fckw schrieb:
Ist nicht eben diese Abgrenzung künstlich und illusorisch?
Gewiss ist sie das.
Wie ja überhaupt das ICH-Bewusstsein kein konkretes Ding ist, sondern ein Abstraktum,
ein Produkt unseres Nervensystemes, das Ergebnis von Wahrnehmungen und Verarbeitung
dieser Wahrnehmungen durch unser Nervensystem.
Wenn wir auch gute Gründe für die Annahme haben, dass sich dieses Hirngespinst ICH bei
den meisten Menschen in recht ähnlicher Weise bildet, so bleibt es doch ein Hirngespinst.
Dennoch, oder vielleicht gerade deshalb, habe ich mit dem ICH-Bewusstsein keines der
beiden erwähnten Probleme.
Die von mir verspeiste Tomate bleibt solange ein Bestandteil des Nicht-ICH,
solange ich die Tomate noch als einen Fremdkörper wahrnehme
(etwa, weil sie mir "im Magen liegt").
Sobald mein Verdauungstrakt seine Arbeit geleistet hat,
die Tomate in ihre Bestandteile zerlegt ist, die "brauchbaren" Bestandteile resorbiert sind,
sind diese Bestandteile genauso meinem ICH zugeordnet,
wie alle anderen Atome aus denen mein Körper besteht.
Jedes dieser Atome war einmal nicht Bestandteil meines ICH,
wurde irgenwann einmal "einge-icht",
und wird auch wieder einmal nicht Bestandteil meines ICH sein.
Das ICH-Bewusstsein bezieht sich auf eine Konstellation von Atomen, die teils konstant,
teils veränderlich ist.
Bestimmte Formen von Neuzugängen an Atomgruppen bereiten meinem ICH-Bewusstein
genausowenig ein Problem wie bestimmte Formen von Abgängen von Atomgruppen
(z.B., die abgeschnittenen Zehennägel).
Massgeblich ist meine Wahrnehmung dieser Vorgänge und Zustände.
Auch mit dem DU sehe ich kein Problem.
Ein DU ist Bestandteil meines Nicht-ICH, das zum ICH eines anderen Individuums gehört.
Wo liegt da ein Problem ?
Auch wenn ein Grenzverlauf mitunter nur sehr schwer exakt zu beschreiben ist,
bleibt doch die subjektive Wahrnehmung der Existenz einer Grenze zwischen
Individuum und seiner Umwelt erhalten.
lg nase