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Braucht der Mensch Gewissheit?

Original geschrieben von Binchen
mit gewissheit nicht!
Hat Binchen recht. Ich meine nicht den suggestiv erzwungenden Glauben durch die Kirchen. Deren größte Schizophrenie das Diktat ist, vom Galuben auch gefälligst ÜBERZEUGT zu sein. Glaube ist LOGISCH gepaart auch mit ZWEIFEL. Sonst wäre Glauben ja WISSEN! Aber was weißt du? Nicht viel! Weißt du hundertprozentig, dass die Menschen auf den Mod gelandet sind? Du nimmst es an, so wie ich das auch annehme. Nur dein Glaube ist getrieben von deiner INTUITION. Du WILLST es glauben, du KANNST es glauben. Der Religionsglaube aber treibt dich durch einen Berg von Zweifel OHNE RESPEKT VOR DIESEN ZWEIFELN, bis das Suggestionsziel sitzt! Er ist ein Glaube gegen die Realität!

Gysi
 
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Gewissenheiten - die bisher wichtigsten Sätze!?

Donnerwetter, gehts hier schnell voran, fast wie im Reinkarnations-Thread, wo ich einfach nicht reinkommen kann, wenn man mit dem Lesen nicht mehr nachkommt...

Meine Kommentare:

1
"Unsicherheit wird es immer geben" (Alzii), weil: Sicherheit und Freiheit sind die 2 Pole. Will ich mehr Sicherheit, muß ich Freiheit aufgeben. Will ich (Denk-) Freiheit, muß ich Sicherheit aufgeben. Risiko: mein Weltbild / Glauben/ Sinn kann mir abhanden kommen. Ansonsten wären alle Menschen Philosophen und Wissenschaftler. Aber ganz ohne Risiko: kein Fortschritt, kein Wissenszuwachs! Das heisst: Stillstand, also Rückschritt. Die Menschheit würde aussterben, könnte der Mensch seine schöpferisch-kreativen Neigungen nicht mehr verwirklichen!

2
"Eben diese Sucht nach Gewissheit, nach absoluten Wahrheiten hat uns schon so oft dem Abgrund nahe gebracht." (Walter)

Ist das wirklich eine SUCHT? (Hartes Wort!) Also: "je intensiver ich
nach dem Grund suche, umso näher stehe ich am Abgrund?"

3
"Wer ernsthaft Philosophie oder Naturwissenschaft betreibt, der sieht, daß es Gewißheit nicht gibt. - Sokrates" (Alzii). Dazu ein Zitat, das ich heute gelesen habe:

"Menschen, deren Ziel Erleuchtung ist, haben keine Zeit für Wissenschaft - sie brauchen Wissen." (Dethlefsen/Dahlke, Vorwort zu Krankheit als Weg).

Was haltet Ihr davon? Oder würdet Ihr mir zustimmen, daß ich zuerst "Erleuchtung" (kann man auch nüchterner ausdrücken: inneren Frieden usw.) gefunden haben muß, um eine sinnvolle Basis für wissenschaftliches Interesse entwickeln zu können? (Alzii wird jetzt fragen: was verstehst Du unter "sinnvoll", wetten?)

4
Muß man Wahrheit und Gewissheit gleichsetzen? Es gibt "Glaubenswahrheiten", das sind Gewissheiten, aber keine Wahrheiten! (Religion: "ich glaube, zu wissen" - Philosophie: "ich weiss, daß ich glaube")

5
"je mehr die menschen glauben desto weniger erdrückt oder greift sie die ungewissheit an was aber eben nicht heißen soll dass man der wahrheit auf der spur ist, wohl eher dem glück." (Heavy) Heisst also folglich Unwissenheit = Glück? Glauben und Unwissenheit würde ich grundsätzlich nicht gleichsetzen, denn ein Gefühl muß nicht "unwahr" sein. Neben einem Sicherheitsgefühl gibt es auch ein Freiheitsgefühl... zu 99% weiss ich, in meinem Haus bin ich sicher, in meiner Meinungsäußerung bin ich frei. Also WEISS ich es einfach, dieses minimale Restrisiko müssen wir wegdenken, denn sonst machen wir uns verrückt wie der eingebildete Kranke oder Glaubensfanatiker. Gisbert: nimm einfach mal an: wir waren auf dem Mond! Und den Mond GIBT es. (Falls es uns gibt;-)

6
"Also vereinfacht dargestellt - Glauben = Glück, Wissen oder die Suche danach = Unglück? Ist das nicht auch die Meinung der Kirche (gewesen)?" (Walter) - Walter, das Thema hatten wir im Thread "Glück - Unglück" schon, wo ich zu fragen versuchte, ob es ein Dazwischen gibt oder wirklich nur ein Entweder-Oder...

7
"nur auf die last der ungewissheit bezogen!!" (Heavy) Was wiegt denn schwerer: die Last des Wissens oder die Last der Unwissenheit??? Das ist m.E. eine reine Charakterfrage: wieviel Sicherheit oder Freiheit sind mir wichtig? Erdrückt mich die Sicherheit oder beunruhigt mich die Freiheit?

8
"Wenn jemand die "absolute Wahrheit" postuliert und für sich
beansprucht, dann ist das, gelinde gesagt unredlich. Mit der absoluten Wahrheit läßt sich jede Grausamkeit legitimieren" (Alzii) - Muss sich das zwingend verheerend auswirken? "Absolute Wahrheit" heisst doch: ich klammere
alles für mich Unwesentliche jetzt aus (Ceteris Paribus), also sagt der Theologe: "Ich glaube an die Wahrheit des Jesus Christus", und hat für sich sogar recht! Er darf nicht über seinen Horizont hinaus blicken, da er sonst seinen Seelenfrieden, seinen Lebenssinn verlieren könnte. (siehe Punkt 1)

Und was verstehst Du unter "Grausamkeit"? Jemandem seinen Glauben nehmen und keine Alternative dafür liefern, wäre grausam. Ich möchte keinem Menschen seinen Glauben an seine "Auferstehung" oder "Wiedergeburt" nehmen. Das sind Metaphern, die vereinfacht gesehen bzw. geglaubt werden dürfen. Ich bevorzuge auch eher Binchens Richtung: wir sind alle "Gott" schliesse ich für mich daraus. Falls es Gott gibt jedenfalls.

9
Und noch ein Zitat in diesem Zusammenhang: "Er kennt nämlich nicht nur einen Weg, sondern sieht Alternativen." (Guardian) hat der "gläubige" Kirchengänger Alternativen innerhalb der Institution Kirche?

Ich glaube nicht. Eine Alternative bedeutet für mich konkret: wir Menschen müssen "ganzheitlicher" denken; dann könnten wir uns auch von Todesängsten und der Überbewertung unserer jetzigen Existenz als vermeintliches "Ich" lösen.

10
"Dann muß man sich eben drüber freuen können, daß es Leute gibt, die heute Fragen stellen und so den Weg ebnen, daß die, die nach uns kommen, die Antworten haben." (Guardian) - Und DU willst keine Fragen stellen und Antworten finden, Guardian?

Und wer sagt Dir, daß unsere Antworten heute für morgen noch gelten? Frag mal spaßeshalber Gysi, was für tolle Antworten die "68er Generation" hatte... und wie alles 35 Jahre später zu bewerten sind! Das denken nimmt uns keiner ab... siehe widerum unter Punkt 1!

Soooo, jetzt "habe ich fertig"... und Ihr seid wieder dran!
:p
 
Original geschrieben von walter
Eben diese Sucht nach Gewissheit, nach absoluten Wahrheiten hat uns schon so oft dem Abgrund nahe gebracht. Wer meint die Wahrheit zu kennen wird diese umso intensiver nach aussen vertreten, wer sich aber dessen bewusst ist "nichts zu wissen" geht entsprechend vorsichtiger mit dem Thema um.

Hi, Walter!

Der Mensch kann in Unwissenheit sehr gut und bequem leben. Und den meisten ist es nur recht so. Unwissende Menschen sind bequeme Menschen und bequeme Menschen sind einfach in der Handhabung.

Viele Institutionen (Politik, Kirche) sind gar nicht daran interessiert, dass Menschen wirklich Wissen erwerben. Ich meine jetzt nicht die Lügen vor jeder Wahl. Sie die z. B. an, was in den 50ern nach den ersten Ufosichtungen passierte: nach einigen - möglicherweise fundierten - Beobachtungen wirde das Volk mit gezielt Desinformation überflutet. Das ist praktsich, denn wenn zufällig die Wahrheit dabei ist, geht sie in den anderen Informationen einfach unter. Oder jetzt im Irakkrieg: sieh dir verschiedene Sender an, jeder zeigt, was er gerne verbreitet haben möchte. Wahrheit? MEINE Wahrheit soll verbreitet werden, nicht DIE DES ANDEREN.

Und über die Motive der Kirche brauchen wir auch nicht lange zu reden: Die Erde musste Mittelpunkt sein, weil der Mensch der Mittelpunkt war. Und so weiter.

Du hast recht: Wer sich mühsam (ein gutes Stück) Wahrheit zusammengesucht hat, wird sie hüten wie einen Schatz. Die Gefahr ist groß, dass sie kunstvoll auseinander genommen wird. :mad:

Habe ihr "Matrix" gesehen? - So ähnlich meine ich es.

Liebe Grüße
Konfuzi
 
Eine schöne Zusammenfassung, Rudhi.

Rudhi:
Oder würdet Ihr mir zustimmen, daß ich zuerst "Erleuchtung" (kann man auch nüchterner ausdrücken: inneren Frieden usw.) gefunden haben muß, um eine sinnvolle Basis für wissenschaftliches Interesse entwickeln zu können? (Alzii wird jetzt fragen: was verstehst Du unter "sinnvoll", wetten?)
:D Sobald Du meine Beiträge vorhersehen kannst, gebe ich Dir das Paßwort, und dann darfst Du auch für mich schreiben. Ich hätte das "sinnvoll" (zielführend ;) ) einfach weggelassen.

Der Mensch ist von Natur aus neugierig, und diese Neugierde muß mE nicht begründet werden.

Rudhi:
Was wiegt denn schwerer: die Last des Wissens oder die Last der Unwissenheit???
ich empfinde beides nicht als "Last":
Wissen ist Macht und mit Macht bekommt man die hübschesten Mädels.
"Unwissenheit" ist die Möglichkeit, Anderen Löcher in den Bauch fragen zu können.
Für Kinder ist das eine lustige Angelegenheit und sie empfinden "Unwissenheit" nicht als Last, solange sie jemand finden, der ihnen etwas erklärt.

Rudhi:
Mit der absoluten Wahrheit läßt sich jede Grausamkeit legitimieren" (Alzii) - Muss sich das zwingend verheerend auswirken?
Nein, "läßt" meint ja nicht "muß".

Wenn die Katholika denkt, daß sie die absolute Wahrheit besitzt, dann sind abweichende Meinungen ketzerisch. Da mit absoluter Sicherheit klar ist, daß Ketzer der ewigen Verdammnis anheim fallen, ist es besser, die Ketzer zu foltern und zu grillen, damit wenigstens ihre Seele gerettet wird.

Wenn G.W. Bush die absolute Gewißheit besitzt, daß er der Gute und die Anderen die böse Achse sind, dann kann er nach Belieben andere Völker angreifen und unterjochen.

Wenn der Kommunismus absolut wahr die menschlichen Verhältnisse für alle Zeiten wesentlich verbessern kann, dann sind doch die paar Millionen Opfer, die sich nicht bekehren lassen und die Umerziehungslager wahrlich das kleinere Übel - oder?

Und was verstehst Du unter "Grausamkeit"?
"Grausam" ist das, was jemand als "grausam" empfindet.
Wenn jemand am Karfreitag durch die Gassen zieht und sich selbst den Rücken blutig peitscht um sich von seinen "Sünden" zu reinigen, dann ist das weder für mich, noch für den Betreffenden "grausam".

Wenn einem jungen, ahnungslosen Mädchen unter unvorstellbaren Schmerzen die Klitoris abgeschnitten und die Vagina zugenäht wird ("pharaonische Beschneidung" - *kotz*), dann empfinde ich das als grausam, obwohl die Mädels das vielleicht selbst als Schritt zum wirklichen "Frausein" sehen.

Wenn ein sogenannter Ketzer lustig gefoltert und dann fröhlich auf dem Scheiterhafen lebendig gegrillt wird, dann empfindet es sowohl das Opfer, als auch ich, als "grausam".

Wenn eine Supermacht aus dem Bewußtsein heraus, absolut richtig zu handeln, Zivilisten tötet und verstümmelt und Kinderbeinchen ausreißt, dann empfinden es die Opfer, die Angehörigen und ich als "grausam".
 
Re: Re: Braucht der Mensch Gewissheit?

Original geschrieben von Konfuzi
Der Mensch kann in Unwissenheit sehr gut und bequem leben. Und den meisten ist es nur recht so. Unwissende Menschen sind bequeme Menschen und bequeme Menschen sind einfach in der Handhabung.

Da missverstehst Du mich - ich sprach von Gewissheit, nicht von Unwissenheit.
 
Original geschrieben von Alzii
Wenn die Katholika denkt, daß sie die absolute Wahrheit besitzt, dann sind abweichende Meinungen ketzerisch. Da mit absoluter Sicherheit klar ist, daß Ketzer der ewigen Verdammnis anheim fallen, ist es besser, die Ketzer zu foltern und zu grillen, damit wenigstens ihre Seele gerettet wird.

Wenn G.W. Bush die absolute Gewißheit besitzt, daß er der Gute und die Anderen die böse Achse sind, dann kann er nach Belieben andere Völker angreifen und unterjochen.

Wenn der Kommunismus absolut wahr die menschlichen Verhältnisse für alle Zeiten wesentlich verbessern kann, dann sind doch die paar Millionen Opfer, die sich nicht bekehren lassen und die Umerziehungslager wahrlich das kleinere Übel - oder?

Ja, genau - eine gute Beschreibung wohin uns der Glaube die Wahrheit zu besitzen führen kann.
 
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AW: Braucht der Mensch Gewissheit?

Ja, genau - eine gute Beschreibung wohin uns der Glaube die Wahrheit zu besitzen führen kann.

Ich habe meinen Gott gefunden. werde legende oder verende.ich habe meine liebe gefunden.was Immer da auch kommen mag.Investiere oder verliere !
die Gewissheit,egal,kinder liebt euch; und wenn das nicht gehen will: lasst wenigstens einander gelten.
 
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