In diesem Zusammenhang beschäftigt mich gerade der Gedanke, wie anders unsere Welt sein würde, wenn das Durchschnittsalter von uns Menschen bei vierhundert und mehr Jahren liegen würde… wir vieles von dem was wir heute und morgen verzapfen, vielleicht schon übermorgen, zeitnah auszubaden hätten…
Der "Philosophenkaiser" Mark Aurel (121-180 ) war der Meinung, im Alter von 40 Jahren habe man schon alles gesehen. Alles was danach käme, das sei nur eine Wiederholung des bereits Erlebten.
Nun mag es heutzutage mehr zu sehen geben und die Welt verändert sich auch schneller, allerdings werden wir auch älter als die Menschen der Antike. Vllt. hat man heutzutage mit 60 bereits alles gesehen.
Es gibt Menschen, die aktiv an ihrer eigenen Lebensverlängerung arbeiten, ja sogar ganze Bewegungen, die dies tun. Allerdings scheint dieses Phänomen mehr auf die USA begrenzt zu sein. Auch eine Reihe von Internetpionieren stecken Energie und einen Haufen Geld in solche Projekte, viel heraus gekommen ist dabei wohl aber bislang nicht. Phantasten wie Ray Kurzweil träumen davon, vllt. 300 Jahre und älter zu werden. Kurzweil vertritt die Idee, zunächst seine Lebensspanne durch einen optimierten Lebensstil auszudehnen, bis pharmakologische Methoden zur Lebensverlängerung greifen können. Dieses Zeitraum schätzt er auf ca. 30 Jahre. Danach könnten dann nanotechnologische Methoden entwickelt sein, die den Körper reparieren können.
Zu diesem Behufe unterzieht sich Kurzweil derzeit einem strengen Programm aus Ernährung, Supplementierung, Fitness und 2x wöchentlichen intensiven medizinischen Untersuchungen ...
möglicherweise aber vergeblich. Denn eine neue Studie zeigt, dass die menschliche Lebensspanne keinesfalls auf mehr als
150 Jahre ausgedehnt werden kann. Der bislang erwiesenermaßen älteste Mensch, die Französin
Jeanne Calment, wurde 122 Jahre alt.
Kurzweil sollte sich also, wie im Grunde alle "Lebensverlängerer", lieber mehr Gedanken darum machen
wie man alt wird und weniger
wie lange.
Es ist schon oft darüber diskutiert worden, rein hypothetisch, was es für Folgen für die Welt hätte, wenn die durchschnittliche Lebenserwartung immer weiter ausgedehnt würde. Zum Beispiel auf die Weltbevökerung, Ressourcen usw. usf. Aber auch auf die Psychologie des Einzelnen.
Vielleicht würde eine deutlich längere Lebenserwartung auch eher lähmend wirken. Sie könnte bewirken, dass Menschen Projekte nicht mehr angehen oder voran treiben, weil man ja "noch soviel Zeit" für sie hätte. Menschen könnten sich mehr "zu Tode langweilen", da es nichts mehr gäbe - siehe Mark Aurel - das sie nicht bereits kennten, in der einen oder anderen Form.
In manchen Aspekten geht es mir bereits so.
Es kommt z.B. vor, dass ich bestimmte Filme nicht mehr sehen mag, weil das Grundkonstrukt der Story für mich nach so vielen Filmen derartig oft gesehen und abgenudelt ist, dass ich die Handlung schon auswendig mitsprechen kann. Oder gewisse Musik nicht mehr hören kann, neuere deutschsprachige z.B., weil es immer nur um ein- und dasselbe Thema geht (junge Männer mit Liebeskummer).
Eine längere Lebensdauer ist eben allein noch kein Garant dafür, wie man sie lebt und leben kann. Was, wenn man zwar 200 Jahre alt werden könnte - aber die letzten 100 Jahre von ihnen nur als pflegebedürftiger, dementer Idiot? Aber auch anders herum könnte es anstrengend werden: Mit der lang angehäuften Lebenserfahrung, die einem sagt, wie Dinge besser laufen könnten oder wie sich andere in Fehler verrennen - auf die man aber leider angewiesen ist, denn schließlich lebt man ja nicht allein. Um dann ständig genervt zu sein, was die Jüngeren da alle für einen Bockmist bauen?