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Gewalt gegen Ausländer und Arbeitslosigkeit

AW: Der Osten

Wer will denn schon in den Osten? Wer da wohnen? Wer da etwas aufbauen? Wer dort lieben?
..


Ich zum Beispiel. Habe vor, im Rentenstand dorthin zu übersiedeln.
Persönlich finde ich die Landschaften in z.B. Meck-Pomm sehr schön: die Mecklenburger Seenplatte, die Ostseeküste, die Inseln...
Haha, die NBL, das Rentnerparadies : das Florida Deutschlands. Ist doch ganz amüsant, die Vorstellung, oder? Wer will schon nach Mallorca...

Übrigens : wenn ich denn ein Ossi wäre, würde ich mich durch deine abwertende und arrogante Pauschalisierung echt auf den Schlips getreten fühlen.
Sebnitz lässt grüssen!
 
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AW: Gewalt gegen Ausländer und Arbeitslosigkeit

hallo, forianer!

ich bin jetzt erst dazugekommen nach 8 wochen arbeit wieder mal hier zu posten. nach überflugweisen ansehen der deutschen medien war ich nicht überrascht, dieses thema hier heiß diskutiert vorzufinden. was sind wir alle doch für äffchen von murdoch, springer und burda und...
aber darum geht es ja nicht. ich bin selber bewohner einer ostdeutschen landschaft, 60 km von mügeln entfernt, in einer stadt auf dem dorfe mit etwa gleicher einwohnerzahl, kultur, geschichte und gegenwartssituation. als häufiger besucher von dorffesten, weiß ich das gerade junge erwachsene sich dort fast jedesmal miteinander kloppen. es kämpfen deutsche vs. deutsche, manchmal sind auch schlägereien mit aussiedlergangs (russen) oder in der nähe sorben mit drin. kein mensch hat sich da bisher aufgeregt. (es waren auch nicht immer die deutschen, die damit angefangen haben!). es gibt sicherlich ein höheres rechtsextremes gewaltpotential in ostdeutschland als im westen. mitschuld: arbeitssituation, abwanderung, miese stimmung, parolengeber, die dumme floskeln verbreiten, die sich bei alkohol im dorf aggressiv verbreiten.
ich muss mich aber auch fragen, wenn es heißt, dass 8 inder gejagt wurden und 14 menschen verletzt worden sind, wo dann die 6 nichtindischen verletzten herkommen? in unserer regionalzeitung (SZ), im regionalen bereich der berichterstattung am genauesten, stand vor kurzem, dass eine gegenseitige prügelei vorausgegangen wäre. nächsten tag gab es wieder eine andere version, die dann die alleinige hetze fokussierte!

was soll man da von objektiver hysterie halten wie sie zurzeit in ganz deutschland durch die regale und stationen schwappt?
 
AW: Gewalt gegen Ausländer und Arbeitslosigkeit

Ich möchte dich hier einmal sagen, dass mich deine ironischen, manchmal sarkastischen Bemerkungen, mit denen du meine Sichtweise ins Lächerliche zu ziehen versuchst, ein bisschen traurig stimmen.

Liebe Lilith, ich bin dir ziemlich oft ziemlich viele Schritte entgegen gekommen. Und du mir natürlich auch.
Im Endeffekt geht hier so ziemlich vieles durcheinander. Vor allem die Diskussion um Freiheit und die um Gewalt.
Bei Freiheit haben wir einfach ein völlig anderes Verständnis.
Für mich ist es ein immerwährendes Paradox: Jemanden zur Freiheit erziehen: Dann kann der nicht frei sein. Aber ihn sich selbst überlassen, ist auch nicht o.k.
Du scheinst auf einen dritten Weg dazwischen zu hoffen. Aber den gibt es nicht.
Eine Demokratie verteilt die Fragen von Verantwortung und Freiheit recht gleichmäßig. Den Rest müssen wir selbst machen.

Ansonsten: Frieden :blume1:
 
AW: Der Osten

Ich zum Beispiel. Habe vor, im Rentenstand dorthin zu übersiedeln.
Persönlich finde ich die Landschaften in z.B. Meck-Pomm sehr schön: die Mecklenburger Seenplatte, die Ostseeküste, die Inseln...
Haha, die NBL, das Rentnerparadies : das Florida Deutschlands. Ist doch ganz amüsant, die Vorstellung, oder? Wer will schon nach Mallorca...
Ja, das habe ich auch gehört, dass der Osten bei Rentnern sehr beliebt sein soll. Vor allem wegen der geringen Lebenshaltungskosten.
Dagegen ist nichts zu sagen, aber es geht ja mehr um Perspektiven für die jungen Leute und um deren Auswüchse.

Natürlich gibt es auch im Osten schöne Stellen (allerdings müsste ich jetzt lange überlegen, bis mir eine schöne Stadt einfiele...), aber Erkenntnis lebt vom UNterschied und wenn ich sage, im Prinzip ist es doch überall ganz schön, verwische ich alle Unterschiede und lande im Gelaber. Und Attraktivität und Schönheit sind auch nicht ganz das selbe...
 
AW: Gewalt gegen Ausländer und Arbeitslosigkeit

was soll man da von objektiver hysterie halten wie sie zurzeit in ganz deutschland durch die regale und stationen schwappt?
Auch das ist ein bedenkenswerter Aspekt. Man muss aber nicht von den Einzelfällen ausgehen. Sondern kann die Statistiken hinzuziehen, wo selbst die eingefleischteste PDS-Politikerin zugeben muss, dass es da in Ostdeutschland beunruhigende Zahlen gibt.
Und auf seine Beobachtungen vertrauen.
Aber: Als Schwarzer möchte ich wirklich in den allermeisten Städten im Osten nicht leben. Das hat nix mit Pauschalurteil zu tun. Habe übrigens auch mal zweihundert Meter von der Stelle gewohnt, wo in Potsdam ein Deutschafrikaner ins Koma gekloppt wurde. Damit hatte ich allerdings nicht gerechnet. Da gab es andere Viertel.
In Ostdeutschland kann man eben den Eindruck bekommen, dass der öffentliche Raum ein ums andere den Nazis überlassen wird. Auch der Ausdruck "ausländerfreie Zone" wurde dort erfunden.
Was die Situation für Schwule betirfft, kann ich nicht beurteilen. Da hört man in der Tat nichts in den Medien.
 
AW: Gewalt gegen Ausländer und Arbeitslosigkeit

Liebe Lilith, ich bin dir ziemlich oft ziemlich viele Schritte entgegen gekommen. Und du mir natürlich auch.
Im Endeffekt geht hier so ziemlich vieles durcheinander. Vor allem die Diskussion um Freiheit und die um Gewalt.
Bei Freiheit haben wir einfach ein völlig anderes Verständnis.
Für mich ist es ein immerwährendes Paradox: Jemanden zur Freiheit erziehen: Dann kann der nicht frei sein. Aber ihn sich selbst überlassen, ist auch nicht o.k.
Du scheinst auf einen dritten Weg dazwischen zu hoffen. Aber den gibt es nicht.
Eine Demokratie verteilt die Fragen von Verantwortung und Freiheit recht gleichmäßig. Den Rest müssen wir selbst machen.

Ansonsten: Frieden :blume1:

Lieber Robin!
Ohne die Bereitschaft, uns auch immer wieder ein Stück von der Sichtweise des Gegenübers anzusehen, wäre es ja sinnlos, miteinander zu reden.

Deshalb auch von mir eine Friedens:blume1:
 
AW: Gewalt gegen Ausländer und Arbeitslosigkeit

Aber: Als Schwarzer möchte ich wirklich in den allermeisten Städten im Osten nicht leben. Das hat nix mit Pauschalurteil zu tun. Habe übrigens auch mal zweihundert Meter von der Stelle gewohnt, wo in Potsdam ein Deutschafrikaner ins Koma gekloppt wurde. Damit hatte ich allerdings nicht gerechnet. Da gab es andere Viertel.
In Ostdeutschland kann man eben den Eindruck bekommen, dass der öffentliche Raum ein ums andere den Nazis überlassen wird. Auch der Ausdruck "ausländerfreie Zone" wurde dort erfunden.
Was die Situation für Schwule betirfft, kann ich nicht beurteilen. Da hört man in der Tat nichts in den Medien.


hallo, robin!

ich möchte jetzt nicht die diskussion auf die richtung ost-west lenken, denn da gibt es einige stellen, wo ich als schwarzer auch nicht hin wöllte (oh hab ich jetzt doch:) ).
du sprichst es aus, der raum wird den rechten und den hobbyfaschos überlassen, weil die demokratischen bzw. eigentlich dorthingehörenden kräfte sich zurückziehen.

PS: der osten hat außer vietnamesen und kubanern und anderen ostblöcklern nie richtig umgang mit ausländern gehabt. und diese haben sich meist an das ddr-system angepasst bzw. waren es ja schon um herzukommen. der rechtsradikalismus kam erst im zuge der wiedervereinigung und der allgemeinen verunsicherung.
 
AW: Gewalt gegen Ausländer und Arbeitslosigkeit

ps schrieb:
PS: der osten hat außer vietnamesen und kubanern und anderen ostblöcklern nie richtig umgang mit ausländern gehabt. und diese haben sich meist an das ddr-system angepasst bzw. waren es ja schon um herzukommen.
Soweit mir berichtet wurde, lebten zumindest die Vietnamesen in der DDR aber überwiegend doch in mehr oder weniger von der übrigen Bevölkerung abgeschotteten Räumen, wie in Ghettos?

ps schrieb:
der rechtsradikalismus kam erst im zuge der wiedervereinigung und der allgemeinen verunsicherung.
Dazu habe ich neulich einmal einen Spielfilm gesehen (wie hieß der bloß?). Der spielte zum Großteil in einem NVA-Gefängnis und zeigte, wie etabliert da knallharte rechtextreme Strukturen waren; wer in so einem Knast saß, war um des Überlebens willen darauf angewiesen, sich den Faschos anzupassen. Und daraus rekrutierte sich dann nach der Wende ein gut Teil der rechtsradikalen Szene.
Okay, war ein Spielfilm, ein ziemlich umstrittener zumal. Aber ob sich die Autoren das alles aus den Fingern gesogen haben? Ich hab ähnliches auch von Kumpels gehört, die in der NVA dienen mußten...
 
AW: Gewalt gegen Ausländer und Arbeitslosigkeit

Soweit mir berichtet wurde, lebten zumindest die Vietnamesen in der DDR aber überwiegend doch in mehr oder weniger von der übrigen Bevölkerung abgeschotteten Räumen, wie in Ghettos?


Dazu habe ich neulich einmal einen Spielfilm gesehen (wie hieß der bloß?). Der spielte zum Großteil in einem NVA-Gefängnis und zeigte, wie etabliert da knallharte rechtextreme Strukturen waren; wer in so einem Knast saß, war um des Überlebens willen darauf angewiesen, sich den Faschos anzupassen. Und daraus rekrutierte sich dann nach der Wende ein gut Teil der rechtsradikalen Szene.
Okay, war ein Spielfilm, ein ziemlich umstrittener zumal. Aber ob sich die Autoren das alles aus den Fingern gesogen haben? Ich hab ähnliches auch von Kumpels gehört, die in der NVA dienen mußten...


hallo, thorsten!

zum ersten punkt einfach: nein!
denn sie sind, da wohnungsnot herrschte, natürlich auch nicht in die besten häuser gekommen (bei uns in der nähe in plattenbausiedlungen). allerdings haben sich viele, die nicht gegangen sind, schon vor der wende angepasst. schon meine viel älteren schwestern hatten ein paar vietnamesenkinder in der klasse, deren eltern nach der wende restaurants oder textilgeschäfte in der innenstadt eröffnet haben.

zum punkt kann ich dir persönlich nicht genau bescheid sagen, da niemand älteres aus meinem bekanntenkreis oder den meiner eltern je in bautzen war.
 
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AW: Gewalt gegen Ausländer und Arbeitslosigkeit

ps schrieb:
zum ersten punkt einfach: nein!
Gut, dann eben nicht. Aber vielleicht gab es ja beides? Mir hatte das mit den Quasi-Ghettos seinerzeit eine Arbeitskollegin so erzählt, die kurz nach der Wende nach Hamburg rüberkam. Die Vietnamesen (ich weiß nicht mehr, aus welcher Stadt sie kam) hätten in eigens für sie vorgesehenen Siedlungen gewohnt und auch in den Betrieben eher in abgesonderten Bereichen gearbeitet, der Kontakt mit der deutschen Bevölkerung sei jedenfalls ziemlich gering gewesen und offiziell jenseits der Parolen von der Völkerfreundschaft auch nicht besonders gefördert worden.
 
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