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Ethik ... das kleinere Übel

EinMensch

Well-Known Member
Registriert
4. Juni 2022
Beiträge
639
Wir hatten im privaten Kreis eine philosophische Diskussion darüber wie gut oder schlecht das kleinere Übel ist.
Ein Beispiel das bewusst grausam gewählt ist um klar zu machen das es hier keinen strahlenden Retter in weißer Rüstung gibt:
Mir werden jeden Moment beide Hände abgehackt, mein Peiniger holt schon zum Schlag aus und plötzlich stürmt jemand die Türe herein und schreit Stopp und sagt:
Ich werde das verhindern wenn du mir erlaubst dir stattdessen nur eine Hand abzuhaken.
Ja, moralisch hochwertiger wäre es zu verhindern das mir überhaupt eine Hand abgehakt wird, aber Menschen die sich moralisch gerne selbst auf die Schulter klopfen sind meist die die nicht verhindern würden das mir beide Hände abhakt werden.
Derjenige der hereinstürmt will auch etwas von mir das nicht zu meinem besten ist, aber trotzdem verhindert er schlimmeres für mich, was keiner der Schulterklopfer für mich getan hätte.
Ist es wirklich so schräg diesen Menschen dankbar dafür zu sein, das es schlimmeres verhindert hat?
 
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Wenn Ethik ein Einstellungsmuster sein soll, dann wird Moral zu einem Gebrauchsmuster.
Wir hatten im privaten Kreis eine philosophische Diskussion darüber wie gut oder schlecht das kleinere Übel ist.
Ein Beispiel das bewusst grausam gewählt ist um klar zu machen das es hier keinen strahlenden Retter in weißer Rüstung gibt:
Mir werden jeden Moment beide Hände abgehackt, mein Peiniger holt schon zum Schlag aus und plötzlich stürmt jemand die Türe herein und schreit Stopp und sagt:
Ich werde das verhindern wenn du mir erlaubst dir stattdessen nur eine Hand abzuhaken.
Ja, moralisch hochwertiger wäre es zu verhindern das mir überhaupt eine Hand abgehakt wird, aber Menschen die sich moralisch gerne selbst auf die Schulter klopfen sind meist die die nicht verhindern würden das mir beide Hände abhakt werden.
Derjenige der hereinstürmt will auch etwas von mir das nicht zu meinem besten ist, aber trotzdem verhindert er schlimmeres für mich, was keiner der Schulterklopfer für mich getan hätte.
Ist es wirklich so schräg diesen Menschen dankbar dafür zu sein, das es schlimmeres verhindert hat?
Ich studiere noch: Wie vermag die Diskussion über eine Krüppel-Ethik in eine Grübel-Ethik so überführt werden, dass dabei niemand überführt oder überfahren wird?:dontknow:
 
In dieser Geschichte herrschen bloß seltsame Hirngespinste -- von jeglicher Ethik befreit.
Warum soll man jemanden dankbar dafür sein, obwohl er trotzdem verletzt und verkrüppelt? Dieser Gedankengang ist für mich nicht nachvollziehbar. Die Person die dir "nur" eine Hand abhackt, handelt immer noch nicht rechtens und ändert nichts an der Tatsache, dass ein Schaden angerichtet wurde -- kleineres Übel hin oder her, es bleibt ein Übel.
 
In dieser Geschichte herrschen bloß seltsame Hirngespinste -- von jeglicher Ethik befreit.

So ist es. Als "das kleinere Übel" bezeichnet man für gewöhnlich eine Situation, in der es nicht gänzlich ohne Reibungsverluste abgehen kann: Jemand fällt in der U-Bahn aufs Gleis, ich ziehe die Notbremse. Der Zugverkehr wird komplett unterbrochen, alle Fahrgäste müssen warten: Das ist dann das kleinere Übel. Unvermeidbar, denn alle anderen Optionen hätten die Verletzung oder den Tod von Menschen zur Folge oder es bestünde ein erhebliches Risiko dafür (z.B. Ich springe auf das Gleis und ziehe den Gefallenen vom Gleis. Dann müssen die anderen Fahrgäste ggf. nicht warten, aber ich riskiere dabei nicht nur das Leben des Gefallenen, sondern zusätzlich auch meins).

Im oben genannten Beispiel gibt es keine unvermeidbare Situation, jedenfalls wird sie uns nicht genannt (und allein die Wortwahl "Peiniger" sagt uns schon: Sie ist vermeidbar).
Anders wäre es: Die Arme müssen aus medizinischen Gründen amputiert werden, denn sonst träte der Tod dieses Menschen ein. Doch dann kommt ein anderer Spezialist ins Zimmer und stellt fest: Nein, es muss nur ein Arm amputiert werden, denn dann können wir aus dem amputierten Arm die Vene entnehmen und sie am ebenfalls schwer verletzten anderen Arm als Ersatzorgan einsetzen. Das wäre dann das kleinere Übel.
 
Ich glaube der Ausgangspunkt der Fragestellung im Fallbeispiel von EinMensch ist ein anderer. Darf sich ein Mensch der weniger Übel verursacht, moralisch höher Stellen als einer, der mehr Übel verursacht? Da es sich hier um zwei von einander zu trennende Protagonisten handelt, stehen diese also in Konkurrenz um die Fragestellung, ob derjenige mit geringerem Schadensausmaß moralisch rechter handelt.
Ich sage nein, denn die Legitimation jemanden eine Hand abzuhacken nur um zu verhindern, dass die zweite abgehackt wird, darf kein Anlass dafür sein, so eine Tat zu vollziehen und vor allem nicht, diese als ethischen Beweggrund zu nennen. Das ist höchstens ein weniger schlechter Kompromiss für das Opfer, aber die Schlechtigkeit bleibt und es ist kein ethischer Akt für denjenigen der die Tat letztendlich vollzieht. In diesem Fall handelt die zweite Person also längst noch nicht ethisch, auch wenn man das im ersten Moment als heroisch abhandeln könnte, es ist und bleibt immer noch eine üble Tat die zu verurteilen wäre. Das gilt es im jeden Fall zu unterscheiden.
 
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Ich glaube der Ausgangspunkt der Fragestellung im Fallbeispiel von EinMensch ist ein anderer. Darf sich ein Mensch der weniger Übel verursacht, moralisch höher Stellen als einer, der mehr Übel verursacht? Da es sich hier um zwei von einander zu trennende Protagonisten handelt, stehen diese also in Konkurrenz um die Fragestellung, ob derjenige mit geringerem Schadensausmaß moralisch rechter handelt.

Wenn es sich um eine Situation mit letztlich unvermeidbaren Optionen handelt, dann vielleicht schon.
Darf ich einen Attentäter erschießen, der anderenfalls viele Menschen tötet? Wenn es unvermeidbar ist, dann ja, und genau das passiert ja auch mehr oder weniger jeden Tag. Noch besser wäre es allerdings, ich wäre ein so guter Schütze, dass ich dem Attentäter die Waffe aus der Hand schießen könnte.

Menschliches Leid in Situationen mit vermeidbaren Optionen lässt sich nicht auf- oder verrechnen. Einer, der einen Menschen ermordet, ist nicht besser als einer, der ein Dutzend Menschen ermordet.
 
Ich tue je in gegebenen Situationen, was ich mit meinem Gewissen vereinbaren kann.
Ein gutes Gewissen gleicht im Unterbewusstsein einem sanft zur Bewahrung abgelegten 'Ruheküssen',
welches einer sofort vorrangigen Entscheidungsüberlegung bedarf, - ganz ohne zu 'müssen'... :kuss4:
 
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