Was ist Glück?
Gebe ich mein Senf auch mal zu:
Glück ist das Annehmen und Leben seines Seins.
Glück ist, seine Gefühle zu fühlen, statt sie zu verdrängen. Verdrängung und Traumatisierung sind die kalte Hölle der Leere, das sich Leer-Fühlen, das Nicht-Fühlen. Das Leer-Fühlen einer Stelle, die gefüllt zu sein hat. Das Leer-Fühlen ist schlimmer als der Tod, denn der Tod ist nicht schlimm, der Tod ist Nichts - er füllt nichts, weil er auch keine Stelle bestimmt, die gefüllt zu sein hat.
Glück ist real sein.
Glück ist, seine Bedürfnisse zu kennen und für seine bedürfnisidentischen Ziele zu stehen und zu arbeiten.
Glück ist die Vergegenständlichung seiner Ideen, Glück ist unentfremdete Arbeit.
Glück ist, seinen notwendigen Broterwerb, als hassenswert zu fühlen und zu artikulieren, wenn er hassenswert ist, ohne ihn aufgeben zu müssen.
Glück ist, sich "mittig" und im kosmischen Gleichklang (mit dem Willen der in dir angelegten Natur) zu fühlen.
Man sagt oft: Du bist mein Glück, die Frau, die ich liebe, ist mein Glück. Die Arbeit, in der ich aufgehe, ist mein Glück. Das stimmt nicht ganz: Arbeit, Hobbys und Menschen sind lediglich die möglichen Objekte der Vergegenständlichung deines Glücks. Sie sind nichts als leere schillernde Seifenblasen des HABENS, die nur "Glück" bedeuten können, wenn du sie mit dem kosmischen Akkord deines entfalteten SEINS füllen kannst.
Ergo:
Glück ist nicht
- zu haben
- Geld zu haben
- den schönsten, gut verdienendsten oder klügsten Partner zu haben
Glück ist
- sein. (siehe: "Haben oder Sein" von Erich Fromm)
Glück ist, Verluste zu fühlen, anzunehmen und zu akzeptieren - "Ja" zu sagen zur Realität. Und den Platz zu finden, in dem man unentfremdet aufgehen kann.
Glück ist, das Glück zu fühlen. Glück ist aber auch, die Trauer zu fühlen, wenn das Traurigsein ansteht. Verdrängung ist die kalte Hölle - den Schmerz empfindest du dagegen als süßen Schmerz.
Glück ist die Fähigkeit zum Verzicht, das Aufgehen in Anderen,
die angebrachte Abgrenzung von ihnen,
die angebrachte Abgrenzung von sich.
Glück ist nicht weichzeichnen, nicht die Propaganda positiven Denkens. Glück sucht, sieht und wertet den Gewinn. Aber es schaut auch nach den Gefahren des Verlustes aus, versucht ihn zu verhindern und sieht aber seinen Eintritt ein, wenn er eingetreten ist.
Glück ist die Hingabe an die WIRKLICHKEIT!
Glück ist, die Ursache für das Glück anderer zu sein.
Glück ist eine innere Positionierung zu sich und der Welt.
Glück ist Selbständigkeit und Souveränität als auch eine gewisse Distanz zu dir selbst, die dich über dich lachen lassen kann, die dich loslassen kann. Glück ist Liebe als auch die Selbst-Liebe und die nichtkasteiende Selbstkritik. Glück ist, eine Liebe in sich zu tragen, die dir selbst verzeiht.
Glück ist, die Fülle der Gefühle zu leben, die das Leben dir gibt. Unglück ist, sie auszugrenzen, denn alle diese Gefühle erheben den Anspruch, durch dein Fenster der Gegenwart zu steigen und GELEBT zu werden!
Glück ist Aufrichtigkeit.
Glück ist, sich der Schwerkraft der Wirklichkeit, der Intuition, den Ahnungen und der ERKENNTNIS hinzugeben, "Ja" zu sagen zu dem, was in dir an Glauben, Zweifeln, Wissen und Neugier IST.
Dich aus der Schwerkraft dieser Wirklichkeit zu reißen, sich Weltbildern hinzugeben, die dieser Realität nie standhalten können, um einen zweifelhaften "Trost" zu suchen, um deine elementare Lebensangst, die Angst vor dem Tod, zu betäuben, kann nicht die Basis deines Glückes sein.
Religion (im Sinne der herrschenden Religionen) ist nicht die Basis deines Glücks.
Der Boden deines Glückes ist die REALITÄT. Die Realität, die aus dir sprudelt und sich dir stellt.
(aus: Wo gehe ich hin?)
Gysi