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Gewalt gegen Ausländer und Arbeitslosigkeit

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AW: Gewalt gegen Ausländer und Arbeitslosigkeit

vom Robin:
Du musst auch langsam mal einsehen, dass Ökologie nur mit Hilfe von Ökonomie möglich ist. Bist du nicht der Meinung, dass die Bundesrepublik hier Standards setzt, während die DDR einen Dreck sondergleichen produzierte?

Robin, unter uns kalten Kriegern.

Die DDR hatte das „Serosystem“ (Recycling von Altpapier, Glas, Lumpen, Plastik...) , es wurde 1990 erstmal abgeschafft, und später als Dosenpfand und Grüner Punkt, Mülltrennung mit dem üblichen Trara neu erfunden. Heute bezuschusst man im Rahmen der „Erneuerbare Energien-Förderung“ (zentrale) Fernwärme, das gab es „bei den Rückständigen“ vor 30 Jahren schon. Usw...

Gegen jede deiner Äußerungen, könnte man, ebenso wie damals bei Ziesemanns Wissen um Steuersachverhalte, eine Menge Fakten vom Gegenteil beisteuern. Ich wundere mich, wie schnell man eure Meinungen vollkommen auf den Kopf stellen und entlarven kann. Das kann man übrigens mit meinen auch. Aber ich wundere mich, warum ihr eure „Meinung“ noch immer so hoch einschätzt. Meine Meinung, ist mir völlig egal. *schmunzel*

Zuguterletzt.
Wir sollten einen neuen Punkt versuchen sehen zu wollen.
Es gab 1990 offiziell nie einen Sieger und einen Besiegten. Das mag politisch gewollt sein und sogar für mich (Miesepeter) nachvollziehbar sinnvoll gewesen sein.

Doch die „Sieger“ haben es die „Besiegten“ aufs deutlichste spüren lassen, dass sie weniger Wert sind, das machen sie bis heute. Und mit etwas gutem Willen wird man unter diesem Aspekt meinen allerersten (etwas derb pointierten) Beitrag vielleicht verstehen. Man hat eine ganze Generation wie einen Besiegten verlacht und abgewickelt und tut das mit diesen „Analysen“ bis heute...weil sich immer der Sieger als Richter deklariert....und der darf dann analysieren. Versteht man was ich meine? Bestimmt.

Vielleicht versteht man, dass Kinder von Eltern, die so gedemütigt und ideell und mitunter materiell ihrer Lebensleistung beraubt wurden, einfach in manchen Regionen des Landes, gepaart mit eigenen neuen Sorgen, eine Gesellschaft ergeben, die sich vergessen fühlt. Ich will das zumindest mal sehen.

Mir ist dieses gegenseitige Schuldzuweisen und miesmachen jedoch langsam lästig, weil ich einfach jetzt und gern leben mag. Und ich würde jetzt langsam mal den kalten Krieg beenden wollen und für Probleme neue Lösungen suchen, statt neue Namen.

Bernd
 
AW: Gewalt gegen Ausländer und Arbeitslosigkeit

Ich fürchte, wir verwenden unsere Zeit einfach an der ungünstigeren Stelle. Wenn wir Leben als vollkommenes Spiel verstehen, können wir ja spielen. M.E. würde es keine Gewalt geben, wenn wir tatsächlich „Leben“ spielen könnten. Die Gewalt hat die Unschuld des spielenden Kindes jedoch bereits vor ihrem Sichtbarwerden verloren. Nicht erst in dem Handlungsmoment. Was wir tun, scheint, alsob wir wie schuldige agieren (Gewalt damit auch ausüben) und so tun, alsob wir unschuldig wären oder die Unschuld zurückbekämen, indem wir lediglich mal „in einer freien Minute“ versuchen bräuchten, die Schuld (Schuld hier als Krücke, als Sammelbegriff für alle ontogenetischen u. phylogenetischen Erfahrungen) zu vergessen. Ich meine, es verlangt etwas mehr Sorgfalt.

Hallo Bernd,

das scheint mir auch wichtig. Wenn wir überblickende Lösungswege ausfindig machen könnten, um wirklich Gewalt und Verbrechen jenseits von Wertungen wie Schuld zu bekämpfen, wäre das mit Sicherheit vorrangig. Es wird ja auch versucht, zum einen in der kriminologischen Forschung, aber auch in der Praxis, auch im Gerichtssaal. Nur bleiben wir, das ist meine Erfahrung auch aus dem Beruf, gerade auch aus Jugendstrafverfahren, dabei an der Oberfläche, zumal das Geld für den ja durchaus reichhaltigen Maßnahmenkatalog des JGG knapp ist und der Richter oft gar keine andere Wahl hat, als die Jugendlichen kurzfritsig in die Kiste zu stecken (oft im Rahmen eines kurzen Jugendarrestes).

Das schlimme ist, wenn die Drohungen gegenüber den Straftätern gar nicht mehr wirken, was dann? Auch an den Knast vermag sich der Täter irgendwann mal zu gewöhnen. Dann geht es in der Tat (so frustrierend die Erkenntnis auch ist) nur noch darum, den Täter so lange wie möglich wegzusperren, damit er wenigstens in der Zeit keinen Schaden anrichtet.

Um so wichtiger ist mir daher die Inanspruchnahme derjenigen, die noch etwas zu verlieren haben, die Saubermänner, die keine sind und die nicht unschuldig sind an der Entwicklung der auch ihnen nachfolgenden Generation. Freilich kann man nur die zur Verantwortung ziehen, die sich auch selbst strafbar machen. Das ist aber mMn. bei den applaudierrenden Herrschaften durchaus der Fall. Es darf nicht weiter zum "guten Ton" gehören, fremdenfeindliche Parolen auszustoßen und damit Gewalt mit zu entfachen.
Wer bei einer - nicht fremdenfeindlichen - Körperverletzung so mitwirkt, kann schließlich auch wegen psychischer Beihilfe in Anspruch genommen werden. Hier dürfte zudem auch der Tatbestand der Volksverhetzung erfüllt sein. Und ich kann nur hoffen, daß die Inder versuchen, diese Applaudierer auch auf Schadensersatz in Anspruch zu nehmen, als Gesamtschuldner. Sicher ist aber, daß jeder Anwalt, der für die Opfer einen solchen unorthodoxen Weg geht, einige Steine in den Weg gelegt bekommen wird, alles andere als ein bequemer Weg.

Ich finde es falsch, wenn jetzt eine Debatte losgetreten wird, ob das Dorf früher bestimmte Gelder hätte bekommen müssen. Das geht an dem Problem vorbei und führt zu nicht gerechtfertigten Entschuldigungen. An dem Vorfall ist Ursula v. d. Leyen nun wirklich nicht schuld.

Gruß
Zwetsche
 
AW: Gewalt gegen Ausländer und Arbeitslosigkeit

lilith schrieb:
@ Thorsten: Irgendwie steigt da bei mir grad ziemlich viel Unbehagen hoch. Eure Aggression ist für mich nicht nachvollziehbar. "Der Osten" ist ja eventuell nicht pauschal zu erklären. Oder?

Ich sehe bei allen Beteiligten sehr viel Angst und sehr viel Hilflosigkeit. Und jeder drückt das anders aus. Aber wer will sich schon hilflos fühlen? Dann lieber aggressiv!
Eure Aggression? Wie jetzt, meine? Aber klar werde ich manchmal wütend! Dass du als Schwuler/Lesbe, Ausländer oder Linker zusammengeklatscht wirst, logo, das kann dir auch in Hamburg-Lurup mal passieren, dazu brauchste nicht nach Leinefelde oder sontwohin zu fahren. Aber wo fängt denn nun die Gewalt an - damit, daß ich bin wie ich bin? Und wenn das jemandem nicht ins zufällige (!) Weltbild passt, muß ich also mal erstmal bei mir anfangen, mich hinterfragen und mich ändern?

Und die, welche mich körperlich bedrohen, müssen das nicht?

Gut, da drüben stehen die Glatzen. Vielleicht haben die ja recht, schließlich sind die ja so geworden, weil wir alle so viel falsch gemacht haben und sowieso verkehrt denken. Ökonomistisch und so. Fange ich also an, mich zu ändern. Als erstes werde ich hetero. Dann gebe ich meine Kontakte zur antifaschistischen Szene auf (war ja sowieso alles ein riesiger Irrtum, die Idee der Internationale sowieso, viel zu unüberschaubar und moralisch fordernd), rasiere mir den Schädel (wäre auch nicht zum ersten Mal) und teile, oi oi oi, mit den Kameraden beim Volksfest Suppe für die Einheitsgeschädigten aus. Nen Schlagring besorge ich mir natürlich auch, für alle Fälle. Yep, lilith, so in etwa stellt sich das für mich in der Praxis dar, was Du an Selbstreflexion verlangst, und wenn das alle so machen würden, wäre bald wieder Ruhe im Lande. Jawoll!

Aber so kannst Du das natürlich nicht gemeint haben. Es ist nur möglich, auch dieses aus Deinen Gedanken als Folgerung abzuleiten.

Jetzt wieder im Ernst:
Wenn sich nächsten Tags der OB von Mügeln (FDP, nicht?) hinstellt und sagt, da wären keine "rechtsextremen" Gewalttaten vorgefallen und die Inder wären in die Pizzeria geflüchtet, weil es "geregnet" hätte (jawohl, es hat "geregnet"! "Gehagelt" geradezu!) - und am selben Tag verspricht die Familienministerin irgendwelche Gelder, über deren Einsatz dann die Gemeinden am Ort entscheiden, schließlich kennten die ja die jeweilige Situation am besten -

- dann empfinde ich das als persönlichen Schlag in die Magengrube.
(Als erstes wird sowieso erst einmal das alte Jugendzentrum geschlossen, schließlich ist da ein bedeutender Nährboden für linksradikale Umtriebe. Und die sind bekanntlich noch sehr viel gefährlicher als die paar verirrten rechten Schäfchen. Frag den Verfassungsschutz!)

:fechten:

Beste Grüße,
Thorsten
 
AW: Gewalt gegen Ausländer und Arbeitslosigkeit

Ja du darfst differenzieren soviel du willst. Aber der Kern ist derselbe. Frag mal bei Krishnamurti nach. Der kann besonders gut erklären, was alles schon Gewalt ist. Da werden kleine Brisen ausgesät, die zu riesigen Orkanen anwachsen.
Nein, ich frage nicht bei irgendeinem Indien-Guru nach, der von europäischen Gutmenschen idealisiert wird.


Ich habe den Verdacht, dass du mit "Schaden" etwas anderes meinst als ich. Deine Sätze hören sich fast so an, wie die meines Vaters, der uns Ohrfeigen gab und sagte, sie würden uns sicher nicht schaden, denn ihm haben die Ohrfeigen seines Vaters schließlich auch nicht geschadet.

Was hast du denn da jetzt verstanden?
Ich meinte, dass es eine 68er-bewegung gab und diese 68er Einfluss nehmen konnten und es bis in Schlüsselpositionen des Staates schafften. Und dabei haben sie auch einiges verändert, sind natürlich aber nicht bei ihren Idealen vollständig verhaftet geblieben.



Interessante Formulierung. Die BRD setzt (Gegenwart) Standards. Richtig!
DDR produzierte (Mitvergangenheit) Dreck. Richtig!
Ergänzend: Auch die BRD (und auch Ö) produzierte eine ganze Menge Dreck. Ziemlich lang! Erst als die gesundheitliche Beeinträchtigung vieler Menschen nicht mehr verleugnet werden konnte, gab es ein Umdenken.

Ja, aber genau das macht doch Freiheit und Demokratie aus! Dass ein Umdenken aufgrund von öffentlicher Meinung einsetzen kann. Das war in der DDR nicht möglich. Weil es keine öffentliche Meinung gab.


Sonst ganz gleich.
Du machst mich wirklich schaudern. Bist du denn kein bisschen stolz auf deine Freiheit? Bist du nicht froh, dass du als politischer Einfluss nehmen kannst?
Hättest du wirklich lieber eine Diktatur? Eine Diktatur der Gutmenschen vielleicht, die uns vorschreibt, was für sie schädlich ist und was nicht?

Es ist doch einfach so, dass die meisten Menschen mit ihrer Freiheit nicht viel konstruktives anfangen können. Aber das ist doch nicht Schuld des Systems oder des Kapitalismus.
In den Schulen Deutschlands wird viel humanistisches gelehrt und viel angeboten, um daraus Anregungen für sein Leben zu nehmen. Da ist sicher viel verbesserungsbedürftig - aber du wirst nie erreichen, dass alles Menschen sich so toll verhalten wie du. Das gehört eben zur Freiheit.

wenn du schon vergleichst, dann auch die jeweils andere Seite miteinbeziehst. :schaukel:
Das mache ich doch die ganze Zeit.
Auf der einen Seite Freiheit auf der anderen nicht.
Auf der einen Seite Fortschritte, auf der anderen Betonköpfe.


Aber wenn du damit sagen willst, dass es öde und verkommene Plätze und Gegenden gibt, wo sich allerhand dumpfe Gesellen zu Saufgelagen und starke-Sprüche-klopfen zusammenrotten, dann kann ich mir schon vorstellen, dass das keiner haben will, außer denen die dabei sind.
Hätte dir so viel Arroganz nicht zugetraut. Sitzt da in deinen idyllischen Bergen, liest krishnamurti - und willst einfach nicht glauben, dass es etwas wirklich anderes ist, wenn ein Mob durch ein Brandenburger Dorf jagt und die Außenstehenden Beifall klatschen...


Diese Leute gibt’s, sie machen sich bemerkbar. Aber sie drücken etwas aus, was wir auch in uns haben. Sonst würde es uns nicht so aufregen. :wut1:

Aha, diese Jungnazis drücken was aus, was in uns ist, mach nur weiter ....*lach*
Ich rege mich also über Leute auf, die mein Auto kaputt hauen, weil sie etwas in sich haben, was ich auch habe...darauf einen krishnamurti, Lilith :blume1: :blume1:


Ob es irgendwo schön ist oder nicht, das ist mir egal.
Das nehme ich dir nicht ab. Ich weiß doch, wie sehr du deine Idylle liebst in deinen Bergen.
Lilith, komm doch einfach mal vorbei, wir gehen hier zwei Straßen weiter und du erklärst ein paar Glatzen mit Camouflage-Hosen und Köter Krishnamurti. Dann reden wir weiter :lachen:
 
AW: Gewalt gegen Ausländer und Arbeitslosigkeit

Robin, Mir ist dieses gegenseitige Schuldzuweisen und miesmachen jedoch langsam lästig, weil ich einfach jetzt und gern leben mag. Und ich würde jetzt langsam mal den kalten Krieg beenden wollen und für Probleme neue Lösungen suchen, statt neue Namen.

Bernd
Das kann ich aber nicht, wenn ich das Gefühl habe, dass einige die Freiheit nicht schätzen, die sie hier haben. Das ist für mich die Basis. Wir werden hier nicht indoktriniert und wenn es Werbung gibt, schalte ich ab, wenn mir etwas nicht passt, engagiere ich mich.
Wenn das nicht als positive Basis (und das meine ich mit konstruktiv) anerkannt wird und weiter ein Generalverdacht gegen das "System" gehegt wird, das quasi gleichgestellt wird mit einer kommunistischen Diktatur, wie soll ich dann neue Lösungen mit jemandem finden?
 
AW: Gewalt gegen Ausländer und Arbeitslosigkeit

Ich wundere mich, wie schnell man eure Meinungen vollkommen auf den Kopf stellen und entlarven kann. Das kann man übrigens mit meinen auch. Aber ich wundere mich, warum ihr eure „Meinung“ noch immer so hoch einschätzt. Meine Meinung, ist mir völlig egal.

Und hier noch was zum Kuscheln aus einem alten Thread...
Ist es denn wirklich eine solche Tugend, eine eigene Meinung zu besitzen? Mosernde Meinungsbildner mahnen die Meinungslosigkeit der mittelmäßigen Masse immer wieder an. Aber ist es nicht vielmehr so, dass, wenn man einer Konversation übers Wetter lauscht, man Zeuge des Guten, Wahren, Schönen wird? Erst wenn sich die Menschen aus dieser Mediokrität, dieser harmonischen, lauwarmen Suppe heraus trauen und sich zu Meinungen aufschwingen zu Themen, die über Sonne und Regen hinaus gehen, wird es furchtbar. Das hat nichts mit Verachtung der Masse zu tun, zu der man im Zweifelsfall sowieso gehört, sondern mit der Einsicht, dass Kompetenz und Information schwer zu verbreiten sind. Der Werbefachmann hat es schon längst aufgegeben, der Neo-Kantianer und Spätaufklärer will immer noch die Vernunft, mit der er sich selbst im Überfluss gesegnet glaubt, loswerden.
Im Übrigen: Die die Mittelmäßigkeit beklagen, brauchen sie am meisten, damit sie sich davon abheben können. Ich sehe moralisch keinen Unterschied, ob man auf die Mittelmäßigkeit schimpft oder über Behinderte lästert. Die Dummheit kann einem passieren wie ein Skiunfall mit Querschnittslähmung. Wer abschätzig das Wort über die Mediokren erhebt, der will nicht die Welt verbessern, sondern sich selbst ins Licht stellen. Er selbst wärmt sich noch die Füße in der Suppe, spottet auf einer zufälligen Untiefe stehend über deren träge und trübe Konsistenz und schwingt sich nun zu Meinungen auf, die er für die besseren hält. Und weiter: Die Mittelmäßigen sind die kompliziertesten, rätselhaftesten Wesen auf dieser Welt! Genies sind leicht zu verstehen, ebenso Deppen. Die Mittelmäßigen aber sind so kompliziert vernetzt in ihrer Existenz, besitzen Tentakeln auch immer wieder zu höheren und ganz tiefen Regionen und weil sie in der dichtesten und undurchdringlichen Suppe unter ihresgleichen leben, bleibt ihr Verhalten rätselhaft wie kein anderes. Statt sie zu beklagen oder zu verspotten, sollte man die Herausforderung annehmen, die sie darstellen! Der oft beschworene Kampf gegen die Dummheit der Welt dient nur dem Sisyphos, um wenigstens kurz auf dem Berge Höhenluft zu schnuppern. Die Mittelmäßigkeit zu verstehen dagegen, ist eine dem wahren Helden würdige Aufgabe.
 
Grüße vom Besserwessi

Bernd schrieb:
Meine Meinung, ist mir völlig egal. *schmunzel*
Das schmunzelt mich aber aus einer polierten Fresse an? Was X oder Y oder Bernd von seiner Meinung hält, ist mir schnuppe, aber sobald er eine hat, soll er sie vertreten und nicht mit blöden selbstironischen Zurücknahmen herumdrucksen.

Bernd schrieb:
Zuguterletzt.
Wir sollten einen neuen Punkt versuchen sehen zu wollen.
Es gab 1990 offiziell nie einen Sieger und einen Besiegten. Das mag politisch gewollt sein und sogar für mich (Miesepeter) nachvollziehbar sinnvoll gewesen sein.
Unsinn, natürlich gab es einen Sieger, und das war in der alten BRD auch jedem klar, wer das ist. Der Einheitstaumel mag da manchem die Begriffe verwirrt haben, und daß die Befreiung vom DDR-Totalitarismus eine starke Droge war, wirst Du nicht bestreiten.


Bernd schrieb:
Doch die „Sieger“ haben es die „Besiegten“ aufs deutlichste spüren lassen, dass sie weniger Wert sind, das machen sie bis heute.
Das ist wiederum Quatsch bis hin zur Zwangsneurose. Ein Stolz auf die Errungenschaften der DDR-Mangelwirtschaft mag sich in einigen Köpfen ja erhalten, die meisten haben damals jedoch sehr flexibel agiert (und gerade wegen dieses Willens zur Flexibilität doch gerade der DDR den Todesstoß versetzt.)

Um das noch drastischer zu sagen: "Ihr DDRler" wolltet das westeuropäisch-freiheitliche System, für das auch die kleine, starke BRD stand. Nicht andersherum. Und die kleine, starke BRD hat dann ohne viel fremde Hilfe wenigstens die Verkehrsinfrastruktur aufgebaut und Gebäudesanierung ohne Ende betrieben, so daß es in den "neuen Bundesländern" heute oft schmucker herausgeputzt aussieht als im "Besser-Westen". Und dann? Siedeln sich trotz der tollen neuen Infrastruktur keine Betriebe an, weil jeder, der was auf sich hält, in den Westen rüber- oder woanders hingemacht hat. Da hatte sich Helmut Kohl verrechnet: daß alle bleiben würden, wo sie sind, und daß man nur mit Angeboten zu ihnen kommen müßte. Typisch sozialdemokratischer Fehlschluß. Denn wer klug war, ist sofort nach der DDR-Grenzöffnung abgehauen.

Bernd schrieb:
Vielleicht versteht man, dass Kinder von Eltern, die so gedemütigt und ideell und mitunter materiell ihrer Lebensleistung beraubt wurden, einfach in manchen Regionen des Landes, gepaart mit eigenen neuen Sorgen, eine Gesellschaft ergeben, die sich vergessen fühlt. Ich will das zumindest mal sehen.
Ja, die anderen sollen es besorgen. Das spottet doch jedem erfolgreichen Ostdeutschen ins Gesicht. Mein Gott, was muß die DDR bequem und gemütlich gewesen sein für den, der keine Fragen gestellt hat (z.B., warum man 14 Jahre (!) auf die motorisierte Pappe namens "Trabant" warten mußte!)

Ich, alter Westdeutscher, hab allmählich mal die Schnauze voll von diesem Gedemütigtseinsgejammer. Da war nichts mehr, weder materiell noch ideell, was die DDR am Leben hielt. Und das Todesurteil über die DDR hat die Bevölkerung der DDR selbst gesprochen! Aber nein, da gibts immer noch paar Ossis, die ihren ehemaligen Genossen, die sich befreiten, in den Rücken fallen wollen.

Prächtig, Bernd! Ganz toll!

Ich wundere mich, wie schnell man eure Meinungen vollkommen auf den Kopf stellen und entlarven kann.
Brauchst Dich gar nicht zu wundern. Deine Denkweise ist bloß die des dialektischen Relativismus, und die wurde in der DDR sehr gut vermittelt, solange die Fragestellungen sich nicht gegen das Staats- oder Gesellschaftssystem richteten. Ich wundere mich ja auch andererseits nicht, wenn Du mich für einen arroganten Betonkopf halten würdest. In der BRD wurde bloß vermittelt, daß man eine Überzeugung argumentativ vertreten müsse. Wie man argumentiert, wurde hingegen nicht erklärt.
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Gewalt gegen Ausländer und Arbeitslosigkeit

Nein, ich frage nicht bei irgendeinem Indien-Guru nach, der von europäischen Gutmenschen idealisiert wird.
Es geht nicht um den "Indien-Guru", sondern um eine sehr sorgfältige und alle Details erfassende Betrachtung der Thematik "Gewalt". Ich dachte mir, das wäre eine gute Grundlage, von der aus man vielleicht auch hilfreiche Wege aus dieser Gewaltspirale finden könnte.




Was hast du denn da jetzt verstanden?
Ich meinte, dass es eine 68er-bewegung gab und diese 68er Einfluss nehmen konnten und es bis in Schlüsselpositionen des Staates schafften. Und dabei haben sie auch einiges verändert, sind natürlich aber nicht bei ihren Idealen vollständig verhaftet geblieben.
Ob ich das jetzt richtig verstehe? Aber ich glaube, so hab ich es vorher auch verstanden.
Hast du denn meine Antwort verstanden? Jeder glaubt, seine Erfahrungen haben ihm nicht geschadet, wenn sie innerhalb eines Rahmens der Erträglichkeit geblieben sind.
Das kann man selbst nicht erkennen.
Aber gut, vielleicht können wir uns da nicht verständigen. Macht nix.

Ja, aber genau das macht doch Freiheit und Demokratie aus! Dass ein Umdenken aufgrund von öffentlicher Meinung einsetzen kann. Das war in der DDR nicht möglich. Weil es keine öffentliche Meinung gab.

Du machst mich wirklich schaudern. Bist du denn kein bisschen stolz auf deine Freiheit? Bist du nicht froh, dass du als politischer Einfluss nehmen kannst?
Hättest du wirklich lieber eine Diktatur? Eine Diktatur der Gutmenschen vielleicht, die uns vorschreibt, was für sie schädlich ist und was nicht?
Robin, warum ziehst du solche Schlüsse? Wieso glaubst du, ich hätte gern eine Diktatur? Wie kommst du auf sowas?
Es ist eine Sichtweise dieser Thematik, die bei mir eben auch vorhanden ist. Ich will weder jemandem vorschreiben, wie er zu denken oder zu handeln hat, noch will ich so tun, als ob das, was ich als gut ansehe, die einzig seligmachende Art zu leben ist.
Ich teile hier mit, was mir einfällt und wie ich eure Gedanken zum Thema sehe.


Es ist doch einfach so, dass die meisten Menschen mit ihrer Freiheit nicht viel konstruktives anfangen können. Aber das ist doch nicht Schuld des Systems oder des Kapitalismus.
In den Schulen Deutschlands wird viel humanistisches gelehrt und viel angeboten, um daraus Anregungen für sein Leben zu nehmen. Da ist sicher viel verbesserungsbedürftig - aber du wirst nie erreichen, dass alles Menschen sich so toll verhalten wie du. Das gehört eben zur Freiheit.
Ich bemerke eben, dass es nicht einfach so vom Himmel fällt, dass viele Menschen heute nicht viel mit ihrer Freiheit anfangen können. Es fällt mir auf, dass diese "abwartende" Lebensweise vom Babyalter an anerzogen wird. Nicht vordergründig und direkt, aber als Hintergrundprogramm immer vorhanden. Was nicht ausdrücklich erlaubt ist, ist automatisch verboten.
Dies näher zu erläutern sprengt jetzt den Rahmen dieses threads. Aber diese Freiheit, die du so begeistert hier anpreist, die ist einfach nicht vorhanden.
Welche Wahl haben wir denn? Ist ja alles irgendwie das Gleiche!


Das mache ich doch die ganze Zeit.
Auf der einen Seite Freiheit auf der anderen nicht.
Auf der einen Seite Fortschritte, auf der anderen Betonköpfe.
Ja, das sind aber bloß deine Urteile. Das kannst du so sehen, aber andere sehen das vielleicht ganz anders. Kommt auf den Standpunkt des Betrachters an.


Hätte dir so viel Arroganz nicht zugetraut. Sitzt da in deinen idyllischen Bergen, liest krishnamurti - und willst einfach nicht glauben, dass es etwas wirklich anderes ist, wenn ein Mob durch ein Brandenburger Dorf jagt und die Außenstehenden Beifall klatschen...

Wieso? Ich glaube es dir ja! Ich finde es auch schlimm, dass sowas geschieht, aber ich finde es auch schlimm, dass es überhaupt möglich ist. Wir tragen doch hier einiges zusammen, was an Ursachen oder Lösungsvorschlägen in unseren Köpfen auftaucht.
Also Robin, wenn du mich hier arrogant nennst, was bist dann du? Hast du den alleinigen Durchblick? Dann solltest du deine Verantwortung endlich auf dich nehmen und deine Lösung öffentlich anbieten.


Aha, diese Jungnazis drücken was aus, was in uns ist, mach nur weiter ....*lach*
Ich rege mich also über Leute auf, die mein Auto kaputt hauen, weil sie etwas in sich haben, was ich auch habe...darauf einen krishnamurti, Lilith :blume1: :blume1:
Schön! :blume1: Eine Blume geb ich dir zurück, weil du gar so schön trotzig bist. Hast du nicht auch Lust, diese "Jungnazis" mal so ordentlich zu vermöbeln, dass ihnen der Spaß am Zusammenschlagen vergeht? Möchtest du nicht auch am liebsten jeden von diesen brutalen Rotznasen eine Scheuern, dass ihm hören und sehen vergeht?

Wenn nicht, dann frage ich mich, warum hier aus deinen Formulierungen Spott und Aggression raustropft. Spott für mich und meine Fragen nach den Hintergründen, Aggression gegen die Gewalttäter.


Das nehme ich dir nicht ab. Ich weiß doch, wie sehr du deine Idylle liebst in deinen Bergen.
Lilith, komm doch einfach mal vorbei, wir gehen hier zwei Straßen weiter und du erklärst ein paar Glatzen mit Camouflage-Hosen und Köter Krishnamurti. Dann reden wir weiter :lachen:
Robin, ich weiß, dass es ziemlich schwierig ist, ohne Gewalt zu leben, wenn man sich dauernd bedroht fühlt.
Ich möchte dich hier einmal sagen, dass mich deine ironischen, manchmal sarkastischen Bemerkungen, mit denen du meine Sichtweise ins Lächerliche zu ziehen versuchst, ein bisschen traurig stimmen. Weil ich das immer wieder erlebe, dass es für manche bzw. viele Menschen fast nicht möglich ist, auch nur einen kleinen Schritt auf einen anderen Standpunkt zu zu machen, um ein Thema auch mal anders anzusehen. Es ist, als ob man sich an seine Meinung fest anklammern müsste, um nur ja nicht neue Überlegungen und Zusammenhänge erkennen zu müssen.

Ohne Spott wäre sowas wahrscheinlich kaum zu ertragen. Denn dann müsste man ja vielleicht spüren, wie einem die Angst den Hals zuschnürt und die Bedrohung das Herz zerreißt.
:kuss1:

Schönes WE euch! :blume1:

@Thorsten: Muss leider jetzt weg und komme erst morgen abend wieder zum Schreiben. Bis dann.
 
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AW: Gewalt gegen Ausländer und Arbeitslosigkeit

Ich meine, dass ihr beiden, Robin und Thorsten, vielleicht wirklich einfach etwas näher an den Gewalttätern „dran wohnt“, ihnen einfach öfter begegnet...dass ihr euch so sehr schützen müsst oder das, was euch gehört, bedroht seht und deshalb so scharf argumentiert.

Mir gänge das vielleicht auch so. Und deshalb lebe ich weit weg vom Marktplatz auf meinem Berg. Gehe nur da runter, wenn mir danach ist und wenn ich mir etwas Aufstrich für mein Brot hole. Ich lasse die böse Gewalt und die gute Gewalt da unten gegeneinander weiterwurschteln. Und wenn jemand erschöpft ist, von dem hauen und stechen und analysieren, vielleicht kommt er mal hoch und wir begegnen uns auf einer Bank. Und kucken einfach zusammen ins Tal.

Ich bin ganz froh, dass aus den beiden Ländern wieder eins geworden ist und möchte jetzt nach und nach alle Winkel erkunden. Im Harz war ich auch noch nicht.

Viele Grüße
Bernd
 
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