AW: Prekariat – ein neuer Begriff für ein schon älteres Phänomen
Hallo
Ziesemann, erst wie ich deinen Satz las:
Gratuliere miriam, mit dem Titel dieses Threads hast Du das Entscheidende angestoßen.
wurde mir bewußt, dass mein Titel missverständlich ist. Denn ich wollte eigentlich das Phänomen der
neuen Armut ansprechen - und dabei ist es ziemlich nebensächlich ob man über
Prekariat oder über
Unterschicht spricht. Mich würden also eben andere Meinungen interessieren zur neuen Armut in Deutschland - zur Zukunft einer Gesellschfat die sich mit so einem Problem konfrontiert sieht.
Das Phänomen einer „neuen Armut“ ist meines Erachtens eine Tatsache.
Natürlich erscheint dies alles im Vergleich mit dem Elend in der dritten Welt weniger dramatisch – aber ich denke, dass solche Relativierungen nicht herangezogen werden sollten.
Dass weiterhin Deutschland eines der reichsten Länder der Welt ist, scheint paradox zu sein, aber den sozialen Abstieg einer ziemlich breiten Schicht, kann man andererseits nicht leugnen. Kurt Beck sprach von 8% der Bevölkerung – ich finde, dass die Differenzierung zwischen Ost und West wichtig ist. Um es genauer auszudrücken: es geht dabei um 4% im Westen und um 25% der Bevölkerung im Osten.
Welche sind die spezifisch deutschen Schwierigkeiten in dieser ganzen Problematik?
In erster Linie wahrscheinlich das Fehlen der Eigeninitiative, der Ruf nach dem Staat, was aber der Staat, besser gesagt
die Staaten, sowohl im Westen als auch im Osten, selber verursacht haben.
Und es gibt auch diese spezifische „German Angst“ über die ich vielleicht hier schon geschrieben habe, diese gesellschaftliche Lähmung, die natürlich in erster Linie diejenigen betrifft, die Reformen schon längst hätten durchführen müssen.
„German Angst“ wurde übrigens im wirtschaftlichen Bereich von den Amerikanern geprägt, so wurde in den 80. Jahren diese Neigung bezeichnet sich eher
schwarze Gedanken zu machen, als zu handeln. Denn auch diese pessimistische Grundstimmung, erkennbar auf allen Ebenen, ist sicherlich nicht förderlich in einer solchen Situation.
Es fällt aber noch etwas auf: die Medien selber haben für diese Unterschicht einen Markt geschaffen. Wie sollte sich anders der Kultstatus erklären von Sendungen wie "Big Brother", wie "Deutschalnd sucht den Superstar"?
Es sind diese Art von Sendungen und die dazu gehörigen zweifelhaften
Superstars die zu suggerienen scheinen: man kann auch ohne Wissen, ohne Ausbildung, oder eben wegen des Unwissens - jemand werden.
Führt das nicht auch zur Änderung des Arbeitsbegriffes selbst?
Da war in erster Linie das Können und das Wissen gefragt.
Gruß von Miriam