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Das Streben nach dem Sinn

Sinn-Sehnsucht, Religion und Manipulation.

Mich interessiert an der Neigung zur Religiosität ja primär, warum die Manipulationen der Massen
mit (pseudo-) religiösen Parolen über die Jahrhunderte hinweg so verlässlich funktioniert haben,
und, siehe Karikaturenstreit, auch heute noch immer funktionieren.

Wir hier, die Freunde des Denkforums, wir sind ja gottlob aufgeklärt und lassen uns nicht
mit solchen billigen Bauernfängertricks manipulieren.
Wir sind durch und durch tolerant und schätzen die Freiheit der Kunst über alles.

Wir amüsieren uns köstlich über Karikaturen von Jesus oder Persiflagen auf das Leben Jesus,
und wenn da ein paar verzopfte Christen etwas von Blasphemie faseln, dann wacheln wir nur cool
mit der Menschenrechtskonvention und pochen auf die Freiheit der Kunst.

Wir amüsieren uns köstlich über Karikaturen von Mohammed oder Persiflagen auf das Leben Mohammeds,
und wenn da ein paar verzopfte Muslime etwas von Blasphemie faseln, dann wacheln wir nur cool
mit der Menschenrechtskonvention und pochen auf die Freiheit der Kunst.

Die Toleranz, die wir anderen abverlangen, kennt eben keine Grenzen,
Meinungsfreiheit und die Freiheit der Kunst sind uns heilig.


Bei Geschmacklosigkeiten hört sich allerdings die Toleranz auf.

Würde in diesem Forum jemand gar auf die absurde Idee verfallen, in einem Parodienwettbewerb
auch einen von Paul Celan gefügten Text zu parodieren, dann müsste unverzüglich der Adminsan
aufgefordert werden, von seinem Hausherrenrecht Gebrauch zu machen und diesen geschmacklosen
Beitrag wieder zu löschen.
Unsere Geschmacksnerven lassen wir uns von einem solchen Perversling nicht beleidigen, Basta !

Die Löschung einer solchen Parodie hätte auch überhaupt nichts mit Zensur zu tun,
aber wirklich nicht,
das wäre doch lediglich ein Ausdruck von gutem Geschmack, von Kultur,
und dem nun einmal unverzichtbaren Minimum an Political Correctness.


Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden.
 
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OT: Verletzung von "religiösen Gefühlen"

Wenn mein Idol, das ich anbete, bewundere und ehrfürchtig respektiere,
von anderen Menschen nicht bewundert wird
und ihm schon gar nicht mit ehrfürchtigem Respekt begegnet wird,
so kann das durchaus meine "religiösen Gefühle" verletzen.


Gibt mir diese meine Verletzlichkeit nun das Recht, von anderen Menschen die gleiche Haltung
gegenüber meinem Idol einzufordern, wie ich sie einnehme ???

Wenn wir eine Rücksichtnahme auf solche Verletzlichkeit einfordern, wo sollte die dann enden ?

Einer verehrt Jesus und fühlt sich verletzt,
wenn dieses Idol auch nur in die Nähe von Merkmalen und Verhaltensweisen gerückt wird,
die es nicht gerade anbetungswürdig erscheinen lassen,

der nächste verehrt Mohammed und fühlt sich verletzt,
wenn dieses Idol auch nur in die Nähe von Merkmalen und Verhaltensweisen gerückt wird,
die es nicht gerade anbetungswürdig erscheinen lassen,

der nächste verehrt Karl Marx und fühlt sich verletzt,
wenn dieses Idol auch nur in die Nähe von Merkmalen und Verhaltensweisen gerückt wird,
die es nicht gerade anbetungswürdig erscheinen lassen,

der nächste verehrt St. Alin, oder H. Itler, oder M. Ao, und fühlt sich verletzt,
wenn dieses Idol auch nur in die Nähe von Merkmalen und Verhaltensweisen gerückt wird,
die es nicht gerade anbetungswürdig erscheinen lassen,

der nächste verehrt Michael Jackson und fühlt sich verletzt,
wenn dieses Idol auch nur in die Nähe von Merkmalen und Verhaltensweisen gerückt wird,
die es nicht gerade anbetungswürdig erscheinen lassen,

und so weiter, und so fort ...


Landen wir da nicht bei Geschmacksangelegenheiten, bei völliger Beliebigkeit ?

Darf man sich dann nicht auch verletzt fühlen, wenn jemand die Musik von Paul Hindemith
in einem Atemzug mit dem Musikantenstadl nennt ?

Oder, wenn jemand Goethes Faust zitiert, und dabei die Rollen von Faust und Mephistopheles
vertauscht ?

Oder, wenn man eine Blunzn mit Sauerkraut serviert bekommt, wo doch die eigenen Geschmacksnerven
auf panierte Silikon-Dichtungsringe (äääh, wollte natürlich "Calamares" schreiben) geeicht sind ?


Was könnte denn als ein objektives Kriterium herangezogen werden, das die Bestimmung eines
prinzipiellen Unterschiedes zwischen religiösen Gefühlen und anderen Gefühlen ermöglichen würde ?

Bei Lichte betrachtet gibt es ein solches Kriterium nicht, was in letzter Konsequenz heißt:
Mit meinen religiösen Gefühlen muss ich genauso selbst fertigwerden, wie mit allen anderen Gefühlen,
die sind und bleiben meine Privatsache !


Sogar wenn das jetzt am alleroffigsten allertopicsten war,

so musste das auch einmal in aller Klarheit gesagt werden.
 
AW: Das Streben nach dem Sinn

Was könnte denn als ein objektives Kriterium herangezogen werden, das die Bestimmung eines
prinzipiellen Unterschiedes zwischen religiösen Gefühlen und anderen Gefühlen ermöglichen würde ?

Bei Lichte betrachtet gibt es ein solches Kriterium nicht, was in letzter Konsequenz heißt:
Mit meinen religiösen Gefühlen muss ich genauso selbst fertigwerden, wie mit allen anderen Gefühlen,
die sind und bleiben meine Privatsache !
Es gibt keinen Unterschied zwischen religiösen Gefühlen und anderen Gefühlen. Sehe ich genauso.

Die gezielte Verletzung der Gefühle anderer Personen ist ein asozialer Akt.
Offtopic-Beiträge zu unterstützen ebenso.:D

fussel
 
Bauchgrimmassage

fusselbauch schrieb:
Die gezielte Verletzung der Gefühle anderer Personen ist ein asozialer Akt.

Wenn Künstler mit ihren Skulpturen, Bildern, Filmen, oder Büchern
die Gefühle des Publikums verletzen, dann handeln sie wahrscheinlich nach der Devise:
"Lieber in der Gesellschaft als asozial auffallen, als gar nicht bemerkt werden !"
Bemerkt werden ist für Künstler fast alles.

Abgesehen davon, kann man eine verschlafene Gesellschaft nur wachrütteln,
wenn man sie auf der emotionalen Ebene "angreift".
Mit kopflastigen Appellen allein erreicht man höchstens eine kleine Minderheit,
die obendrein häufig ohnehin schon größtenteils dort ist, wo man sie haben will.

Eine Schonung der Gefühle als oberste Maxime würde sehr schnell zu Erstarrung und Verkrustung
führen, ohne einer realistischen Möglichkeit, gesellschaftliche Fehlentwicklungen zu korrigieren.

Und das wäre zweifellos eine gesellschaftliche Fehlentwicklung, die es zu korrigieren gälte.


Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden.
 
"Sklaven" einer Sinnsuche.

Die Sichtweise von Robin, derzufolge wir manchmal wie Sklaven unserer Sinnsuche erscheinen,
halte ich insoweit für zutreffend, soweit wir uns generell als Sklaven unserer Gefühle sehen.

Sinnsuche ist nämlich bestenfalls vordergründig eine rationale Angelegenheit.

Sobald wir uns vergegenwärtigen, dass wir uns wohler fühlen,
wenn uns die Interpretation einer Wahrnehmung oder eine Vorstellung sinnvoll erscheint,
wird offenbar, dass die rationale Komponente der Sinnsuche bestenfalls die Schale bildet,
im Kern hat Sinnsuche eine emotionale Triebfeder.


Um zu unterstreichen, dass ich für Sklavenarbeit nicht zu haben bin,
möchte ich auch noch an die Heidegger-Zitate zum Sinn vom Sein anschließen.

Der große Denker Heidegger wird ja aus unerfindlichen Gründen häufig unter seinem Wert
gehandelt. Dabei verdanken wir ihm die bahnbrechende nazionalökonomische Erkenntnis:

Alles Seiende hat ein Ende, nur die Wurscht hat zwei !


Heidegger wollte auch mal dichten
und versuchte es mit Nichten.
Er erkannte, schwergewichtig,
Nichts nichtet Nichten richtig nichtig.
Drauf trank er einen übern Durscht.
So ward das Seiende ihm Wurscht,
welche sich, konträr zum Seienden,
fort wurschtelte mit zwei Enden.

Nominierungen für den Literatur-Nobelpreis sind sinnlos, ich nehme diesen Preis nicht an !


Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden.
 
AW: Das Streben nach dem Sinn

Ich halte uns weder für Sklaven unser Sinnsuche noch Sklaven unserer Gefühle.

Sinnsuche ist nämlich bestenfalls vordergründig eine rationale Angelegenheit.
Sinnsuche ist nur eine rationale Angelegenheit. Das Wohlfühlen ist eine abhängige Folgeerscheinung.

Ich vermute eher das die Sinnsuche ein künstlicher Ersatz ist. Soetwas wie ein Emotionsmethadon. Gedanken, handlungen bei denen wir intern direkt ein emotionales Feedback bekommen, brauchen wir keinen Sinn. Bei "komplexen" rationalen Erkenntnissen brauchen wir ebenfalls ein Richtig/Falsch, bekommen aber durch das zweite uns innewohnendes System kein Rückkopplung, deshalb versucht das rationale System rekursiv ein feeback zu bekommen, und zwar wie du schon geschrieben hast.

Neugier schrieb:
Dinge sind für uns dann sinnig und nachvollziehbar,
wenn sie unserem Selbst,
einem in sich deterministisch anmutenden System der Kausalitäten,
am ehesten entsprechen.

Für uns ist die Ordnung der Dinge überlebenswichtig,
da wir selbst ein Subjekt der evidenten Ordnung verkörpern.

Das Wohlfühlen kommt daher, weil das rationale System keine Probleme mehr an das emotionale System übermittelt. Beide Systeme sind wieder im Einklang. Harmonie.

Es könnte aber auch sein, dass ich so früh am morgen noch nicht richtig ausgeschlafen habe.:morgen:
 
Phasen der Sinnsuche.

fusselhirn schrieb:
Sinnsuche ist nur eine rationale Angelegenheit.
Das Wohlfühlen ist eine abhängige Folgeerscheinung.

fussel,
auch in meinem Verständnis ist das erwähnte Wohlbehagen eine Folgeerscheinung einer
erfolgreichen Sinnsuche,
aber es kommt schon der Antrieb für eine Sinnsuche aus der emotionalen Ecke.

Wenn ein Gedanke, eine Vorstellung, oder die Interpretation einer Wahrnehmung "keinen Sinn macht",
dann entsteht ein Spannungsverhältnis, das sich als Unbehagen manifestiert.
Diese Hintergrund-Emotion ist der Antrieb für die Sinnsuche i.e.S..

Bei der Sinnsuche i.e.S. werden Neubewertungen der bisher aufgenommenen Informationen gesucht,
damit diese als sinnvoll erachtet werden können.
Das ist ein teilweise rationaler und teilweise (unbewusster) emotionaler Prozess.

Beim Auseinanderklamüsern von rationalem und emotionalem Anteil erscheint mir
eine Unterscheidung der Phasen der Sinnsuche empfehlenswert, die da wären:

Antrieb durch "Sehnsucht nach Sinnhaftigkeit" (rein emotional),
Durchführung "Sinnsuche i.e.S." (gemischt emotional/rational),
und Wirkung des Ergebnisses (gemischt emotional/rational).


Es könnte aber auch sein,
dass ich so früh am morgen noch nicht richtig ausgeschlafen habe
Das könnte eventuell auch die Erklärung dafür sein, dass mir nun die Autorenschaft
an einem Text von PhilippP (von mir nur zitiert) zugeschrieben wird.

Diese Verwechslung ist zwar kein großes Malheur, weil ich mit dem zitierten Text kein Problem
habe, aber der guten Ordnung halber soll es doch richtiggestellt werden.

PhilippP hat übrigens in der Themengruppe "Philosophie Allgemein" den Thread "Sinnvorstellungen"
gestartet, in dem ebenfalls die menschliche Sehnsucht nach Sinnhaftigkeit beleuchtet wird.


Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden.
 
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AW: Das Streben nach dem Sinn

Antrieb durch "Sehnsucht nach Sinnhaftigkeit" (rein emotional),
Durchführung "Sinnsuche i.e.S." (gemischt emotional/rational),
und Wirkung des Ergebnisses (gemischt emotional/rational).
Morgengedanken:
Die Sehnsucht nach Sinnhaftigkeit kann nicht rein emotional sein, da man rein emotional keinen Sinn definieren kann. Die Sehnsucht nach Sinnhaftigkeit kann nicht rein rational sein, da man Sehnsucht nicht kennt.

Ich würde dann schon eher sagen, das die Sehnsucht nach Sinnhaftigkeit gerade durch das Gemisch von emotional und rational zustande kommt. Die Relation ist sozusagen der Antrieb.

Was hälst du davon?

fussel
 
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