: auch sie schwiegen und blickten befremdet auf ihn. Endlich warf er seine Laterne auf den Boden, daß sie in Stücke sprang und erlosch. "Ich komme zu früh", sagte er dann, "ich bin noch nicht an der Zeit. Dies ungeheure Ereignis ist noch unterwegs und wandert - es ist noch nicht bis zu den Ohren der Menschen gedrungen. Blitz und Donner brauchen Zeit, das Licht der Gestirne braucht Zeit, Taten brauchen Zeit, auch nachdem sie getan sind, um gesehn und gehört zu werden. Diese Tat ist ihnen immer noch ferner als die fernsten Gestirne - und doch haben sie dieselbe getan!" - Man erzählt noch, daß der tolle Mensch desselbigen Tages in verschiedene Kirchen eingedrungen sei und darin sein Requiem aeternam deo angestimmt habe. Hinausgeführt und zur Rede gesetzt, habe er immer nur dies entgegnet: "Was sind denn diese Kirchen noch, wenn sie nicht die Grüfte und Grabmäler Gottes sind?"
 
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Hi Gaius
Naja, ein Nietzsche-Leser bin ich nicht wirklich, wir haben den Text in der Schule gelesen, wir schreiben wahrscheinlich auch eine Klausur über das Thema Mensch-Übermensch. Da hab ich mir gedacht, dass man den Text auch auf kreative Art bearbeiten kann.
 
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