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Das Böse in unserer Welt

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AW: Das Böse in unserer Welt


Na, da habe ich eben (zufällig) noch etwas gefunden:

Würden wir Menschen nach der Bergpredigt handeln, dann könnten wir
überall Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit verwirklichen.
Jeden Tag übersteigt dies die Kräfte unserer Natur.
Das ist aber kein Grund für politische Enthaltung oder Resignation,
sondern ein Antrieb.
Nur darf niemand die Bergpredigt dazu mißbrauchen,
um auf Erden ein von Menschenhand geschaffenes Paradies zu versprechen.

- Richard von Weizsäcker
(Bundespräsident a.D.), in einem Gespräch mit dem
Magazin FOCUS am 27. November 1995
 
AW: Das Böse in unserer Welt

...und ob diese gesellschaft religiös ist, oder nicht...
in einem fall heißt das Böse Satan, in anderem ist es eine explizit implizite definition, die mit geister nichts zu tun hat....

Das ist ein m. E. sehr interessanter Aspekt. Die Formulierung: " ..... ist es eine explizit implizite Definition ..... " gefällt mir sehr gut. Ich habe gerade ein bisschen nachgelesen: Eine implizite oder indirekte Definition bedient sich immer sog. Axiome. Bei der gegenständlichen Definition wären Moral bzw. Verwerflichkeit die Axiome, oder seh ich das falsch?

aber es ist da, offensichtlich oder raffiniert und lässt die welt nicht in ruhe.
ich schlage vor über seinem gegenpol so ausgiebig zu diskutieren, aber wahrscheinlich wird das nicht genug interessant, denn das böse zieht paradoxerweise die menschliche neugier mehr, viel mehr an...

Das animierte mich spontan zu einem zynischen Gedankengang:
Die klassische Definition des "Guten" lt. Platon und Aristoteles lautet:
"Das Gute ist das, wonach alles strebt."
Wenn das Böse die menschliche Neugier mehr anzieht als das Gute, dann wäre das Böse ja eigentlich das Gute .....

Wie heißt es doch in Journalistenkreisen: "Only bad news are good news."
 
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AW: Das Böse in unserer Welt

Die Formulierung: " ..... ist es eine explizit implizite Definition ..... " gefällt mir sehr gut. Ich habe gerade ein bisschen nachgelesen: Eine implizite oder indirekte Definition bedient sich immer sog. Axiome. Bei der gegenständlichen Definition wären Moral bzw. Verwerflichkeit die Axiome, oder seh ich das falsch?
nein, du siehst es richtig, genau so... wobei die verwechslung zu: implizit explizite definition wäre schon falsch..


Das animierte mich spontan zu einem zynischen Gedankengang:
Die klassische Definition des "Guten" lt. Platon und Aristoteles lautet:
"Das Gute ist das, wonach alles strebt."
Wenn das Böse die menschliche Neugier mehr anzieht als das Gute, dann wäre das Böse ja eigentlich das Gute .....
:D:D:D
ok, wenn das platon und aristoteles so meinen..., dann muss es auch stimmen. aber wie haben das die herren in wirklichkeit gemeint? abgesehen davon, irgendwie neige ich deinem "zynismus" mit ehrfurcht zuzustimmen...dann kennt sich wirklich niemand mehr aus..
 
AW: Das Böse in unserer Welt

Na von Lebewesen allgemein war dort wohl nicht die Rede. Da geht es allein um Menschen.

Zitat aus der "Bergpredigt", NT, Mt 7,12:
"Alles nun, was ihr wollt, dass die Menschen euch tun sollen, ebenso sollt ihr auch ihnen tun; denn das ist das Gesetz und die Propheten."
Ich glaube, da muss ich dir Recht geben. Ich habe halt in meiner
"großzügigen" Art gleich alle Lebewesen mit eingeschlossen.


Das hast du richtig verstanden. Kein Strafgesetzbuch verhindert kriminelle Handlungen. Im Gegenteil. Es ist ähnlich wie die Diskussion um das "Böse" selbst. Je weniger Verbote es gibt, desto weniger Übertretungen gibt es.**
Nimm mal als Beispiel die Abtreibung, oder homosexuelle Handlungen.

Unsere Gesetzbücher sind voll mit Ge-und Verboten. Nur die wenigsten haben einen wirklichen Wert, das heißt, eine Legalisierung würde keinen Sinn machen, da die Täter zum Wohle der Gesellschaft weggesperrt werden müssen, wohlgemerkt NACH der Tat, da auch in diesen Fällen eine Prävention nicht möglich ist.

Ich möchte die Beispiele Abtreibungen und homosexuelle Handlungen ausklammern, da m. E. solche "Reizthemen" vom Kern der Problematik zu sehr ablenken würden.

**:
Naja, is ja völlig logisch. Wenn es kein Gesetz gibt, kann man es auch nicht übertreten.
Das bedeutet aber nicht gleichzeitig, dass das zum Wohle der Gesellschaft ist. Ergo müssen bestimmte Handlungen, auch ohne dass sie einen Gesetzesbruch darstellen, bei Menschen ein "Unwohlsein" auslösen. Eben daraus entsteht wahrscheinlich das Bedürfnis nach einer gesetzlichen Regelung.

Wie soll eine Gesetzgebung das Wohlbefinden der Individuen steigern? Das musst du mir schon noch näher erklären. Es geht mir übrigens nicht um Egozentriker, die die allgemeinen Normen nicht akzeptieren, sondern um ein Grundprinzip.
Ich glaube beispielsweise nicht, dass ohne ein Verbot von Mord jedermann hurtig drauflostöten würde, oder Männer reihenweise fremde Frauen gegen deren Willen bespringen würden, wenn es dazu keine Strafandrohung gäbe.

Denke einmal nur an den Straßenverkehr: Kein Mensch wird bei der heutigen Verkehrsdichte bezweifeln, dass allgemeine Normen (Gebote/Verbote) nötig sind, um ein totales Chaos zu verhindern.
Das müsste eigentlich auch zu deinem Wohle sein, da eine gewisse, eben durch Gesetzgebung bedingte Ordnung die allgemeine Sicherheit und somit auch deine Sicherheit erhöht.

Ich habe schon den Eindruck, dass hohe Strafen, z. B. bei Geschwindigkeitsübertretungen, auf die meisten Kraftfahrzeuglenker abschreckend oder präventiv wirken. Das dient ja letztlich indirekt auch deiner persönlichen Sicherheit und somit deinem Wohle, oder siehst du das nicht so?
Zum Töten und Bespringen (wäre aber sehr sportlich, oder?) möchte ich bemerken, dass sog. Affekt - od. Triebhandlungen gesetzlich natürlich schwer in den Griff zu bekommen sind.
 
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AW: Das Böse in unserer Welt

nein, du siehst es richtig, genau so... wobei die verwechslung zu: implizit explizite definition wäre schon falsch..

:D:D:D
ok, wenn das platon und aristoteles so meinen..., dann muss es auch stimmen. aber wie haben das die herren in wirklichkeit gemeint? abgesehen davon, irgendwie neige ich deinem "zynismus" mit ehrfurcht zuzustimmen...dann kennt sich wirklich niemand mehr aus..

Freut mich, wenn etwas richtig sehe. Eine implizit explizite Definition, gibt's sowas, rein theoretisch, überhaupt? Ich mein, das Einschliessen einer ausdrücklichen Definition? Doch jetzt, wo ich's lese, glaube ich schon, dass es sowas gibt.

Platon und Aristoteles haben, soweit ich das jedenfalls beurteilen kann, wirklich nur "Das Gute" definieren wollen.

Aber weiter geht's mit der deduktiven Konklusion:
"Strebt alles nach dem Guten, so streben auch alle Menschen danach." *

Abgewandelt könnte man so formulieren:
"Das Gute ist das, wonach jeder Mensch strebt." *

Jedoch ist diese Definition auch sehr fragwürdig, denn:
Jeder Mensch scheint nach Lust zu streben.
Aber ist auch die Lust eines Sadisten gut? *


* Da ich mich nicht mit fremden Federn schmücken möchte, gebe ich die Quelle dieser Überlegungen bekannt:
Rafael Ferber, Philosophische Grundbegriffe, ISBN 3-406-45654-5.

p.s.: Bei Zynismen kennt sich kaum wer aus.
 
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AW: Das Böse in unserer Welt

Hallo Harald,
was und wie Du schreibst, lese ich gerne (mal durch). :blume1:

Aus so etwas z.B.:

Kein Mensch wird bei der heutigen Verkehrsdichte bezweifeln,
dass allgemeine Normen (Gebote/Verbote) nötig sind, um ein
totales Chaos zu verhindern.

Witzigerweise haben wir (früher) oft erlebt, wie
die Italiener (die Spanier? u.a.) in ihrem "totalen
Chaos" (anscheinend?) besser zurechtkamen
als wir hier im (relativ) hohen Norden. - Gebote
und Verbote gab es "da unten" wahrscheinlich
auch schon in Hülle und (Über-)Fülle.

Aus seinem (verkehrsfreien) Schreibbüro
(mit Lese- und Schlafliege)
grüßt
Reinhard70
 
AW: Das Böse in unserer Welt

Denke einmal nur an den Straßenverkehr: Kein Mensch wird bei der heutigen Verkehrsdichte bezweifeln, dass allgemeine Normen (Gebote/Verbote) nötig sind, um ein totales Chaos zu verhindern.

Die Regeln im Straßenverkehr regulieren wie man fährt. Insofern haben sie nicht wirklich eine vorbeugende Wirkung, sondern sind schlicht notwendig. Da handelt es sich nicht um Verbote wie im Strafgesetzbuch, sondern um Verbote im Rahmen von Regelungen, um Spielregeln also.
Wo immer es sich im praktischen Gebrauch ergibt, dass diese Regeln sinnlos scheinen, werden sie auch flugs übertreten, beispielsweise eine Stoptafel, wenn sich offensichtlich kein Fahrzeug in der Nähe befindet, oder Geschwindigkeitsbegrenzungen auf leerer Straße bei Nacht. Die Strafandrohungen helfen dagegen nicht.

Das müsste eigentlich auch zu deinem Wohle sein, da eine gewisse, eben durch Gesetzgebung bedingte Ordnung die allgemeine Sicherheit und somit auch deine Sicherheit erhöht.

Ich habe schon den Eindruck, dass hohe Strafen, z. B. bei Geschwindigkeitsübertretungen, auf die meisten Kraftfahrzeuglenker abschreckend oder präventiv wirken. Das dient ja letztlich indirekt auch deiner persönlichen Sicherheit und somit deinem Wohle, oder siehst du das nicht so?

Wie schon gesagt, bin ich nicht der Meinung. In vielen Fällen diesen sie noch nicht mal der Sicherheit, sondern nur dem Zweck des Abkassierens durch die Polizei. Netterweise helfen einander da die Autofahrer, zwar illegal, aber hartnäckig, indem sie sich gegenseitig warnen.

Trinker fahren Auto, wohl wissend, dass sie das nicht dürfen, dass es gefährlich ist UND die Strafen hoch sind. Ich habe da noch keine Selbsteinschränkungen erlebt.

Zum Töten und Bespringen (wäre aber sehr sportlich, oder?) möchte ich bemerken, dass sog. Affekt - od. Triebhandlungen gesetzlich natürlich schwer in den Griff zu bekommen sind.

Ich meine, eine große Mehrheit der Menschen lebt freiwillig und ungezwungen gemäß den ungeschriebenen Gesetzen ihrer Gesellschaft. Sie bedürfen der Abschreckung durch Strafgesetze nicht. Die anderen, die diese Gesetze übertreten, tun das trotz Strafandrohung.
Viel Prävention sehe ich da nicht, aber immerhin eine Regelung für den Fall der Gesetzesübertretung. Ob die in jedem Fall Sinn macht bleibe dahingestellt.
 
AW: Das Böse in unserer Welt

Schuld ist wie Unschuld immer persönlich.
- Richard von Weizsäcker
(Bundespräsident a.D.), in seinem Gespräch mit dem
Magazin FOCUS am 27. November 1995
______________________________________

P.S.: Ich denke, dieser kurze Satz passt
(prima) zu Thema - und ist selbstverständlich
auch diskutabel.

Im genannten Gespräch ging es gerade um
Kollektivschuld.
 
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...
Ich meine, eine große Mehrheit der Menschen lebt freiwillig und ungezwungen gemäß den ungeschriebenen Gesetzen ihrer Gesellschaft. Sie bedürfen der Abschreckung durch Strafgesetze nicht. Die anderen, die diese Gesetze übertreten, tun das trotz Strafandrohung.
Viel Prävention sehe ich da nicht, aber immerhin eine Regelung für den Fall der Gesetzesübertretung. Ob die in jedem Fall Sinn macht bleibe dahingestellt.
also du teilst die gesellschaft in die mehrheit, die sich freiwillig anpasst, und in die anderen, die keinen respekt vor der strafandrohung haben und darum die gesetze übertreten. aber was ist mit denen, die sich nicht freiwillig anpassen - und doch aus angst vor bestrafung die gesetze einhalten? in diesen fällen sind eben die "gestze" doch sinnvoll...
 
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