Genau. Altern ist nicht nur keine Krankheit, sondern ein Mechanismus gegen den Ausbruch von Krankheiten (nämlich Krebs). Daher stellt sich durchaus die Frage, ob jemand wirklich den Alterungsprozess ausschalten möchte. Als Konsequenz wird er ein deutlich erhöhts Krebsrisiko im Alter haben. Das ergibt also allerhöchtens dann überhaupt einen Sinn aus lebensverlängernder Sicht, wenn wir Krebs sehr gut heilen können bzw. wenn wir in der Lage sind Schäden am Erbgut von Zellen zu reparieren.
Ich erinnere mich, erst unlängst etwas gelesen zu haben, wo es genau um solche Ergebnisse dieser Forschung ging.
Ein größerer Anteil der Testmäuse entwickelte Krebs, ein kleinerer Anteil nicht (und lebte rund 30% länger). Nur weiß keiner, warum & wieso.
Sie forschen jetzt mit irgendwelchen, genmanipulierten "Krebsmäusen" weiter ...
Das ist aber im Grunde nicht das, was ich in dem von Dir zitierten Teil meines Beitrages #32 aussagen wollte.
Diese ganzen Bemühungen der Tech-Barone zur Unsterblichkeit sind ja nicht neu.
Nachdenken und
veröffentlichen tun sie darüber bereits seit rund 20 Jahren. Beflügelt durch ihre schnellen Aufstiege, entwickeln diese Aktivisten Allmachtsphantasien ...
... aber sie übersehen dabei nur zu gern, dass es Gesetze der Nationen und der Welt gibt, die auch für sie gelten.
Insbesondere im Bereich der Medizin, der Pharmakologie und auch ein paar angrenzenden Bereichen (Lebensmittel und Kosmetik etwa) sind die Regularien streng. Sie sind das historisch gewachsene Ergebnis der Sicherheit in der Medizin und zur Abwehr der Quacksalberei. Viele dieser Regularien entstanden erst im 20. Jh.
Da gab es z.B. den Contergan-Skandal: Die Geburt von Tausenden von missgebildeten Kindern, ausgelöst durch ein Medikament in der Schwangerschaft (und für Schwangere, zur Vermeidung von Schwangerschafts-Übelkeit). Damals, in den 1950er/60er - Jahren waren Medikamententests an Tieren noch nich verpflichtend, heute sind sie es: Ein Resultat des Contergan-Skandals.
Der Computer-Pionier Ray Kurzweil träumte vor einigen Jahren von seiner eigenen Unsterblichkeit.
Ich weiß nicht, ob er das noch immer tut, aber seine Strategie basiert auf den folgenden Grundsätzen:
1. Die eigene Lebenserwartung verlängern, um die Vorteile von Entwicklungen der (noch) Zukunft auch noch erleben und mitnehmen zu können.
2. Sein Leben durch eine bessere Lebensführung verlängern, bis (bio-)chemische Methoden zur Verfügung stehen, die dergleichen leisten.
3. Sein Leben durch biochemische Methoden verlängern, bis Methoden der Nanotechnologie zur Verfügung stehen.
4. Sein Leben durch nanotechnische Methoden der Zellreparatur o.ä. verlängern.
zu 2.: Im Grunde ist dagegen nichts zu sagen, wir alle tun dies in der einen oder anderen Art & Weise. Oder eben auch nicht, wir rauchen, trinken Alkohol, essen ungesundes Zeug oder schlafen zuwenig. Leben will man schließlich auch, denn sonst ergibt's ja keinen Sinn.
Ray Kurzweil (ich beziehe mich auf sein damaliges Unterfangen und bediene mich des Präsens, da ich nicht weiß, was er heute so treibt) unterzieht sich zu diesem Behufe allerdings ständiger medizinischer Kontrollen, 2x die Woche, was jeweils ein paar Stunden in Anspruch nimmt. Er hält sich an bestimmte Diäten und lässt ständig seine Körperwerte bemessen ...
... kann man schon machen, wenn man sonst nicht viel zu tun hat. Ich bezweifle allerdings die Wirksamkeit, denn sowohl in der Ernährungswissenschaft wie auch in der Medizin gibt es außerhalb der Grenzwerte eigentlich keine konkreten Normwerte, sondern nur Schätzungen und vor allem individuelle Schwankungen. Es gibt Menschen, die trotz "ungesunden" Lebens ziemlich alt werden und andere, die trotz "gesunden" Lebens jung sterben. Das kann man "mit den Genen" schön- oder schlechtreden, in meinen Augen ist das dann aber einfach nur Schicksal.
zu 3.: Darauf kann er ja hoffen, aber ich fürchte: Das wird er nicht mehr erleben. Denn die Entwicklung eines neuen Medikaments kann heutzutage - aus o.g. Gründen - viele Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern. Auch ein Pharmakonzern hat sich an Gesetze zu halten, er kann nicht einfach ein Medikament zur Lebensverlängerung entwickeln und anbieten. Es muss, zumindest formal und nach außen, eine andere Anwendung geben: Demenz, Alzheimer, meinetwegen (selten) vorzeitige Alterung bei Kindern aufgrund einer genetischen Störung ... und erst wenn das durch ist, dann kann es einen Off-Label-Use geben.
Ob das dann aber auch so durchgeht, und vor allem: Ob das auch so funktioniert - das ist mehr als fraglich.
zu 4. Kann er vergessen, der Kurzweil. Nanobots, die in den Zellstoffwechsel eingreifen? Möglicherweise mit unbekannten Folgen für die Reproduktion? DNA-Veränderung? Das wird keine Gesundheitsbehörde der Welt zulassen. Und ein Genehmigungsverfahren, oder allein die Tests sind völlig unrealistisch.
Und dann gibt es da noch die philosophischen Fragen. Wozu will man denn überhaupt so steinalt werden?
Der römische "Philosophenkaiser" Mark Aurel schrub einst in seinen Selbstbetrachtungen: Bis zum Alter von etwa 40 Jahren habe man bereits alles gesehen. Was danach folge, seien eigentlich nur Wiederholungen, bestenfalls Varianten des bereits Gesehenen.
Unsere Zeit mag sich schneller fortentwickeln als die der Römer, aber im Grunde teile ich diese Meinung.
Ich bin heute 61 Jahre alt - und hätte früher im Traum nicht daran gedacht, überhaupt so alt zu werden. Ich fühle mich auch nicht so alt, und in mancherlei Hinsicht bin ich sogar fitter als zu früheren Zeiten. In früheren Zeiten, als ich jung war, waren in Menschen in meinem jetzigen Alter bereits viel mehr "verbraucht" als ich heute, teils auch seniler.
Dabei kann ich nicht feststellen, dass dies unbedingt an der Medizin unserer Zeit liegt. Denn ich unterziehe mich keinen medizinischen Behandlungen und war sehr lange Zeit nicht einmal bei einem Arzt.
Es muss also andere Gründe geben, warum die Menschen heutzutage länger leben, und das sind nicht allein die Erfolge der Medizin.
Ich vermute, dass dies eher an der Lebensführung und vor allem an der Ernährung der Menschen liegt. Denn entgegen aller romantischen Vorstellungen waren die Nahrungsmittel der Vergangenheit eben auch keineswegs gesund.
Denn auch im 20. Jh. und zuvor gab es gepanschte, verfälschte und behandelte Lebensmittel, mit Inhaltsstoffen, die (in der EU) schon lange verboten sind.
Aber auch mental habe ich mich in den letzten Jahren verändert. In Bezug auf Mark Aurel: Was junge Leute vllt. als "neu" und "sensationell" einstufen - ist für mich oft bestenfalls nur eine Variation des längst Allzubekannten. Oder auch unnötig, ich brauche es nicht.
Man muss aufpassen, in diesem Zusammenhang kein Grantler zu werden. Denn das möchte ich keinesfalls.
Es gibt aber auch positive Aspekte dabei - und das ist eine gewisse Gelassenheit, die man da entwickelt.
Alle regen sich wegen diesem und jenem auf, aber die Lebenserfahrung sagt Dir dann: Es wird sich ohnehin spontan ganz anders entwickeln, als Du und andere das glauben. Also lass den Event kommen, und dann handeln wir.