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...ist Gott ewig oder auch sterblich?.....

sibel schrieb:
Wahrscheinlich ist diese Interpretation hier sattsam bekannt,da ich sie aber nicht kenne,wäre ich dankbar,wenn Du sie mir in wenigen Worten(so das möglich...) erklären würdest...
Ein Wunder ist - nach üblicher Sprachdefinition - ein übernatürliches Phänomen. Und Triskell sagte ja schon, dass wir Vieles als "Wunder" wahrnehmen mögen, weil wir die dahinterstehenden Naturgesetze nicht begreifen.
Den Magier David Copperfield wirst du ja auch nicht als "Wundertäter" sehen. Wie verstehen lediglich nicht, wie er seine Events anstellt.

Gysi
 
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Triskell schrieb:
Gott als Ausdruck von Übermacht, ist das Gesetz von Ursache und Wirkung an sich und somit unsterblich.
Unerklärliche Phänomene und Wunder die für Gotteserscheinungen gehalten werden und nicht unseren Naturgesetzen entsprechen, kommen davon, daß wir nur einen Bruchteil der Naturgesetze begreifen.

MfG

Triskell
Das, was Du hier schreibst, ist für mich eben auch ( nur) eine Füllung des Begriffes Gott.
Ursache und Wirkung ist genau das Prinzip, nach dem alles evolutionäre Wirken erklärt werden kann ( nicht alles, denn es gibt auch Mutationen, bei denen dieses Prinzip scheinbar aufgehoben ist). Kant nannte dieses Prinzip noch Verstandeskategorie des transzendentalen Ichs. Sogar nach ihm ist das Ursache- Wirkung-Prinzip ein immanantes Erklärmodell von Vorgängen.


Und deshalb erscheint mir Deine Gottesdefinition genaus so wie die im AT überleiferten: Gott ist Gott, weil er Gott ist.
Marianne
 
wovon ist hier eigentlich die rede? was meint jeder einzelne von euch, wenn er "gott" sagt? ich finde keinen konkreten ausgangspunkt für die verschiedenen überlegungen.

gott ist hier nicht definiert worden. meint ihr alle dasselbe? diesen gott, der das all-eine darstellt, das allmächtige, das allumfassende, in dem alles ist und der alles ist? oder meint ihr eher einen gott, der einfach "nur" eine über alle naturgesetze erhabene, wundertätige Person ist.

worauf bezieht sich die frage, ob gott sterblich ist oder ewig, wenn nicht klar ist, was gemeint ist!

das thema ist sehr interessant, aber ich würde gerne einen schritt zurück gehen und herausfinden, ob da nicht schon grundsätzlich verschiedene vorstellungen von gott die diskussion verwirren.

lilith51
 
Gottesbeweise sind Bewusstsein, Selbstbewusstsein, Geist und damit Sinn, Liebe, Hoffnung, Angst, Zweck, et cetera.
Materie ist an sich sinnlos. Zweck ensteht nur aus einem Selbstbewusstsein heraus - wir aber haben einen natürlichen Zweck ( von Nishida als bewusstseinsimmanentes Vereinheitlichungsmoment bezeichnet, ferner auch die vom Mittel zum Zweck gemachte Sinnlichkeit) und sofern kann der Geist nur von einem Bewusstsein stammen. Gott ist nicht in der Materie, oder den Gesetzen der Zahl und Materie, sondern nur immanent - sein Prinzip wirkt in uns, und ob nun Himmel oder Nirvana - beide erfülllen den Zweck des Geistes. Wobei letzteres eine Erfindung sein muss, da eben nicht Nichts einen Zweck kreiert.
 
lilith51 schrieb:
das thema ist sehr interessant, aber ich würde gerne einen schritt zurück gehen und herausfinden, ob da nicht schon grundsätzlich verschiedene vorstellungen von gott die diskussion verwirren.

lilith51

Ist Gott nicht "jenes höhere Wesen, das wir verehren?" ;)

Ich denke, der Begriff "Gott" ist ein gutes Beispiel für einen semantischen Code; denn obwohl er für jeden etwas Anderes darstellt - können wir uns trotzdem darüber unterhalten. Kommunikation funktioniert eben auch, wenn sie ungenau ist, bzw. wenn man sich nicht genau versteht.
Wir können uns ja auch über Liebe unterhalten ohne zu wissen, wie sie der andere genau praktiziert.
Außerhalb dieses Codes könne wir uns Gott auch nur als "Ding an sich" vorstellen (bzw. eben nicht vorstellen). Es gibt seit Schopenhauer aber auch schon davor genügend Philosophen, die erkannt haben, dass man sich über ein "Ding an sich" nicht unterhalten kann, sondern nur über Vorstellungen von Dingen.

Ich denke nun, dass jemand, der die Frage stellt, ob Gott ewig ist oder tot oder sterblich, obige Überlegungen (noch) nicht akzeptiert hat. Er meint, dass Spekulationen über ein "höherstehendes Wesen an sich" Sinn ergeben könnten. Dass sie eventuell sogar beantwortbar wären.
Ich beantworte die Frage: Solange es Menschen gibt, ist Gott als sematischer Begriff wahrscheinlich unsterblich - denn eine Vorstellung über einen Gott bildet sich immer wieder neu und pflanzt sich über Generationen hinweg fort.
 
Robin schrieb:
Ist Gott nicht "jenes höhere Wesen, das wir verehren?" ;)

Ich denke, der Begriff "Gott" ist ein gutes Beispiel für einen semantischen Code; denn obwohl er für jeden etwas Anderes darstellt - können wir uns trotzdem darüber unterhalten. Kommunikation funktioniert eben auch, wenn sie ungenau ist, bzw. wenn man sich nicht genau versteht.

ok, ich versuchs mal.
gott, so wie er im religionsunterricht in der volksschule dargestellt wird, ist erst einmal eine person, als kind konnte ich ihn mir nicht anders vorstellen. so wie ich mir auch nicht vorstellen konnte, was ewigkeit ist.
dieser gott, eine art übervater und oberster richter, der sich noch dazu einen vollstrecker (= satan in der hölle) hielt, war der schrecken meiner kindheit. ich war natürlich nicht in der lage, so einen gott zu verehren, es sei denn, um ihn gnädig zu stimmen. gleichzeitig war dieser übervater aber auch allwissend und allgegenwärtig, was ja besonders fies ist, weil er dadurch wusste, dass ich meine verehrung nur spielte.
so weit so schrecklich.

dieser gott ist für mich tot.

meine moralischen vorstellungen und meine wertorientierung waren dennoch von dieser gottessicht stark geprägt. es hat viele jahre gedauert, bis ich mich durch die berge von angst und schuld durchgebaggert hatte, um zu meinem individuellen wesen zu gelangen.

aber gott als begriff für die energie, die das ganze universum am laufen hält, ist nicht tot. gott ist für mich alles was ist. und da materie nichts anderes ist als verdichtete energie, ist gott einfach reine energie, die sich durch materie ausdrückt und somit sichtbar und erfahrbar wird.

auch ich, mensch, bin sichtbar gewordene göttliche energie, ich habe einen körper, einen verstand, gefühle - alles werkzeuge, mit denen ich als göttliche energie erfahrungen machen kann. aber ich bin energie, so wie alles andere in diesem universum.

und so, wie man "das leben" oder "die liebe" oder "das bewusstsein" in einem lebewesen nicht finden kann, wenn man es auch in seine einzelteile zerlegt und analysiert, so lässt sich auch gott nicht in irgendeinem einzelnen ding oder einem wesen "dingfest" machen.

demian:
sinn, schicksal, bestimmung oder ein weg....
jeder bestimmt selbst sein schicksal. es gibt keine übergeordnete instanz, alles, was ist, ist göttlich.

du, als individuum, gibts dir selbst deinen eigenen sinn, es ist allein deine entscheidung, wie du deine erfahrungen machen willst. durch jede erfahrung, welcher art auch immer, formt sich dein weg und du entscheidest immer selbst, wie du mit dir und allem, was dir begegnet, umgehst, auch wenn es dir nicht bewusst ist.

zusammenfassend: gott ist nicht sterblich, das göttliche in jedem von uns ist nicht sterblich, materie ist sterblich, wobei sie sich in reine energie zurückverwandelt.

:) herzlich
lilith
 
lilith51 schrieb:
aber gott als begriff für die energie, die das ganze universum am laufen hält, ist nicht tot. gott ist für mich alles was ist. und da materie nichts anderes ist als verdichtete energie, ist gott einfach reine energie, die sich durch materie ausdrückt und somit sichtbar und erfahrbar wird.

auch ich, mensch, bin sichtbar gewordene göttliche energie, ich habe einen körper, einen verstand, gefühle - alles werkzeuge, mit denen ich als göttliche energie erfahrungen machen kann. aber ich bin energie, so wie alles andere in diesem universum.

und so, wie man "das leben" oder "die liebe" oder "das bewusstsein" in einem lebewesen nicht finden kann, wenn man es auch in seine einzelteile zerlegt und analysiert, so lässt sich auch gott nicht in irgendeinem einzelnen ding oder einem wesen "dingfest" machen.

Alles schön und gut, aber warum es dann noch "Gott" nennen? Was drückt sich für Dich dann darin aus, dass du diesen Begriff verwendest? (Du könntest ja einfach von "Energie" sprechen.)
 
hi robin!

Robin schrieb:
Alles schön und gut, aber warum es dann noch "Gott" nennen? Was drückt sich für Dich dann darin aus, dass du diesen Begriff verwendest? (Du könntest ja einfach von "Energie" sprechen.)

warum es nicht "gott" nennen? ich hab wirklich lang gebraucht, diesen begriff auch wieder in meiner sprache zu verwenden, weil er mit meiner "alten" vorstellung verknüpft war. aber ich hab bei der auseinandersetzung mit meinem (nicht vorhandenen) glauben (den ich als jugendliche fast verzweifelt gesucht habe) festgestellt, dass viele genau das meinen wie ich heute, wenn sie "gott" sagen.
es ist nicht so wichtig, ich kann es auch energie oder "das all-eine" oder auch "das SEIN" nennen.

herzlich
lilith51
 
lilith51 schrieb:
ich hab wirklich lang gebraucht, diesen begriff auch wieder in meiner sprache zu verwenden, weil er mit meiner "alten" vorstellung verknüpft war. aber ich hab bei der auseinandersetzung mit meinem (nicht vorhandenen) glauben (den ich als jugendliche fast verzweifelt gesucht habe) festgestellt, dass viele genau das meinen wie ich heute, wenn sie "gott" sagen.

Ich will doch noch mal nachhaken, denn wenn ich sage, dass der Begriff auf einer semantischen Ebene unausrottbar ist, interessiert mich natürlich, warum es dir "schwer" fällt dich davon zu lösen, trotz deiner schlechten Erfahrungen.

Gott steht nun mal in der Alltagssprache für den Mann mit Bart oder jenes höhere Wesen, das wir verehren. Zumindest steht der Begriff aber für das Jenseitige, das all das, was wir sehen, erschaffen hat und sein Schicksal bestimmt.
Dies kann ich aber bei deiner Definition nicht wiederfinden, also die "Energie an sich" hat für mich nichts Mystisches, nichts Transzendentes, ja nicht einmal etwas Religiöses. Es klingt fast physikalisch. Wir bestehen alle aus einer Energie, das wird jeder Physikprofessor unterschreiben.
Was meinen also all die Menschen, die Gott nicht grausam oder mit Bart sehen und trotzdem als etwas Allumfassendes. Und ich wiederhole mich, weil Missverständnisse ja auch ärgerlich sein können: Warum es Gott nennen?
 
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Robin schrieb:
Ich will doch noch mal nachhaken, denn wenn ich sage, dass der Begriff auf einer semantischen Ebene unausrottbar ist, interessiert mich natürlich, warum es dir "schwer" fällt dich davon zu lösen, trotz deiner schlechten Erfahrungen. --> 1


Gott steht nun mal in der Alltagssprache für den Mann mit Bart oder jenes höhere Wesen, das wir verehren. Zumindest steht der Begriff aber für das Jenseitige, das all das, was wir sehen, erschaffen hat und sein Schicksal bestimmt.

Dies kann ich aber bei deiner Definition nicht wiederfinden, also die "Energie an sich" hat für mich nichts Mystisches, nichts Transzendentes, ja nicht einmal etwas Religiöses. Es klingt fast physikalisch. Wir bestehen alle aus einer Energie, das wird jeder Physikprofessor unterschreiben. --> 2

Was meinen also all die Menschen, die Gott nicht grausam oder mit Bart sehen und trotzdem als etwas Allumfassendes. Und ich wiederhole mich, weil Missverständnisse ja auch ärgerlich sein können: Warum es Gott nennen?

1. es fällt mir nicht schwer, mich von dem begriff "gott" zu lösen. es fiel mir lange zeit schwer, diesen begriff überhaupt zu verwenden, ich hatte ihn aus meinem sprachgebrauch eliminiert.

das hatte mit einer erfahrung mit meinem vater zu tun, der seeeehhhhr katholisch war und mir seine religion wirklich aufzwang. als ich so ca. mit 16 anfing, diverse theologische bücher zu lesen (mein bruder studierte theologie), kam ich erst dahinter, dass das, was mein vater als tatsache dargestellt hatte, nur konstruktion und glaube waren und ich fühlte mich betrogen. ich glaubte NICHTS mehr von all dem, was mir irgendjemand als tatsache weismachen wollte. vor allem, was religion betraf, damit wollte ich gar nichts mehr zu tun haben.

allerdings merkte ich bald, dass ich nicht so einfach davon kam. zu tief war mein kindliches bild von gott eingegraben, ich musste mich damit auseinandersetzen, um die angst vor der ewigen verdammnis wirklich loszuwerden um mich frei fühlen zu können. ich machte mich also auf um die "wahrheit" zu suchen. klingt jetzt sehr pathetisch, aber das tat ich.

ich schaute mich bei den anderen religionen um und entdeckte, dass die grundsätzliche vorstellung, was gott ist, fast überall gleich ist. die unterschiede lagen in den details der interpretation, aber gott war überall "der geist, der alles geschaffen hat, der allmächtige, allwissende, der ewige, der schon immer war und immer sein wird". mit diesem gottesbegriff hatte ich kein problem, aber es war nicht mehr als eine basis, von der aus ich weitersuchen konnte.

den begriff "gott" wieder zu verwenden war eine bewusste entscheidung, weil "energie" in diskussionen eher den physikalischen aspekt in den vordergrund rückte und daurch verwirrung erzeugte.

2. mein begriff von gott ist aber mit dem begriff "energie" vergleichbar. in welcher form energie erscheint, ist egal. das mystische ist nur eine interpretation, ein bild, das wir uns machen wollen, weil es ja nicht so einfach sein darf, dass dieses große, hehre, :maus: heilige, als das uns "gott" von den religionsgemeinschaften immer verkauft wird, so etwas banales wie energie sein kann.

bei allen theorien von der entstehung des universums kommen die forscher zu einem punkt, der die frage "was war vorher" aufwirft.
und jeder, der sich ernsthaft damit beschäftigt, wird spätestens hier auf sein eigenes unwissenschaftliches (weil ganz subjektives) weltbild zurückverwiesen, wenn er diese frage beantworten bzw. erforschen will.
die einzige für mich klare antwort, die ich bisher gefunden habe, lautet: es ist eben so! punkt!
es hat keinen sinn in sich, außer dass es existiert. jede erklärung ist genau so wahr wie ihr gegenteil.
es gibt keine objektive erfahrung, aber erfahrung ist die einzige wahrnehmungsmöglichkeit all dessen, was ist.
wahrheit ist immer relativ, nur schlüssig in einem bestimmten geschlossenen system. jeder hat in seinem eigenen weltbild die möglichkeit, seine wahrheit mit seinen erfahrungen zu erklären und zu untermauern.

das bedeutet auch, dass meine vorstellung von gott nur für mich richtig ist und alles was ich mit dem begriff "gott" meine, nur für mich stimmt, weil selbst die ausgefeiltesten formulierungen niemals alles so vermitteln können, dass genau das, was ich meine, auch so rüberkommt.

ich versuche es halt immer wieder, deswegen sind meine beiträge auch so lang. :haare:

herzlich
lilith

leider hab ich noch lang nicht alle themen in diesem forum durchgelesen, da ist zu diesen themen sicher schon öfter diskutiert worden. ich werd mich demnächst wieder einmal reinlesen, bevor ich meine abhandlungen hier noch länger ausbreite. :schlaf1: :D
 
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