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Prekariat – ein neuer Begriff für ein schon älteres Phänomen

AW: Prekariat – ein neuer Begriff für ein schon älteres Phänomen

Na, Miriam, jetzt hast ja einen Gesprächspartner, der Dich nicht mit gedanklicher Schärfe plagt.

Baba ...


Marianne
 
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AW: Prekariat – ein neuer Begriff für ein schon älteres Phänomen

@ Ziesemann,
was hat denn dein Beitrag mit dem Thema des Threads zu tun? Wazu gibst du noch das Urteil "lächerlich" ab?
Das ist ja alles ein ziemliches Herumgeschwafel.

@ alle anderen
Die Suche nach den Wurzeln des Begriffs "Prekariat" kann ich noch nachvollziehen, auch Mariannes Aussage (der der hackelt ist immer der Blöde) verstehe ich.
Zusammenhänge kann ich bis jetzt kaum herstellen.

Hallo Miriam,
ich habe gegoogelt, Da gibts ein Wort, das die "neue Selbständigkeit beschreibt". Prekarität? Prekarisierung? In Italien gibt es anscheinend schon ziemlich viele, die so arbeiten, und auch in D und Ö werden es immer mehr. Das soziale Netz wird immer grobmaschiger.

Ist es das, was du gemeint hast.

herzlich
lilith
 
AW: Prekariat – ein neuer Begriff für ein schon älteres Phänomen

Hallo Lilith,

ich widerhole hier einige Erklärungen die ich schon in den gestrigen Beiträgen gegeben habe:

aus meinem Beitrag #1:

es geht um Tagelöhner deren materielle Existenz auf ein Minimum reduziert wurde, ob es nun 1-Euro-Jobs sind, ob es um Minijobs geht, ob wir es befristete Arbeit nennen.

Werden diese an den Rand gedrängten Gruppen der Bevölkerung noch zurückfinden in eine gesicherte Existenz? Der Weg zurück scheint viel schwieriger zu sein als der den sie in den letzten Jahren zurückgelegt haben. Zurückgelegt - nicht nur zu ihrer Ungunst, sondern zur Ungunst der ganzen Gesellschaft

aus meinen Beitrag #3 von gestern 11:49 zitiere ich:

wenn man an Stelle von Prekariat von einer Unterschicht spricht, stimmt das auch nicht versöhnlicher – es stellt sich natürlich logischerweise gleich jener andere Begriff ein: die Oberschicht.
Wie sieht die Relation zueinander aus? Natürlich gibt es zwischen diesen beiden die Mittelschicht und dies alles kann man nicht statisch betrachten. Denn die so genannte Unterschicht, die immer breiter wird (4% im Westen – 25% im Osten), die rekrutiert sich aus der Mittelschicht.

Aus dem Beitrag #9 widerhole ich den einen Absatz, der am besten zusammenfasst was Prekarisierung bedeutet:

Worte wie z.B. Gewinnmaximierung, haben auch eine andere Seite, die, so scheint es mir, erst jetzt völlig sichtbar werden: das Abgleiten breiter Bevölkerungsschichten an einem gesellschaftlichen Rand aus dem hinauszufinden immer problematischer sein wird.
Das ist die Kehrseite der regelrechten Exzesse die sich die Wirtschaft geleistet hat, den Blick gerichtet nur auf Gewinnmaximierung. Und wenn wir darüber sprechen - sprechen wir über Menschenschicksale - aber auch vom Funktionieren eines Gesellschaftsystems

Ich denke, dass diese Abschnitte eigentlich erklären was Prekarisierung bedeutet.

Gruß von Miriam
 
AW: Prekariat – ein neuer Begriff für ein schon älteres Phänomen

Darauf zu antworten, ist mir zu prekär.
Sorry!
 
AW: Prekariat – ein neuer Begriff für ein schon älteres Phänomen

Liebe Miriam,
Du seihst ja selbst, dass Culatello und ich - an sich den Thesen Deines Themas beistimmen - sie nur definitorisch " zurück zu den Wurzeln" führten.
Zumindestens war das meine Intention.

Du kennst mich gut genug, um zu wissen, dass ich nicht wiederkäue, sondern nur ( na ja: meist) selbstgedachte und ausformulierte Zustimmungs - oder Ablehnungsthesen in die Diskussion einbringe.
In diesem Sinne wird Dir Z. eine Hilfe sein, denn er hat ja bereits Einschränkungen zur Diskussion gestellt.
Auch weißt Du, dass ich mit ihm weder kann noch will. Du kennst auch noch mehr der Gründe dieser gegenseitigen Abneigung als alle anderen User/innen hier.

Also: mein Wunsch, Du mögest mit ihm eine anregende Diskussion haben, relativiert sich nun sicher auch Dir - er war nur ein ganz ganz klitzeklein boshaft.


Marianne
 
AW: Prekariat – ein neuer Begriff für ein schon älteres Phänomen

Erlaubt mir eine kleine Klarstellung in eigener Sache:

Ich habe hier ein Thema aufgegriffen welches heute meines Erachtens eines der wichtigsten in Deutschland ist - wahrscheinlich unter etwas unterschiedlichen Aspekten in der globalisierten Welt.

Gerne folge ich auch anderen Erläuterungen zur Sache - für mich macht dies den Kern einer solchen Diskussion aus.
Dabei meine ich sowohl die Begriffserklärungen von Marianne und Culatello, wie auch den Standpunkt von Ziesemann.

Sobald aber die Diskussion wiedermal zur Person geht, überspringe ich die entsprechenden Passagen. Denn die langweilen mich - schlicht und ergreifend...

Kleiner, noch hungriger Gruß

Miriam
 
AW: Prekariat – ein neuer Begriff für ein schon älteres Phänomen

Hallo Ziesemann, erst wie ich deinen Satz las:

Gratuliere miriam, mit dem Titel dieses Threads hast Du das Entscheidende angestoßen.

wurde mir bewußt, dass mein Titel missverständlich ist. Denn ich wollte eigentlich das Phänomen der neuen Armut ansprechen - und dabei ist es ziemlich nebensächlich ob man über Prekariat oder über Unterschicht spricht. Mich würden also eben andere Meinungen interessieren zur neuen Armut in Deutschland - zur Zukunft einer Gesellschfat die sich mit so einem Problem konfrontiert sieht.

Das Phänomen einer „neuen Armut“ ist meines Erachtens eine Tatsache.
Natürlich erscheint dies alles im Vergleich mit dem Elend in der dritten Welt weniger dramatisch – aber ich denke, dass solche Relativierungen nicht herangezogen werden sollten.

Dass weiterhin Deutschland eines der reichsten Länder der Welt ist, scheint paradox zu sein, aber den sozialen Abstieg einer ziemlich breiten Schicht, kann man andererseits nicht leugnen. Kurt Beck sprach von 8% der Bevölkerung – ich finde, dass die Differenzierung zwischen Ost und West wichtig ist. Um es genauer auszudrücken: es geht dabei um 4% im Westen und um 25% der Bevölkerung im Osten.

Welche sind die spezifisch deutschen Schwierigkeiten in dieser ganzen Problematik?
In erster Linie wahrscheinlich das Fehlen der Eigeninitiative, der Ruf nach dem Staat, was aber der Staat, besser gesagt die Staaten, sowohl im Westen als auch im Osten, selber verursacht haben.
Und es gibt auch diese spezifische „German Angst“ über die ich vielleicht hier schon geschrieben habe, diese gesellschaftliche Lähmung, die natürlich in erster Linie diejenigen betrifft, die Reformen schon längst hätten durchführen müssen.

„German Angst“ wurde übrigens im wirtschaftlichen Bereich von den Amerikanern geprägt, so wurde in den 80. Jahren diese Neigung bezeichnet sich eher schwarze Gedanken zu machen, als zu handeln. Denn auch diese pessimistische Grundstimmung, erkennbar auf allen Ebenen, ist sicherlich nicht förderlich in einer solchen Situation.

Es fällt aber noch etwas auf: die Medien selber haben für diese Unterschicht einen Markt geschaffen. Wie sollte sich anders der Kultstatus erklären von Sendungen wie "Big Brother", wie "Deutschalnd sucht den Superstar"?

Es sind diese Art von Sendungen und die dazu gehörigen zweifelhaften Superstars die zu suggerienen scheinen: man kann auch ohne Wissen, ohne Ausbildung, oder eben wegen des Unwissens - jemand werden.
Führt das nicht auch zur Änderung des Arbeitsbegriffes selbst?
Da war in erster Linie das Können und das Wissen gefragt.

Gruß von Miriam
 
AW: Prekariat – ein neuer Begriff für ein schon älteres Phänomen

@ Ziesemann,
was hat denn dein Beitrag mit dem Thema des Threads zu tun? Wazu gibst du noch das Urteil "lächerlich" ab?
Das ist ja alles ein ziemliches Herumgeschwafel.

lilith
Wenn man schon mich nicht wörtlich zitiert sondern nur die inhaltliche Aussage wiedergeben will, dann bitte korrekt. Ich hatte gesagt, daß ich die "politische Diskussion" lächerlich fände. Eindeutig war damit die unter den Politikern, nicht jene unter den Wissenschaftlern und schon gar nicht die in diesem Thread gemeint. Und über Parteipolitiker zumal deutscher Provenienz erlaube ich mir allerdings ein Werturteil zu fällen.

Hallo miriam, den Titel finde ich insofern immer noch für korrekt, als es eine Unterschicht - wie man sie auch immer benennt - gibt, seit es Gesellschaften gab . Marx nannte als erste die Sklaven so in der Sklavenhaltergesellschaft des antiken Roms. Die Unterschicht wird in ihren Merkmalen jeweils anders definiert. Im 19. Jahrhundert gehörten über 50% zu dieser, die Marx das Proletariat nannte, weil sie frei von von Produktionseigentum waren.
Im Übrigen halte ich es wie Du: Auf Invektiven und andere persönliche Bemerkungen gehe ich grundsätzlich nicht ein.
Freundliche Grüße - Ziesemann
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Prekariat – ein neuer Begriff für ein schon älteres Phänomen

Hi liebe miriam,

Denn ich wollte eigentlich das Phänomen der neuen Armut ansprechen - und dabei ist es ziemlich nebensächlich ob man über Prekariat oder über Unterschicht spricht. Mich würden also eben andere Meinungen interessieren zur neuen Armut in Deutschland - zur Zukunft einer Gesellschfat die sich mit so einem Problem konfrontiert sieht.
Was micht stört, nein, was ich belächel ist das Adjektiv neu. Was ist an dieser Armut neu?
Wir haben in Deutschland Armut. Und? Das ist für mich keine Neuigkeit. Um zu prophezeien das die Armut in der Zukunft wachsen wird, brauche ich kein Experte sein. Ich vermute, mit meinem laienhaften Verständnis von Wirtschaft und Politik, dass wir durch die Globalisierung sehr sehr schnell neue Bedingungen bekommen haben und dies die ersten Auswirkungen sind. Ich bin ein Befürworter der Globalisierung, obwohl ich denke, dass Deutschland zu den Verlierern gehört bzw. gehören wird.
Die Wirtschaft und auch die Politik stehen dem zur Zeit noch machtlos gegenüber, weil in Deutschland einfach vieles zu festgefahren ist und man sich an den Wohlstand gewöhnt hat.

nur ein paar Gedanken vor dem Schlafengehen.:schlaf2:
 
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AW: Prekariat – ein neuer Begriff für ein schon älteres Phänomen

Fusselchen,

ich komme erst heute dazu dir zu antworten - und bitte dich mir dies nachzusehen.

Fussel schrieb:
Was micht stört, nein, was ich belächel ist das Adjektiv neu. Was ist an dieser Armut neu?
Wir haben in Deutschland Armut. Und? Das ist für mich keine Neuigkeit.

Der Begriff "Neue Armut" ist von Soziologen, Ökonomen, etc...geprägt worden - denn es gibt tatsächlich einen großen Unterschied zur Armut die wir kannten - und es haben sich leider die Politiker mit den neuen Aspekten die diese so genannte Unterschicht kennzeichnen, nicht rechtzeitig befaßt.

Was kennzeichnet diese neue Armut und was hat zum Entstehen dieser sozialen Schicht beigetragen?

In erster Linie sind es nicht vorhergesehene Konsequenzen der Globalisierung die zur Änderung der gesellschaftlichen sozialen Struktur geführt haben.

Was in erster Linie die neue Armut kennzeichnet, ist die Tatsache, dass diese Schicht der Unterprivilegierten mit großer Wahrscheinlichkeit keine Chance mehr hat in die Arbeitsgemeinschaft zurückzukehren.

Dadurch wird diese Schicht eigentlich eher als ein Kostenfaktor in unserer Gesellschaft wahrgenommen. Oft fällt auch ein anderer erschreckender Ausdruck: das tote Humankapital.

Vor Jahren, ich würde sagen bevor die Globalisierung und der ewige Mehrgewinn so eine wichtige und auch sichtbare Rolle gespielt haben, sprach man noch von einer Solidargemeinschaft - über die natürlich heute nicht mehr die Rede ist.

Diese ganze Entwicklung ist wenig vereinbar mit der Notwendigkeit die demographische Struktur unserer Gesellschaft zu verbessern. Von diesen armen Schichten, vom so genannten Prekariat, sollte man dies nicht erwarten. Und auch wenn vielleicht die Geburtenrate da höher ist als im Durchschnitt der Gesellschaft: für die Kinder aus diesen unterprivilegierten Familien besteht schon von beginn an keine Chancengleichheit mit den Kindern der Bessersituierten.

Auch wenn man sich nun bemüht das ganze Bildungssystem zu verbessern, so dass Bildung nichtmehr abhängig sein sollte vom sozialen Status des Elternhauses: diese Pläne kommen viel zu spät und können sich nur nach Jahren positiv auswirken.

Mittlerweile lebt jedes siebte Kind in Deutschland in einem armen Haushalt - genau bei diesen Familien die am Rande der Gesellschaft gedrängt, wenig Chancen haben in die Arbeitsgemeinschaft wieder integriert zu werden.

Liebe Grüße

Miriam
 
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