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Brauchen wir die Gier ?

>neugier

PS: Jetzt werde ich nur noch mit Walter abklären müssen, wie ich
mein Pseudonym von Neugier auf Neubedürfnisbefriedigung abändern kann ;-).
Ich glaube, dass wir bei der "Neugier" eine Ausnahme machen dürfen; "Neugier" ist nur ein etwas menschlicherer Begriff für unseren Wissentrieb - und der wurde mir schon von einem Priester als der edelste der Triebe bescheinigt.
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Vielleicht sagen wir: Ohne Gewinndenken funktioniert keine Wirtschaft, sehr wohl aber ohne Gier.
 
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Zeilinger schrieb:
Ich glaube, dass wir bei der "Neugier" eine Ausnahme machen dürfen; "Neugier" ist nur ein etwas menschlicherer Begriff für unseren Wissentrieb - und der wurde mir schon von einem Priester als der edelste der Triebe bescheinigt.
Damit hat dein Priester dir ein sehr positives Pflänzlein in deinen Lebensboden eingepflanzt. Woher hat er diese Weisheit? Aus der Bibel kommt die nämlich nicht, oder? Im NT sind die geistig Benachteiligten "selig", denen gehört das "Himmelreich"...

Gysi
 
>Gysi

Damit hat dein Priester dir ein sehr positives Pflänzlein in deinen Lebensboden eingepflanzt. Woher hat er diese Weisheit? Aus der Bibel kommt die nämlich nicht, oder?
Es war (ist) ein sehr selbständig denkender, österreichischer Priester.

Im NT sind die geistig Benachteiligten "selig", denen gehört das "Himmelreich"...
Wenn Du die Bergpredigt "genau" liest, wirst Du bemerken, dass nicht "nur" den geistig Benachteiligten der Himmel gehört (ich glaube, bei Markus oder Matthäus).
 
AW: Brauchen wir die Gier ?

Hallo !

Die neueste Entwicklung in der Finanzwirtschaft zeigt wieder einmal sehr deutlich, was die blanke Gier nach dem schnellen Geld anrichten kann.

Armselig dabei, wenn eine Bank, die hunderte Millionen Euro Gewinn schrieb, wie ein Obdachloser zu dem Staat betteln kommt, von dem sie vorher jede Einmischung abgelehnt hatte.

Der einzige Fall, in dem eine gewisse Gier noch unerlässlich ist, ist der, wenn ein kinderwilliges Paar einen Geschlechtsakt vollzieht: würde man hier mitten unter dem "Geschäft" stoppen, würde wohl meist der Kindersegen auf sich warten lassen.

Überall sonst sollten wir wohl zwischen Mut und Kühnheit eine strikte Grenze ziehen und sagen: "Aufhören, wenn's am besten schmeckt !".

Liebe Grüße

Zeili
 
AW: Brauchen wir die Gier ?

dazu passt auch der Afrika-Einsatz der Bundeswehr


Afrika hat viele Probleme (Verwüstung, Hunger, Aids, Beschneidung ...)
und jetzt kommt eines Neues hinzu (Piraterie)

und statt jetzt Afrika zu helfen
schickt man Soldaten
 
AW: Brauchen wir die Gier ?

Hallo,
ist ein gutes aktuelles Thema auch wenn ich nicht fragen würde in unseren Breiten "Brauchen wir die Gier?" sondern " Wie wird man Herr über die Gier?".
Die Gier ist in unserem Konsumverhalten anerzogen, um so mehr um so besser.
Das führt zwangsläufig zu krankhaftem Suchtverhalten als Lösung für die Befriedigung der Wünsche. Ein 'weniger ist mehr' kommt in einem modernen westlichen Industriestaat nicht vor, es wäre der Untergang der Wirtschaft die ausschließlich über Profitsteigerung definiert ist.
So brauchen Menschen die Gier nicht um Überleben zu können aber die derzeitige kapitalistische Wirtschaft braucht die Gier bei den Konsumenten um überleben zu können.
Bin auf einen sehr interessanten Satz von Erich Fromm gestoßen:
"Die Gier ist immer das Ergebnis einer inneren Leere."

Der gravierende Unterschied zwischen einer materiellen Sucht und einer ideellen Sucht ist meiner Ansicht nach der Umgang mit der Abhängigkeit. Sucht nach Dingen oder Stoffen deren Konsum immer gesteigert werden muss um die selbe Wirkung zu erzielen führen zum Ruin der Lebensfähigkeit auf Grund der gesteigerten Abhängigkeit, wohingegen Sucht nach Wahrnehmung z.B. oder nach Wissen fast unendlich steigerbar ist im Laufe des Lebens ohne körperliche oder geistige Probleme davon durch Abhängigkeit zu bekommen. Gucken und Denken z.B. geht immer, egal in welcher Dosis, es schadet dem Leben nicht, es kostet auch kaum Geld aber es kann wunderbar Wünsche befriedigen und Sinn machen.

gruß fluuu
 
AW: Brauchen wir die Gier ?

Bin auf einen sehr interessanten Satz von Erich Fromm gestoßen:
"Die Gier ist immer das Ergebnis einer inneren Leere."

Der gravierende Unterschied zwischen einer materiellen Sucht und einer ideellen Sucht ist meiner Ansicht nach der Umgang mit der Abhängigkeit. Sucht nach Dingen oder Stoffen deren Konsum immer gesteigert werden muss um die selbe Wirkung zu erzielen führen zum Ruin der Lebensfähigkeit auf Grund der gesteigerten Abhängigkeit, wohingegen Sucht nach Wahrnehmung z.B. oder nach Wissen fast unendlich steigerbar ist im Laufe des Lebens ohne körperliche oder geistige Probleme davon durch Abhängigkeit zu bekommen. Gucken und Denken z.B. geht immer, egal in welcher Dosis, es schadet dem Leben nicht, es kostet auch kaum Geld aber es kann wunderbar Wünsche befriedigen und Sinn machen.

Hallo Fluuu,

ich kann mich zu 100 % Deinem Denken hier anschließen. Und das sage ich aus Erfahrung heraus. Ich kämpfe mit mir und meinen Süchten und bin derzeit der Nikotin- und Coffeinsucht erlegen. Ich hatte auch andere Phasen mit Dauer-Kifferei und exzessiven Partyleben mit totalem Mischkonsum. Im Lauf der Zeit habe ich aber gemerkt, dass >>>WENIGER VIEL MEHR<<< ist.
Auf Kaffee könnte ich eine kurze Zeit verzichten, jedoch ist es bei Nikotin mir nicht möglich.

Die Gier nach Wissen ist evtl. ein guter Ansatz, jedoch haftet der Gier meiner Meinung nach mehr schädlichen, als nützlichen Aspekten an. Endet die Gier der Wissenschaft nicht in der Pseudowissenschaft?

Auch der Aspekt von Zeilinger, der die Gier der kinderwilligen Paarung als Geschlechtsakt beinhaltet, ist nur im Ansatz sinnvoll, wenn denn überhaupt.....
Gerade bei der Zeugung seiner Nachfahren, kann ich diese "Thermometer-Eisprung-Jetzt-Aber-Ran-Mein-Schatz" Methode doch als unerotisch und maschinenhaft zurückweisen. Ich kenne da so einige Kandidaten, die sogar von der Arbeit sofort zu Hause zu erscheinen haben, um dann die Essenz des Lebens tief in die Höhle der Aphrodite einzuparken - mit anschließenden Kopfstand der Frau, um es den Spermien zu erleichtern. Ich halte davon nichts - könnte darüber nur lachen und mir würde die Lust ver_gehen....

Wir müssen die Gier besiegen, indem wir auch anderen etwas gönnen, was uns vorenthalten wird. Paracelsus sagte, das Sal ist die Kraft, die schickt und meint damit das Schicksal. Wir müssen das Schicksal annehmen, nicht nur unsere eigenes, sondern auch das Schicksal der anderen.

Bei Marx ist die Gier nach Privateigentum das eigentliche Sein und Wesen des Menschen. Damit hat er sich selbst gemeint und das mag auch auf viele andere Menschen zutreffen. Jedoch sind diese Marx-Gedanken doch nur die verzerrte Darstellung des von Hegel verfassten Kapitels über den sich entfremdeten Geist: Die Bildung. Der Geist strebt danach, seine eigene Identität herzustellen, um seine absolute Freiheit zu verwirklichen. Doch zwischen dem Einzelnen (dem eigenen Geist) und der sozialen Wirklichkeit (der Allgemeinheit) entsteht eine Kluft, die Hegel als Entfremdung betrachtet. Marx dichtet an dieser Stelle die Gier nach Privateigentum und die Entfremdung durch das Produkt der Arbeit hinzu. Jedoch ist bei Hegel der Gedanke viel klarer und deutlicher. Die Kluft wird überwunden, indem der Geist in sich zurückkehrt und sich durch Bildung (Wissen und Wissenschaft) an die soziale Wirklichkeit anpasst. Hegel schreibt zwar auch vom Reichtum (Dienst an der Wirtschaft oder der Staatsmacht) als Resultat der Arbeit und des Tuns, ABER und das ABER muss wirklich betont werden, um es wieder in den Genuss ALLER aufzulösen.
Ich betone nochmal: Im Genuss ALLER!!!!
Und damit hat Hegel recht - durch und durch. Denn nur so geht es. Das ist auch Thema bei Maturana/Varela "Der Baum der Erkenntnis", die die Biologie des Erkennens in einem wechselseitigem Prozess für sich selbst und für andere, nämlich der Umwelt (Natur und Mitmenschen), zu erkennen geben.
Ebenso bei der Mikro- und Markokosmosidee des Paracelsus und bei der Kollektivbewusstseinserklärung des C.G. Jung.

Wer das erkannt hat, ist von der Gier befreit. Doch meiner Nikotinsucht hilft das nicht. Ist doch Gier und Sucht zweierlei? Oder ist mein Geist noch nicht soweit?

Lieben Gruß
Axl
 
AW: Brauchen wir die Gier ?

Auch der Aspekt von Zeilinger, der die Gier der kinderwilligen Paarung als Geschlechtsakt beinhaltet, ist nur im Ansatz sinnvoll, wenn denn überhaupt.....
Gerade bei der Zeugung seiner Nachfahren, kann ich diese "Thermometer-Eisprung-Jetzt-Aber-Ran-Mein-Schatz" Methode doch als unerotisch und maschinenhaft zurückweisen. Ich kenne da so einige Kandidaten, die sogar von der Arbeit sofort zu Hause zu erscheinen haben, um dann die Essenz des Lebens tief in die Höhle der Aphrodite einzuparken - mit anschließenden Kopfstand der Frau, um es den Spermien zu erleichtern. Ich halte davon nichts - könnte darüber nur lachen und mir würde die Lust ver_gehen....
Ich schrieb von kinderwilligen Paaren, das heißt, beide wollen ein Kind haben; nur in diesem Fall ist eine Gier - die Natur hat es dann so eingerichtet, dass die Frau vor dem beiderseitigen Orgasmus keine Ruhe gibt - angebracht. Die detaillierte Szene, die Du beschrieben hast, lässt ja eine Zeugungswilligkeit nicht einmal ahnen und wenn jemand auch an den Thermometer-Eisprung denkt, heißt das ja nicht zwangsläufig, dass keine Liebe da sein kann.

Wir müssen die Gier besiegen, indem wir auch anderen etwas gönnen, was uns vorenthalten wird.
Bis zum Beistrich stimme ich Dir zu, mit dem Gönnen besiegen wir aber in erster Linie unseren Geiz. Der Ansatz zur Bekämpfung der Gier (in der Bibel die Völlerei) ist wohl eher, dass wir von unserem Leitgedanken: "Wie kann ich auf möglichst anständigem Wege möglichst schnell möglichst viel zusammenraffen" ersetzen durch "Womit will ich mich zufrieden geben".

Paracelsus sagte, das Sal ist die Kraft, die schickt und meint damit das Schicksal. Wir müssen das Schicksal annehmen, nicht nur unsere eigenes, sondern auch das Schicksal der anderen.
Da hatte Paracelsus wohl recht.

Bei Marx ist die Gier nach Privateigentum das eigentliche Sein und Wesen des Menschen. Damit hat er sich selbst gemeint und das mag auch auf viele andere Menschen zutreffen. Jedoch sind diese Marx-Gedanken doch nur die verzerrte Darstellung des von Hegel verfassten Kapitels über den sich entfremdeten Geist: Die Bildung. Der Geist strebt danach, seine eigene Identität herzustellen, um seine absolute Freiheit zu verwirklichen. Doch zwischen dem Einzelnen (dem eigenen Geist) und der sozialen Wirklichkeit (der Allgemeinheit) entsteht eine Kluft, die Hegel als Entfremdung betrachtet. Marx dichtet an dieser Stelle die Gier nach Privateigentum und die Entfremdung durch das Produkt der Arbeit hinzu. Jedoch ist bei Hegel der Gedanke viel klarer und deutlicher. Die Kluft wird überwunden, indem der Geist in sich zurückkehrt und sich durch Bildung (Wissen und Wissenschaft) an die soziale Wirklichkeit anpasst. Hegel schreibt zwar auch vom Reichtum (Dienst an der Wirtschaft oder der Staatsmacht) als Resultat der Arbeit und des Tuns, ABER und das ABER muss wirklich betont werden, um es wieder in den Genuss ALLER aufzulösen.
Vor die Wahl gestellt, sympathisiere ich mit Hegel. Die Gier nach Materiellem hat mMn oft auch ihren Grund in dem Mangel an Ideellem (meistens leiden die Menschen an einem Mangel an Liebe und Geborgenheit).

Wer das erkannt hat, ist von der Gier befreit. Doch meiner Nikotinsucht hilft das nicht. Ist doch Gier und Sucht zweierlei? Oder ist mein Geist noch nicht soweit?
Falls es Dir - und vielleicht auch noch jemand anderen - hilft, ich rauchte 28 Jahre lang durchschnittlich 25 Zigaretten pro Tag und bin seit 1994 darüber hinweg. Was ich mir in dieser Zeit an Geld erspart habe, waren ein paar schöne Urlaube. Ein paar Tipps, wie ich es geschafft habe:

Sukzessive geht nicht; man reserviere sich stressfreie 5 Tage, in denen man folgende Regeln strikt einhält.

Man sollte sich nicht zornig und ungehalten sagen: "Ab morgen lasse ich den Dreck sein", sondern "Ich werde lieber nicht mehr rauchen".

Während der ersten Zeit auch keinen (Bohnen)Kaffee und keinen Alkohol; Nikotin, Coffein und Alkohol - mit etwas Selbstbeobachtung und Aufrichtigkeit wird das jeder Raucher zugeben - sind verbrüdert; bei jedem Kaffee und jedem Glas Alkohol wird man auch eine Zigarette wollen. Das erschwerte Munterwerden am Morgen ohne Kaffee kann durch das Abreiben des Körpers mit einem kalt benetzten Waschlappen ausgleichen.
Nach einer Woche - man spürt es selbst am besten - kann man dann wieder einen Kaffee versuchen.

Nach dem Essen - vor der bisherigen (blödsinnigen) Pflichtzigarette - nicht sitzen bleiben, sondern Aufstehen und/oder irgendetwas tun.

Gegen die anfängliche Nervosität - man weiß oft nicht, was man mit seinen Fingern anfangen soll - hilft auch irgendeine leichte Tätigkeit, eventuell tippen (man kann irgendwo etwas abschreiben, falls einem sonst nichts einfällt) oder - beim Autofahen - zuckerfreie Zuckerl essen. Zuckerfrei deshalb, weil man - zumindest anfangs - dazu neigt, mehr als gewohnt zu essen. Viel - alkoholfreies - Trinken.

So lange wie möglich jede unnötige Stress-Situation meiden.​

Nach 3 Monaten hatte ich das Ärgste überstanden.
Ich versuchte damals nach sechs Monaten - nur zum Selbsttest, wie abhängig ich noch bin - wieder eine Zigarette; sie schmeckte mir gar nicht mehr. Seitdem kann ich Menschen, die in jeder möglichen und unmöglichen Situation eine Zigarette "brauchen", nur belächeln.

Die Tipps hatte ich übrigens damals aus einem kleinen Büchlein in A 6-Format "Wie man sich in 5 Tagen das Rauchen abgewöhnt".

Viel Erfolg und liebe Grüße

Zeili
 
AW: Brauchen wir die Gier ?

Hallo Zeilinger,

vielen lieben Dank für die Rauchentwöhnungstipps....
leider hilft bei mir nichts, ich hätte nur eine Idee, die evtl. fruchten würde, eine riesige Belohnung als persönlicher Ansporn, oder die Pistole auf die Brust.....

Noch kurz zum Paarungsgierverhalten.....
ich meinte schon, dass alle Beteiligten auch einen Kinderwunsch inne haben, jedoch mit dem Unterschied, dass die Frau die Pille absetzt und in Gier sofort schwanger werden will, wohin gehend die Männer das auf natürliche Weise geschehen lassen wollen.....(also in 1, 2 oder 3 Jahren, ohne Druck und Befehl)

Lieben Gruß
Axl
 
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AW: Brauchen wir die Gier ?

Hallo !

Zur Bekämpfung der Gier - die höchstwahrscheinlich in den allermeisten Menschen sowohl im materiellen als auch im emotionellen Sinne vorhanden ist - ist mir noch eine Art Leitgedanken-Methode eingefallen:

Statt zu denken: "Wie kann ich noch mehr zusammenraffen ?"

sollten wir uns zum Leitgedanken machen: "Womit will ich mich zufrieden geben ?"

Bevor mich wieder wer für einen Heiligen hält - ich schreibe obige Worte auch an mich.

Liebe Grüße

Zeili
 
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