Und täglich forscht das Murmeltier ...
reinwiel schrieb:
[...] Ich meinte die Frage eher praktisch. Und zwar so:
Wärst du bereit, neugierig zu fragen, warum es dir, mir und deswegen auch allen Menschen
möglich ist, zu fühlen, zu denken, zu empfinden und zu reagieren?
Mich interessierte von dir zu erfahren, welche Möglichkeiten du dabei eingeschlagen hättest,
nämlich:
a) Wir fühlen, denken usw. deshalb, weil es eben so und nicht anders ist. Ganz klar.
b) Wir fühlen usw. deshalb, weil wir über ein komplexes Nervensystem verfügen.
Reize werden zum Gehirn geleitet, das auf diese Reize antwortet. Ganz einfach.
Die Optionen a) und b) schließen einander nicht aus, sondern sind lediglich unterschiedliche Beschreibungen
der selben Position. Es ist eben so und nicht anders, dass Wale, Elephanten, Menschen, Hunde, Ratten, etc.,
(Reihenfolge nach Hirngewicht) über ein komplexes Nervensystem verfügen und Gefühle entwickeln.
Mit beiden Positionsbeschreibungen kann ich mich in gewisser Weise anfreunden.
An dieser Stelle möchte ich aber auch gleich meine Zweifel daran deponieren,
ob bei der Entwicklung von Gefühlen ein komplexes Nervensystem denn überhaupt die Hauptrolle spielt.
Gerade bei Gefühlen könnte doch die neuronale Tangente gegenüber der humoralen Tangente
in den Hintergrund treten.
reinwiel schrieb:
[...]
c) Wir fühlen usw. deshalb, weil wir nicht einfach ein Chemiehaufen sind,
der aus zig zig Billionen Atomen besteht, die elektromagnetisch untereinander kommunizieren,
sondern wir sind mehr als nur ein Chemiehaufen. [Anm *1]
Dieser würde von sich aus nie fühlen, denken, empfinden können.
[Anm *1: Da fehlt eigentlich nur mehr der Verweis auf die "Krone der Schöpfung".

]
Aber wo steht denn bitteschön geschrieben,
dass ein entsprechend komplexer Molekülhaufen keine Gefühle entwickeln kann ?
Reagieren denn nicht schon die einfachsten Lebensformen, die Einzeller, auf Reize aus ihrer Umwelt ?
Sei es nun Wärme, Licht, mechanischer Druck, der Konzentrationsgradient bestimmter Ionen, etc..
Warum sollte dann ein hochkomplexes Gebilde, das aus zig Billionen solcher Zellen zusammengesetzt ist,
nicht entsprechend komplexe Reaktionsmuster entwickeln können, wie eben eine große Vielfalt an Gefühlen ?
Und dass Gefühle und Stimmungen nachweislich durch Psychopharmaka modulierbar sind,
unterstützt ebenfalls die Annahme einer prominenten Rolle der Chemie beim Zustandekommen von Gefühlen.
reinwiel schrieb:
[...] Das ist aber möglich, wenn wir eine Seele in uns sehen.
Oder wenn wir daran glauben, dass wir eine Seele haben
oder diese zumindest in Betracht ziehen...
... oder wenn wir dieses Postulat als unzutreffend betrachten und fallenlassen,
... oder wenn wir unter "Seele" eben jenes weite Land verstehen, das von einem nur schwer durchschaubaren
Geflecht aus vielen einander teils verstärkenden und teils widerstrebenden Gefühlen, Gedanken,
und Vorstellungen, gebildet wird.
Soweit also die Ergebnisse meiner Forschung im Sinne von: Erkenne zuerst dich selbst.
reinwiel schrieb:
[...] Im Übrigen: Ich stimme mit dir überein,
dass viele Wege nach Rom, zur ersten Grundursache bzw. zu Gott führen.
Diese Übereinstimmung entpuppt sich allerdings bei Lichte betrachtet als Chimäre,
weil ich das mit den vielen Wegen nach Rom genau andersherum gemeint habe.
Mit "Rom" war nicht die Ursache gemeint, sondern jeweils ein bestimmtes Ergebnis des Wirkens von Ursachen
(Zitat: "eine bestimmte Wirkung kann von unterschiedlichen Ursachen hervorgerufen werden").
Abgesehen davon, verträgt sich dieser Schlenker zur "ersten Grundursache" nicht besonders gut
mit der einleitenden Feststellung:
"Mir ging es mit meiner Fage vorläufig weniger darum, ... dass man die erste Ursache oder vielmehr
die allererste Grundursache kennt, auf die letztlich alles zurückgeführt werden könnte."
Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden.