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Dein Wille geschehe - gibt es den freien Willen?

AW: Dein Wille geschehe - gibt es den freien Willen?

Hallo Andreas61 !
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Aber wie kam es zu diesem freien Willen?

Erziehung ist eine der prägenden Voraussetzungen.
Aber auch die feierlichen Zeremonien, Rituale, prunkvollen Priesterkleidungen wirken sehr tief in das Unterbewusstsein und können eine gewisse Einstellung und Haltung im Laufe der Jahre stark prägen. Das soll jetzt keine Wertung sein, ich kenne dafür zu viele äußerst positive und auch sehr negative Beispiele. Aber wie frei ist der Wille dann wirklich, wenn er von so einem wichtigen Vorfeld abhängig ist?
Interessante und vor allem berechtigte Fragen. Dass wir verschiedenen Einflüssen unterliegen, ist nicht von der Hand zu weisen. Es sind nicht nur die Eltern und deren Erziehung, die uns prägen, es sind auch die Lehrer, unsere Trainer, unsere Vorgesetzten, unsere Partner, unsere Kunden und es ist auch die Landschaft, in die wir hineingeboren wurden. Ein alter Spruch diesbezüglich ist mMn "Der Mensch ist ein Produkt aus Milieu und Vererbung", was m.E. noch immer gilt.

Wie kam es zu diesem freien Willen ?
Hier kann ich nur die Worte eines mir bekannten Priesters weitergegeben, der da sagte: "Wir haben von Gott die Freiheit bekommen" und da ist mMn eben der freie Wille auch dabei. Ich weiß nicht, inwieweit das folgende spezifisch mit dem freien Willen und nicht mit der Freiheit an sich zu tun hat, ich will es aber trotzdem bringen.
Wir müssen alles nur bedingt. Nur wenn ich z.B. auf eine Yacht, eine Villa, mehrere hochklassige Autos und zwanzig Nadelstreif-Anzüge nicht verzichten kann, muss ich ein Star oder ein gewiefter Unternehmer sein, jede Woche 60 Stunden arbeiten oder eine große Erbschaft machen.

Die Gewohnheit ist gewiss ein Feind des freien Willens, aber auch sie kann - solang es sich nicht um Grundbedürfnisse handelt - eben wieder durch Wille überwunden werden.

Sicher ist aber mMn auch, dass viele Kräfte dem freien Willen entgegenwirken und um die Erhaltung des freien Willens ständig gekämpft werden muss.

Liebe Grüße

Zeili
 
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AW: Dein Wille geschehe - gibt es den freien Willen?

Hallo Lilith,


Ich weiß jetzt nicht so recht, ob es deiner Meinung nach überhaupt einen (individuellen) Willen gibt. Gibt es einen?

Minni

Hallo Minni,
eine direkte Frage verdient eine direkte Antwort. Es gibt keinen freien Willen für ein Individuum, das ist meine Erkenntnis.

Die Schwierigkeit, das zu erkennen, liegt allerdings darin, dass es zwar einen Willen gibt, aber eben nur EINEN. Denn wenn das ganze Universum verbunden ist, wenn jede Regung einerseits aus einer vorangegangenen Regung resultiert, andererseits auf alles andere Auswirkungen hat, dann kann es nur einen kollektiven Willen geben, und der heißt LEBEN.

:blume1:
lilith
 
AW: Dein Wille geschehe - gibt es den freien Willen?

Also, ich werf hier jetzt einfach mal was rein, was ich mal gehört habe und als einen recht interessanten ansatz ansehe.
Hier wurde ja nach dem freien Willen gefragt, und ich denke, da sollte man erstmal klar unterscheiden, über was genau man da jetzt redet. Der sinnvolle Ansatz, den ich eben erwähnt habe, unterscheidet z.B. zwischen:
- Willensfreiheit, sprich, ob ich z.B. aufgrund meiner Kultur, Erziehung, Prägung, etc, überhaupt alle (Wahl-)Möglichkeiten vor mir sehe;
- Wahlfreiheit, sprich, ob ich, wenn ich diese Möglichkeiten sehe, in Freiheit zwischen ihnen entscheiden kann, zumindest rein theoretisch;
- Handlungsfreiheit, sprich, ob ich dann, nachdem ich die Möglichkeit erkannt und gewählt habe, aufgrund äußerer Umstände überhaupt in der Lage bin, diese umzusetzen.

Das wäre also der Ansatz, insoweit ich mich noch erinnere und ihn verstanden habe. Und ich denke, dass man, wenn man das noch weiter differenzieren würde, dem Menschen schon in gewissen Bereichen Freiheit zugestehen kann/muss, wenn auch in anderen wiederum nicht.

Zu dem Zitat: Dein Wille geschehe. Hm, allein auf dieser Basis der Willensübertragung wäre es ja dennoch mein freier Wille, ob ich das eben tue oder lasse. Ist vielleicht einigen jetzt etwas zu einfach gedacht, aber so würde ich das jetzt mal sehen.
 
AW: Dein Wille geschehe - gibt es den freien Willen?

Liebe Miriam!
Ich denke, dass man zwischen Freiheit (im absoluten Sinne) und freien Willen unterscheiden müsste. Nein, eine absolute Freiheit gibt es sicher nicht. Lass es mich so definieren: wir verfügen über unseren freien Willen innerhalb eines Gefängnisses das wir uns paradoxerweise selber errichtet haben – auch wenn dieses Gefängnis keine (sichtbaren) Wände besitzt.
Wieso wir uns dieses Gefängnis erbaut haben? Nun, hauptsächlich wegen unseres Bedürfnisses nach Sicherheit. Dazu gehört auch der Wunsch nach materieller Absicherung. Ich schreibe dies nicht ohne zu wissen, dass mir selber dieses Sicherheitsbedürfnis gar nicht fremd ist und, dass ich mir auch einige Gefängniszellen deswegen errichtet habe.
Insofern sind wir ja auch geprägt durch eine Gesellschaft in der man sich das Fehlen existentieller Sicherheit sicher nicht leisten kann.
Haben wir das Gefängnis selbst errichtet? Ist es nicht auch das Ergebnis von vielen vorhergegangenen Ereignissen, die uns in diese Lage gebracht haben? Gerade die Betrachtung der jetzigen Situation unserer Wohlstandsgesellschaft zeigt uns, welche Sicherheit wir wirklich erreicht haben. Wollten wir das so, haben wir mit unserem freien Willen entschieden, dass wir uns vormachen können, wir wären sicher? Und wovor wollen wir eigentlich sicher sein? Die Tatsache, dass wir leben, beinhaltet immer und ständig das Risiko zu sterben, und wir wissen nicht, wann. Nicht einmal ein gesunder Körper kann uns garantieren, dass wir am Leben bleiben.

Aber innerhalb dieser Existenz gibt es m.E. genügend Freiraum um sich zwischen unterschiedlichen Optionen entscheiden zu können.
Ja, wir entscheiden uns für einen Beruf, für einen Partner, gegen eine bestimmte Partei bei der Wahl. Wir spielen eine Art Gesellschaftsspiel und fühlen uns dabei wie die Macher der Welt. Das Spiel hat viele Spielfelder, viele Bühnen, viele Szenen, aber es bleibt ein Spiel. Ein Tsunami, ein Vulkanausbruch oder ein Erdbeben wirft das ganze Spiel durcheinander, ungeachtet der gerade agierende Figuren.

Durch deine Frage erst habe ich darüber nachgedacht – und ich denke, dass es da zwei entscheidende Lebensphasen gegeben hat: die erste war mein Leben in einer Diktatur (Rumänien) – sowohl meine Freunde als auch ich wären sicherlich da zugrunde gegangen, hätten wir uns nicht wesentliche Freiräume, zum Teil innerliche, geschaffen. Da war vielleicht das Gefängnis als Bedrohung richtig spürbar und hatte sogar für einigen meiner Freunde, Wände.
Doch das Unterscheiden zwischen Freiheit und freier Wille (wie gesagt: eher begrenzt auf innere Freiräume), war jeden Tag gegenwärtig. Sich von den äußeren Umständen unabhängig zu machen, bedeutete auch sich des eigenen freien Willens bewusst zu sein, auch wenn unter diesen Umständen der Abstand zwischen freien Willen (innerer Freiraum) und Freiheit (äussere Einschränkung), besonders groß war.

Deine persönlichen Erlebnisse sind für dich und deine Rolle im Leben wichtig, deine Rolle, die du für das gesamte Universum zu spielen hast. Ob du deine Rolle ernsthaft oder spielerisch anlegst, entscheidest du allerdings nicht selbst. Denn du hast so etwas wie einen Charakter und Temperament mitgekriegt, du hast in deinen Genen angelegte Eigenschaften, die den Spielraum für deine Rolle eingrenzen. Und du hast das Umfeld, in das du hineingeboren worden bist.

Der Wunsch, aus einer Diktatur wegzukommen, entsteht gerade durch die äußeren Beschränkungen. Druck erzeugt Gegendruck, ein Vorgang, der den Naturgesetzen entspricht.

Ich stimme dir zu – aber wir sollten eines nie vergessen: das Individuum ist nur ein kleines Detail in der Landschaft. Dies nicht um Verantwortung von uns weg zu schieben, aber einfach nur um uns nicht zu überschätzen. Und auch weil ich denke, dass ein übersteigertes Gefühl der Verantwortung nicht unbedingt förderlich ist.
Die Selbsteinschätzung ist sicher ein Punkt, der Aufmerksamkeit verdient. Wobei ich allerdings glaube, dass sich sehr viele Menschen eher unterschätzen als überschätzen. Sie fühlen sich klein und hilflos, abhängig von der Gnade eines Gottes oder einer irdischen Macht und in sehr geringem Maß eigenständig und eigenverantwortlich. So manche von ihnen kompensieren das Gefühl der Hilflosigkeit mit einem aufgeblasenen Ego, das durch eine unvorhergesehene Störung schnell zusammenbrechen kann. Das passiert bei jedem sog. Pensionsschock, beim Rücktritt eines bekannten Politikers, der auf einmal nur noch ein normaler Mensch sein soll, also bei jeder Veränderung, wo die mühsam aufgebaute Wichtigkeit plötzlich nicht mehr zählt.

Zum Schluß möchte ich noch Henri Bergson zitieren: "Als freies Handeln bezeichnen wir das, was unsere ganze Perönlichkeit zum Ausdruck bringt".
Kann es nicht sein, dass auch durch die Unterschiedlichkeit unserer Persönlichkeiten der Begriff freies Handeln bzw. freier Wille so unterschiedlich verstanden wird?
Ja, klar kann das sein. Aber viel mehr noch wirkt sich das als Wahrnehmungshindernis aus, was wir an Erklärungen und Vorstellungen in unseren Köpfen speichern.

Liebe Grüße

Miriam
Ich danke dir sehr, dass du dich so ausführlich mit meiner Sichtweise auseinandersetzt.

:blume1: :kuss1:
Herzliche Grüße
lilith
 
AW: Dein Wille geschehe - gibt es den freien Willen?

Hallo CloudDiver,
ich habe soeben Deine lockere, sympathische Vorstellung gelesen und heiße als älterer Neuling die jüngere Neulingin - im doppelten Sinn - herzlich willkommen! :ola:

Willensfreiheit - Wahlfreiheit - Handlungsfreiheit, ich glaube, dass in diesem Thread bereits alle diese Aspekte in verschiedener Weise mit konkreten Beispielen angesprochen wurden, wenn auch nicht in dieser übersichtlichen, logischen Reihenfolge. Das trägt sicher auch zum besseren Verständnis des Freiheit-Begriffs und die dabei bestehenden Zusammenhänge bei, denke ich.
"Dein Wille geschehe" ist als eine ein wenig provokante Aufmachung von mir gedacht gewesen, aber darüber lässt sich auch diskutieren, man könnte da bestimmt auch tiefer tauchen...

Hallo Ginsi u.a., die das auch interessiert!

>>> es haben schon weitaus kundigere und klügere Menschen auf dieses Thema geantwortet und deshalb hoffe ich, dass ich niemanden mit meinem relativ unkundigen Beitrag grämig mache.

Das erinnert mich an etwas, und da weiche ich jetzt vom eigentlichen Thema ab. Es hat mich schon länger gereizt, zu einer gewissen Sache etwas zu schreiben.
Wenn man vom User das ungefähre Alter und das Geschlecht weiß (Fusselhirn hat dazu einen Thread eröffnet), tut man sich leichter und man kann eher Missverständnisse vermeiden bzw. die andere Person eher verstehen. Ich glaube nicht, dass es dadurch zu wirklichen Vorurteilen kommt.

Eine junge Userin möchte nicht mehr ihr Alter im Profil angeben, steht im genannten Thread zu lesen, weil sie damit schlechte Erfahrungen gemacht hätte. Ein Schreiber hat sie offenbar deshalb nicht ganz ernst genommen und auch manch andere haben sich auf das junge Alter bezogen, wenn auch irgendwie "verständnisvoll", glaube ich, was aber dennoch schnuppe sein sollte.

Prinzipiell ist das nachvollziehbar und richtig. Aber wer das Alter als Argumentation missbraucht, der/die sucht und findet auch andere Möglichkeiten, um unter der Gürtellinie zu argumentieren.

Aber es hat mMn nichts mit vorschnellem und falschem Urteil zu tun, wenn ich bestimmte Sätze oder Äußerungen von jungen Leuten anders sehe als von älteren. Es gehört zur Ehrlichkeit dazu, offen für die Einsicht zu sein, dass wir Menschen der verschiedenen Generationen verschiedene Erfahrungen und oft (aber nicht immer) auch andere Einstellungen und Wertungen haben. Diese Ehrlichkeit erwarte ich mir von beiden Seiten!

"Aus welchen persönlichen Erfahrungen kommst Du zu dieser Meinung", so ähnlich wurde hier eine Frage gestellt. Ein wichtiger Punkt, meine ich.
Lilith beispielsweise hat einmal von einer schwierigen Zeit erzählt, die ihr die Möglichkeit gegeben hat, ganz intensiv über ihr Leben und das Leben allgemein nachzudenken. Das merkt und spürt man immer wieder, so sehe ich es.
Miriam hat in diesem Thread ihre schwierige Jugendzeit in Rumänien erwähnt, wodurch sie über die Freiheit des Willens und die Freiheit allgemein auch eine besondere, persönliche Sichtweise hat, zumal sie sich ebenfalls intensiv damit auseinandersetzt, habe ich das Gefühl.
Von mir selber darf ich auch sagen, dass es Einschnitte in meinem privaten Leben gegeben hat, wodurch ich ziemlich intensiv mit psychologisch-pädagogischen Fragen konfrontiert wurde und es bis heute in etwas anderer Form noch immer bin.

Und so hat jeder ältere User seine Erfahrungen, die er einbringen kann.
Aber: Mit Intelligenz und "Klugheit" muss das noch lange nichts zu tun haben! Was ich damit meine: Es ist auch umgekehrt so, dass die Jugend Wissen, Erfahrung in anderen Bereichen und eine Einstellung hat, von der wir Älteren uns einiges abschauen könnten: Vielleicht, weil wir einiges wieder verlernt haben, oder weil wir diese Erfahrung nie gemacht haben, oder weil wir mit unserer Denkweise manchmal da ganz einfach nicht mitkönnen. Als Vater einer jungen Studentin könnte ich da einiges erzählen...

Deshalb, Ginsi, freut es mich wirklich, wenn Du Deine Ideen und Gedanken hier einbringst, weil ich mich zu jenen zähle, die neugierig sind und wissen, dass man nie "auslernen" kann, wie man bei uns in Ö. sagt.
Ich kann jetzt nur von mir selber sprechen. Ich bin auch kein Philosophie-Experte und habe nur deshalb einige Philosophen am Anfang genannt (ich habe dabei aber auch gegoogelt!), weil es mMn sinnvoller und gewinnbringender ist, fundierte Meinungen von anerkannten Experten als Ausgangspunkt für persönliche Stellungnahmen und als Impuls für eigene Gedanken dazu zu nehmen. Und ich finde, das hat Dank neugieriger und interessierter Userr/innen verschiedener Generationen ausgezeichnet funktioniert, ich konnte da schon sehr viel für mich gewinnen!

Dazu eine Bemerkung von Dir:
>>> Sollte es einen Gott geben, dann greift er nur dann in das Leben ein, wenn man ihn darum bittet. (Christliche Ideologie: "Wer suchet, der findet") Für den Rest derer, die sich ihm nicht mehr zuwenden wollen, hat er jedoch nur Wenig übrig und auch keinen Plan geschmiedet.

"Wer suchet, der findet": Das ist eine Aussage, de natürlich sehr viel eben mit der Erfahrung zusammenhängt, die ich schon angesprochen habe. Ich für meinen Teil habe sehr oft und häufig gesucht und suche noch immer. Oft war ich nicht zufrieden gestellt, oft aber glaubte ich, die Antwort gefunden zu haben. Bis es wieder neue Erfahrungen und neue Fragen und neue Antworten gab. Wie ich heute darüber denke, habe ich vor 10 oder 20 Jahren, in einigen wesentlichen Punkten zumindest, nicht so gedacht und ich weiß nicht, wie ich morgen darüber denken werde. Vielleicht auch ein bisschen anders, durch Erfahrungen bereichert, die ich hier im Forum mache?

Bist Du nicht auch ein Sucher, indem Du Dich hier in diesem Thread einbringst und nach Antworten suchst?
:blume1: :blume1: :blume1:
lg
Andreas
 
AW: Dein Wille geschehe - gibt es den freien Willen?

Ich bin ständig am Suchen :), ich glaube wenn wir nicht versuchen würden die Wahrheit irgendwo herauszukitzeln wäre unser Leben äußerst träge.
Und das Suchen hört nie auf.

Jetzt aber Back to Topic bevor wir hier rausgeworfen werden :D.

mfG Ginsi
 
AW: Dein Wille geschehe - gibt es den freien Willen?

Ich bin ständig am Suchen :), ich glaube wenn wir nicht versuchen würden die Wahrheit irgendwo herauszukitzeln wäre unser Leben äußerst träge.
Und das Suchen hört nie auf.

Jetzt aber Back to Topic bevor wir hier rausgeworfen werden :D.

mfG Ginsi
Mir ist schnupe, was der Threaderöffner über uns denkt und hoffe um Nachsicht bei den verständnisvollen Usern! ;)
 
AW: Dein Wille geschehe - gibt es den freien Willen?

Andreas61 schrieb:
Für mich liegt die Bedeutung des freien Willens nur im Entschluss, etwas zu tun. Ob dieser Entschluss dann umsetzbar ist, hängt von vielen anderen Dingen ab: Von einem Generalstreik der Bundesbahn, wodurch ich meinen gefassten Entschluss einer Bahnreise nicht umsetzen kann oder von den Naturgesetzen, die mir das Fliegen wie ein Schmetterling verhindern, auch wenn ich das will. Oder es scheitert ganz einfach daran, dass der freie Wille eines Anderen stärker ist als meiner - ob mir ein Anderer jetzt die Pistole ansetzt und meinen Willen bricht oder ob er/sie mir geistig überlegen ist und mir das zu spüren gibt, das ist egal: der Wille ist so gesehen für uns alle frei, aber nicht immer können wir ihn eben verwirklichen.

Hallo Andreas!
Deine Worte, die ich oben zitiere, haben mich dazu veranlasst, in früheren Threads nachzuschauen, was wir zum Thema "Freier Wille" schon alles im Forum diskutiert haben. Dabei bin ich auf diesen Thread gestoßen. Wenn du Interesse daran hast, dann findest du dort noch einige Betiträge. Ab #65 wirds interessant.

Ich bin heute schon zu müde, um meine Überlegungen zu deinem obigen Absatz noch formulieren zu können.

Bis morgen und gute Nacht!
lilith
 
AW: Dein Wille geschehe - gibt es den freien Willen?

Wenn etwas, dass größer als ich ist und mir wohlwollend gesonnen, das Beste für mich und mein Leben hervorbringen kann - warum sollte ich mich dann nicht vertrauensvoll in dessen liebende Hände begeben wollen?

Warum sollte ich festhalten an meinen begrenzten Möglichkeiten und wie ein trotziges Kleinkind darauf bestehen, die Dinge selbst in die Hand nehmen zu wollen? (Was nur schief gehen kann, da mein egoistischer Menschenverstand nicht dazu fähig ist, das Gute zu ermöglichen, dass ich mir und anderen wünsche.)

Warum?

Die Leiden der Menschheit entstehen durch ihren eisernen Willen, das Ruder nicht aus der Hand geben zu wollen. Lieber das Schiff versenken, als sich einzugestehen, dass ein anderer der bessere Kapitän ist. Lieber Kriege führen und gegeneinander kämpfen, als sich der Liebe zu unterwerfen. Die hässliche Fratze des Egoisten schreit uns in allen schlechten Nachrichten seinen Hass auf sich selbst und die Welt entgegen. Der Zerstörer zerstört am Ende die ganze Welt und sich selbst.

Warum?

Kinderherzen kennen die Antwort. Erwachsene werden es nie verstehen.
 
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AW: Dein Wille geschehe - gibt es den freien Willen?

Danke für den interessanten Link, Lilith. Anspruchsvolle Gedanken, da muss ich mir mal mehr Zeit nehmen. Mir ist beim Durchlesen aufgefallen: Wenn man über Nietzsche schreibt, kommt man unweigerlich vom "Willen zur Macht"! ;)

lg
Andreas
 
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