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Unabhängigkeit für Katalonien

Sehe ich auch so. Nur in dieser Allgemeinheit wird ja nichts über den Inhalt der freien Entscheidung ausgesagt. Viele Entscheidungen sind ja nicht :):) alternativlos.

Das ist die Frage, die es zu erörtern gäbe.
Wie will man denn prüfen, ob es bei einer Entscheidung eine Alternative gegeben hätte ?
Ist es nicht vielmehr eine unüberprüfbare Voraussetzung ? Wenn Herr A. Fisch bestellt obwohl auf der Speisekarte auch Fleisch steht gehen wir davon aus, dass er auch Fleisch hätte bestellen können.
Nur, wie will man das prüfen ob das auch wirklich so stimmt ?
Manche argumentieren so, dass Herr B. oder Frau C. Fleisch bestellt haben. Nur, wenn B. unc C. Fleisch bestellen heißt das nicht, dass A. das selbe hätte tun können. Man setzt womöglich voraus, dass A. alles tun kann (oder hätte können), was B. oder C. tun. Aber auch das ist nur eine unüberprüfbare Voraussetzung.
Andere argumentieren so, dass Herr A. an einem anderen Tag Fleisch und nicht Fisch bestellt hat, also an diesem Tag das auch hätte tun können. Aber, wenn man zum Zeitpunkt X etwas tut heißt das nicht, dass man Selbiges auch zum Zeitpunkt Y tun kann oder hätte können. Also geht auch dieser Schluss von einer unüberprüfbaren Voraussetzung aus.

Also, hier kommt man mit wissenschaftlichen Methoden nur begrenzt weiter.
Bei einer wissenschaftlichen Untersuchung bzw Aussage geht man von einer (im Idealfall beliebig oftmaligen) Wiederholbarkeit und Überprüfbarkeit des selben Szenarios aus.
Wenn ich einen Stein aus dem Fenster schmeiße und er kracht nach 3 Sekunden auf den Boden, dann kann ich das 100x machen und immer das selbe Ergebnis erhalten. Denn, die Gravitation ändert sich nicht mit der Zeit (wird mittels Induktion vorausgesetzt, da bislang keine Veränderung der Gravitation beobachtet wurde).
Aber, die momentanen Vorlieben von Menschen sind von so vielen Faktoren abhängig und so empfindlich bzw chaotisch, dass sich eine genaue Versuchswiederholung einfach nicht durchführen lässt.
Wenn Herr A. am 15. Dezember 2016 Fisch bestellt hat, dann kann man diesen Entscheidungsprozess nicht wiederholen. Denn, am 16. Dezember 2016 ist der Herr A. nicht mehr genau der selbe. Er ist um 1 Tag gealtert und hat zusätzliche Erfahrungen gemacht, die seine Entscheidung der Essenswahl durchaus mit beeinflussen. Also egal, was Herr A. am 16. Dezember 2016 bestellen wird, lässt keine exakten Schlüsse auf seine Entscheidungsmöglichkeiten am 15. Dezember 2016 zu.

Es ist wie bei einem einmaligen Wurf eines Würfels. Werfe ich einen Würfel und er zeigt die 4, dann kann ich überhaupt nicht aussagen, was er bei einem zweiten Wurf oder bei einer Vielzahl von Würfen zeigen würde. Sprich, ich könnte nicht sagen, ob er bei diesem Wurf etwas Anderes als die 4 hätte zeigen können. Da der Würfel bei genauer Betrachtung nur der Physik folgt, also keine eigene Entscheidungsmöglichkeit hat, würde zusätzlich der Zufall bzw die Alternativen "irgendwo" außerhalb des Würfels zu finden sein - aber das nur abseits erwähnt. Ist er ein "idealer Würfel", bei dem die Wahrscheinlichkeit aller 6 Möglichkeiten jeweils gleich groß ist oder ist der gezinkt und kann nur die 4 zeigen ?
Im Gegensatz zur menschlichen Entscheidung kann ich aber beim Würfel mehrere Würfe durchführen und schauen, wie sich der Würfel verhält. Das aber auch nur unter der Voraussetzung, dass sich die Zustände vor dem Wurf ausreichend gleichen. Sieht man ganz genau hin, ist der Würfel auch nicht immer exakt der gleiche. Denn, bei jedem Wurf, bei jeder Berührung verändert er sich minimal. Eine andere Luftfeuchtigkeit/andere Temperatur führt zu unterschiedlichen Benetzungen durch Luftfeuchtigkeit, bei jedem Kontakt mit Hand oder Tischplatte gibt es mikroskopischen Abrieb oder sonstige oberflächliche Veränderungen wie Fasern, Schweiß, chemische Reaktionen mit der Luft, etc...... Aber, wir setzen voraus, dass diese winzigen Veränderungen nicht signifikant sind. In der Tat aber bekommen sie mit der Zeit Relevanz. Mit ein Grund, warum auch Casinos ihre Würfel immer wieder nach einer gewissen Zeit wechseln - auch wenn sich dem Laien kein offensichtlicher Grund dafür erschließt.
Das mal bei Seite gelassen heißt, der Würfel selbst ist beim 100. Wurf "der Selbe" wie beim 1. oder beim 20000 und die einzelnen Wurfergebnisse beeinflussen sich untereinander nicht.
Beim Menschen ist das nicht so. Eine Entscheidung hat mal mehr, mal weniger Einfluss auf alle künftigen Entscheidungen. Insofern ist das entsprechende Würfelexperiment, bei dem 20000 Würfe nicht mit immer dem selben Würfel, sondern mit 20000 verschiedenen Würfeln, bei denen jeder nur 1x geworfen wurde, das entsprechende.
Und auch, wenn man bei diesem Experiment eine gleichmäßige Verteilung der Wurfergebnisse (also jede Zahl wurde zu etwa 1/6 geworfen) erreicht, kann man mitnichten sagen, dass der 394. Würfel bei seinem Wurf irgendeine andere Zahl hätte zeigen können als die, die er tatsächlich gezeigt hat.
Also, die unvorhersagbare Verteilung der Ergebnisse muss also nicht durch die Unvorhersagbarkeit der einzelnen Würfe, sondern kann auch durch die Unvorhersagbarkeit der Zustände der Würfel (welche Zahl ist die, die der betrachtete Wüprfel ausschließlich zeigen kann ?) gegeben sein.

Fazit:
Um beurteilen zu können, ob Herr A. am 15. Dezember 2016 auch Fleisch statt Fisch bestellen hätte können, müsste man die Situation am 15. Dezember 2016 ausreichend exakt nachstellen können und hoffen, dass dabei Herr A. nicht aus Zufall immer das Selbe bestellen würde. Den weitgehenden Ausschluss des Zufalles könnte man durch eine ausreichend hohe Anzahl an Wiederholungen erlangen, aber die ausreichend exakte Nachstellung der Situation scheitert, wodurch man die Situation auch nicht ein einziges mal exakt nachstellen kann.
Und, was nicht ausreichend exakt nachstellbar ist, ist auch für die Wissenschaft nicht zugänglich. Und daher, dass eine Entscheidung Alternativen gehabt hätte ist ein Postulat, keine Erkenntnis.
 
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Also durch Meinungsterror eine Revolution herbeiführen und Spanien zerschlagen. Die Eta hats ja vorgemacht. Die Regierung sollte da hart durchgreifen. Schalom!
Die Basken haben Autonomierechte mit Gewalt bekommen.
Der "Meinungsterror" ums "Raus aus Spanien" wird von allen Parteien vertreten, die derzeit in Katalonien an der Macht sind.
Ich versuche das Anliegen zu verstehen: Leider wird es nach dem in der Verfassung vorgegeben Weg kaum gehen, weil die Mehrheit des Gesamtstaates maßgebend ist.
Vielleicht kann eine Vermehrung der Autonomierechte erreicht werden.
Von "außen" können die Katalonen nicht mit Unterstützung rechnen.
Man kann nur hoffen, daß es nicht zu einem Bürgerkrieg udgl. kommt.
 
Es gibt meiner Meinung nach keinen Staat, der in seiner Verfassung die Loslösung eines Staatsteiles vorsieht, egal ob föderalistisch oder nicht.
Krim war in dieser Hinsicht interessant: Putin wollte zuerst dort ein Referendum unter Aufsicht der ?OSZE abhalten - ??Poroschenko kam mit dem Argument: Das ist in der Verfassung nicht vorgesehen.
Siehe auch: http://derstandard.at/1392687774308...Finanzhilfe-von-der-Weltbank-fuer-die-Ukraine

Und hier?

http://www.zeit.de/politik/ausland/2017-09/irak-tuerkei-kurden-referendum
 
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