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Kants "a priori"

Guten Tag,

ich, student der Philosophie, reibe mich an dem schon im Titel genannten Begriff "a priori".
Mir ist einiges bereits klar:
- Jede Erkenntnis beginnt mit der Erfahrung, denn nur diese ist Objekt unseres Denkens.
- Im Erkenntnis -gewinnungsprozess wird unterschieden zwischen Erkenntnissen "a priori", unabhängig von der Erfahrung und "a posteriori", direkt aus der Erfahrung.
...
Ist "Erkenntnis a priori" nach Kant jede Kompetenz unsere Gehirns die über das direkte Wahrnehmen hinausgeht.

Hallo Tom,

bin nur selten hier, daher die denkbar späte Antwort.
Als ich einst als Student der Philosophie in einem Kantseminar saß, trieb mich dieselbe Frage um und das ist auch gut so, denn schließlich baut die Kantsche Erkenntnistheorie (Transzendentalphilosophie) auf der Grundidee auf, dass es Bedingungen von Erfahrung (=sinnlicher Wahrnehmung) gibt und diese in Kombination mit der Erfahrung die Erkenntnis konstituieren (meine Worte). Jene Bedingungen möchte Kant nun aufzeigen und genau dies ist das, was er unter "a priori" versteht. Da man diese Überlegungen nicht anhand von "herkömmlichen" Erfahrungen überprüfen kann, handelt es sich letztlich - wenn man den Argumenten konsequent bis zum Ende folgt - immer um Letztbegründungen (Dogmen), die man schlucken muss.

Mein Dozent entgegnete mir irgendwann, dass man dieses Konzept einfach akzeptieren müsse. Kant selbst habe diese Bedingung von Erfahrung vorausgesetzt und selbst nicht hinterfragt. Das wurde schon von Zeitgenossen Kants gesehen und kritisiert. Dem Ansehen jenes Philosophen hat dies nicht geschadet, da es damals normal war, so zu philosophieren. Man darf nicht vergessen, dass es die sogenannten Idealisten zuvor noch viel bunter trieben. Dagegen nahm sich ein Kant geradezu bodenständig aus.
 
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Man kann es auch *Gewissen* nennen, das doch
in jedem gesunden Mensch schlummert: Nein?
Gewissen und Erfahrung sind für mich Kategorien, die ich mit meinen Sinnen, also subjektiv =erkenntnistheoretisch erfassen kann.
Dogma würde ich dem metaphysischen Bereich des "a prioi" zuordnen. Das würde vielleicht ?NUR eine grundsätzliche Bedeutung haben und vielleicht einer ethischen Bedeutung entbehren. Tja, da scheiden sich wahrscheinlich die Geister.
 
Man kann es auch *Gewissen* nennen, das doch
in jedem gesunden Mensch schlummert: Nein?

Das ist ein anderes Fass, hier müssten wir Kants Pflichtethik in Betracht ziehen. Diese lässt sich wiederum aus der damaligen gesellschaftlichen Perspektive gut erklären, wirkt aber heute zumeist zu rigoros und einseitig; immerhin schließt Kant Notlügen im Dienste der (freundschaftlichen) zwischenmenschlichen Hilfe aus und ordnet die strikte Einhaltung des (staatlichen) Rechts allem über. Ein privates Gewissen kann es also nach Kant nicht geben, jedenfalls keines, das moralphilosophisch einwandfrei zu rechtfertigen wäre.

Ich selbst sehe das mit dem Gewissen etwas anders und denke schon, dass die meisten Menschen die Folgen ihres Handelns (sofern sie diese wahrzunehmen und abzuschätzen vermögen) im Hinblick auf die eigenen Vorstellungen eines sozial adäquaten Miteinanders reflektieren. Aus Erfahrung wage ich aber auch abzuleiten, dass diese Vorstellungen im Zweifelsfall enorm dehnbar sind und Menschen ein klar inadäquates eigenes Verhalten durch perspektivische (Ver)Zerrung leicht so umdeuten können, dass es wieder mit der eigentlichen Vorstellung zur Passung kommt. Verdrängung wäre hier das Stichwort. Das dient der (moralischen) Selbsterhaltung und ist insofern eine nachvollziehbare psychologische Eigenschaft, lässt aber das ideal eines funktionierenden und stringenten Gewissens in einem doch recht trüben Licht erscheinen. Ich stimme dir also letztlich zu: Über ein "schlummerndes" Gewissen verfügen wir mit Bestimmtheit. Ein verlässlicher Ratgeber für Moral scheint dieses jedoch nicht zu sein und dies sah schon ein Kant eben so, daher auch sein Versuch, dieses nebulöse und illusorische Gewebe auf ein festes Fundament zu stellen.
 
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...beruft sich auf den Verstand...
Die Berufung auf den Verstand erinnert mich a priori an eine Schimäre als Trugbild und an Don Quichotte's Pferd "Rosin-ante Portas" mit dem er den Kampf im Anmarsch gegen Windmühlen aufnehmen will, weil er sie nach seinem Verstand für feindliche Riesen hält. :D
Um meine Frage nochmal zu umschreiben:
Ist "Erkenntnis a priori" nach Kant jede Kompetenz unsere Gehirns die über das direkte Wahrnehmen hinausgeht.
Leider eine bereits falsch gestellte Anfangsfrage, die somit auch nicht zielführend im Sinne von KANT beantwortet werden kann: Fakt ist nun einmal, dass die Kompetenz des Gehirns gar nicht auf direktes Wahrnehmen spezialisiert ist, gerade um nicht sensorisch mit allen generalisierenden Sinnen unmittelbar gefährlich überlastet werden zu können.

Der Naturschöpfer von vernunftgemäßem Verstand wird sich schon etwas Sinnhaftendes dabei gedacht haben.
Als ich einst als Student der Philosophie in einem Kantseminar saß, trieb mich dieselbe Frage um und das ist auch gut so.....
Nein, das ist ein Trugschluss, denn wenn zwei Menschen exakt das Gleiche denken, dann ist ein Individuum exakt überbestimmt, - also "zuviel"...!! Aber immerhin taugt es noch in der Rolle als *Kollektividuum* zur unbewussten Förderung von Schwarmintelligenz.
:brav:
, ....denn schließlich baut die Kantsche Erkenntnistheorie (Transzendentalphilosophie) auf der Grundidee auf, dass es Bedingungen von Erfahrung (=sinnlicher Wahrnehmung) gibt und diese in Kombination mit der Erfahrung die Erkenntnis konstituieren (meine Worte).
Zum Glück sind es nicht meine Worte! :) Sinnliche Wahrnehmung ist an Organismen bzw. Organellen gebunden, welche über Spuren von Sporen und Pilzen - teilweise ganz schön giftig - bedient werden. Von einer Ur-Erkenntniskonstitution von Lebendsystemen, die sich als werthaltige Lebenssysteme verstehen, kann da am Anfang nun einmal noch keine Rede von "logischen Übertragbarkeiten" sein.
Jene Bedingungen möchte Kant nun aufzeigen und genau dies ist das, was er unter "a priori" versteht. Da man diese Überlegungen nicht anhand von "herkömmlichen" Erfahrungen überprüfen kann, handelt es sich letztlich - wenn man den Argumenten konsequent bis zum Ende folgt - immer um Letztbegründungen (Dogmen), die man schlucken muss. Mein Dozent entgegnete mir irgendwann, dass man dieses Konzept einfach akzeptieren müsse.
Auch mir kommt ein solches Konzept so vor, dass man "Letztbegründungen" schlucken muss und die "Anfangsbegründungen" gar nicht mehr überprüft; siehe hierzu aktuell "die überaus vernünftige" Virenbekämpfung. :D

Einfach so besonders vernünftig daher gesagt: Wenn es dem Gehirn zu blöd wird, dann unterbricht es jeden Wahrnehmungsversuch und substituiert stattdessen - insbesondere wenn es in die Enge getrieben wird, - einfach beliebige Wahrnehmungen durch Wahnnehmungen wie bei einem Drogenkonsum oder wie bei einem Verdurstenden in der Wüste, der echte Halluzinationen einer Fata Morgana bekommt oder wie bei einem Erfrierenden, der sich nackt auszieht, weil ihm kalt und warm einfach "vernünftig" erscheint, verwechselt zu werden!

Es sollte somit als ganz besonders aufreizend gelten, wie die Dogmen der Logik mit den Dogmen der Ökonomik in Übereinklang mit den Gesetzen der Natur und den Gesetzen der Menschen zu bringen sind.

Die ur-philosophische Betrachtungsweise, dass die Vernunft als entscheidendes a priori-Merkmal zur Erreichung des Guten dient, wird zwar sowohl bei KANT als auch von ARISTOTELES bejaht, jedoch aus unterschiedlichen inneren (=esoterisch ethisch deontologischen) und äußeren (= exoterisch moralisch ontologischen) Sichtweisen heraus.

@PhilippP: Mein hier 'Gutester als Gut-Tester' (!) :D:

Eine alles "verbindende" Schlüsseltechnologie "von allem Guten" würde uns eine polygene Dogmatik einer bewusstseinsunabhängigen Realität als "Außenwelt" liefern können, sofern wir dabei nicht in Versuchung geraten "außerirdische" Vorstellungen damit zu verbinden versuchen, denn dann wird es logischerweise nun einmal entweder zwangsläufig "besonders witzig - oder zwangsweise besonders unseriös". :D

Um Vernunft gewährleisten zu vermögen, müsste auf einer (nahezu) gleichen Argumentationsebene gegenpolig eine Ebene der Unvernunft existentiell ausschaltbar sein.

Ein angenommene Nichtwahrnehmung von Unvernunft als Voraussetzung genügt mir bereits zum Ausschalten von Unvernunft, einzige Voraussetzung ist dabei, dass sie tatsächlich der Vernunft gegenpolig vorauseilt.
Mir genügt die Nichtwahrnehmung, weil sie einfach existiert und sich nicht an einem Wahrnehmenden schadlos halten kann -und dies auch für die Zukunft gelten wird...... :)
Allerdings genügt mir die Nichtwahrnehmung einer Nichtexistenz von Nichtwissen als negatives Ur-Grundwissen - Sokrates lässt grüßen - natürlich in einer mesosokratisch "zahnenden" Trans-zen-dental-Philosophie" noch immer nicht zur Beruhigung von allem, was sich definitiv zwischen Raum und Zeit "abspielt und aufspielt", einem Jo-Jo-Effekt gleichkommend.
Die Annahme einer Nichtexistenz reicht für verlässliche Schlussfolgerungen keineswegs rational aus!
Erst im Verstehen einer Nichtexistenzphilosophie im Ausschlussverfahren von Nichtwissen vermag Logik in Informationskurvendiskussionen zu einer höheren Para-Erkenntnisform von Existenzphilosophie unter Einschluss von imaginär-hypothetischen ' Vor-Teilchen' führen. :p

Bernies Sage (Bernhard Layer) geschrieben für die Leser des Denkforums zum 25.Oktober 2021

Übrigens: Heute ist Weltnudeltag, an dem ich spontan - aber widerwillig - à priori den Gründer der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters meine "fehlende" Aufwartung zu machen "völlig ungewillt" bin. :p
 
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