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Tabu Brüche

Jing6

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22. Mai 2005
Beiträge
151
Im Dauismus wird von De (übersetzt „Tugend“) gesprochen. Gleichzeitig wird Konfuzius ein (hauptsächlich) Moralphilosoph kritisiert. Er würde den Menschen versuchen ein zu starres Korsett aufzuzwingen. Im Dauismus meint „Tugend“ keine diktierten Regeln, sondern eine befreite, offene, innere Einstellung: seiner eigenen Natur folgen. Die alten Dauisten wandten sich gegen die Tugenden ihrer Gesellschaft, auf der Suche nach der wahren Natur des Menschen. Sie suchten sozusagen die „wahre Tugend“.

Heute leben wir in einer Welt voller kultureller Konflikte. Die moslemischen und die westlichen Kulturen liegen in einem Konflikt, der auf unvereinbaren kulturellen Unterschieden und Werten beruht. Durch die internationale Wechselwirkungen sind wir gezwungen zumindest teilweise einen gemeinsamen Nenner zu finden. Wir wollen keine Kulturverschmelzung (z.B. keine Amerikanisierung der Welt), brauchen aber dennoch Gemeinsamkeiten, die es uns ermöglichen miteinander auf diesem Planeten auszukommen.

Die Menschenrechte stellen ein Versuch da dieses zu erreichen. Das Recht auf eigenen Besitz, Unterkunft, Nahrung, freie Meinungsäußerung u.s.w.: also das was ein Mensch als Grundlage eines glücklichen Lebens braucht. (Das alle ihr Kopftuch abnehmen gehört übrigens nicht dazu.)

Es scheint etwas zu geben, was man „Tugend“ nennen kann, dass uns Menschen gemein ist. Etwas das wir einfach durch den Aufbau unseres Körpers und unseres Gehirns für ein vernünftiges Leben brauchen.

Diese Suche findet nicht nur auf der Ebene der Gesellschaft, sondern auch auf der Ebene des Menschen statt. Jeder Einzelne von uns sucht diese Tugend, sucht eine Einstellung, die ihn Erkennen und Frei sein lässt. Wir brechen die altgewordenen Tabus unserer eigenen Kultur, auf der Suche danach. Dies ist der positive Tabubruch, die Hinwendung zum Neuen, das Zerschlagen des gesellschaftlichen Zwanges.

netten Gruß
Jing
 
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AW: Tabu Brüche

ja, jing6, auch ich sehe es so.
der tabubruch findet einerseits im inneren des menschen selbst statt: er muss - auf der suche nach seiner eigenen tugend (= sich selbst) - zu sich stehen und seinen standpunkt (= seine welt) vor den anderen (= außenwelt) vertreten. tut er dies nicht, kann er nicht vor sich selbst rein bleiben/werden.
andererseits stellt dieses reine verhalten zu sich selbst oft im außen einen tabubruch dar: das verhalten des einzelnen geht in die individualisiation und stellt sich möglicherweise gegen die allgemeinen normen oder formen des allgemeinen umganges und anstandes....muss sich dagegen stellen, um wiegesagt, rein zu bleiben.

in diesem spannungsfeld findet gerade die jetzige reifeprüfung unserer gesellschaft statt.....nämlich zur eigenen wahrheit zu stehen und sie auch im außen zu vertreten; bzw. mit dem außen vereinbar zu machen.
 
AW: Tabu Brüche

Im Dauismus wird von De (übersetzt „Tugend“) gesprochen. Gleichzeitig wird Konfuzius ein (hauptsächlich) Moralphilosoph kritisiert. Er würde den Menschen versuchen ein zu starres Korsett aufzuzwingen. Im Dauismus meint „Tugend“ keine diktierten Regeln, sondern eine befreite, offene, innere Einstellung: seiner eigenen Natur folgen. Die alten Dauisten wandten sich gegen die Tugenden ihrer Gesellschaft, auf der Suche nach der wahren Natur des Menschen. Sie suchten sozusagen die „wahre Tugend“.

Heute leben wir in einer Welt voller kultureller Konflikte. Die moslemischen und die westlichen Kulturen liegen in einem Konflikt, der auf unvereinbaren kulturellen Unterschieden und Werten beruht. Durch die internationale Wechselwirkungen sind wir gezwungen zumindest teilweise einen gemeinsamen Nenner zu finden. Wir wollen keine Kulturverschmelzung (z.B. keine Amerikanisierung der Welt), brauchen aber dennoch Gemeinsamkeiten, die es uns ermöglichen miteinander auf diesem Planeten auszukommen.

Die Menschenrechte stellen ein Versuch da dieses zu erreichen. Das Recht auf eigenen Besitz, Unterkunft, Nahrung, freie Meinungsäußerung u.s.w.: also das was ein Mensch als Grundlage eines glücklichen Lebens braucht. (Das alle ihr Kopftuch abnehmen gehört übrigens nicht dazu.)

Es scheint etwas zu geben, was man „Tugend“ nennen kann, dass uns Menschen gemein ist. Etwas das wir einfach durch den Aufbau unseres Körpers und unseres Gehirns für ein vernünftiges Leben brauchen.

Diese Suche findet nicht nur auf der Ebene der Gesellschaft, sondern auch auf der Ebene des Menschen statt. Jeder Einzelne von uns sucht diese Tugend, sucht eine Einstellung, die ihn Erkennen und Frei sein lässt. Wir brechen die altgewordenen Tabus unserer eigenen Kultur, auf der Suche danach. Dies ist der positive Tabubruch, die Hinwendung zum Neuen, das Zerschlagen des gesellschaftlichen Zwanges.

netten Gruß
Jing

Hallo Jing6,

Welche Tabus brechen wir denn?
Und bauen wir nicht für jedes gebrochene Tabu ein neues auf?
Wo wenden wir uns zum Neuen, wenn du mit "Neues" wirklich Neues meinst und nicht neu Vorgegebenes, wie starre Modeerscheinungen, denen man quasi folgen MUSS?
Ich sehe den gesellschaftlichen Zwang eher größer werden.

Joan
 
AW: Tabu Brüche

Und bauen wir nicht für jedes gebrochene Tabu ein neues auf?
Wo wenden wir uns zum Neuen, wenn du mit "Neues" wirklich Neues meinst und nicht neu Vorgegebenes, wie starre Modeerscheinungen, denen man quasi folgen MUSS?

Man baut mit jeder "zerstoerten" Tugend eine neue auf. Da eine Tugend auch "Freiheit" fuer alle lauten kann, baut man nicht unbedingt durch jede Erkenntnis ueber gesellschaftliche Regeln neue Tabus auf.

Modeerscheinungen geben die anderen vor, nicht man selber. Das waere nicht das, was jemand tut, der, sagen wir mal ploetzlich, mit einer riesigen, roten Muetze durch die Stadt laeuft.

Gruss
Jing
 
AW: Tabu Brüche

Man baut mit jeder "zerstoerten" Tugend eine neue auf. Da eine Tugend auch "Freiheit" fuer alle lauten kann, baut man nicht unbedingt durch jede Erkenntnis ueber gesellschaftliche Regeln neue Tabus auf.

Modeerscheinungen geben die anderen vor, nicht man selber. Das waere nicht das, was jemand tut, der, sagen wir mal ploetzlich, mit einer riesigen, roten Muetze durch die Stadt laeuft.

Gruss
Jing

Ja eben.

Ich sehe nirgends Tabubrüche, nur jede Menge Modeerscheinungen....
 
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AW: Tabu Brüche

"Der Zimmermann Stein wanderte nach Tsi. Als er nach Kü Yüan kam, sah er einen Eichbaum am Erdaltar, so groß, dass sein Stamm einen Ochsen verdecken konnte; er maß hundert Fuß im Umfang und war fast so hoch wie ein Berg. In einer Höhe von zehn Klafter erst verzweigte er sich in etwa zehn Äste, deren jeder ausgehöhlt ein Boot gegeben hätte. Er galt als eine Sehenswürdigkeit in der ganzen Gegend. Der Meister Zimmermann sah sich nicht nach ihm um, sondern ging seines Weges weiter, ohne innezuhalten. Sein Geselle aber sah sich satt an ihm; dann lief er zu Meister Stein und sprach: „Seit ich die Axt in die Hand genommen, um Euch nachzufolgen, Meister, habe ich noch nie ein so schönes Holz erblickt. Ihr aber fandet es nicht der Mühe wert, es anzusehen, sondern gingt weiter, ohne innehalten: weshalb?”

(Dschaung Dse im gleichnamigem Buch, einem wichtigen Klassiker des Dauismus)


Der Baum entgeht in dieser Geschichte gerade so dem Tod, denn er ist augenscheinlich (für den Meister) nutzlos. Durch Knorrigkeit und Verdrehtheit ist er nutzlos für die Holzverarbeitung. Doch er hat seine eigene Bestimmung: er gehört zum Erdaltar. Hätte er eine „nützliche” Form gehabt, würde er es niemals zu dieser Größe und Höhe geschafft haben. Dies ist gemäß seiner eigenen Natur. Der Baum hat quasi durch das missachten der eigenen (angeblichen) „Nützlichkeit“ zu seiner wahren Aufgabe gefunden – dadurch, dass er die anerkannten „Baumtugenden“ missachtet hat.
 
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