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Themenreferenzen durch Namen

xcrypto

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28. März 2008
Beiträge
439
Ja der Titel mag etwas missglückt sein. Worum es mir geht ist folgendes: ich bin sozusagen ein Neuling beim Thema Philosophie. Ich bin zwar durchaus sehr belesen, ich kann aber nicht mit Zitaten von Kant um mich werfen.

Mein Problem ist nun folgendes: ich beschäftige mich mit dem Thema in meiner Freizeit. Bislang habe ich mich mit dem Buddhismus und mit der Systemtheorie befasst. Zur Zeit lese ich gerade Platon :)

Wenn ich jedoch diverse Abhandlungen und/oder Beiträge zum Thema Philosophie lese, u.a. auch hier im Forum, dann strotzen die Texte manchmal nur so von Namen irgendwelcher Philosophen wie Aristoteles oder sonst wem. Hier ein kleines Beispiel aus einem Beitrag von heute:

man kann den Begriff politisch auslegen (dann ist man im Spannungsfeld zwischen Marx und Popper)

Nun mag das für den Philosophen oder den, der die Klassiker schon alle kennt, klar sein, was damit gemeint ist. Für mich Normalsterblichen ist das nicht klar. Wobei das Beispiel sogar noch recht einfach ist, mit Marx kann sogar ich was anfangen.

Mir scheint ausserdem, dass dies eine Marotte unserer heutigen Zeit ist. In älteren philosophischen Werken findet man das wenig bis gar nicht. Ich hab gestern z.b. mal ein Buch von Kant durchsucht, zugegeben nur oberflächlich, aber dort ging es um reine Philosophie, Dinge wurden dort nicht anhand von Meinungen anderer Philosophen, die als bekannt vorausgesetzt werden, erläutert.

Also meine Frage ist, warum ist das so? Wo ist das Problem ein Thema zu so zu erklären, dass man es auch versteht, ohne 50kg philosophische Klassiker gelesen zu haben?


Und bei der Gelegenheit: kann mir eventuell jemand eine, möglichst online verfügbare, Quelle nennen, die einen guten Einstieg in die Philosophie ermöglicht?



Gruss, xcrypto.
 
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AW: Themenreferenzen durch Namen

hallo, xcrypto!

also, deine fragen kann ich wahrscheinlich nicht beantworten, aber eine bemerkung, zu dem von dir richtig festgestellten punkt:

in zeiten des niedergangs einer wissenschaft, gerade einer geisteswissenschaft, wenn nichts mehr produktiv neu gedacht wird, tritt eine phase der ständigen rezeption der vordenker älterer generationen ein, so war es zumeist bei der römisch-griechischen philosophie im anschluss an platon und aristoteles, so war es in der mittelalterlichen scholastik,...

natürlich werden theorien variiert und zugleich auch ausgebaut, aber auch verschleiert, um eigne unproduktivität, stillstand zu kaschieren.
 
AW: Themenreferenzen durch Namen

Also psb-Katze!

Ausgerechnet eine solche Antwort auf einen Beitrag in dem Popper erwähnt wird, ich vermute mal in Unkenntnis seines Werkes, scheint mir von dir etwas erstaunlich! Übrigens: Karl Popper nicht zu kennen, wird hier von mir sicherlich nicht als Kulturdefizit erwähnt, ich bin sicher, dass ich sein Werk auch nicht genug gut kenne.

In einem anderen von mir vorgeschlagenem Thread, habe ich fast zum gleichen Thema schon etwas geschrieben, ich mache es mir diesmal einfach und übernehme aus dem Eröffnungsbeitrag ein Fragment:

Zitat:


Ist es die Tatsache, dass das Wort Philosophie oft trivialisiert wird, angewandt wird in Bereichen die eigentlich nichts mit der Disziplin Philosophie zutun haben, die uns die Frage stellen lässt nach ihrer Existenz oder Existenzberechtigung in unserer Zeit?

Ausdrücke wie: Philosophie des Geldes, des Reisens, des Essens, des Zeitungslesens, des besseren Hörens, der großen Küche, etc…erwecken tatsächlich den Eindruck, Philosophie sei gar keine Disziplin, sondern eine Art jedermanns Angelegenheit.
Die oben erwähnten Beispiele sind nicht erfunden, ich habe sie in einigen Texten gefunden.

Eines ist sicher: die Rolle und der Stellenwert der Philosophie haben sich im Laufe der Zeit sehr gewandelt. Sie ist wahrscheinlich nicht mehr die Disziplin die über alles thront wie sie es früher tat, so zu sagen die Königsdisziplin, aber sie bleibt m.E. ein wichtiges Bindeglied zwischen unterschiedlichen Disziplinen – und noch etwas: oft finden wir erst bei den Philosophen die Erklärung, den Sinn von Fakten, von Phänomenen, die uns andere Disziplinen schon als solche beschrieben haben.


Zitiert aus dem Thread: "Philosophie in unserer Zeit"

Natürlich bewege ich mich mit meiner Antwort etwas Abseits des Themas "Themenreferenzen durch Namen" - aber es schien mir wichtig hier etwas über die Philosophie allgemein, so wie sie sich inhaltlich gewandelt hat aber immer noch von großer Bedeutung ist, zu sagen.

Freundliche Grüße

Miriam
 
AW: Themenreferenzen durch Namen

Also meine Frage ist, warum ist das so? Wo ist das Problem ein Thema zu so zu erklären, dass man es auch versteht, ohne 50kg philosophische Klassiker gelesen zu haben?

Man versucht seinen eigenen Standpunkt mit den Größen der Vergangenheit zu verstärken um bestimmte Argumente des Gegers zu schwächen oder ganz abzuwehren. Ein beliebtes und oft verwendetes Mittel um sich selbst mit bestimmten Größen auf eine gleiche Ebene zu heben. So muss der andere scheinbar mit eben dem gleichen Wissen brillieren oder aber eine andere Größe der Philosopie ins Feld führen um zu zeigen, das er überhaupt "berechtigt" ist an solcher Diskussion teilzunehmen. Leicht gerät der "unterlegene" somit in die Position des dümmeren. Ganz egal welche Argumente er anführen wird, da sein Gegner die Dialektik beherrscht und plausibel erklären kann, was der von ihm erwählte Große gemeint hat, wird der andere, der ja gezwungen wurde auf ein Spezialgebiet seines Gegners "umzusteigen" sehr oft als der "schwächere" dastehen.

So entsteht leicht eine "Grundsatzdiskussion" der nur diejenigen gewachsen sind, die die Grundlagen kennen. Natürlicherweise wird es kaum eine Einigung geben. Höchstens eine Anerkennung durch den Gegner.

Eine andere Möglichkeit wäre das "lehren" und weitergeben von Wissen. Dort wird der Lehrer also, zu den Themen des Lehrgebietes passende Aussprüche und Aphorismen zur Diskussion stellen.

Gruß von siebenxsieben
 
AW: Themenreferenzen durch Namen

Nun mag das für den Philosophen oder den, der die Klassiker schon alle kennt, klar sein, was damit gemeint ist. Für mich Normalsterblichen ist das nicht klar.

da ist einerseits viel Show dabei

andererseits verhält es sich ähnlich wie in der Politik oder Musik

'typisches Geschwätz von Herrn Soundso'

'klingt wie ...'

Und bei der Gelegenheit: kann mir eventuell jemand eine, möglichst online verfügbare, Quelle nennen, die einen guten Einstieg in die Philosophie ermöglicht?

Papier ist besser als online,
denn Papier lässt sich überall hin mitnehmen
und bei Gelegenheit lesen

Papier gibt es spottbillig im Antiquariat
oder in der Stadt-Bücherei

es gibt zwei Formen von Einstieg
der eine ist historisch
und erklärt,
wer was wann gedacht hat

der andere beschäftigt sich mit einem Thema

ich selbst habe zwei Texte für die Volkshochschule geschrieben,
die ich natürlich besser als den Rest finde,
die aber wohl sehr subjektiv sind

www.preisgabe.de/wie_interpretiere_ich_einen_philosophischen_text.pdf

www.preisgabe.de/philosophische_theorien_ueber_das_wesen_des_menschen.pdf

und als Anregung für die philosophierenden Gehirnzellen

http://www.raumerkenntnis.de/tabellen.pdf
 
AW: Themenreferenzen durch Namen

hallo, baum!

ich gebe zu, popper noch nie gelesen und auch nichts über ihn gelesen zu haben. nun hab ich mich nur mal ganz kurz bei wiki über ihn schlau gemacht, weiß aber wegen mangelnder sicht nicht, warum mein erster beitrag nicht zum namen popper passt.

könntest du mir das bitte näher erläutern? ist es der historizismus?
 
AW: Themenreferenzen durch Namen

Hallo psb-Katze,

hier der Satz der mich zu meinem Beitrag veranlasst hat:


psb-Katze schrieb:
in zeiten des niedergangs einer wissenschaft, gerade einer geisteswissenschaft, wenn nichts mehr produktiv neu gedacht wird, tritt eine phase der ständigen rezeption der vordenker älterer generationen ein

Deswegen mein Zitieren aus einem früheren Beitrag - denn meines Erachtens kann man nicht vom Niedergang einer Geisteswissenschaft - hier meinst du ja die Philosophie - in einer Zeit sprechen, in der Karl Popper oder auch Martin Heidegger (auch wenn ich diesen nicht mag!), Jean-Paul Sartre, Albert Camus, Karl Jaspers, Marcuse und Bloch, Jürgen Habermas, Adorno, Jacques Derrida, Gilles Deleuze, etc... leben oder gelebt haben.
Denn wir müssen m.E. das ganzen XX. Jahrhundert dazuzählen.

Und um einen sehr wichtigen Namen nicht zu vergessen: Peter Sloterdijk.

Ich habe sie nicht alle gelesen - eher die Franzosen aber auch Karl Popper und Peter Sloterdijk. Keinen von ihnen kenne ich wirklich gründlich, aber ich habe mit dem was ich von ihnen gelesen habe, Vieles andere verstanden.
Doch, einen habe ich sehr gründlich gelesen: Albert Camus - und den zweimal im Leben: erst weil ich ihn in meiner Jugend sehr mochte - und Jahre später, wegen meiner Töchter, die die geniale Idee hatten als Leistungskurs Französisch zu wählen. Wissend, dass ich mich für ihr Abitur gründlich vorbereiten werde...

Liebe Grüße

dein Baum - der noch immer versucht nicht zu fallen...

 
AW: Themenreferenzen durch Namen

hallo, baum!

nun da haben wir uns offenbar missverstanden. ich meinte eigentlich auch die gegenwärtige philosophie bzw. v.a. die amerikanische analytische philosophie, die sich auf logikspielchen und einen nihilismus der verantwortlichen philosophie versteift hat.
 
AW: Themenreferenzen durch Namen

Lieben Dank für die Antworten, nun ist mir einiges klarer :)

@scilla: danke, werd ich mir mal anschauen.
 
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AW: Themenreferenzen durch Namen

Ich hab nicht besonders viel Ehrfurcht vor Menschen, die zitieren. Und tun sie das auch 75 Jahre.
Sind sie doch Papageien.


von xcrypto:
Also meine Frage ist, warum ist das so? Wo ist das Problem ein Thema zu so zu erklären, dass man es auch versteht, ohne 50kg philosophische Klassiker gelesen zu haben?

Es soll das Selbstbild des Denkers erheben.
Der Verstand lebt scheinbar davon. Es kompliziert zu machen.
Ein Sandkasten, eine Schildkröten-Backform, eine Schippe, eine liebe Freundin mit langen Zöpfen... das scheint unser Leben, aber das ist viel zu einfach. Es braucht einen Sinn...möglichst einen, der schwierig zu erreichen ist. Je mehr Gebote desto „mehr Selbstbild“.
Drum müht sich der Verstand ein Problem nach dem anderen zu erschaffen.
Er scheint sich darin erleben zu wollen. Weil es ihn nicht tatsächlich als mehr als einen Biocomputer gibt.

Das gute ist, dass man keine 10 Zeilen braucht, um einen gebildeten Menschen zu beeindrucken. Ob es Sinn macht, weiß ich nicht. Mich interessiert heute eigenes, eigene Erfahrungen und echte Menschen. Mit Tränen. Die über sich selber lachen können. Den meisten Menschen ist das viel zu trivial. Und das find ich garnicht übel. Wie schon mein alter Chemielehrer meinte...er trinke Rum nicht weil er schmeckt, sondern weil ihm das auf einer Feier niemand wegtrinkt. *schmunzel *

Bernd
 
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