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Gedanken die mir in der Nacht kamen

Galain

New Member
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29. März 2009
Beiträge
1
Hallo oder vielmehr Guten Abend,

bin jetzt seit Juni 2008 nicht mehr mit meiner Freundin zusammen. Eigentlich habe ich das verarbeitet, aber vor 2-3 Monaten bin ich Nachts aufgewacht und habe das nachfolgende geschrieben.
Jetzt vor ein paar Tagen habe ich den Text wiedergefunden und wollte ihn einmal online stellen.

Würde mich über Meinungen oder Gedanken freuen.

lg
Galain

Hier der Text:

"Ich liege im Bett. Der Raum wird nur erleuchtet durch die Nachtischlampe neben mir. Kurz bevor ich das Licht lösche, richte ich noch einmal mein Bettzeug und überlege ob ich alles erledigt habe was ich mir vorgenommen habe. Ich bin mir sicher nicht alles getan zu haben, aber morgen ist ja auch noch ein Tag um alles zu erledigen.
Ich Überlege Sinnlose Sachen, versuche mich so schnell wie möglich Müde zu denken, um den Geistern die mit dem verlöschen des Lichts kommen keine Möglichkeit zu geben in meinen Geist einzudringen.
Ich weiß was sie mir zeigen werden und ich habe Angst davor. Die Abstände werden wieder kürzer und mein Herz schwerer. Ich weiß das sie mir wieder vor Augen führen werden was ich verloren habe. Diesen einen Menschen der mir immer noch, nach allem was geschehen ist, den Atem raubt und mir den Schlaf nimmt.
Ich stelle mich mutig diesen Gedanken und versuche sie nicht zuzulassen, um Schlaf zu finden. Aber heute Nacht kommen sie wieder mit voller Wucht zurück. Meine Hand wandert unbewusst nach rechts, da wo Du einst neben mir gelegen hast. Ich spüre manchmal noch Deine Wärme neben mir und eine Träne versucht sich in meine Augen zu stehlen. Doch ich bin ein Mann und lasse es nicht zu, dass diese eine Träne kommt, die dich mir vielleicht auf immer entfremdet.
Erinnerungen kommen hoch. Erinnerungen an das was wir einst hatten. Die Glücklichen Momente, die schweren Momente und das was wir hätten haben können. Mein Herz wird wieder einmal schwer vor Sehnsucht und Gram. Wieder verliere ich diesen Kampf und zermürbe mir den Kopf über eine Sache die ich nicht ändern kann. Ich habe dich verloren.
Einst waren wir ein Paar und haben das Bett geteilt und viele andere Dinge. Schöne Dinge und auch schwierige Dinge, aber irgendwie haben wir sie doch immer zusammen gemeistert. Bis zu jenem Tag wo wir beschlossen haben das es besser ist das unsere Wege sich Gabeln und wir in Richtungen laufen die voneinander wegführen.
Meinen Schlaf finde ich solange nicht bis ich meine Gedanken niedergeschrieben habe um mich von Innen der Geister deiner Person zu befreien. Es lässt sich nicht beschreiben warum ich nach so langer Zeit wo wir nichts miteinander zu tun hatten noch immer an Dich denke. Ich kann es mir nicht erklären. Ich habe versucht dich zu vergessen, in den Armen anderer Frauen deinen Dämon zu bekämpfen. Die Gedanken an dich wegzuschließen um sie nie wieder an mich ran zulassen.
Je mehr ich das versuche umso mächtiger brüllt der Dämon der dein Gesicht trägt in mir und verlangt Gehorsam von mir. Einen Gehorsam den ich noch immer bereit bin zu geben. Nicht mehr diesen willenlosen braven Gehorsam, aber einen Gehorsam der anders ist.
Meine Hand streichelt die Stelle wo du einst neben mir warst. Meine Gedanken zeigen mir Bilder deines Körpers im Schein des Mondes. Deine Haare breiten sich über das Kopfkissen aus und die Decke ist verrutscht und entblößt deine Beine, ein Stück deines Bauches und ich sehe wie sich deine Brust mit jedem Atemzug hebt und senkt. Friedlich und voller vertrauen. Dieser Genuss dich zu sehen wie nur ich dich sehe. Meine Hand gleitet langsam über deinen Bauch und saugt die Wärme auf die von dir ausgeht.
Es fühlt sich richtig an.
Der Dämon in meinem Kopf fängt an höhnisch zu lachen und zeigt das wahre Bild.
Ich liege allein im Bett, das Licht ist aus und ich weiß, dass ich nie wieder neben dir liegen werde. Nie wieder die Wärme spüren werde die du verbeitest und nie wieder dein Lachen höre wenn ich dir etwas erzähle oder dich kitzel. NIE WIEDER!! Die zwei Worte sind mein Tod. So viele Menschen sind in meinem Leben gekommen und gegangen. Niemals vorher hat mich das verlangen einen Menschen zu halten so geprägt.
Nur Zwei andere Menschen könnten das in mir auslösen, aber diese beiden werde ich hoffentlich nie auf diese Weise verlieren.
Warum kann ich diesen Dämon nicht austreiben? Ich habe es bei anderen Menschen auch geschafft. Warum kommt dieser Dämon in der Nacht und macht mich traurig und einsam? Gaukelt mir vor wie nutzlos ich bin. Gängelt mich das ich immer allein sein werde.
Einsamkeit ist das schlimmste für mich. Ich kann nicht allein sein. Konnte ich noch nie. Werde ich auch nicht mehr lernen. Einsamkeit macht mich krank. Es fühlt sich an wie eine lähmende Krankheit die langsam meinen Körper beschleicht. Es fühlt sich an wie ein Vampir der jeden Funken Freude aus mir aussaugt und nur eine leere freudlose Hülle hinterlässt.
In Filmen gibt es immer ein glückliches Ende. Unser Film ist anders. Endete im Schmerz und Verlust. Zwei Herzen die wieder einsam sind. Denkst du auch noch an mich oder bin nur ich es der dem Vergangenen Nachtrauert? Es scheint so, denn du meldest dich nicht mehr. Du lässt mich allein und leer zurück.
Mutlos, Antriebslos, Einsam, Freudlos, verloren und gebrochen."
 
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AW: Gedanken die mir in der Nacht kamen

Lieber Galain,

diese Erfahrungen sind wohl den meisten Menschen nicht erspart geblieben, und wirklichen Trost gibt es nicht, aber das Teilen und sich Mitteilen mit anderen kann das Gefühl, komplett allein auf dieser Welt zu sein, zu überwinden helfen.

Ich habe in diesen Zuständen immer die Verbundenheit mit Schriftstellern gesucht, hier einer meiner meist gelesenen Texte:

Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar

Rede von Ingeborg Bachmann zur Verleihung des Hörspielpreises der Kriegsblinden


Der Schriftsteller - und das ist in seiner Natur - wünscht, sich Gehör zu verschaffen. Und doch erscheint es ihm eines Tages wunderbar, wenn er fühlt, dass er zu wirken vermag - um so mehr, wenn er wenig Tröstliches sagen kann vor Menschen, die des Trostes bedürftig sind, wie nur Menschen es sein können, verletzt, verwundet und voll von dem großen geheimen Schmerz, mit dem der Mensch vor allen anderen Geschöpfen ausgezeichnet ist. Es ist eine schreckliche und unbegreifliche Auszeichnung. Wenn das so ist, dass wir sie tragen und mit ihr leben müssen, wie soll dann der Trost aussehen und was soll er uns überhaupt? Dann ist es doch - meine ich - unangemessen, ihn durch Worte herstellen zu wollen. Er wäre ja, wie immer er ausfällt, zu klein, zu billig, zu vorläufig.
So kann es auch nicht die Aufgabe des Schriftstellers sein, den Schmerz zu leugnen, seine Spuren zu verwischen, über ihn hinwegzutäuschen. Er muss ihn, im Gegenteil, wahrhaben, und noch einmal, damit wir sehen können, wahrmachen. Denn wir wollen alle sehend werden. Und jener geheime Schmerz macht uns erst für die Erfahrung empfindlich und insbesondere für die der Wahrheit. Wir sagen sehr einfach und richtig, wenn wir in diesen Zustand kommen, diesen hellen, wehen, in dem der Schmerz fruchtbar wird:
mir sind die Augen aufgegangen. Wir sagen das nicht, weil wir eine Sache oder einen Vorfall äußerlich wahrgenommen haben, sondern weil wir begreifen, was wir doch nicht sehen können. Und das sollte die Kunst zuwege bringen: dass uns in diesem Sinne die Augen aufgehen.
Der Schriftsteller - und das ist auch in seiner Natur - ist mit seinem ganzen Wesen auf ein Du gerichtet, auf den Menschen, dem er seine Erfahrung vom Menschen zukommen lassen möchte (oder seine Erfahrung der Dinge, der Welt und seiner Zeit, ja von all dem auch!), aber insbesondere vom Menschen.
.....
Nun steckt aber in jedem Fall, auch im alltäglichsten von Liebe, der Grenzfall, den wir bei näherem Zusehen, erblicken können und vielleicht uns bemühen sollten, zu erblicken. Denn bei allem, was wir tun, denken und fühlen, möchten wir manchmal bis zum Äußersten gehen. Der Wunsch wird in uns wach, die Grenzen zu überschreiten, die uns gesetzt sind. Nicht um mich zu widerrufen, sondern um es deutlicher zu ergänzen, möchte ich sagen: Es ist auch mir gewiss, dass wir in der Ordnung bleiben müssen, dass es den Austritt aus der Gesellschaft nicht gibt und wir uns aneinander prüfen müssen. Innerhalb der Grenzen aber haben wir den Blick gerichtet auf das Vollkommene, das Unmögliche, Unerreichbare, sei es der Liebe, der Freiheit oder jeder reinen Größe. Im Widerspiel des Unmöglichen mit dem Möglichen erweitern wir unsere Möglichkeiten. Dass wir es erzeugen, dieses Spannungsverhältnis, an dem wir wachsen, darauf, meine ich, kommt es an;
dass wir uns orientieren an einem Ziel, das freilich, wenn wir uns nähern, sich noch einmal entfernt.
......
Wer, wenn nicht diejenigen unter Ihnen, die ein schweres Los getroffen hat, könnte besser bezeugen, dass unsere Kraft weiter reicht als unser Unglück, dass man , um vieles beraubt, sich zu erheben weiß, dass man enttäuscht, und das heißt, ohne Täuschung, zu leben vermag. Ich glaube, dass dem Menschen eine Art des Stolzes erlaubt ist - der Stolz dessen, der in der Dunkelhaft der Welt nicht aufgibt und nicht aufhört, nach dem Rechten zu sehen.
.....

Alles Gute für Dich
Kaawi
 
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AW: Gedanken die mir in der Nacht kamen

Hallo Galain,

dem Text nach zu urteilen und dass dich dieser noch soweit beschäftigt, dass du ihn nach einigen Monaten hier postest ließe vermuten, dass du diese Beziehung noch nicht ganz verarbeitet hast.

Etwas wichtiges habe ich bisher im Leben verstanden (leider nicht gelernt) und das ist loslassen. Es ist besser Tatsachen und den damit verbundenen Schmerz zu akzeptieren und wieder zu sich selbst zu finden als Geistern nachzujagen.

Am meisten hilft es sich in Hobbies oder Interessen zu stürzen, vermutlich noch besser wären Dinge durch die man unter Menschen kommt.

Leider befürchte ich dass meine Äußerungen wie das Übliche, was man halt gesagt bekommt klingen. Neu orientieren hilft.

Alles Gute,

klerk
 
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