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kinderfeindliches Deutschland?

fusselhirn

Well-Known Member
Registriert
16. Februar 2005
Beiträge
1.705
Hi !

Würdet ihr Deutschland als kinderfeindlich bezeichnen?

Auf meinen Reisen habe ich bemerkt, dass in vielen Ländern (z.B. Irland, Kanada, Griechenland, ... ) sehr viel freundlicher, offener mit Kindern umgegangen wird als zuhause in Deutschland.

Empfinde ich das nur so oder gibt es ähnliche Meinungen/Erfahrungen?
 
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AW: kinderfeindliches Deutschland?

Hallo Fusselhirn!

Dass Deutschland kinderfeindlich ist, würde ich in dieser Allgemeinheit nicht unbedingt sagen. Aber möglicherweise zumindest ziemlich unehrlich, wenn es sich als besonders kinderfreundich bezeichnet.

Beispiel 1: Vor einigen Jahren auf einer netten Nordseeinsel. Mit einem Säugling (im Kinderwagen versteht sich) und einem 3 Jahre alten Kind haben wir den Versuch unternommen, in ein "nettes" Restaurant zu gelangen. Obgleich mindestens die 1/2 der Tische leer war, gab es keinen Platz mehr. Auf die Anmerkung, es sei erst 18 Uhr und es könne eigentlich nicht sein, daß bereits um die Zeit alles reserviert sei, keine Reaktion, nur freundlich abweisendes Abwaschen der Gläser.

Beispiel 2: Wir geben nicht auf (dämlich eigentlich). Wieder der skeptische Blick, aber diesmal lassen sie uns rein. Allerdings folgt die Bedingung auf den Fuß. Wir sollen den Kinderwagen - nebst Säugling, 2 Monate alt - in den Vorraum stellen (Platz war übrigens genug auch vor dem Tisch). Wir lehnen ab und werden langsam giftig, wollen den Chef sprechen. Wir dürfen bleiben nebst Kinderwagen und das Essen schmeckte wirklich gut. Alles in allem also ein kinderfreundliches Lokal. Toll! Gott sei dank bleibt der Kleine einigermaßen still. Aber am Ende schreit er doch. Wir sind Meister im Schnellessen. Zum Glück müssen die übrigen Gäste nicht lange unter uns leiden.

Beispiel 3: Vor ein paar Wochen in Süddeutschland. Um den inzwischen älteren Kindern etwas zu bieten, besuchen wir einen Freizeit-Park. Je Erwachsener nur 19 €, je Kind und das erst ab 3 J. sogar nur 12 €. Prima, die haben verstanden, dass die Familien den Gürtel enger schnallen müssen und passen ihre Preise an. Damit sich manche Kinder sogar viel cooler vorkommen, werden sie schon mit 12 € zu Erwachsenen. Kinder werden hier ernstgenommen! Den lobenswerten pädagogischen Ansatz gibts umsonst, abgesehen davon, daß natürlich auch für Erwachsene bezahlt werden muß.

Zwischenspiel: PISA, das Schreckgespenst. Kinder müssen unbedingt gefördert werden. Finde ich auch, nachdem eine junge Dame, gerade weg vom Gymnasium mir gegenüber auf meine freilich kompromitierende Frage den 2. Weltkrieg auf zwei Jahre verkürzte und gar nicht wußte, dass es sogar einen ersten gab.

Beispiel 4: Museumsbesuch in Süddeutschland. Kinder zahlen sogar nur verringerten Eintritt bis 12, erst danach voll.

Ach ja, fast hätte ich es vergessen.

Beispiel 5:

Kreta (Griechenland) vor ein paar Monaten:

1. Museum, u.a. über Knossos. Kinder zahlen gar nicht und zwar bis 18.
2. Knossos (wie vor)
3. Höhle des Zeuß (wie vor)
4. Gortis (wie vor).

Und in der Taverne reissen sie sich vor Freundlichkeit die Beine aus und das obwohl sich unser Jüngster ohne zu Zögern über das Kettcar des Kindes der Restaurantbesitzert her macht. Wir haben ihm dies sofort verboten, wir wissen schließlich, was sich gehört.

Fazit: Die Griechen verstehen einfach nichts vom Geldverdienen und pädagogisch sinnvoll kann es kaum sein, wenn Kinder, neben der fehlenden Achtung für ihr Erwachsensein, nicht auch die Erfahrung machen, daß Bildung gefälligst Geld kosten muß. Also nichts wie schnell zurück ins bildungsreiche (pädagogisch-) kinderfreundliche Deutschland.

Freundlichst
Zwetsche
 
AW: kinderfeindliches Deutschland?

Hi Fussel,
im allgemeinen würde ich uns schon als kinderfeindlich betrachten.
Als Beispiel kann ich zum Beispiel sagen, dass hier auf der Straße ein Pärchen wohnt, welches nicht gerade amused ist, dass es hier von Kindern nur so wimmelt. (Würde man alle Kids nebeneinander legen, könnte man die Straße damit pflastern!) Da frage ich mich dann, warum bauen gerade solche Leute ihr Haus in einem Neubaugebiet, bei dem von Anfang an klar war, dort wird es nur Spielstraßen geben, viele Spielplätze und ein Jugendfreizeithaus???
Da wären also schon mal die Menschen, die an sich ein Problem mit Kindern haben.
Dann denke ich, man sieht es an den Schulen/Kita's usw., ist auch eine gewisse Feindlichkeit seitens der Politik vorhanden. Wird doch im Bildungsbereich immer mehr gespart. Stundenausfall, Fächer können nicht unterrichtet werden. Bei 5 Millionen Arbeitslosen mit ein paar Lehrern darunter und einer Lehrerschwemme in den 90ern, kann das wohl nicht daran liegen, dass man kein Personal findet. Man hat schlicht keinen Bock das Personal zu bezahlen!
Intakte Kinderspielplätze findet man auch fast nur noch in Neubaugebieten, denn da ist es Mittel zum Zweck, werden doch die Grundstücke leichter verkauft wenn man Familie "was bieten" kann. Woanders sind marode Spielgeräte an der Tagesordnung.
Oder die Kinderbetreuung, damit beide Eltern arbeiten gehen können. Da ist aber das Land wohl doch noch geteilt. Meine kürzlich zugezogene Dresdner Nachbarin schüttelt über die Betreuung in NRW nur den Kopf. Hier werden Kinder i.d.R. erst ab 3 Jahren aufgenommen, die Betreuungszeit liegt im Regelfall im Zeitfenster 7:30-16:00 Uhr. Im Osten der Republik hingegen ist eine 24 Stunden Kita nichts seltenes.. Dort können wenigstens Schichtarbeiter (Krankenschwestern usw) sicher sein, ihre Kinder sind betreut während der Arbeit. Hier hat man dafür kein Geld. Die wenigsten würden wohl ihre Kids den ganzen Tag in die Einrichtung geben, aber eine Nachtschwester zum Beispiel hat hier in NRW null Chancen wieder arbeiten zu gehen, es sei denn sie greift auf eine wesentlich teurere Tagesmutter zurück.
Also Fazit, von Oben kommt nix -und wenn man als aktive Familie viel mit seinen Kindern unterwegs ist merkt man- von Unten sieht es auch nicht besser aus!
Beispiele aus der Gesellschaft gibt es on masse. Geht mal mit einem behinderten Kind essen. Man bekommt den Tisch in der letzten Ecke des Lokals. Geht mal mit einem knatschigen Kind in ein Wartezimmer, diese Blicke sind unglaublich. Und versucht mal eine Wohnung mit Kind zu bekommen, da erlebt man Sachen! (Wir sind da immer doppelt gestraft gewesen, entweder hieß es "Keine Kinder" oder "Keine Tiere" oder gleich "Beides nicht")
Mit 4 Kindern gilt man auch heute noch als asozial, Wohungssuche fast aussichtslos und bezahlbare Autos wo die Sippe reinpasst gibt es auch kaum.

Aaaaber, wenn man lange genug sucht, dann findet man auch das Lokal wo Kinder willkommen sind, die Praxis die fett im Wartezimmer hängen hat, dass auch die Kleinen Patienten willkommen sind und wenn man bereit ist lange Wege in Kauf zu nehmen, dann gibt es auch noch die Einrichtungen, die ihren Bildungsauftrag ernst nehmen und wo es einfach läuft.
LG
Sal
 
AW: kinderfeindliches Deutschland?

Hallo

Kinderfendlichkeit in Deutschland?
Glaube ich nicht, es ist eher Gedankenlosigkeit. Da gibt es Supermärkte, wo man mit einem Kinderwagen kaum durch die Kassen kommt, die Fahrstühle in den Kaufhäusern sind schlecht gekennzeichnet, die Preise für Freizeitparks und so weiter jenseits von gut und böse, für Familien kaum noch erschwinglich. Wer einmal in der Kommunalpolitik versucht hat, eine Fußgängerampel an einer stark befahrenen Straße vor einer Schule oder ein Tempolimit durchzusetzen, bekommt zur Antwort, es sei ja noch nichts passiert. Auf die Gegenfrage von mir, ob ich mich nach dem ersten toten Kind noch mal melden sollte - betretenes Schweigen. Schulen, in denen Lampen von der Decke fallen, Spielplätze, die total verdreckt sind, als Hundeklo benutzt und und und. Wirklich schöne Spielplätze sind selten, meistens sind sie lieblos gestaltet und geben keine Möglichkeit zur Entfaltung eigener Ideen der Kinder. Das Betreten der Wiesen ist verboten - Fußballspielen sowieso. Kinder sind an der Leine zu führen (etwas überspitzt ausgedrückt).
Unterm Strich ist es egal, ob gedankenlos oder kinderfeindlich, der Effekt ist der gleiche.

Pela1961
 
AW: kinderfeindliches Deutschland?

nein, ich bin der Meinung daß Deutschland im Großen und Ganzen nicht kinderfeindlich ist.
Niemand wird sich beklagen wenn ein ruhiges Kind im Restaurant sitzt, im Flugzeug usw.
Die Wirklichkeit sieht anders aus und da braucht man sich nicht wundern daß anderen Menschen der Kragen platzt. Ich gehöre übrigends nicht dazu, ich habe gute Nerven! Aber mir ist schon öfter aufgefallen daß Menschen, selber genervt und im Streß Kindergebrüll z.B. im Restaurant nicht ertragen konnten. Und da es immer häufiger vorkommt braucht sich niemand mehr wundern daß Familien nicht mehr überall herzlich willkommen sind. Das trifft dann auch die Eltern die ihre Kinder "im Griff" haben. Apropos als ich klein war mußten wir in der Öffentlichkeit ruhig sein und uns gut benehmen. Getobt werden durfte zu Haus, aber auf andere Menschen mußte Rücksicht genommen werden. so kenne ich es. Und was ich heute so sehe da denke ich auch, meine Güte was ist da bei denen blos los! Machtkämpfe bis zum geht nicht mehr in Supermärkten, auf der Straße und wo nicht überall. Manchmal denke ich daß die Eltern was falsch machen, ich weiß es nicht. Kinder können schließlich nichts dafür.
Daß Menschen die Ruhe brauchen in Familienstraßen ziehen ist mir allerdings ein Rätsel...
Italien empfinde ich als kinderfreundlich. Diese Freundlichkeit kennen viele Deutschen nicht. ich find sowas einfach nur traurig.
 
AW: kinderfeindliches Deutschland?

Muckel, du hast schon auch irgendwo recht.
Klar werden viele Kinder heute nicht mehr so erzogen, dass man sie überall mit hinnehmen kann.
Allerdings muss man auch immer sehen, vieles ist Situationsbedingt und auch eine Altersfrage.

Mit dem schreienden Kleinkind im Flieger, dass vielleicht einfach so unzufrieden ist oder dem die Ohren weh tun, können auch ganz viele Leute schon nicht mehr umgehen. Da werden die kinderlosen Sitznachbarn auch schon mal ungehalten.
Ein 8-jähriger hingegen der in einem Tobsuchtsanfall den ganzen Flieger unterhält, und Mama und Papa schauen tatenlos (hilflos?) zu, würde mir hingegen auch übelst aufstossen.

Ja ich gebe zu, auch ich enge meine Kinder ein. Meine werden auch vor dem Besuch im Lokal geimpft mit "Benehmt euch bloß, sonst gehts ins Auto".
Meine wissen aber auch, dass sie schlimmstenfalls tatsächlich im Auto landen und benehmen sich daher meist tadellos. (Für andere ist das ja bereits ein Eingriff in die Persönlichkeit des Kindes und eine Ignoranz seiner Bedürfnisse. So reden die Leute sich dann nämlich aus ihrer Erziehungspflicht raus.)
Mache ich hingegen eine Tour zum Biergarten mit Spielplatz, dann verdamme ich meine Kinder auch nicht zum ruhigen Verhalten.

Rücksicht ist etwas ganz wichtiges, aber es gibt immer auch Situationen, da braucht Mutter o. Vater und Kind mal das Verständnis der anderen, weil beide gerade nicht in der Lage sind, die Situation anders zu meistern (Beispiel krankes Kind im Wartezimmer, schreiendes Kleinkind o.ä.)
 
AW: kinderfeindliches Deutschland?

Ja ich gebe zu, auch ich enge meine Kinder ein. Meine werden auch vor dem Besuch im Lokal geimpft mit "Benehmt euch bloß, sonst gehts ins Auto".
Meine wissen aber auch, dass sie schlimmstenfalls tatsächlich im Auto landen und benehmen sich daher meist tadellos. (Für andere ist das ja bereits ein Eingriff in die Persönlichkeit des Kindes und eine Ignoranz seiner Bedürfnisse. So reden die Leute sich dann nämlich aus ihrer Erziehungspflicht raus.)
Mache ich hingegen eine Tour zum Biergarten mit Spielplatz, dann verdamme ich meine Kinder auch nicht zum ruhigen Verhalten.

Rücksicht ist etwas ganz wichtiges, aber es gibt immer auch Situationen, da braucht Mutter o. Vater und Kind mal das Verständnis der anderen, weil beide gerade nicht in der Lage sind, die Situation anders zu meistern (Beispiel krankes Kind im Wartezimmer, schreiendes Kleinkind o.ä.)

Hallo Sal,

stimme Dir zu. Es geht einfach ums Differenzieren. Meine Restauranterfahrung habe ich ja schon vor langer Zeit in diesem thread zum besten gegeben. Ich möchte übrigens betonen, daß mich damals besonders geärgert hat, daß die Kinder überhaupt keinen Anlaß zu einer solchen Diskriminierung gegeben haben. Es hat schon gereicht, daß überhaupt Kinder, insbesondere ein gerade einmal wenige Monate alter Säugling dabei waren.

Als Gegenbeispiel fallen mir - wie sollte es anders sein - einige wenige Fälle ein, in denen Eltern mit ihren Kindern zu einer Besprechung in die Kanzlei kommen. Damit ich hier nicht einen völlig falschen Eindruck von mir erwecke: Es gibt zahlreiche Situationen, in denen Mandanten gar nicht anders können, alleinerziehende Mütter z.B.. Und in ganz vielen Fällen bin ich total begeistert, wie gut die Kleinen das mitmachen, bedenkt man doch einmal, wie grottendröge so ein Gespräch für sie ist. Bei Säuglingen läßt es sich auch nicht vermeiden, daß es laut wird. Aber das gehört doch nun einmal dazu, auch wenn es mir zugegebenermaßen schon schwer fällt, mich dabei auf die Arbeit zu konzentrieren.

Wenig erfreulich fand ich aber zwei besondere Fälle. In dem einen fand es eine Mutter völlig normal, daß ihr ca. 11 - 12 jähriger Sohn mittels ihres Autoschlüssels Gemälde in meinen Eichentisch ritzen wollte. In einem anderen Fall spielte ein ca. 4-5 jähriges Kind permantent nicht nur mit meinem PC, schaltete ihn auch aus...und spielte trotz meiner wiederholten Warnung an die Eltern an der Glas-Flügeltür, was insbesondere für das Kind wegen des Rückschlags nicht ungefährlich ist, es kann sich sehr weh tun. Egal, die Eltern rührten keinen Finger, sie wollten ja die Rechtsauskunft. Das Kind trat dann gegen die Scheibe, brüllte wie am Spieß, so daß ein Gespräch nicht möglich war. Auf meine nun freundlich vorgetragene Bitte, ob es nicht möglich sei, daß einer der Eltern vielleicht mit dem Sohne lieber im Wartezimmer verbringen möchte, ich würde ja das Gespräch mit dem anderen Elternteil fortführen, wurde ich nur empört angemacht und die Leute - die übrigens nicht nur mir, sondern zahlreichen anderen grundsätzlich keine Entlohnung zahlten, gingen. Grundsätzlich verstehe ich oft nicht, warum nicht, wenn beide Elternteile zugegen ist, sich nicht einer lieber mit dem Kind im Wartezimmer (dort sind auch Spielsachen) aufhält. Rechtsprobleme sind eine komplizierte spannungsbeladene Angelegenheit und so ein Gespräch dauert halt ungleich länger als ein Besuch beim Arzt. Trotzdem, zu mehr als 90 % machte ich gute Erfahrungen, auch wenn es eben mal laut wurde.

Grundsätzlich kann ich Menschen schon verstehen, die sich im Restaurant Ruhe wünschen. Jedermann will ja dort auch abschalten. Aber auch die Familien mit Kindern haben ein Recht, dort hinzugehen, auch wenn es die Ruhe mal stören sollte (zumindest wenn es nicht völlig ausartet, oder die Eltern einfach völlig nachlässig sind). Übrigens, bei der Gelegenheit: Es soll sich ja nun ändern, aber daß die Kinder den Qualm ertragen mußten, darüber stört sich ja auch keiner so sehr. Ich kann mich jedenfalls an keinen einzigen Fall erinnern, in dem mal ein Wirt Gäste auch nur gebeten hätte, das Rauchen in Gegenwart kleiner Kinder einzustellen.

Das mit der Toleranz ist gar nicht so selbstverständlich. Besonders krass finde ich übrigens ein Urteil, das mal in einer Reisesache von einem Frankfurter Gericht gesprochen wurde. Hier billigte das Gericht einem "normalen" Kläger Schadensersatz zu, der in der Nähe von behinderten Gästen speisen mußte und dabei deren Anblick und Geräusche ertragen. Ich denke, das Urteil muß man nicht kommentieren.

Wo ich persönlich fuchtig werde, ist, wenn ich im Restaurant vom permanenten Handy-Gebimmel irgendwelcher Nachbarn gestört werde. Das nämlich ist meist völlig vermeidbarer Krach. Auch schätze ich das Rumgetelefoniere und Getipse im Restaurant eigentlich überhaupt nicht, aber da bin ich wohl nicht mehr up to date.

Gruß
Zwetsche
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
AW: kinderfeindliches Deutschland?

@zwetsche

Es ist wohl so, dass an der "Kinderfeindlichkeit", wenn es sie denn gibt, tatsächlich manche Eltern selbst schuld sind. Wer sein Kind so erzieht, dass es ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse anderer sich ausgesprochen "daneben benimmt", braucht sich nicht zu wundern, wenn ihm eine - sagen wir mal - ablehnende Haltung entgegen schlägt. Wobei man immer auch das Alter des Kindes berücksichtigen muss. Dass ein 11 bis 12 jähriger Gemälde in einen Schreibtisch ritzen will, muss man nicht tolerieren und das auch bemängeln dürfen, ohne dass Kinderfeindlichkeit dabei aus Auslöser für das Bemängeln vermutet wird.
Das hat damit auch nichts zu tun. Es geht um die Rahmenbedingungen. Und die sind teilweise sehr schlecht.
Fehlende Kindersitze in Taxen - erst seit kurzem vorgeschrieben -, keine Kinderstühle in Restaurants, "Familienkarten" z. B. im Schwimmbad nur für maximal zwei Erwachsene und zwei (!) Kinder. Wer drei hat, muss zuzahlen. Dabei wären gerade die kinderreichen auf so etwas mehr angewiesen.
Diese Aufzählung ließe sich sicher noch fortsetzen, aber ich glaube, es ist alles schon mal genannt worden.

Peter
 
AW: kinderfeindliches Deutschland?

Stimmt, pela, ich hatte ja in diesem thread (s.o.) mal das Beispiel Kreta erwähnt, das zeigt, wie es auch anders ginge. Ich glaube, das wäre auch hierzulande eine gute Investition. Aber wohl undenkbar, fungieren doch gerade Kinder oft als Haupteinnahmequelle.

Gruß
Zwetsche
 
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AW: kinderfeindliches Deutschland?

Hallo Zwetsche,
mal was zu dem Urteil. Ich habe einen relativ guten Kontakt zu einer Familie in der sich zwei Adoptivkinder und ein Dauerpflegekind befinden. Die Kleinste ist 12, jedoch geistig behindert und daher natürlich sehr stark entwicklungsverzögert. Die anderen beiden Kinder haben auch ihre "Gebrechen". Diese Familie hat schon viele Reisen gemacht und mir schon von sehr vielen negativen Erlebnissen aufgrund der behinderten (Pflege)Tochter erzählt. Sie weichen heute aus, meiden Touristenhochburgen und bereisen grundsätzlich nur noch ruhigere Orte in Frankreich und den Niederlanden. Dort, so sagen sie mir, gibt es keine Probleme mit einem Kind, dass beim Essen speichelt oder das am Strand in einen Epi-Anfall gleitet. Ich kann diese Leute verstehen -sie wollen schliesslich im Urlaub auch ihre Erholung und ihren Frieden-, finde es aber ein Unding, dass es soweit (zur Vermeidungsstrategie) kommen musste. In Anbetracht solcher Urteile, bin ich einfach nur traurig. Wer vertritt denn solche Leute? Das ist alles andere als Kinderfreundlich und ein Armutszeugnis. Soll ich jetzt klagen, weil ich im Urlaub durch den Anblick von Knochengerüsten oder 150Kilo-Bierbäuchen belästigt werde? Wo fängt was an und vor allem, wo hört es auf?

Wo ich persönlich fuchtig werde, ist, wenn ich im Restaurant vom permanten Handy-Gebimmel irgendwelcher Nachbarn gestört werde. Das nämlich ist meist völlig vermeidbarer Krach. Auch schätze ich das Rumgetelefoniere und Getipse im Restaurant eigentlich überhaupt nicht, aber da bin ich wohl nicht mehr up to date.
Eigentlich sollte man darüber mal separat reden. Gibt es einen Knigge 2007?
Das Benehmen von uns Großen ist ja leider auch oft nicht besser.

Liebe Grüße
Sal
 
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