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"Goldene Regel", "Kategorischer Imperativ" und "Mitleids-Ethik" im Vergleich:
Die "Goldene Regel" ist m. E. im Grunde genommen eine Regel für Egozentriker, da sie immer das Subjekt als Maßstab hat, nicht das Objekt.
Das heißt im Klartext: Wenn ich die "Goldene Regel" in Bezug auf andere Menschen anwende, dann gehe ich immer davon aus, was ich als "negativ" oder "böse" empfinde.
Das eröffnet nicht die Möglichkeit zu tatsächlich altruistischem Handeln.
Genau das wollte A. Schopenhauer mit seiner Mitleids-Ethik m. E. aber erreichen, nämlich das "Mitleiden" (besser wäre wohl "Mitfühlen") mit anderen Lebewesen. Schopenhauer sah im Überwinden des Egoismus, der naturgemäß jedem Menschen zu eigen ist, die einzige Möglichkeit das Leid auf dieser Welt zu reduzieren. Der wahre "Mitleidende" (besser m. E. "Mitfühlende") erkennt sich selbst in anderen Menschen (Nach der Sanskrit-Formel: "Tat twam asi" = "Das bist du"). Daraus resultiert eine "Güte des Herzens", wie A. Schopenhauer schreibt.
Ich finde, dass der "Kategorische Imperativ" von Kant eine Weiterentwicklung der "Goldenen Regel" darstellt, da er ja praktisch davon ausgeht, dass der "Normerzeuger" von seiner eigenen "Norm" betroffen sein kann, also ein "Feedback" stattfindet. Allgemeingültige Normen wirken eben auch irgendwann einmal auf den "Normerzeuger" zurück.
Das zwingt also dazu, vom egozentrischen Denken und Handeln ("Goldene Regel") zu einem sozialverträglichen Denken und Handeln ("Kategorischer Imperativ") zu wechseln.
p.s. zu A. Schopenhauer:
Ich habe leider noch keine Originalschrift von Schopenhauer gelesen, sondern stütze mich auf folgende Quellen:
1.) Der Weg der Philosophie, Band II von Wolfgang Röd.
2.) Arthur Schopenhauer zur Einführung von Volker Spierling.