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Soziale Kontrolle oder die Notwendigkeit des Tratsches

  • Ersteller Ersteller Marianne
  • Erstellt am Erstellt am
M

Marianne

Guest


Ich verstehe unter diesem Begriff alle Verhaltensweisen, die dazu führen, das der Prozess der Anpassung in einer informellen Gruppe erfolgt. Informelle Gruppen sind Gruppen, die auf freiwilliger Zugehörigkeit - also ohne politischen, ökonomischen oder familiären “Zwang” basieren.
Wo erfolgt sie?
Warum erfolgt sie?
Kann sich ihr ein Einzelner entziehen?
Wenn ja, wie?
Wenn nein, wie?





 
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AW: Soziale Kontrolle oder die Notwendigkeit des Tratsches

die Kirche besteht aus vielen Gemeinden
eine Gemeinde ist eine Zusammenkunft von Menschen,
die symbolisch ihre Bereitschaft zeigen,
anzupacken,
wenn ihnen Gott nur sagen würde,
was sie tun sollen

dadurch,
daß die Gemeinde eine offene Gruppierung ist,
lädt sie auch die Sünder dazu ein,
mitzumachen
(wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein)

dadurch,
daß es kein Ziel in Form eines Kompromisses oder eines Konsenses gibt,
reden und lauschen die Menschen (mit)einander

trascht die Gemeinde?

1) darf jeder mittratschen?

2) setzt Tratschen einen Konsens zwischen den Tratschenden voraus?
(einen Kompromiss durch Tratschen wird sicher nicht angestrebt)​

zu 1)
eigentlich nicht
man kennt sich
und kann gerade deshalb unbeschwert labern
Außenstehende stehen dumm rumm
und versuchen auch mal was zu sagen,

zu 2) eigentlich schon
sonst sind die Tratschtanten (männlicher Ausdruck für Tratschtante?) beleidigt
und sprechen nicht mehr miteinander

Kann sich ihr ein Einzelner entziehen?
Wenn ja, wie?
Wenn nein, wie?

informelle Kommunikation zwischen Menschen gibt es auch dann,
wenn nicht getratscht wird
(Nase rümpfen, Augen aufreißen, Rücken zukehren, Zulächeln, sich in Pose werfen ...)
 
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AW: Soziale Kontrolle oder die Notwendigkeit des Tratsches

Interessant ist es, lieber scilla, ( und aufschlussreich:zunge3: , dass Du als Beispiel eine religiös orientierte Gemeinde heranziehst.

Sie ist ( heute bei den meisten Erwachsenen ) bereits eine freiwillige Gruppe. Dass ich aus ihr schon sehr lange ausgetreten bin, ist kein Einzelfall.
Sie ist allerdings ideologisch noch immer stark geprägt. Diese Prägung nimmst Du positiv wahr - stimme Dir bei den "Linkskatholiken zu" ( katholisch deshalb, weil dies meine familiär vorgeprägte Gruppe war).
Ich habe sie restriktiv wahrgenommen und von scheinheiligen " Kerzerlschlucker/Innen dominiert. Es gibt aber beides --- so wie - hier im katholischen Österreich - die Mehrheit der "Gruppenmitglieder" "Gewohnheitstiere " sind, die nur mehr vage etwas sowohl von der Ideologie als auch vom Gemeindeleben wissen. Taufe - Hochzeit - Begräbnis: diese Eckdaten werden von diesen Mitgliedern noch angenommen.


Soziale Kontrolle habe ich aber gerade dort wahrgenommen.
Das Taufkleidchen und die Tauffotos sind wichtiger als die Aufnahme in eine - doch sehr lebensvollzugsbestimmende Gruppe. USW USW : Vorige Woche habe ich an der Beerdingung der ältesten Schwester meines Mannes teilgenommen. Meine erste Sorge wahr, dass ich all mein dunkles Gewand in Wien aufbewahre -- und die " wachsamen" und zum Teil missbilligenden Blicke, die mir als immerhin der Trauerfamilie Zugehörigen sind mir nicht entgangen.
Und ich bin auch sicher, dass in der legio mariä ( meine Schwägerin war dort Mitglied) kräftig über diese Tatsache " diskutiert" wurde und es einigen dieser würdigen Damen auch aufgefalle ist, dass ich weder mitbetete noch niederkniete, wo es der Messritus vorschreibt Dass ich aufstand und meinen Kof ( aus Achtung vor der Gemeinde ) senkt, ist dabei sicher kaum beactet worden.
Das ist für mich ein sehr stimmiges Beispiel für soziale Kontrolle. Die Legion Marias - das heißt, deren Mitgliederinnen, werden in Zukunft noch genauer wissen, wie frau sich bei einem christlichen Begräbnis zu verhalten hat.

Na -- und in linkskatholischen Kreisen ( meine Kreisevor meinem Austritt) wird kräftig mit "Guttaten" auf die Pauke gehauen... direkt zum Schuldbewusstsein zu kriegen.

Ich denke, solche Prozesse dienen vor allem der Festigung der eigenen Überzeugungen, weniger aus Gründen, andere "auszurichten".
 
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