Erst war ich etwas erstaunt, dass Mascha Kaléko wenig bekannt zu sein scheint - ich entnahm dies den Worten von Céline im Thread der sich mit den Jubiläen befasst.
Jetzt denke ich mir aber, dass es auch eine Frage der Generation ist – und eben deswegen möchte ich einiges über sie schreiben und auch einige ihrer Gedichte hier einfügen.
Es kann aber auch sein, dass der Schriftsteller Horst Krüger Recht hat, wenn er über das Werk Kalékos schreibt:
"Es ist keine große Lyrik. Es ist der frech-sensible, traurige und doch schnoddrige Ton Berlins kurz vor Hitler."
Weiter sagt Krüger über sie:
"Ein schönes Nachtschattengewächs mit Morgenstörungen".
Krüger war Mascha Kalékos Begleiter durch Berlin im letzen halben Jahr vor dem Tod der Schriftstellerin.
Ich bin da nicht ganz seiner Meinung, es kann aber auch sein, dass ihre stets einfache Ausdrucksweise in einer Zeit der oft hermetischen Dichtkunst diesen Eindruck vermitteln könnte.
Was sagt aber dazu Gisela Zoch-Westphal, die profunde Kennerin des Werkes der Dichterin? Sie ist der Meinung, dass die Qualität ihrer Lyrik eben "in der riskanten Einfachheit." liegt.
Auch Kaléko ist sich dessen bewusst – und so schreibt sie:
Nun, das war ja schon ein Sprung den ich nicht vorhatte – denn erst möchte ich einiges über das Leben der Dichterin schreiben.
Mascha Kaléko wurde am 7.Juni 1907 in Schidlow in einer jüdischen Familie geboren – heute gehört der Ort zu Polen, damals war es eigentlich die Donaumonarchie. Bekannt ist eher der größere Ort in dessen Nachbarschaft Schidlow liegt: Auschwitz.
Ihren Geburtsort Schidlow fasst sie in wenigen Zeilen zusammen:
Über ihr Leben hat Mascha Kaléko sehr wenig erzählt – und gibt uns auch die Erklärung dafür:
Mit anderen Worten sie möchte, dass man sie über ihr Werk wahrnimmt.
Als der Erste Weltkrieg ausbrach, flüchtete die Familie nach Deutschland. Sie besucht das Gymnasium in Berlin – doch ihre Eltern sind zu arm und so verlässt sie die Schule drei Jahre vor dem Abitur.
Sie macht eine Sekretärinnenausbildung und zugleich fängt sie an Anfang der dreißiger Jahre, Gedichte zu veröffentlichen, die von den Berliner Zeitungen veröffentlicht werden. Ihre Lyrik wird auch von den großen Schriftsteller ihrer Zeit, Thomas Mann, Tucholsky, Alfred Polgar, Erich Kästner, etc... geschätzt – und sie gehört bald zum Kreis der so genannten künstlerischen Bohème. Sie wird gerne als Philosophin der kleinen Leute bezeichnet – oder als das weibliche Pendant von Erich Kästner gesehen. Thomas Mann schätzt bei ihr die "aufgeräumte Melancholie".
Mascha Kaléko sollte aber nirgends mehr wirklich beheimatet sein, sie litt auch lebenslang an dem nicht dazu gehören - wo es sie auch in der Folge verschlug: sie war die Polnische Jüdin in Deutschland, wurde später in Israel die deutsche Jüdin, und in den USA eine nicht ganz integrierte Europäerin.
Doch da es die Zeit des Exils war in der sie lebte, wurde sie auch die Dichterin in deren Gedichte viele der Heimatlosen die ihr Leben durch die Flucht gerettet hatten, sich wieder fanden.
Wie es ist wenn man ein Leben lang nicht so ganz dazu gehört, hält Mascha Kaléko auch fest:
Muss hier unterbrechen – morgen geht es weiter.
Schönen Abend Euch allen.
Miriam
Jetzt denke ich mir aber, dass es auch eine Frage der Generation ist – und eben deswegen möchte ich einiges über sie schreiben und auch einige ihrer Gedichte hier einfügen.
Es kann aber auch sein, dass der Schriftsteller Horst Krüger Recht hat, wenn er über das Werk Kalékos schreibt:
"Es ist keine große Lyrik. Es ist der frech-sensible, traurige und doch schnoddrige Ton Berlins kurz vor Hitler."
Weiter sagt Krüger über sie:
"Ein schönes Nachtschattengewächs mit Morgenstörungen".
Krüger war Mascha Kalékos Begleiter durch Berlin im letzen halben Jahr vor dem Tod der Schriftstellerin.
Ich bin da nicht ganz seiner Meinung, es kann aber auch sein, dass ihre stets einfache Ausdrucksweise in einer Zeit der oft hermetischen Dichtkunst diesen Eindruck vermitteln könnte.
Was sagt aber dazu Gisela Zoch-Westphal, die profunde Kennerin des Werkes der Dichterin? Sie ist der Meinung, dass die Qualität ihrer Lyrik eben "in der riskanten Einfachheit." liegt.
Auch Kaléko ist sich dessen bewusst – und so schreibt sie:
Gehöre keiner Schule an
Und keiner neuen Richtung,
Bin nur ein armer Großstadtspatz,
Im Wald der deutschen Dichtung.
Weiß Gott, ich bin ganz unmodern.
Ich schäme mich zuschanden:
Zwar liest man meine Verse gern,
Doch werden sie – verstanden.
Und keiner neuen Richtung,
Bin nur ein armer Großstadtspatz,
Im Wald der deutschen Dichtung.
Weiß Gott, ich bin ganz unmodern.
Ich schäme mich zuschanden:
Zwar liest man meine Verse gern,
Doch werden sie – verstanden.
Nun, das war ja schon ein Sprung den ich nicht vorhatte – denn erst möchte ich einiges über das Leben der Dichterin schreiben.
Mascha Kaléko wurde am 7.Juni 1907 in Schidlow in einer jüdischen Familie geboren – heute gehört der Ort zu Polen, damals war es eigentlich die Donaumonarchie. Bekannt ist eher der größere Ort in dessen Nachbarschaft Schidlow liegt: Auschwitz.
Ihren Geburtsort Schidlow fasst sie in wenigen Zeilen zusammen:
Als Emigrantenkind geboren
In einer kleinen, klatschbeflißnen Stadt,
Die eine Kirche, zwei bis drei Doktoren
Und eine große Irrenanstalt hat
In einer kleinen, klatschbeflißnen Stadt,
Die eine Kirche, zwei bis drei Doktoren
Und eine große Irrenanstalt hat
Über ihr Leben hat Mascha Kaléko sehr wenig erzählt – und gibt uns auch die Erklärung dafür:
"Anstatt der üblichen Statistik
Gönnt der Autorin etwas Mystik"
Gönnt der Autorin etwas Mystik"
Mit anderen Worten sie möchte, dass man sie über ihr Werk wahrnimmt.
Als der Erste Weltkrieg ausbrach, flüchtete die Familie nach Deutschland. Sie besucht das Gymnasium in Berlin – doch ihre Eltern sind zu arm und so verlässt sie die Schule drei Jahre vor dem Abitur.
Sie macht eine Sekretärinnenausbildung und zugleich fängt sie an Anfang der dreißiger Jahre, Gedichte zu veröffentlichen, die von den Berliner Zeitungen veröffentlicht werden. Ihre Lyrik wird auch von den großen Schriftsteller ihrer Zeit, Thomas Mann, Tucholsky, Alfred Polgar, Erich Kästner, etc... geschätzt – und sie gehört bald zum Kreis der so genannten künstlerischen Bohème. Sie wird gerne als Philosophin der kleinen Leute bezeichnet – oder als das weibliche Pendant von Erich Kästner gesehen. Thomas Mann schätzt bei ihr die "aufgeräumte Melancholie".
Mascha Kaléko sollte aber nirgends mehr wirklich beheimatet sein, sie litt auch lebenslang an dem nicht dazu gehören - wo es sie auch in der Folge verschlug: sie war die Polnische Jüdin in Deutschland, wurde später in Israel die deutsche Jüdin, und in den USA eine nicht ganz integrierte Europäerin.
Doch da es die Zeit des Exils war in der sie lebte, wurde sie auch die Dichterin in deren Gedichte viele der Heimatlosen die ihr Leben durch die Flucht gerettet hatten, sich wieder fanden.
So heimatlos wie Sand,
Wohin ich immer reise,
Ich komm nach Nirgendland
Wohin ich immer reise,
Ich komm nach Nirgendland
Wie es ist wenn man ein Leben lang nicht so ganz dazu gehört, hält Mascha Kaléko auch fest:
Sie sprechen von mir nur leise
Und weisen auf meinen Schorf.
Sie mischen mir Gift in die Speise.
Ich schnüre mein Bündel zur Reise
Nach uralter Vorväter Weise.
Sie sprechen von mir nur leise.
Ich bleibe der Fremde im Dorf
Und weisen auf meinen Schorf.
Sie mischen mir Gift in die Speise.
Ich schnüre mein Bündel zur Reise
Nach uralter Vorväter Weise.
Sie sprechen von mir nur leise.
Ich bleibe der Fremde im Dorf
Muss hier unterbrechen – morgen geht es weiter.
Schönen Abend Euch allen.
Miriam