Gewissenheiten - die bisher wichtigsten Sätze!?
Donnerwetter, gehts hier schnell voran, fast wie im Reinkarnations-Thread, wo ich einfach nicht reinkommen kann, wenn man mit dem Lesen nicht mehr nachkommt...
Meine Kommentare:
1
"Unsicherheit wird es immer geben" (Alzii), weil: Sicherheit und Freiheit sind die 2 Pole. Will ich mehr Sicherheit, muß ich Freiheit aufgeben. Will ich (Denk-) Freiheit, muß ich Sicherheit aufgeben. Risiko: mein Weltbild / Glauben/ Sinn kann mir abhanden kommen. Ansonsten wären alle Menschen Philosophen und Wissenschaftler. Aber ganz ohne Risiko: kein Fortschritt, kein Wissenszuwachs! Das heisst: Stillstand, also Rückschritt. Die Menschheit würde aussterben, könnte der Mensch seine schöpferisch-kreativen Neigungen nicht mehr verwirklichen!
2
"Eben diese Sucht nach Gewissheit, nach absoluten Wahrheiten hat uns schon so oft dem Abgrund nahe gebracht." (Walter)
Ist das wirklich eine SUCHT? (Hartes Wort!) Also: "je intensiver ich
nach dem Grund suche, umso näher stehe ich am Abgrund?"
3
"Wer ernsthaft Philosophie oder Naturwissenschaft betreibt, der sieht, daß es Gewißheit nicht gibt. - Sokrates" (Alzii). Dazu ein Zitat, das ich heute gelesen habe:
"Menschen, deren Ziel Erleuchtung ist, haben keine Zeit für Wissenschaft - sie brauchen Wissen." (Dethlefsen/Dahlke, Vorwort zu Krankheit als Weg).
Was haltet Ihr davon? Oder würdet Ihr mir zustimmen, daß ich zuerst "Erleuchtung" (kann man auch nüchterner ausdrücken: inneren Frieden usw.) gefunden haben muß, um eine sinnvolle Basis für wissenschaftliches Interesse entwickeln zu können? (Alzii wird jetzt fragen: was verstehst Du unter "sinnvoll", wetten?)
4
Muß man Wahrheit und Gewissheit gleichsetzen? Es gibt "Glaubenswahrheiten", das sind Gewissheiten, aber keine Wahrheiten! (Religion: "ich glaube, zu wissen" - Philosophie: "ich weiss, daß ich glaube")
5
"je mehr die menschen glauben desto weniger erdrückt oder greift sie die ungewissheit an was aber eben nicht heißen soll dass man der wahrheit auf der spur ist, wohl eher dem glück." (Heavy) Heisst also folglich Unwissenheit = Glück? Glauben und Unwissenheit würde ich grundsätzlich nicht gleichsetzen, denn ein Gefühl muß nicht "unwahr" sein. Neben einem Sicherheitsgefühl gibt es auch ein Freiheitsgefühl... zu 99% weiss ich, in meinem Haus bin ich sicher, in meiner Meinungsäußerung bin ich frei. Also WEISS ich es einfach, dieses minimale Restrisiko müssen wir wegdenken, denn sonst machen wir uns verrückt wie der eingebildete Kranke oder Glaubensfanatiker. Gisbert: nimm einfach mal an: wir waren auf dem Mond! Und den Mond GIBT es. (Falls es uns gibt;-)
6
"Also vereinfacht dargestellt - Glauben = Glück, Wissen oder die Suche danach = Unglück? Ist das nicht auch die Meinung der Kirche (gewesen)?" (Walter) - Walter, das Thema hatten wir im Thread "Glück - Unglück" schon, wo ich zu fragen versuchte, ob es ein Dazwischen gibt oder wirklich nur ein Entweder-Oder...
7
"nur auf die last der ungewissheit bezogen!!" (Heavy) Was wiegt denn schwerer: die Last des Wissens oder die Last der Unwissenheit??? Das ist m.E. eine reine Charakterfrage: wieviel Sicherheit oder Freiheit sind mir wichtig? Erdrückt mich die Sicherheit oder beunruhigt mich die Freiheit?
8
"Wenn jemand die "absolute Wahrheit" postuliert und für sich
beansprucht, dann ist das, gelinde gesagt unredlich. Mit der absoluten Wahrheit läßt sich jede Grausamkeit legitimieren" (Alzii) - Muss sich das zwingend verheerend auswirken? "Absolute Wahrheit" heisst doch: ich klammere
alles für mich Unwesentliche jetzt aus (Ceteris Paribus), also sagt der Theologe: "Ich glaube an die Wahrheit des Jesus Christus", und hat für sich sogar recht! Er darf nicht über seinen Horizont hinaus blicken, da er sonst seinen Seelenfrieden, seinen Lebenssinn verlieren könnte. (siehe Punkt 1)
Und was verstehst Du unter "Grausamkeit"? Jemandem seinen Glauben nehmen und keine Alternative dafür liefern, wäre grausam. Ich möchte keinem Menschen seinen Glauben an seine "Auferstehung" oder "Wiedergeburt" nehmen. Das sind Metaphern, die vereinfacht gesehen bzw. geglaubt werden dürfen. Ich bevorzuge auch eher Binchens Richtung: wir sind alle "Gott" schliesse ich für mich daraus. Falls es Gott gibt jedenfalls.
9
Und noch ein Zitat in diesem Zusammenhang: "Er kennt nämlich nicht nur einen Weg, sondern sieht Alternativen." (Guardian) hat der "gläubige" Kirchengänger Alternativen innerhalb der Institution Kirche?
Ich glaube nicht. Eine Alternative bedeutet für mich konkret: wir Menschen müssen "ganzheitlicher" denken; dann könnten wir uns auch von Todesängsten und der Überbewertung unserer jetzigen Existenz als vermeintliches "Ich" lösen.
10
"Dann muß man sich eben drüber freuen können, daß es Leute gibt, die heute Fragen stellen und so den Weg ebnen, daß die, die nach uns kommen, die Antworten haben." (Guardian) - Und DU willst keine Fragen stellen und Antworten finden, Guardian?
Und wer sagt Dir, daß unsere Antworten heute für morgen noch gelten? Frag mal spaßeshalber Gysi, was für tolle Antworten die "68er Generation" hatte... und wie alles 35 Jahre später zu bewerten sind! Das denken nimmt uns keiner ab... siehe widerum unter Punkt 1!
Soooo, jetzt "habe ich fertig"... und Ihr seid wieder dran!
