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Religionsunterricht - Ethikunterricht

AW: Religionsunterricht - Ethikunterricht

Hi,

auch ich plädiere für einen allgemein verbindlichen Ethik- und Sozialunterricht an den Schulen.
Religion sollte als Privatsache behandelt werden, wiewohl natürlich an der Schule unterrichtet.

Aber eines fällt mir schon auch auf:
Ethik und soziales Verhalten erlernt man zu allererst innerhalb der Familie in der man aufwächst. Das ist auch eigentlich - meiner Meinung nach - die Aufgabe der Eltern, ihren Kindern das vorzuleben, über viele Dinge zu sprechen, zu erklären, wenn Fragen gestellt werden und auch wenn keine und es vielleicht ein allgemeines Thema sich ergeben hat.

Die Schule kann höchstens in weiterer Folge hier weiterführen, vertiefen. Aber wenn im Familienverband (egal ob Alleinerziehend oder nicht), bzw. im Haushalt des darin aufwachsenden jungen Menschen keine sozialen und ethischen Grundlagen mitgegeben, der Schule - wie das heute zumeist geschieht - dazu alles anzulasten halte ich ehrlich gesagt für nicht möglich, dass sie dem voll nachkommen kann.

Von daher sollten eigentlich viele Eltern auf ihre Aufgaben gegenüber ihren Kindern aufmerksam gemacht werden. Denn Kinder großzuziehen beschränkt sich ja wohl nicht nur darauf, dass in erster Linie an materielle Werte gedacht wird.
Kinder zu wertvollen Menschen innerhalb einer Gesellschaft zu erziehen gehört mit zu den schwierigsten Aufgaben, die wir alle haben.
Leider kommen vermehrt nur wenig Eltern dem nach und verlagern viel zu viel auf die Schule.


sartchi

...weitgehend auch meine Meinung (mit einer Ausnahme, Religionsunterricht als Privatsache hat in staatlichen Schulen nichts zu suchen, das sollen die Religionsgemeinschaften schön selbst organisieren).

Selbst die berüchtigte erste "Pisa-Studie" betont dieses Primat des Elternhauses; was dort nicht grundgelegt wurde, kann keine Schule der Welt korrigieren oder ersetzen. Kinder kommen in einem Alter in die Schule, in dem mindestens 70% der Entwicklung gelaufen sind...
 
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AW: Religionsunterricht - Ethikunterricht

Religionsunterricht als Privatsache hat in staatlichen Schulen nichts zu suchen.

Sport ist auch Privatsache. Ob du dich jemals für Geographie interessierst, ist auch Privatsache. Ob dir Musik gefällt oder nicht, ist auch Privatsache.

Die Weltreligionen inklusive des Atheismus sind Fakten in dem Sinn, dass sie existieren, dass sie Antworten auf Fragen des Lebens bieten, die keine Wissenschaft bietet, und dass man jemandem in einer öffentlich gelehrten Vielfalt an Religionen einen eigenständigen Sinn für Religion inkl. Atheismus sicher besser vermitteln kann als in einer privaten Familie, die (auch in Bezug auf Religion) zusätzlich das ihre zu leisten hat.

lg Frankie
 
AW: Religionsunterricht - Ethikunterricht

Zwischen Religion oder Geografie, um nur dieses Beispiel aufzugreifen, sehe ich dennoch einen Unterschied. Bei Religionen geht es um Glauben, weniger um Wissen, Geografie u.a. Fächer können Wissen vermitteln.
(Ob ein Schüler das vermittelte Wissen annimmt oder nicht, ist dann seine Sache).
Ein Fach Religion kann - auch wenn es versucht, etwas anderes zu suggerieren - kein Wissen vermitteln und ob jemand an etwas glaubt oder nicht ist wirklich seine private Sache und hat in öffentlichen Einrichtungen nichts zu suchen.
 
AW: Religionsunterricht - Ethikunterricht

Ein Fach Religion kann - auch wenn es versucht, etwas anderes zu suggerieren - kein Wissen vermitteln und ob jemand an etwas glaubt oder nicht ist wirklich seine private Sache und hat in öffentlichen Einrichtungen nichts zu suchen.

Dass das Christentum existiert, ist eine Tatsache. Dass die röm.-kath. Kirche einen Papst hat, ist eine Tatsache. Dass im 3. Buch Mose steht: "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst", ist eine Tatsache. Dass Buddhisten glauben, ihre Absichten und Taten hätten eine große Wirkung auf die Zukunft, ist eine Tatsache.

Wer diese Tatsachen nicht kennt, der ist vermutlich nicht sehr gut auf eine global vernetzte Welt vorbereitet, die vom Verstehen des anderen abhängt.

lg Frankie
 
AW: Religionsunterricht - Ethikunterricht

Hi Forianer,

nun, ich meinte auch in erster Linie, dass ein Religionsunterricht - egal welcher Konfession angehörend - sobald er öffentlich in einer Klasse vorgetragen wird auch ein Stigma, das ihm vielleicht anhaftet, weil anders, fremd und nicht verstanden, weggenommen werden könnte. Weil somit wäre es öffentlich und jeder, der an dem Unterricht als Zuhörer die Erlaubnis von der Schuldirektion bekommt, kann hören und sich selbst auch eine Meinung bilden, wovon in dieser oder jener Religionsunterricht gesprochen wird.

In den USA ist alles jedem persönlich überlassen. Hat natürlich auch Vorteile. Aber der gravierende Nachteil ist auch der, dass sehr viel den Kindern/Jugendlichen "untergeschoben" wird, das wiederum nur diese der Konfession angehören, wissen. Und somit auch eine Verbreitung von so Halbwahrheiten - die wir ja alle auch kennen, dass sie nach wie vor vorhanden sind - wesentlich leichter geht.

Ist aber alles öffentlich, dann sieht - zumindest für mich - die Sache ganz anders aus.
Und würde auch für die Verständigung zwischen den unterschiedlichen Religionsgemeinschaften wesentlich erleichtern. Was bislang nicht gegeben ist.

sartchi
 
AW: Religionsunterricht - Ethikunterricht

Hi,

meiner Meinung nach darf es in den Schulen auch nicht darum gehn Kindern zu sagen an was sie glauben sollen/oder müssen, sondern wie auch schon von anderen erwähnt, ihnen einen Überblick über die Weltreligionen zu geben ihnen zu erklären woran verschiedene Menschen glauben und sie sich dadurch ihre eigene Meinung bilden können ob sie an etwas glauben wollen und welche der Religionen am besten mit ihrer eigenen Weltanschaunung zusammen passt.

zum thema kritisches Denken, ich denke schon das es möglich ist kritisches Denken zu fördern, man muss nicht unbedingt ein Einzelkämpfer gegen das "System" sein um kritisch Denken zu können. Man kann einem Kind sehr wohl beibringen dinge zu hinterfragen und nach begründungen für Thesen zu suchen um selbst entscheiden zu können ob etwas richtig oder falsch ist, aber vorallem WARUM etwas richtig oder falsch ist.

lg
Rene
 
AW: Religionsunterricht - Ethikunterricht

Man kann einem Kind sehr wohl beibringen dinge zu hinterfragen und nach begründungen für Thesen zu suchen um selbst entscheiden zu können ob etwas richtig oder falsch ist, aber vorallem WARUM etwas richtig oder falsch ist.

Natürlich kann man einem Kind das beibringen. Aber es ist anstrengend (ich weiß wovon ich rede) und daher wird es leider wenig bis gar nicht gemacht. Ich habe bislang auch noch wenige tiefgläubige Menschen kennen gelernt, die ihren Kindern gestattet hätten, den Glauben zu hinterfragen. Und noch weniger, die sich mit der Meinung des Kindes auseinandersetzen, bzw. sie gelten lassen. Denn wie gesagt, das ist sehr anstrengend und vor allem kostet es Zeit. Und wer hat die heute noch für seine Kinder.
Es macht mich unendlich traurig, wenn ich sehe, wie Kinder und Jugendliche alleine gelassen werden. Mit ihren Fragen, ihrer Neugierde und ihrer Aufgeschlossenheit allem und jeden gegenüber.
Es ist richtig, daß Kinder hauptsächlich vom Elterhaus geprägt werden sollten. Aber bitte wie, wenn die Kinder schon mit einem Jahr in die Krippe gegeben werden müssen? Oder mit 3 Jahren in den Kindergarten?
Wer soll diese Kinder prägen und auf das Leben vorbereiten? Wer soll Ethik lehren?
Die beruftstätigen Eltern?
Die überlasteten Kindergärtnerinnen, die 20 und mehr Kinder betreuen?
Kinder die Verlustängste haben, Kinder die das Urvertrauen verloren haben.
Kinder die geprägt sind von der Werbung, Pokemon und Co.
Wie kann sich der Geist entwickeln wenn der Körper eingesperrt ist?
Wie kann sich freies Denken entwickeln wenn es keine Freiheit gibt?
Wie sollen Kinder Grenzen akzeptieren wenn sie keine kennen?
Wie sollen Kinder fliegen lernen, wenn ihnen die Flügel gestutzt werden?

Deshalb halte ich den Ethikunterricht für unendlich wichtig.
Denn es werden immer mehr Kinder, die Ethik und soziales Verhalten nicht vom Elternhaus mitbekommen.
Schon diese Elterngeneration hat es nicht mehr gelernt.
Was wird die nächste weitergeben?

Wäre es nicht an der Zeit, diesen Teufelskreislauf zu durchbrechen?

LG Eule
 
AW: Religionsunterricht - Ethikunterricht

Ich habe bislang auch noch wenige tiefgläubige Menschen kennen gelernt, die ihren Kindern gestattet hätten, den Glauben zu hinterfragen. Und noch weniger, die sich mit der Meinung des Kindes auseinandersetzen, bzw. sie gelten lassen. Denn wie gesagt, das ist sehr anstrengend und vor allem kostet es Zeit. Und wer hat die heute noch für seine Kinder.
Die "Tiefgläubigkeit" dieser Eltern bezog sich wohl nur auf ihren - wahrscheinlich durch Herrschsucht hervorgerufenen - Herrschaftsanspruch gegenüber einem Schwächeren und dem Wahn, dass Kinder der Besitz von Eltern sind. Sie haben die Schöpfung Gottes nicht wirklich begriffen, auch nicht, wenn sie Millionen besitzen und/oder einige Bücher geschrieben haben.

Liebe Grüße

Zeili
 
AW: Religionsunterricht - Ethikunterricht

Guten Morgen,

für mich hat sich der Religionsunterricht in der Grundschule so dargestellt:
Die Evangelischen hatten Unterricht bei einem Lehrer, wir Katholischen beim Pastor. (Ich war natürlich in einer städtischen, also nicht in einer konfessionellen Schule)
Die weiterführende Schule hatte dann Lehrer für beides.

Ab einem gewissen Alter hatten wir die Möglichkeit, Religion abzuwählen, ich glaub es war bei Eintritt in Kl. 9.
Anfangs gab es Freistunden, danach kam dann das was hier wohl als Ethik-Unterricht angesprochen wird, bei uns hieß das ganze damals (so um 95) "multikulturelles Lernen".

Dort passierte dann endlich das, was mir auch heute für meine Kinder wichtig ist, wir lernten viel über die verschiedenen Religionen, auch über die Hintergründe mancher zweifelhafter Institutionen (Sekten), anstatt nur zu starren Katholiken hochgezogen zu werden. Aber auch aktuelle Themen wurden hier miteinbezogen und eben unter ethischen Gesichtspunkten betrachtet. Das war spannend, da ging man gerne hin.

Ich finde "kirchliche Erziehung" hat in der Schule nichts verloren und gehört komplett in Kirchens Hände, somit auch alle Vorbereitungen für Kommunion/Konfirmation. Aufklärung und Hintergrundwissen -unter anderem auch über das Christentum- ist im ML (Ethik) jedoch bestens aufgehoben.
Eine konfessionsfreie Lehrkraft sollte hier bevorzugt arbeiten finde ich.

Ich finde die Schulen haben heute einfach auch andere/ höhere Anforderungen zu erfüllen, so dass der klassische Religionsunterricht dort einfach keinen Raum mehr beanspruchen sollte.

Wer seine Kinder gezielt in eine Glaubensrichtung "erziehen" möchte, der sollte dies allein oder mithilfen der entsprechenden Kirche, jedoch ohne die Schule tun.
 
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AW: Religionsunterricht - Ethikunterricht

Ich hielte sehr viel von einem verpflichtenden Ethikunterricht.
Ausgesprochen gute Idee!
 
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