AW: Gewalt gegen Ausländer und Arbeitslosigkeit
Nun mach aber mal halblang
Man wird wohl noch differenzieren dürfen, zwischen jemanden zu diskriminieren, zusammenzuschlagen und zu jagen und den täglichen, kleinen Verletzungen des Alltags.
Du hast die Freiheit, Dinge zu kaufen oder nicht, du kannst zum Ökobäcker oder zu Aldi gehen, du kannst deine Kunst unzensiert betreiben (außer hier im Forum - nur ein Scherz )
Ja du darfst differenzieren soviel du willst. Aber der Kern ist derselbe. Frag mal bei Krishnamurti nach. Der kann besonders gut erklären, was alles schon Gewalt ist. Da werden kleine Brisen ausgesät, die zu riesigen Orkanen anwachsen.
Wer dauernd zu hören kriegt, dass er so wie er ist, nicht zu brauchen ist, der fühlt sich halt auch nicht als Teil der Gemeinschaft. Der fühlt sich nicht zuständig für das Wohl der Allgemeinheit, die sich auch als unzuständig für sein Wohl erklärt hat. Ist ja eigentlich ziemlich logisch, oder?
IN der DDR musstest du totalitäre Indoktrination über dich ergehen lassen. Du musstest in die Uniform-Vereine eintreten oder bekamst krasse Einschränkungen zu spüren, von anderen Dingen nicht zu reden. Im Westen gab es eine 68er Bewegung, die den wenigsten, die dabei waren, geschadet hat. Im Osten hattest du als "Langhaariger" mehr oder weniger ausgeschissen.
Ich habe den Verdacht, dass du mit "Schaden" etwas anderes meinst als ich. Deine Sätze hören sich fast so an, wie die meines Vaters, der uns Ohrfeigen gab und sagte, sie würden uns sicher nicht schaden, denn ihm haben die Ohrfeigen seines Vaters schließlich auch nicht geschadet.
Wer kann beurteilen, wie es gewesen wäre, wenn er es NICHT so erlebt hätte? Das kann man nicht, auch wenn man es wollte.
Ich fand, dass mein Vater durch seine Erziehung schon Schaden erlitten hatte. Grad weil er uns auch schlagen musste um sich durchzusetzen.
Willst du das alles über einen Kamm scheren, Lilith?
Nö, will ich nicht und tu ich nicht. Ich schere nicht über Kämme. Ich fühle mich bei manchen Sätzen unbehaglich und versuche herauszufinden, woran das liegen könnte. Ich lass mir auch von dir gern was sagen. Vielleicht kenn ich mich dann besser aus.
Du musst auch langsam mal einsehen, dass Ökologie nur mit Hilfe von Ökonomie möglich ist.
Dieser Satz gefällt mir nun ganz besonders gut!

Muss ich das einsehen? Wirklich?
Bist du nicht der Meinung, dass die Bundesrepublik hier Standards setzt, während die DDR einen Dreck sondergleichen produzierte?
Interessante Formulierung. Die BRD setzt (Gegenwart) Standards. Richtig!
DDR produzierte (Mitvergangenheit) Dreck. Richtig!
Ergänzend: Auch die BRD (und auch Ö) produzierte eine ganze Menge Dreck. Ziemlich lang! Erst als die gesundheitliche Beeinträchtigung vieler Menschen nicht mehr verleugnet werden konnte, gab es ein Umdenken. Also nur mal eine zeitlich verschobene Geschichte. Sonst ganz gleich. Und mein Verdacht geht dahin, dass der Dreck, der jetzt produziert wird, einfach schöner verpackt ist.
Also, je länger ich darüber nachdenke, frage ich mich wirklich, was dich reitet. Sei doch auch mal ein bisschen konstruktiv! Willst du mir allen Ernstes das Autofahren verbieten? Willst du Werbung für Pokemons verbieten? Was willst du erreichen mit deinen Rundumschlägen?
Dass du aufhörst damit, die Dinge so einseitig zu betrachten. Dass du die negativen Dinge auf der einen Seite nicht mit den positiven auf der anderen Seite vergleichst, sondern, wenn du schon vergleichst, dann auch die jeweils andere Seite miteinbeziehst.
Und ich frage dich ernsthaft: Warst du mal auf einem Zeltplatz kurz nach der Wende, wo am tag vorher ein Würstchenstand von Nazis zusammengeschlagen wurde. Warst du dabei, als die ganze Nacht Grölgesänge über den Platz halten und man kein Auge zu tun konnte? Bist du durch die Wüsten Brandenburgs und Meck-Pomms gezogen? Hast du diese Einöden gesehen und willst sie wirklich vergleichen mit den negativen Begleiterscheinungen des Westens?
Erstmal, das Wort "ernsthaft" löst bei mir immer einen Lachkrampf aus.

Aber ich reiß mich zusammen *hrmpf*
Nö, hab ich alles nicht gesehen und auch nicht erlebt. Aber wenn du damit sagen willst, dass es öde und verkommene Plätze und Gegenden gibt, wo sich allerhand dumpfe Gesellen zu Saufgelagen und starke-Sprüche-klopfen zusammenrotten, dann kann ich mir schon vorstellen, dass das keiner haben will, außer denen die dabei sind.
(Erinnert mich irgendwie an einen gebannten User, der wollte auch alles, was ihm Angst machte, ausradieren.

)
Ich kann das nachvollziehen, aber ich glaube nicht, dass das eine Lösung des Problems ist. Diese Leute gibt’s, sie machen sich bemerkbar. Aber sie drücken etwas aus, was wir auch in uns haben. Sonst würde es uns nicht so aufregen.
Ich erlebe täglich, wie mies sich jemand fühlen kann, der sich zum unteren Rand der sozialen Hierarchie zählt. Wie schwer es jenem gemacht wird, sich zur Gemeinschaft der Privilegierten und Wohlhabenden auf diesem Planeten zugehörig zu fühlen, zu der er ja angeblich noch gehört. Und der Zusammenhang, warum er unten ist und die anderen oben, der lässt sich nicht einmal herstellen. Denn es sieht aus wie eine unglückliche Verkettung von Umständen. Niemand will ihm etwas Böses tun, trotzdem kann es böse enden. In diesem Fall, den ich vor Augen habe, richtet sich die Aggression nicht gegen andere, sondern gegen ihn selbst.
Natürlich löst GEwalt Unbehagen aus. Aber wieso soll man da hilfslos sein und vor einem Rätsel stehen? Wenn man angegriffen wird, muss man sich wehren, wenn man schwul ist, nicht nach Thüringen ziehen. So verstehe ich Thorsten. Ansonsten gehört Gewalt zum Alltag in prekäreren Zeiten, aber frag doch mal die Franzosen oder die Israelis oder die Iraker.
Das sehe ich auch so. Hilflosigkeit ist jedoch dann spürbar, wenn man versucht, eine Lösung zu finden, die diese Gewalt verhindern soll. Denn die ist in der Vergangenheit entstanden. Jetzt kann sie nur bestraft werden. Dafür gibt’s Gesetze.
Ich beurteile die Verhältnisse des Ostens einfach aus meiner Sicht und sehe nicht ein, das schön zu reden oder ständig mit einem "Im Westen ist auch nicht alles perfekt" rumzurennen. Ich find es auch debil, wenn Politker sagen, aber Dresden ist doch auch schön oder sonst was. Es ist da nicht schön. Es ist auch in Pankow nicht schön und wahrscheinlich auch nicht in Essen, aber Essen schrumpft ja ebenfalls.
Hab ich das gemacht? Das war doch deine Schreibe, die weismachen wollte, dass im Westen den Menschen beigebracht wird, miteinander so umzugehen, dass man sich und einander nicht schadet. Dem hab ich widersprochen, weil es aus meiner Sicht einfach nicht stimmt. Vielleicht hattest du dabei nur die gewaltsamen Übergriffe auf andere Menschen im Kopf, aber so kam es bei mir nicht rüber.
Ob es irgendwo schön ist oder nicht, das ist mir egal. Manchen gefällt auch das Sterbende und das Morsche. (Um Missverständissen vorzubeugen; Ich kenne keine der erwähnten Städte!) Und ob dein Essen schrumpft, ist mir auch wurscht. Hauptsache meins schrumpft nicht.
Übrigens, ich mag deine Schreibweise, wenn sie etwas handfester ist, so wie hier.

Da kenn ich mich wenigstens aus, was du meinst. Mit deiner Organisationstheorie kann ich mich nicht so recht anfreunden.
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