Glaskind

[Joe Kermen]

Glaskind

Getaucht in tiefe Dunkelheit,
nach Monaten ist man soweit.
Wenn´s dem wahren Gott gefällt,
erblickst du dann das Licht der Welt.
Mehr als Zellstoff der im Glas herschwirrt,
so muss es sein wenn man Geboren wird.

Mein Körper ist die Wissenschaft,
mit der man totes Leben schafft.
Nur die Ketten der Erzeuger,
schlüpfe und doch bin ich Säuger.

Oftmals wird man sich verbrennen,
schreiend zu der Mutter rennen.
Von Dativ bis zur Algebra.
Nur deshalb bin ich da.
Der Sinn er hat sich ganz entfernt.
So muss es sein, wenn man das lernen lernt.

Mein Körper ist die Wissenschaft,
mit der man totes Leben schafft.
Vom Mikroskop bis zur Vitrine,
du bist es dem ich mein Leben diene.

Stechen tief in deinem Magen,
Tage die die Mädchen jagen.
Ist das der Sinn von Alledem?
Gefühl, des Lebens höchst extrem?
Das Geschlecht, die Liebe kürt,
So muss es sein, wenn man die Liebe spürt.

Mein Körper ist die Wissenschaft,
mit der man totes Leben schafft.
Fluch dem Gott mit seiner Ethik!
Fluch den Fehlern der Genetik!

Nach dem lernen aller Jahren,
nach dem Lieben wie dem Paaren.
Erbärmlich wie man sich beklagt,
nach dem Sinn des Lebens fragt.
Unendlich Gründe weswegen man sich beschwert
So muss es sein, wenn man den Schmerz erfährt.

Mein Körper ist die Wissenschaft,
mit der man totes Leben schafft.
Das Leben das du längst leid bist,
habe ich ein Leben lang vermisst!

Dem Menschen war der größte Lohn,
immer nur die eigene Person.
Ein letzter Blick dann wird es Nacht,
Ewig in Gedanken zugebracht.
Lange besser als das man verdirbt.
So muss es sein, wenn man stirbt.

Mein Körper ist die Wissenschaft,
mit der man totes Leben schafft.
Denke nicht, nicht für dich.
Nur ein Ersatz – das bin ich!