• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Was ist das: Das "Ich"?

fckw

New Member
Registriert
27. März 2004
Beiträge
84
(Ok, für Mara, hier der entsprechende Thread...) :)

Je länger ich mich mit der Frage beschäftige, was das eigentlich ist, das "Ich", desto weniger weiss ich, was ich früher damit gemeint habe. Ohne genauer zu wissen habe ich ständig angenomen, es gäbe irgendwas, was diese Bezeichnung verdient. Inzwischen muss ich aber zugeben, dass ich eigentlich keine Ahnung habe, wer oder was denn "Ich" nun eigentlich bin. Egal wieviele Möglichkeiten ich durchspiele, keine befriedigt. Anscheinend ist das "Ich" bei den allermeisten Menschen eine Mischung von losen Konzepten, ungenauen Vorstellungen und Illusionen.

Ich komme damit also immer mehr zum Schluss: Das "Ich" existiert nicht. Was natürlich nicht dasselbe ist wie die Aussage: Ich existiere nicht. Was meint ihr?
 
Werbung:
Vlt. sollte man zunächst das *Ich* definieren?
Ich = menschliches Bewußtsein? Wenn ja, *Cogito ergo sum*, Ich denke also bin ich.

gruß Shichun
 
Shichun schrieb:
Vlt. sollte man zunächst das *Ich* definieren?
Ich = menschliches Bewußtsein? Wenn ja, *Cogito ergo sum*, Ich denke also bin ich.
Oha! Descartes kannte die Psychoanalyse noch nicht, die das Denken in die richtige Richtung revolutionierte. Warum dann die alten Sprüche nachplappern, nur weil sie aus berühmtem Munde kommen?
"Ich denke, also bin ich", ist entschieden zu verkürzt. "Ich fühle, also bin ich" umfasste ein viel größeres Feld. Und: Gehört dazu schon das komplette Unterbewusstsein? Denkt das? Und last but not least: das kollektive Unbewusste, das über das individuelle Unterbewusstsein hinaus geht! Ist "das Ich" auch dieses "Selbst", das C.G. Jung selber auf jeden Fall vom freudschen "Ich" als solches unterscheidet?

Gysi
 
Wer Ich sagt, setzt zunächst einen sprachlichen Akt. Jeder sprachliche Akt setzt sowohl Beherrschung des Instruments Sprache voraus, als auch gewisse Vorstellungen, die damit verbunden werden.

Das ist das eine.

Das andere ist, dass wir an Kindern, die in gewisser Weise die Ontologie des Menschen in Kürzestform durchleben, feststellen, dass diese Fähigkeit, sich von anderen, von anderem durch den Akt der zunächst nur sprachlichen Ichsetzung zu unterscheiden, ungefähr im dritten Lebensjahr beginnt.


Die Ichfindung - ich nenne so den Prozess der Auseinandersetzung des sich als Einheit empfindenden Subjekts mit den "Außenbedingungen", ist ein lebenslanger Prozess.

Im Verlaufe dieses Prozesses - je nach Mensch verschieden- erlebt sich der Mensch mitunter mehr als Einheit - mal mehr als Zerissenes.
Freud hat uns ein ganz gutes Kurzmodell dafür zur Verfügung gestellt.Das Handelnd des Menschen ( in Deiner Fragestellung das des Ich) ist ein Komplex aus Befehlen des Überich ( soziale, moralische Beeinflussung)und Befehlen des Es ( alles, was durch die Emotionalität gesteuert wird).

Wie sich das Einzelindividuum dann verhält, wie er sich und seine Art auch sprachlich wiedergeben kann, kennzeichnet das Ich.

Und wie sich Umwelt, Interessen, Leidenschaften im Laufe des Lebens ändern, erlebt man sich auch jeweils anders.
Psychologen sagen heute, dass ein Großteil der Veranlagungen es Menschen ( sowohl im intellektuellen als auch im emotionalen Bereich) genetisch bedingt sind.
Das hieße, wir sind weitestgehend durch unsere Vorfahren vorbestimmt.
Nicht sehr tröstlich. Es muss aber noch etwas geben, das nur uns gehört. Ich denke, das ist der Wille,

Liebe Grüße

Marianne
 
@Shichun
Shichun schrieb:
Vlt. sollte man zunächst das *Ich* definieren?
Eben, das versuche ich. Nur gelingt es mir irgendwie nicht.
Ich = menschliches Bewußtsein? Wenn ja, *Cogito ergo sum*, Ich denke also bin ich.
Ich halte Denken und Bewusstsein für zwei völlig unterschiedliche Dinge. Mit der Definition "Ich = Bewusstsein" könnte ich mich möglicherweise zufriedengeben, aber ich muss dann betonen, dass es sowas wie "menschliches Bewusstsein" nicht gibt.

"Cogito, ergo sum" - für diese Definition habe ich nix übrig. Wer ist es denn, der weiss, dass er denkt? Wie verifizieren wir, dass wir denken, ohne das Denken zu benutzen?

@Majanna
Öh, kann man dann noch von einem "Ich" sprechen, wenn dieses Ich sich ständig verändert?
 
"Cogito, ergo sum" - für diese Definition habe ich nix übrig. Wer ist es denn, der weiss, dass er denkt? Wie verifizieren wir, dass wir denken, ohne das Denken zu benutzen?

Indem du an die Existenz des *Bewußtseins* zweifelst, beweißt du deren Existenz. Denn wie willst du *zweifeln* ohne zu denken? Und zu denken heißt ein Bewußtsein zu haben.

@Gysi,

Ich habe ja auch nur gesagt: Ich=Bewußtsein? Wenn ja, dann...

Das war nicht als Behauptung gedacht, sondern eher als Vorschlag. Warum nachplappern? Darf man nicht versuchen Descartes-philosophie zu übertragen? Du kannst mich ja korrigieren und mir sagen was daran falsch ist, aber mir zu unterstellen nur irgendwelche *Sprüche* nach zu plappern halte ich für nicht angebracht.
 
Shichun schrieb:
Warum nachplappern? Darf man nicht versuchen Descartes-philosophie zu übertragen? Du kannst mich ja korrigieren und mir sagen was daran falsch ist, aber mir zu unterstellen nur irgendwelche *Sprüche* nach zu plappern halte ich für nicht angebracht.
Oh Shichun, sorry, verzeih -meine Schnodderigkeit! War nicht so gemeint. :) Du darfst natürlich alles! (Naja, fast alles... :D) Sogar Descartes-Sprüche zitieren... :D Ich finde diesen Spruch nur reichlich überholt - und nicht richtig. Das ist alles.
(Verzeihe bitte einem alten, senilen Greiner... :D)

Gysi :)
 
majanna schrieb:
Psychologen sagen heute, dass ein Großteil der Veranlagungen es Menschen
(sowohl im intellektuellen als auch im emotionalen Bereich) genetisch bedingt sind.

Autsch,
das riecht aber schon verdammt stark nach einer Tautologie !
(wodurch sollen vererbte Anlagen denn sonst bedingt sein ?)

Ich sags ja, immer diese Psychologen, ts...ts...ts...

Aber wer weiss, vielleicht haben die Psychologen ja gar nicht "Veranlagungen" gesagt,

sondern "Eigenschaften" oder "Fähigkeiten" oder "Merkmale".

Zuzutrauen wäre diesen Leuten sowas schon.

<bisüberbeideohrengrins>



lg nase
 
Neugier schrieb:
Autsch,
das riecht aber schon verdammt stark nach einer Tautologie !
(wodurch sollen vererbte Anlagen denn sonst bedingt sein ?)

Ich sags ja, immer diese Psychologen, ts...ts...ts...

Aber wer weiss, vielleicht haben die Psychologen ja gar nicht "Veranlagungen" gesagt,

sondern "Eigenschaften" oder "Fähigkeiten" oder "Merkmale".

Zuzutrauen wäre diesen Leuten sowas schon.

<bisüberbeideohrengrins>
lg nase





Grins weiter, Genosse!Hast mich halt bei einer sprachlichen Schluderei entdeckt. so, wie ich es ausgedrückt habe ,ist es wohl tautologisch.

Ich korrigiere:

Statt Veranlagungen Merkmale einsetzen.



Bis über beide Ohren gar nicht rot :zunge 5:

Marianne
 
Werbung:
Zurück
Oben