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Sarrazin Doktrin - eine Rezension

AW: Sarrazin Doktrin - eine Rezension

Hallo Perivisor.



Ja, muss man das? Wer will mich zwingen?
Du meinst natürlich, Menschen mit politischem Durchblick und hinreichender Intelligenz. ;)



Wow, doch mal auf Seiten des Oberhetzers?

„Vor zehn Jahren, im Frühjahr 1996, war die Welt noch weitgehend in Ordnung. Die Türme des World Trade Centers dominierten die Skyline von Manhattan, der amerikanischen Präsident hatte ein Problem mit einer Praktikantin, in Deutschland neigte sich die Ära Kohl ihrem Ende zu, die Intellektuellen vertrieben sich die Zeit mit Debatten, ob Francis Fukuyama mit seiner Behauptung von „Ende der Geschichte“ richtig lag und ob der Kapitalismus wirklich gesiegt oder Sozialismus nur einen Problelauf verloren hatte. So genannte „Ehrenmorde“ kamen nur im tiefsten Anatolien vor, die feinsinnige Unterscheidung zwischen Islam und Islamismus war noch nicht erfunden und in Berlin sprach sich das Bezirksamt von Spandau für den Abriss von zwei Oberstufenzentren aus – nicht weil Lehrer vor gewalttätigen Schülern kapituliert hatten, sondern weil die Gebäude asbestverseucht waren.“
(aus: H.M. Broder, Hurra, wir kapitulieren! – Von der Lust am Einknicken, wjs, 2006, S.11)



Scholl-Latour hat bei „der Maischbergerin“ aber doch vor diesen gewarnt (gleich nach den Konvertiten). Er durfte sogar ausnuscheln. Ist Scholl-Latour denn keiner von uns?



Auch das eine Frage des Standpunktes. Liest man http://de.wikipedia.org/wiki/Bekenntnisse_eines_Economic_Hit_Man
lässt sich auch das noch nachbessern.
Wär was für unterm Baum.



Hmmmm. Sollen wir nun Beifall klatschen, dass die armen Türkinnen sich für einen Hungerlohn ausnehmen lassen (und ihr möglicherweise verkorkst-patriarchales Erbe an die nächste Generation weitergeben). Haben Kopftuch und Arbeitslesitung in diesem Beispiel überhaupt was miteinander zu tun? Oder sind es eher zufällige Korrelationen, sowie Islam und Olivenöl?
Die Aufreger sind doch ohnehin eher Lehrerinnen mit Kopftuch.



Stimmt, Merkel hat Sarrazins Buch ja auch umgehend „empfohlen“.


Mit solcherlei Beiträgen schaffen Sie sich leicht jeden Kontrahenten vom Hals.
Eigentlich bin ich gern höflich. Nach diesem dämlichen Pamphlet allerdings schreibe ich lieber nicht, was mir dazu einfällt.
Perivisor
 
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AW: Sarrazin Doktrin - eine Rezension

Hallo Timirjasevez.

Besten Dank erst mal, für diese wohltuend differenzierte Antwort!

Für die Frage wird entscheident sein, wie man den Islam begreift. Entweder als Religion mit ausgesprochen sozialen Gewichten ( Da wäre dann z. B. die Almosensteuer - zakat - eine beachtenswerte positive Seite, da hätte HOH sehr viel zu zahlen!) oder als militante Ideologie (und nur als solche).
Darin unterscheiden sich z. B. in ihren Auffassungen Christian Wulff und Geert Wilders.
Man könnte aber den Islam auch als religiöse Grundlage von Kultur, Architektur und Kunst betrachten. Dann gäbe es unendlich viele "positive Seiten", und jetzt stutze ich ..., ja doch, die unser Zusammenleben bereichern.

Hier wäre die Frage, ob wir in einem weitgehend atheistischen Staat, die Kultur, Architektur und Kunst von der Religion trennen können. Oder ob wir es hinbekommen, eine Brücke zwischen einem zunehmend fundamentaleren Atheismus und zunehmend fundamentaleren Religionen zu bauen.

Denn auch hier stellt sich die Frage, welches Zusammenleben Du genau meinst!:)
Die eigentliche Frage zu HOH entstand doch, weil seine Grundhaltung zum Gegenstand der Talk-Runde bekannt ist. Besonders seit seinem Ausscheiden als BDI-Chef hat er sie immer wieder geäußert, hat aber als IBM Beauftragter auch für den Mittleren Osten und Afrika in den 1990er Jahren fleißig in einem Teil der 54 Staaten gute Geschäfte gemacht und setzt dies als Aufsichtsratsmitglied gewichtiger Unternehmen fort. Bestes Beispiel dafür ist die SMS GmbH.
Seine antiislamischen Exerzitien nehme ich ihm ebenso wenig ab, die zwar gegen den Islam wettern, aber das sofort vergessen, wenn es darum geht, mit einem totalitären Gottesstaat ein gutes Geschäft abzuwickeln.

Das sind natürlich ethische Überlegungen die man anstellen kann, man kann auch Kritik an dem Verhalten üben, aber wo die Grenze ziehen. Es wird über BP geschimpft (falls es jemand nicht mehr erinnert: die Geschichte mit dem Öl im Meer), aber in den Rentenfonds sind sie dann doch stark vertreten. Andrer große Versicherungsfond werden dann auch über Aktien aus der Waffenindustrie getragen und es gibt sicher noch das eine oder andere Beispiel.

Und zum Schluss: Die von Dir in Erwägung gezogenen "positiven Seiten" islamischer Religion und Kultur treten mir genauso gegenüber wie die der christlichen, jüdischen u. a. Religionen und neuerdings der christlich-jüdischen Kultur. Ich bin nämlich religiös gesehen ein Ungläubiger!
Zudem bin ich der Auffassung, dass unsere heutigen Wertmaßstäbe an Demokratie, Menschenrechte, soziale Grundrechte etc. sicherlich eine christlich-historische Prägung haben, nicht zuletzt aber Ergebnis der europäischen Aufklärung sind.

Ach, ich weiß nicht, ob die Werte der Aufklärung so fundamental frei von den christlichen Wurzeln ist
Man kann das immer so und so sehen, wo man das Schwergewicht sieht, ist oft eine Frage der püersönlichen Anschauung.

„Aller Erfolge zum Trotz handeln die Söhne aus der Estremadura hoch suizidal oder eben tollkühn und todesmutig. Nebenher reicht es ja auch noch für ein paar verlustreiche Gemetzel mit rivalisierenden Spaniern: der Kuba-Gouverneur Velazquez gegen Cortes und Almagro – von der Herkunft ein Findelkind – gegen Pizzaro. Der aber hat gleich drei Brüder dabei, die ihm Suzco sichern. Hier handeln Katholiken und keineswegs Mohammed Attas. Vor jedem Angriff beugen sie Haupt und Knie, um kollektiv vom Herrn den Sieg zu erflehen. In Analogie zum Begiffspaar Muslime und Islamisten wären diese Spanier keine Christen, sondern Christianisten gewesen, denn der Gott Kastilien „liebte Tote mehr als Ungläubige“ (Rowdon 1974, 134). Wie gegen die damaligen Spanier mit Bibelversen von der Liebe und der Lebensheiligkeit nichts auszurichten ist, so erweisen sich heute vergleichbare Koransuren als wirkungslos. Da sie sich – jeinseits von Israel und Kaschmir – Eroberungen noch nicht vorstellen können, bleiben die Islamisten einstweilen allerdings negative Conquistadoren, die sich nur Strafen und Zerstörungen zutrauen.
Bevor Religionen also für eine zusätzliche Gewaltbereitschaft sorgen können, müssen diejenigen, die für eine Sache tötungs- oder todeswillig gemacht werden sollen, erst einmal vorhanden und dann ohne attraktive Alternative sein. Gleichwohl ist nicht auszuschließen, dass doch ein Fünkchen Eigenkraft in der jüdischen Ethik steckt. Denn mitten im Morden gibt es Verdammungen von Spaniern durch andere Spanier, die dabei nichts weniger als das Völkerrecht auf den Weg bringen: „Was das Naturgesetz betrifft, weise ich darauf hin, dass es dem Menschen [...] verkündet ist [...] durch das Gesetz des Dekalogs, das auf den mosaischen Tafeln geschrieben war. Eigenart des Völkerrechts [...] ist die Tatsache, dass das Menschengeschlecht, wie sehr es auch in verschiedene Völker und Reiche geteilt ist, doch immer eine gewisse Einheit bildet, und zwar nicht nur eine biologische Einheit, sondern auch die Einheit einer gleichsam politischen, durch das Sittengesetz geforderten Gemeinschaft. Das geht aus dem natürlichen Gebot der gegenseitigen Liebe und Hilfsbereitschaft hervor, die sich auf alle, auch die Fremden erstrecken soll, welcher Nation sie auch angehören mögen [3.Mose 19: 18/33]“ (Suarez 1965 [1612], 29/67).
Ob einem Stammeshäuptling, einem Assyrerkönig, einem römischen Konsul, einem osmanischen Sultan oder einem peruanischen Inka mitten im siegreichen Austilgen einmal aus den eigenen Reihen zuregrufen worden ist, dass er ein Verbrechen gegen das „Gesetz Gottes“ begehe? Wir wissen es nicht. Mitten in den Großtötungen der Spanier aber gibt es eine solche Stimme. Sie gehörteAntonio Montesino (1485 -1528 ). Vor den Siedlern, die ihn verfluchen, und selbst vor dem Vizekönig Diego Colon (Sohn des Kolombus) predigt der Dominikaner am 21. Dezember 1511 in Santo Domingo/Hispaniola: „Allesamt befindet ihr euch im Stande der Todsünde. [...] Wieso haltet ihr sie solchermaßen unterdrückt und ermüdet, ohne ihnen zu essen zu geben und ihnen ihre Krankheiten zu heilen, die sie sich bei den von euch auferlegten übermäßigen Arbeiten zuziehen, wenn sie euch nicht sterben, oder, besser gesagt, ihr sie nicht umbringt, weil ihr sie Tag für Tag Gold schürfen und ausbeuten lasst? [...] Haben die denn keine vernunftbegabten Seelen? Habt ihr denn nicht die Pflicht, sie zu lieben wie euch selbst [3.Mose 19: 18/34]? (Gutiérrez 1990, 33).“
(aus: G.Heinsohn, Söhne und Weltmacht, Orell-Füssli, 2003, S.99f)
 
AW: Sarrazin Doktrin - eine Rezension

Hier wäre die Frage, ob wir in einem weitgehend atheistischen Staat, die Kultur, Architektur und Kunst von der Religion trennen können. Oder ob wir es hinbekommen, eine Brücke zwischen einem zunehmend fundamentaleren Atheismus und zunehmend fundamentaleren Religionen zu bauen.
Hallo Pirroge,
ich muss zugeben, das Zitat nicht verstanden zu haben. Welches soll der weitgehend atheistische Staat sein?:dontknow:
Das sind natürlich ethische Überlegungen die man anstellen kann, man kann auch Kritik an dem Verhalten üben, aber wo die Grenze ziehen. Es wird über BP geschimpft (falls es jemand nicht mehr erinnert: die Geschichte mit dem Öl im Meer), aber in den Rentenfonds sind sie dann doch stark vertreten. Andrer große Versicherungsfond werden dann auch über Aktien aus der Waffenindustrie getragen und es gibt sicher noch das eine oder andere Beispiel.
Persönlich ziehe ich die Grenze dort, wo ein Person oder eine Institution mich moralisch-ethisch belehren will, die dafür zwar möglicherweise einen Anlass, aber keinerlei aus sich selbst heraus resultierende Berechtigung hat.
HOH hatte hier und schon zuvor für derartige Belehrungen, öffentlich vorgetragen, sich selbst berufen gefühlt oder auffordern lassen. Aber das gilt nicht nur für ihn und nicht nur für den konkreten Zusammenhang.
Deine Beispiele haben das nicht getan oder tun es nicht.
Ach, ich weiß nicht, ob die Werte der Aufklärung so fundamental frei von den christlichen Wurzeln ist
Man kann das immer so und so sehen, wo man das Schwergewicht sieht, ist oft eine Frage der püersönlichen Anschauung.
Hatte ich das gesagt? Offenbar habe ich mich falsch ausgedrückt. Ich negiere ja beileibe nicht die christlichen Wurzeln, die die europäische Aufklärung natürlich hatte. Ja, ich negiere auch nicht, dass für viele meiner Zeitgenossen der Glaube an Gott oder Jawhe Handlungsmotive liefert.
Wir sollten aber m. E. nicht so tun, als verschafften uns unsere Demokratieauffassungen, unser Bürger- und Menschenverständnis, unser Bild von der Rolle der Frau, unsere Absage an Folter, Ehrenmorde und Todesstrafe, kurz unsere Werte per se eine Berechtigung, sie gegen den Islam in Stellung zu bringen.
Sollte es nicht eher unser Ziel, unsere Werte aufklärerisch in den Islam hineinzutragen? Hat der Islam nicht das Recht auf eine eigene Aufklärung?
Wie man das geschehen lassen kann, weiß ich zugegeben nicht oder nicht genau, aber einen Versuch wäre es doch wert?
Ich hörte einmal die Ideen des Ex-Bundesverteidigungsministers Volker Rühe, der meinte, den islamischen Totalitarismus und den Terror im Namen Allahs könne man nur bezwingen mit dem eigenen Vorbild in Lebensweise und Kultur sowie auf wirtschaftlichem Wege, in dem man die sozialen Wurzeln des Terrors ausreiße. Das hat mich damals schon beeindruckt.

PS: Interessantes Zitat.:)
 
AW: Sarrazin Doktrin - eine Rezension

1. Mal abgesehen von den kleinen Männeken in den Ohren des blauen moebius (Hoffentlich sind die dabei nicht blau und grölen!:lachen:) sagt der Link zunächst nichts.
2. Was bitte ist denn an den Ausführungen des Hans Olaf Henkel so interessant?

Zu 1.:
Der blaue moebius hat keine kleinen Männeken in den Ohren, sondern Ohro-Pax...:D
Zu 2.:
Das frage ich mich nicht nur bei dieser trüben Henkel-Tasse..., aber "Gott-sei-Dank!":lachen: gibt es ja noch Henkell-Trocken ...;)
Der blaue moebius
 
AW: Sarrazin Doktrin - eine Rezension

Hallo Timirjasevez.

Hallo Pirroge,
ich muss zugeben, das Zitat nicht verstanden zu haben. Welches soll der weitgehend atheistische Staat sein?

Deutschland.
Über die Zugehörigkeit zu den Konfessionen hinaus, ist ja nun wahrlich nicht jeder, der noch in der Kirche ist, ein gläubiger Christ, dessen Alltag durch seine Religion geprägt ist.


Zitat von Pirroge
Das sind natürlich ethische Überlegungen die man anstellen kann, man kann auch Kritik an dem Verhalten üben, aber wo die Grenze ziehen. Es wird über BP geschimpft (falls es jemand nicht mehr erinnert: die Geschichte mit dem Öl im Meer), aber in den Rentenfonds sind sie dann doch stark vertreten. Andrer große Versicherungsfond werden dann auch über Aktien aus der Waffenindustrie getragen und es gibt sicher noch das eine oder andere Beispiel.

Persönlich ziehe ich die Grenze dort, wo ein Person oder eine Institution mich moralisch-ethisch belehren will, die dafür zwar möglicherweise einen Anlass, aber keinerlei aus sich selbst heraus resultierende Berechtigung hat.
HOH hatte hier und schon zuvor für derartige Belehrungen, öffentlich vorgetragen, sich selbst berufen gefühlt oder auffordern lassen. Aber das gilt nicht nur für ihn und nicht nur für den konkreten Zusammenhang.
Deine Beispiele haben das nicht getan oder tun es nicht.

Naja, ich bin nun ehrlich gesagt auch kein HOH Fan, aber mal die eine oder andere Aussage von jemandem als sinnvoll zu erachten, ohne gleich in dessen Fanclub einzutreten, ist ja eigentlich etwas, was zu einer ergebnisoffenen Diskussion dazugehört.
Aber damit wollte ich auch keine Kapitalismus Diskussion eröffnen.


Hatte ich das gesagt? Offenbar habe ich mich falsch ausgedrückt. Ich negiere ja beileibe nicht die christlichen Wurzeln, die die europäische Aufklärung natürlich hatte. Ja, ich negiere auch nicht, dass für viele meiner Zeitgenossen der Glaube an Gott oder Jawhe Handlungsmotive liefert.
Wir sollten aber m. E. nicht so tun, als verschafften uns unsere Demokratieauffassungen, unser Bürger- und Menschenverständnis, unser Bild von der Rolle der Frau, unsere Absage an Folter, Ehrenmorde und Todesstrafe, kurz unsere Werte per se eine Berechtigung, sie gegen den Islam in Stellung zu bringen.
Sollte es nicht eher unser Ziel, unsere Werte aufklärerisch in den Islam hineinzutragen? Hat der Islam nicht das Recht auf eine eigene Aufklärung?

Klar, da sollte man einander die Hände reichen und versuchen ein Modell zu entwickeln, mit dem beide Leben können. Ich bin auch nach wie vor der Auffassung, dass sollte den Moslems weitgehend selbst überlassen bleiben, nur sind die Probleme der „lasst sie mal machen, mishct euch gar nicht ein, wagt auch keine übergriffigen Kommentare“ Einstellung aus meiner Sicht nicht mehr zu leugnen, denn sie haben uns in jenes Kuddelmuddel gebracht, was wir heute vorfinden. Fundamentale Aussagen wie die, dass die Moslems ohnehin nie eine Aufklärung hinkriegen sind meines Erachtens dabei so wenig hilfreich, wie die, dass die Deutschen halt im Kern ihres Wesens immer Rassisten sind.
Die pragmatische Frage ist, wo wir alle gmeinsam in Deutschland und Europa hinwollen und diese Frage muss schnell beantwortet werden, denn die demographischen Kräfteverhältnisse verschieben sich in der Tat, das ist nun keine Erfindung von Sarrazin.
Man muss da nicht panisch werden, aber wenn man mal benennt, wo die Grenzen der Zugeständnisse liegen, hat man überhaupt erst eine Basis, von der aus man diskutieren kann.

Wie man das geschehen lassen kann, weiß ich zugegeben nicht oder nicht genau, aber einen Versuch wäre es doch wert?
Ich hörte einmal die Ideen des Ex-Bundesverteidigungsministers Volker Rühe, der meinte, den islamischen Totalitarismus und den Terror im Namen Allahs könne man nur bezwingen mit dem eigenen Vorbild in Lebensweise und Kultur sowie auf wirtschaftlichem Wege, in dem man die sozialen Wurzeln des Terrors ausreiße. Das hat mich damals schon beeindruckt.

Falsch ist das sicher nicht, die Frage ist nur, was sind die sozialen Wurzeln.
Die Antwort: Armut, scheint da etwas vorschnell zu sein. Es sind nicht die Ärmsten der Armen, die den Terror verbreiten, es sind die halbwegs Wohlgenährten, mit Schulausbildung (weltweit gesehen).
Demokratie ist nicht das Aufstellen von Wahlurnen in Kombination mit dem Bauen von Brunnen und der Verteilung von Medikamenten, sondern Demokratie ist eine soziale Praxis, die Mitspieler braucht, die das Spiel zum einen verstehen und sich zum anderen an die Spielregeln halten, weil sie sie gut finden. Also frei wählen und dann bei privaten Konflikten doch wieder den Clan einberufen, das geht nicht.

Prof. Pfeiffers Studien kommen ja ungefähr zu der Aussage:
Die allgemeine Auffassung, dass Religiosität ein Problem ist, das Gewalt fördert ist so nicht haltbar. Für Deutschland hat er herausgefunden, dass es sich dabei um eine Bildungsproblem handelt. Die tendenziell gebildeten Moslems, wenden sich stärker als der Durchschnitt von der Religion ab, während die eher Ungebildeten religiös sind. Bei den Deutschen so ist, dass die eher Ungebildeten atheistisch sind, während die religiös aktiven eher zu den Gebildeten und überdurchschnittlich Verdienenden gehören.
Daraus will Pfeiffer ableiten, nicht der Islam sei das Problem (obwohl es auch statistisch auf den ersten Blick so aussieht), sondern die mangelnde Bildung, häusliche Gewalt, stundenlanges Hocken vor dem PC mit entsprechenden gewaltverherrlichenden Inhalten, straffes Patriarchat seien die Ursachen.
Das mag ich schon glauben, aber Pfeiffer unterschlägt dabei m.E. ob und inwiefern es eine erneute Rückkopplung der religiösen Kultur des normalen Islam gibt, die diese Einstellungen eventuell begünstigen.
Die diversen Sonderregelungen und Rücksichtnahmen begünstigen ja eventuell einen Besonderheitsstatus, statt ihn abzubauen.


PS: Interessantes Zitat.:)

Nicht wahr?
 
AW: Sarrazin Doktrin - eine Rezension

Deutschland.
Über die Zugehörigkeit zu den Konfessionen hinaus, ist ja nun wahrlich nicht jeder, der noch in der Kirche ist, ein gläubiger Christ, dessen Alltag durch seine Religion geprägt ist.
Hallo Pirroge,
das kitzelt mir aber den Bauch, dieses zu lesen.
Genau mit dieser Meinung bin ich an anderer Stelle schwer aufgelaufen, man schlug mir Konfessionsstatistiken, das deutsche Grundgesetz und (alles bildlich, bildlich, lieber moebius!:D) Angela Merkel um die Ohren.
Aber meine Beobachtungen und Alltagserfahrungen sagen mir, dass unser säkularisierter Staat auch ein weitestgehend atheistisches Land ist.

ich stimme Dir eigentlich in allem grundsätzlich zu mit folgender Anmerkung
Falsch ist das sicher nicht, die Frage ist nur, was sind die sozialen Wurzeln.
Die Antwort: Armut, scheint da etwas vorschnell zu sein. Es sind nicht die Ärmsten der Armen, die den Terror verbreiten, es sind die halbwegs Wohlgenährten, mit Schulausbildung (weltweit gesehen).
Auch der wohlgenährte und gebildete Terrorist hat seine sozialen Wurzeln. Und Da hat sich der Islam immer als Religion der sozialen Gerechtigkeit generiert und den Gläubigen vor allem die fantastischsten Erlösungen vom irdischen Jammertal im Himmelreich versprochen. Also sind es die Armen, wenig Gebildeten, in archaisch-verzückten Wertevorstellungen Lebenden, die die Terroristen tragen.
Ich kann mich irren, aber in Ländern wie dem Irak oder Afghanistan vor Ort sind doch wohl gerade Selbstmordattentäter nicht die, die Einsicht und Bildung haben, sondern die religiös verführten Armen. Die, vor denen man sich hierzulande fürchtet, sind da natürlich ein ganz anderes Kaliber.
 
AW: Sarrazin Doktrin - eine Rezension

Die islamfeindliche Diskussion seit einigen Wochen in Deutschland ist sicher bewußt vom Zaun gebrochen worden.
Sie hat unter anderem das Ziel, die militärischen Mordaktionen gegen islamische Länder gesellschaftsfähig zu halten. Außerdem will man die deutsche Bevölkerung
in ihrer gefühlten Ausländerfeindlichkeit bestärken, um von innen,-außen,-sozial,-gesundheitspolitischen Fehlgriffen politischer Entscheidungen abzulenken.
Die Forumsthemen sind auch entsprechend frequentiert - oder eben nicht.
Die akribischen laienhaften Analysierversuche dessen, was X oder Y für typisch islamisch und/oder für deshalb gefährlich halten - haben etwa die Sinnhaftigkeit einer Alptraumanalyse.
Die entsprechenden Alpträume liefern Leute wie Sarrazin, Henkel und alle, die sich als Trittbrettfahrer auf den fahrenden Zug aufgeschwungen haben.
Längst befinden wir uns in einem geistigen Vor-Krieg mit ausländischen Mitbewohnern. Dem soll dann der wirkliche Krieg - wohl zunächst gegen den Iran - baldendlich folgen.
Diese Zusammenhänge sehe ich als ausschlaggebend für die ganze Diskussion an.
Perivisor
 
AW: Sarrazin Doktrin - eine Rezension

Die islamfeindliche Diskussion seit einigen Wochen in Deutschland ist sicher bewußt vom Zaun gebrochen worden.
Sie hat unter anderem das Ziel, die militärischen Mordaktionen gegen islamische Länder gesellschaftsfähig zu halten.
Treffend analysiert! Und sehr, sehr viele Menschen fallen wieder in die Fallgrube!

Außerdem will man die deutsche Bevölkerung
in ihrer gefühlten Ausländerfeindlichkeit bestärken, um von innen,-außen,-sozial,-gesundheitspolitischen Fehlgriffen politischer Entscheidungen abzulenken.
Ja, der Schmäh ist alt... funktioniert aber immer noch recht gut.


Längst befinden wir uns in einem geistigen Vor-Krieg mit ausländischen Mitbewohnern. Dem soll dann der wirkliche Krieg - wohl zunächst gegen den Iran - baldendlich folgen.
Und jetzt... mit diesen Sätzen... tragen Sie selbst ein bißchen dazu bei... zu einer höhere Möglichkeit einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung. Zu guter Letzt sind auch Sie -trotz treffender Analyse- selbst mit in die Grube gefallen!

Schade eigentlich...:dreh:
 
AW: Sarrazin Doktrin - eine Rezension

Hallo Perivisor.



Ja, die zionistische Weltverschwörung macht auch vor youtube nicht halt, seid obachtig!
Dahinter steckt kein Algorithmus, sondern ein politisches System.



Tatsächlich? Gewöhnlich sind die Marktwirtschaftler doch keine religiösen Fundamentalisten, sondern kühl berechnend, wer für ihr Geschäft nützlich ist, gleich ob schwul, Frau, Migrant oder rothaarig. Was den Kapitalisten in seinem beispiellosen Konkurrenzdenken interessiert ist einzig und allein die Gewinnmaximierung, warum sollte er sich daher künstlich Wettbewerbsnachteile einhandeln?
Für den echte Kapitalismuskritiker ist das Urteil über jemanden der Angestellte hat, übrigens schon ausgemachte Sache, vor allem wenn sie im Hinblick auf Arbeitstauglichkeit ausgewählt werden.
Da würde ich nicht zu laut mit den falschen Wölfen heulen.



Klar, natürlich machen alle alles falsch.
Gibt es denn von Deiner universalkritischen Weltsicht auch eine positiv formulierbare Variante, oder bist Du einfach nur gegen alles?



Ich habe mittlerweile Zweifel, dass ich das ebenso empfunden hätte, oder meinst Du, dass sie ihm in der Weise das Wort abgeschnitten hat, wie sie es Henkel „abschnitt“? (11:45)
Ist Maischberger gar einer kommunistische Untergrundkämpferin?



Welche Studien stützen denn Dein Urteil, oder ist das eher so ein persönliches Gefühl?



Von welcher? Ist das eine typisch deutsche Unart?
Oder eine kapitalistische? Ich habe nicht den Eindruck, dass die allgemeine Ansicht vorherrscht, die Deutschen hätten nichts aus der Geschichte gelernt? Vielleicht hast Du da aber andere Quellen?



Die deutsche Unart ist in dem Satz beschrieben, auf den der Begriff sich bezog.
Lesen ist allerdings heutzutage eine schwere Kunst geworden.
Übrigens bin ich nicht "gegen Alles", sondern für Gerechtigkeit, für Frieden und ein friedliches Miteinander. Das klingt banal, da es zur Banalität erklärt wurde.
Frieden und Gerechtigkeit erfordern ungleich höhere menschliche Qualitäten und Aufwände als Kriege, Diffamierung, Ausländerfeindlichkeit und Haß.
Unsere Aggressionen lassen sich fatalerweise ungleich schneller abrufen, als das Gegenteil. Das sind die Relikte unseres Reptilgehirns.
Es zeugt nicht gerade von Intelligenz, wenn wir unsere erlernte Eloquenz diesem limbischen System unterordnen.
Perivisor
 
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Hallo Perivisor.

Übrigens bin ich nicht "gegen Alles", sondern für Gerechtigkeit, für Frieden und ein friedliches Miteinander. Das klingt banal, da es zur Banalität erklärt wurde.

Da Du es schon selbst, ohne Not, erwähnst.
Es klingt banal, weil es banal ist, wer kann dazu schon grundsätzlich „nein“ sagen?
Noch die roteste Gräfin lässt sich davon begeistern.
Trivialisierungen sind auch denn welche, wenn sie mit dem Gestus der Überlegenheit verkündet werden und denkbar ungeeignet um Probleme zu lösen. Sie kommen aber immer gut an, die einfachen Wahrheiten.

Wie sehr Du selbst mit Schaum vor dem Mund zu dozieren versuchst, ist Dir möglicherweise gar nicht bewusst, weil Du das hinter einer höflichen Fassade zu verstecken versuchst.

Vielleicht schätze ich Dich aber auch ganz falsch ein, ich bin also bereit mich überraschen zu lassen, aber die bisherige Kombination aus entwertenden Aussagen und der ein wenig selbstgerecht zur Schau gestellten moralischen Superposition, pumpen ein wenig Blut in die Schwellkörper meiner privaten Vorurteile.
 
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