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Gedanken-Gang

AW: Gedanken-Gang

Die polnische Literaturnobelpreisträgerin Wislawa Szymborska hat viele anregende Gedankengänge in ihren Gedichten, einem kann ich aber nicht folgen. In dem Gedicht "Das Nichts" heißt es: "...unbegreiflich, daß ich einmal nicht da sein konnte".

Hallo,
konnte das Gedicht nicht vollständig finden aber wenn man von dem Titel "Das Nichts" ausgeht, eine im Buddhismus bekannte und angestrebte Größe, das Selbst befindet sich in allem auf der Erde, nicht nur in einem Körper, dann ist es nach dem Tod in den Gedanken vieler Menschen vorhanden für lange Zeit, bei einem mehr beim anderen weniger aber das es mal eine Zeit gab in der das Selbst noch nicht einmal als Gedanke existierte ist wirklich schwer nachzuvollziehen als lebender Mensch mit Geist. Man kann sich wohl geistig in das Nichts versenken aber kann man sich mit dem Geist vorstellen, dass dieser Geist der sich das gerade vorstellt, gar nicht existiert?
Es ist vielleicht eine der höchsten Weihen der menschlichen geistigen Vorstellungskraft diese Fähigkeit zu besitzen.

gruß fluuu
 
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AW: Gedanken-Gang

@ Eisi,
sorry, den Vorwurf der Hybris verstehe ich nicht (und das pseudoreligiöse Gerede ohnehin nicht); ich denke eher, dass mein Gedanken-Gang ein Versuch der Bescheidenheit war, sich selbst aus der Welt herauszudenken...

... vielleicht habe ich hier wirklich zu dick aufgetragen, aber bei diesem Schreiben in den Foren über das Thema "Tod" kann ich es manchmal einfach nicht lassen auf meine Art und Weise an den tiefen tiefen Ernst des Themas zu erinnern!
Schon der Philosoph Kierkegaard (1813-1855) meint, dass sich nur mit großem Ernst vom Tod reden läßt - vorausgesetzt, wir nehmen uns selbst als Mensch in unserer Einmaligkeit und Endlichkeit ernst.
Kierkegaard schreibt dazu: "Nicht einmal philosophische Betrachtungen über Werden und Sterben erreichen den notwendigen Ernst, selbst das Trauern und Klagen um den Tod eines geliebten Menschen bleibe noch äußerlich."

Falls ich Dir also mit meinen Ausführungen zu nahe getreten bin, dann tut mir das leid.

Bei "Hybris" dachte ich einfach nur daran, was jetzt wohl Menschen dazu denken, die gerade mehr oder weniger ein Verbrechen überlebt haben? Was würde eine junge Frau im Kongo sich wohl bei deinen Worten denken, wenn sie gerade mal wieder eine brutale Vergewaltigung überlebt hat und weiter jeden Tag um ihr Leben und das ihrer Familie fürchten muss. Was mögen wohl all die Kinder, Frauen und Männer in den Krisenregionen dieser einen Welt denken, die sich jeden Tag neu dem unmenschlichen Kampf ums Überleben stellen müssen? ... oder die gestern auf eine der unzähligen Minen getreten sind, die da in so vielen Ländern herumliegen und überlebt haben, aber für ihr Leben gekennzeichnet sind?
... was würde sich wohl ein Sterbender denken, wenn er Deine Worte hört?

... an all das dachte ich ... und noch viel mehr bei Deinen Worten!
... vielleicht verstehst Du jetzt meine Anmerkung zur "Hybris"!

Gruß Franz
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Gedanken-Gang

...und dann trifft man zufällig (?) beim Blättern auf ein irgendwie passendes Zitat:

"Es ist so süß, sich vorzustellen, dass man nicht mehr ist!"

Gustave Flaubert, November
 
AW: Gedanken-Gang

...und da ich (aus welchen Gründen auch immer) meine Texte nicht ändern kann (immer erscheint eine Fehlermeldung, die mir den Zugriff verweigert), muss ich meine Ergänzung so anfügen:

Das Thema Tod betrachte ich durchaus mit dem nötigen Ernst (habe in den letzten fünf Jahren drei Angehörige verloren) und denke fast täglich auch an den eigenen (ohne diese Gedanken wäre mir manches noch unerträglicher als es ohnehin schon ist).

Ich bin in einem Alter, in dem man sicher genug weiß, dass man die Welt nicht retten kann; ich kann mir nicht jede Schandtat auf dieser Welt zu eigen machen - wozu also der Hinweis auf den Kongo (es ist furchtbar, was da passiert, noch furchtbarer, wenn man darüber nachdenkt, aus welchen oberflächlichen Gründen - aber ich habe weder die Mittel noch die Kraft, jetzt in den Kongo zu fahren und dort für Veränderungen zu sorgen...)...
 
Kurtis letzter Röchler ...

Als einer der Trauergäste, die sich nach einer Beerdigung am nahegelegenen Friedhof
zu einem Totenmahl im Restaurant zusammengefunden hatten,

machte am 19. November 2008 um ca 13:30 Uhr,
kurz vor Beginn des Totenmahles, auch Kurti seinen letzten Röchler.

Kurti war ja kein Jüngling mehr, ganz im Gegenteil.
Es könnte also gut sein, dass er sich während der Beerdigungszeremonie
mehrmals selbst in die Grube steigen gesehen hat.

Wie dann die Trauergemeinde an einem Tisch versammelt war,
noch bevor der "heitere Teil" des Totenmahles begonnen hatte,
war es für das Herz von Kurti endgültig zuviel, da war auch für ihn der Zeitpunkt gekommen.


Möge er nun in Frieden ruhen.
 
AW: Gedanken-Gang

Kurtis letzter Röchler

Ist das nur eine sarkastische Dichtung oder eine Geschichte, die wirklich in deinem Umkreis vorgekommen ist? Aber warum ist zu vermuten, dass sich der "Kurti" selbst mit ins Grab hinabsteigen sah und deshalb überfordert war?

So gesehen hieße ja das, dass ein unmaterieller, sehr luftiger Gedanke geradezu materiell so schwer wog, dass er wie ein tonnenschwerer Fels den "Kurti" erdrückte. Demnach: Immaterielles hat doch mehr Gewicht, als dies der "Kurti" vielleicht bedacht hat. Die zentrale Frage bleibt unbeantwortet: Ist der "Kurti" jetzt in ein Nichts gegangen oder lebt er so wie sein immaterieller Gedanke in einer immateriellen, also in einer feinstofflich gedachten Form, mit seiner Seele nämlich, recht lebensfroh weiter?
Kennt ihr die Geschichte vom Münchner im Himmel? Sie ist für mich köstlich aber doch soooo lehrreich und soooo wahr.
Liebe Grüße - reinwiel
 
Zuletzt bearbeitet:
Kurtis letzter Röchler ...

reinwiel schrieb:
Ist das nur eine sarkastische Dichtung oder eine Geschichte,
die wirklich in deinem Umkreis vorgekommen ist?
Ich war tatsächlich unfreiwilliger Augenzeuge des plötzlichen Ablebens eines hochbetagten Menschen.

Hier, in der virtuellen Welt dieses Forums,
können wir ja ganz abstrakt und ohne emotionale Beteiligung über den Tod diskutieren;
draussen in der realen Welt,
da sieht das konkrete Erleben eines solchen Vorganges deutlich anders aus.

Obwohl der Verstorbene für mich ein völlig fremder Mensch war,
löste dieses hautnahe Erleben bei mir eine ganz eigentümliche Betroffenheit aus.
Vielleicht lässt sich dieses beklemmende Gefühl ja damit erklären,
dass bei diesem Geschehen die Vergeblichkeit aller Wiederbelebungsversuche,
die Ohnmacht aller Anwesenden inklusive Notarzt-Team, die Unabwendbarkeit dieses Endes,
auf eine recht drastische Weise ins Bewusstsein gerufen wurde.

Und die Erde dreht sich unbekümmert weiter ...


Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden.
 
AW: Gedanken-Gang

Hallo !

Es freut mich, dass Jesus im Verein mit den großen Literaten die kritische, orthografisch, grammatikalisch und stilistisch fähige Neugier wieder veranlasst hat, hier zu schreiben.

Es ärgert mich, dass ich noch immer nicht weiß, welchen Geschlechtes sie ist und zu welchem Beruf oder zu welchem Hobby sie neigt (das "sie" verwende auf Grund ihres Nicks).

zum Thema: Wie joan05 kann ich mir auch sehr gut vorstellen, dass es vor mir eine Welt gab, in der ich noch nicht gelebt habe; für die Zukunft hoffe ich, dass der (die) eine oder andere auch nach meinem physischen Tod hin und wieder an mich denkt.

Liebe Grüße

Zeili
 
AW: Kurtis letzter Röchler ...

Ich war tatsächlich unfreiwilliger Augenzeuge des plötzlichen Ablebens eines hochbetagten Menschen.

Hier, in der virtuellen Welt dieses Forums,
können wir ja ganz abstrakt und ohne emotionale Beteiligung über den Tod diskutieren;
draussen in der realen Welt,
da sieht das konkrete Erleben eines solchen Vorganges deutlich anders aus.

Obwohl der Verstorbene für mich ein völlig fremder Mensch war,
löste dieses hautnahe Erleben bei mir eine ganz eigentümliche Betroffenheit aus.
Vielleicht lässt sich dieses beklemmende Gefühl ja damit erklären,
dass bei diesem Geschehen die Vergeblichkeit aller Wiederbelebungsversuche,
die Ohnmacht aller Anwesenden inklusive Notarzt-Team, die Unabwendbarkeit dieses Endes,
auf eine recht drastische Weise ins Bewusstsein gerufen wurde.

Und die Erde dreht sich unbekümmert weiter ...


Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden.

Meine Diskussionsbeiträge sind nicht nur abstrakt; habe - wie angedeutet in den letzten fünf Jahren drei Angehörige begraben, einer davon ist an einem Lungenleiden gestorben, also letztlich erstickt, was man dem Gesicht des Toten noch ansehen konnte...
Ja, die Erde dreht sich weiter...

Ich habe die Diskussion auch angeregt, weil ich mir manchmal wünschte, man könnte sich ganz aus der Welt, in die man ja ungefragt geworfen wurde, herausdenken, aber leider geht das nicht...
 
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AW: Gedanken-Gang

@ Neugier

Es ist klar, dass es ein Unterschied ist, ob man nur von der Ferne über den Tod spricht oder ob man dies hautnah miterlebt, auch wenn man dabei ein außenstehender Unbeteiligter ist.
Auf alle Fälle hast du etwas erlebt, das dir unter die Haut gegangen ist, das bei dir Gefühle und somit eine starke Reaktion ausgelöst hat. Ich würde ebenfalls mit dir sagen: "Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden" - einfach das nämlich, dass der Mensch bis ins Innerste bewegt werden kann.
Würde es zu dir passen, dass du als Neugier auch neugierig hinterfragen würdest, warum es so ist, dass der Mensch auf so viele Anlässe stark reagiert?

Nur die echte Neugier lässt den Menschen forschen, bringt ihn weiter - im ersten Augenblick ist es gleichgültig, was dabei herauskommt. Ich meine damit, dass dein Ergebnis weit von dem meinen entfernt sein kann.

@ Zeili

Für mich ist es auch absolut vorstellbar, dass es (sehr wohl schon) diese Welt gab, ich der ich noch nicht gelebt habe, bevor ich geboren wurde. Dazu betone ich: als vollbewusster Mensch.

Weniger vorstellbar ist dagegen für mich, dass es nicht (schon) "eine" Welt gab, in der ich (als wachsendes Bewusstsein) noch nicht gelebt habe, bzw. existent war. Ich sehe das so: Es kann sehr wohl "eine" Welt gegeben haben und geben, die von der Welt, bzw. Erde, die ich jetzt erlebe, höchst verschieden ist.

Ich glaube ja nicht, dass ein Mensch im Rahmen der Zeugung wie mit einem Zauberschlag völlig aus dem Nichts entsteht. Und das bedeutet, dass für mich ein vorgeburtliches Sein nicht nur denkbar, sondern außerordentlich wahrscheinlich ist, um mit der unsicheren Sprache der Wissenschaft zu sprechen.

Und hier bei der so genannten vorgeburtlichen Sichtweise, da wiederum gibt es ziemlich einige Möglichkeiten.
Liebe Grüße - reinwiel
 
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